Handout zu einem Referat zum Thema Verfassungspatriotismus, inklusive der Betrachtung der Positionen von Sternberger und Habermas.
Verfassungspatriotismus
I. Einleitung
Relevanz
- Bedeutungsverlust des Nationalstaates im Kontext der zunehmenden internationalen Zusammenarbeit
- Alternative zum nationalen Patriotismus
- Negative Konnotation des Begriffes Patriotismus
Nationaler Patriotismus
- Emotionale Verbundenheit mit einer Nation
- Bindungserzeugende Aspekte
- Ethnische
- Sprachliche
- Kulturelle
- Politische
- Historische
- Verstärkt durch Heroismus
II. Die Idee des Verfassungspatriotismus
Nationsverständnis
- Aufbauend auf den Grundzügen der Republik
- Gemeinsamer Wille sowie gemeinsame Geschichte stellt Bindung der Gemeinschaft her
- Menschen gelten als freie und gleiche Individuen
- Bürger integraler Bestandteil des politischen Gemeinwesens
Zentrale Gedanken
- Staatszugehörigkeit beruht nicht auf ethnischen oder sprachlichen Aspekten, sondern entsteht durch gemeinsam geteilte politische Werte
- Identifikation der Bürger mit den Prinzipien, Institutionen und Verfahren des Verfassungsstaates
- Universelle Grundprinzipien Freiheit und Gleichheit
- Garantiert Solidarität, Konsens und Partizipation
- Primär ein Bekenntnis seitens der Bürger zu den Grundwerten der Nation
- Sekundär eine Identifikation mit dem Staat und der Verfassung
- Politische Gemeinschaft entsteht nicht aus der Nation sondern ist der notwendige Bezugsrahmen für freie und gleiche Bürger
- Eine bedingungslose Akzeptanz des Staates und der Verfassung muss verhindert werden
Die „lebende Verfassung“ Sternbergers
- Ewige Unvollkommenheit der Verfassung
- Die Verfassung wird durch ihre Bürger gelebt
- Maßvolle Unzufriedenheit förderlich
- Bsp.: Bürgerinitiativen, Demonstrationen und Tarifverhandlungen
Habermas‘ Verständnis
- Stärkere Betonung des historischen Kontextes
- Ständiger Aufarbeitungsprozess der Vergangenheit
- Verfassungspatriotismus als Prozess zu verstehen
- Sicherstellung der Öffentlichkeit und der öffentlichen Debatte als zentrale Bürgerpflicht
Kritik
- Zu zweckrational und „Gefühlskalt“
- Keinerlei Bezug zu Land, Volk und Geschichte
III. Diskussion
„In Vielfalt geeint“– Nationaler Patriotismus erscheint im Kontext der fortschreitenden Europäisierung überholt.
Die Idee des Verfassungspatriotismus erscheint nicht zuletzt durch die fehlende emotionale Bindung der Bürger an eine Nation, gemeinsame Geschichte und Sprache als „blutlos“ und damit als realitätsfern.
Mit 7 Millionen im Staat lebenden Ausländern befindet sich Deutschland im obersten Drittel der EU-27. Bei diesem Tatbestand lässt sich an nationalen, an Abstammung und Sprache festgemachten Patriotismus schwerlich festhalten.
IV. Literaturangaben
Behrmann, Günter C./Schiele, Siegfried (Hrsg.) 1993: Verfassungspatriotismus als Ziel politischer Bildung? Wochenschau Verlag, Schwalbach/Ts.
Habermas, Jürgen 1990: Die nachholende Revolution. 1. Auflage, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main.
Kronberg, Volker 2009: „Verfassungspatriotismus“ im vereinten Deutschland. in: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Aus Politik und Zeitgeschichte, 2009/28, Societäts-Verlag, Bonn.
Merten, Detlef 1991: Vom Verfassungspatriotismus zum Verfassungsaktionismus? Verfassungsänderung und Verfassungsgebung im wiedervereinigten Deutschland. in: Ministerium der Justiz Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Mainzer Runde ‘91. Gespräche des rheinland-pfälzischen Staatsministers der Justiz mit Vertretern der Rechtswissenschaft, der Rechtsprechung und der Landesverwaltung in der Staatskanzlei, Mainz.
