Zeitzeugenbefragungen im Geschichtsunterricht durchzuführen wird zwar in den Lehrplänen vieler Bundesländer empfohlen , doch kann sich diese Methode nur schwer an den Schulen etablieren. Gründe dafür sind nicht nur ein erheblicher Mehraufwand an Zeit und Arbeit, sowohl für Lehrer als auch für Schüler, welcher für die Vorbereitung, Durchführung und Organisation einer Zeitzeugenbefragung benötigt wird, sondern auch die Vorbehalte gegenüber den Erzählungen von Zeitzeugen und deren authentisch Darstellung der Vergangenheit.
Die Kritiken gegenüber der Methode der Oral History – wie sie in der Geschichtswissenschaft genannt wird – betreffen vor allem das menschliche Gedächtnis und dessen Unzuverlässigkeit. Andererseits erfreuen sich Zeitzeugenberichte und Autobiographien in den zeitgenössischen Medien immer größerer Beliebtheit. Stehen demnach die Kritiker der Methode der Oral History konträr zur gesellschaftlichen Akzeptanz von Erzählungen aus der Vergangenheit? Und welche Position müssen die Geschichtslehrer in dieser Diskussion beziehen?
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1 Einleitung
- 2 Begriffsklärung
- Teil I
- 3 Oral History in der Geschichtswissenschaft
- 3.1 Entstehung und Entwicklung der Oral History
- 3.1.1 Die Anfänge der Oral History
- 3.1.2 Legitimation
- 3.1.3 Nutzung
- 3.1.4 Etablierung in der Wissenschaft
- 3.2 Kritik an der Oral History
- 3.2.1 Kritik am Gedächtnis
- 3.2.2 Kritik an der Interviewpraxis
- 3.2.3 Fazit
- 3.3 Ziele der Oral History
- 3.4 Die Praxis der Oral History
- 3.5 Ergebnisse des Zeitzeugengespräches
- Teil II
- 4 Gedächtnis und Erinnerungen
- 4.1 Das Gedächtnis
- 4.1.1 Grundlagen und Voraussetzungen für die Bildung von Erinnerungen
- 4.1.2 Das episodische Gedächtnis
- 4.1.3 Gedächtnis und Emotionen
- 4.2 Individuelle Erinnerungen
- 4.2.1 Einfluss auf Wahrnehmung und Enkodierung
- 4.2.2 Einfluss auf Dekodierung
- 4.2.3 Verfälschte Erinnerungen
- 4.3 Die Tradierung von Erinnerungen in der Gesellschaft
- 4.4 Zusammenfassung: Ergebnisse für die geschichtswissenschaftliche Praxis
- Teil III
- 5 Zeitzeugenbefragung im Geschichtsunterricht
- 5.1 Warum Zeitzeugenbefragungen im Geschichtsunterricht?
- 5.2 Didaktische Überlegung zur Planung und Vorbereitung, Durchführung und Auswertung einer Zeitzeugenbefragung im Geschichtsunterricht
- 5.2.1 Planung und Vorbereitung der Zeitzeugenbefragung
- 5.2.2 Die Durchführung der Zeitzeugenbefragung
- 5.2.3 Die Auswertung einer Zeitzeugenbefragung
- 5.3 Probleme bei der Zeitzeugenbefragung
- 5.4 Zusammenfassung: Chancen durch Zeitzeugenbefragungen im Geschichtsunterricht
- 6 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Arbeit analysiert die Methode der Oral History in Bezug auf ihre Verwendung in der Geschichtswissenschaft und im Geschichtsunterricht. Sie befasst sich mit den Ursprüngen und der Entwicklung der Methode, sowie mit der Kritik an deren Zuverlässigkeit und den Möglichkeiten zur Implementierung im Schulunterricht.
- Die Entwicklung und Etablierung der Oral History in der Geschichtswissenschaft
- Die Kritik an der Methode der Oral History, insbesondere am Gedächtnis als Quelle
- Die didaktischen Herausforderungen und Möglichkeiten der Zeitzeugenbefragung im Geschichtsunterricht
- Die Frage nach der wissenschaftlichen Validität und der Relevanz von Zeitzeugenberichten in der historischen Forschung
- Die Bedeutung der methodischen Planung und Durchführung von Zeitzeugenbefragungen
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Das erste Kapitel gibt einen Überblick über die Methode der Oral History und ihre Bedeutung für die Geschichtswissenschaft. Es behandelt die Anfänge der Methode, ihre Legitimation und Verbreitung sowie die Kritik an ihrer Zuverlässigkeit. Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Gedächtnis als Grundlage für die Erinnerung und analysiert die Faktoren, die auf die Bildung von Erinnerungen Einfluss haben. Dabei werden die Funktionsweise des Gedächtnisses, die Entstehung von individuellen Erinnerungen und die Problematik der Verfälschung von Erinnerungen beleuchtet. Das dritte Kapitel widmet sich der Anwendung der Methode der Oral History im Geschichtsunterricht. Es thematisiert die Chancen und Herausforderungen der Zeitzeugenbefragung im Schulunterricht und diskutiert die didaktischen Aspekte der Planung, Durchführung und Auswertung von Zeitzeugenbefragungen.
Schlüsselwörter (Keywords)
Oral History, Zeitzeugenbefragung, Geschichtswissenschaft, Geschichtsunterricht, Gedächtnis, Erinnerung, Verfälschung, Didaktik, Methode, wissenschaftliche Validität, Zeitzeugenbericht.
- Quote paper
- Annegret Jahn (Author), 2010, Nichts als Unwahrheiten? Zeitzeugenbefragungen in der Geschichtswissenschaft und im Schulunterricht zum Kriegsende 1945, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/310401