Müller, Jan-Werner 2010: Verfassungspatriotismus. Suhrkamp Verlag, Berlin.
Verfassungspatriotismus
I. Einleitung
Relevanz
- Bedeutungsverlust des Nationalstaates im Kontext der zunehmenden internationalen Zusammenarbeit
- Alternative zum nationalen Patriotismus
- Negative Konnotation des Begriffes Patriotismus
Nationaler Patriotismus
- Emotionale Verbundenheit mit einer Nation
- Bindungserzeugende Aspekte
- Ethnische
- Sprachliche
- Kulturelle
- Politische
- Historische
- Verstärkt durch Heroismus
II. Die Idee des Verfassungspatriotismus
Nationsverständnis
- Aufbauend auf den Grundzügen der Republik
- Gemeinsamer Wille sowie gemeinsame Geschichte stellt Bindung der Gemeinschaft her
- Menschen gelten als freie und gleiche Individuen
- Bürger integraler Bestandteil des politischen Gemeinwesens
Zentrale Gedanken
- Staatszugehörigkeit beruht nicht auf ethnischen oder sprachlichen Aspekten, sondern entsteht durch gemeinsam geteilte politische Werte
- Identifikation der Bürger mit den Prinzipien, Institutionen und Verfahren des Verfassungsstaates
- Universelle Grundprinzipien Freiheit und Gleichheit
- Garantiert Solidarität, Konsens und Partizipation
- Primär ein Bekenntnis seitens der Bürger zu den Grundwerten der Nation
- Sekundär eine Identifikation mit dem Staat und der Verfassung
- Politische Gemeinschaft entsteht nicht aus der Nation sondern ist der notwendige Bezugsrahmen für freie und gleiche Bürger
- Eine bedingungslose Akzeptanz des Staates und der Verfassung muss verhindert werden
Die „lebende Verfassung“ Sternbergers
- Ewige Unvollkommenheit der Verfassung
- Die Verfassung wird durch ihre Bürger gelebt
- Maßvolle Unzufriedenheit förderlich
- Bsp.: Bürgerinitiativen, Demonstrationen und Tarifverhandlungen
Habermas‘ Verständnis
- Stärkere Betonung des historischen Kontextes
- Ständiger Aufarbeitungsprozess der Vergangenheit
- Verfassungspatriotismus als Prozess zu verstehen
- Sicherstellung der Öffentlichkeit und der öffentlichen Debatte als zentrale Bürgerpflicht
Kritik
- Zu zweckrational und „Gefühlskalt“
- Keinerlei Bezug zu Land, Volk und Geschichte
III. Diskussion
„In Vielfalt geeint“– Nationaler Patriotismus erscheint im Kontext der fortschreitenden Europäisierung überholt.
Die Idee des Verfassungspatriotismus erscheint nicht zuletzt durch die fehlende emotionale Bindung der Bürger an eine Nation, gemeinsame Geschichte und Sprache als „blutlos“ und damit als realitätsfern.
Mit 7 Millionen im Staat lebenden Ausländern befindet sich Deutschland im obersten Drittel der EU-27. Bei diesem Tatbestand lässt sich an nationalen, an Abstammung und Sprache festgemachten Patriotismus schwerlich festhalten.
IV. Literaturangaben
Behrmann, Günter C./Schiele, Siegfried (Hrsg.) 1993: Verfassungspatriotismus als Ziel politischer Bildung? Wochenschau Verlag, Schwalbach/Ts.
Habermas, Jürgen 1990: Die nachholende Revolution. 1. Auflage, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main.
Kronberg, Volker 2009: „Verfassungspatriotismus“ im vereinten Deutschland. in: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Aus Politik und Zeitgeschichte, 2009/28, Societäts-Verlag, Bonn.
Merten, Detlef 1991: Vom Verfassungspatriotismus zum Verfassungsaktionismus? Verfassungsänderung und Verfassungsgebung im wiedervereinigten Deutschland. in: Ministerium der Justiz Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Mainzer Runde ‘91. Gespräche des rheinland-pfälzischen Staatsministers der Justiz mit Vertretern der Rechtswissenschaft, der Rechtsprechung und der Landesverwaltung in der Staatskanzlei, Mainz.
Müller, Jan-Werner 2010: Verfassungspatriotismus. Suhrkamp Verlag, Berlin.
Sternberger, Dolf 1990: Verfassungspatriotimus. in: Haungs, Peter/Landfried, Klaus/Orth, Elsbet/Vogel, Berhard (Hrsg.): Dolf Sternberger Schriften, Band 10, Insel Verlag, Frankfurt am Main.
Häufig gestellte Fragen
Was ist die Relevanz des Themas Verfassungspatriotismus?
Die Relevanz ergibt sich aus dem Bedeutungsverlust des Nationalstaates im Kontext zunehmender internationaler Zusammenarbeit und als Alternative zum nationalen Patriotismus. Zudem spielt die negative Konnotation des Begriffs Patriotismus eine Rolle.
Was versteht man unter nationalem Patriotismus?
Nationaler Patriotismus ist eine emotionale Verbundenheit mit einer Nation, basierend auf ethnischen, sprachlichen, kulturellen, politischen und historischen Aspekten, oft verstärkt durch Heroismus.
Wie wird die Nation im Kontext des Verfassungspatriotismus verstanden?
Das Nationsverständnis baut auf den Grundzügen der Republik auf. Ein gemeinsamer Wille und eine gemeinsame Geschichte stellen die Bindung der Gemeinschaft her. Menschen gelten als freie und gleiche Individuen und Bürger als integraler Bestandteil des politischen Gemeinwesens.
Welche zentralen Gedanken stehen hinter der Idee des Verfassungspatriotismus?
Die Staatszugehörigkeit basiert nicht auf ethnischen oder sprachlichen Aspekten, sondern auf gemeinsam geteilten politischen Werten. Bürger identifizieren sich mit den Prinzipien, Institutionen und Verfahren des Verfassungsstaates, insbesondere mit den universellen Grundprinzipien Freiheit und Gleichheit. Dies garantiert Solidarität, Konsens und Partizipation. Es ist primär ein Bekenntnis zu den Grundwerten und sekundär eine Identifikation mit Staat und Verfassung. Die politische Gemeinschaft entsteht nicht aus der Nation, sondern ist der notwendige Bezugsrahmen für freie und gleiche Bürger. Eine bedingungslose Akzeptanz von Staat und Verfassung soll verhindert werden.
Was bedeutet die „lebende Verfassung“ nach Sternberger?
Sternberger betont die ewige Unvollkommenheit der Verfassung und dass sie durch ihre Bürger gelebt wird. Maßvolle Unzufriedenheit, ausgedrückt durch Bürgerinitiativen, Demonstrationen und Tarifverhandlungen, wird als förderlich angesehen.
Wie versteht Habermas den Verfassungspatriotismus?
Habermas betont den historischen Kontext und einen ständigen Aufarbeitungsprozess der Vergangenheit. Er versteht Verfassungspatriotismus als Prozess und sieht die Sicherstellung der Öffentlichkeit und der öffentlichen Debatte als zentrale Bürgerpflicht.
Welche Kritik wird am Verfassungspatriotismus geäußert?
Kritiker bemängeln, dass der Verfassungspatriotismus zu zweckrational und "gefühlskalt" sei und keinerlei Bezug zu Land, Volk und Geschichte habe.
Was wird im Diskussionsteil des Textes angesprochen?
Der Diskussionsteil thematisiert die Überholtheit des nationalen Patriotismus im Kontext der Europäisierung, die fehlende emotionale Bindung im Verfassungspatriotismus und die Herausforderungen angesichts einer großen Anzahl von Ausländern im Staat.
- Citation du texte
- Bachelor of Arts Patrick Krüger (Auteur), 2012, Verfassungspatriotismus bei Habermas und Sternberg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/310503