Die Frau im Mittelalter - immerzu den Blick gesenkt und demütig dem Gatten, Gott und der Gesellschaft dienlich?
Dieses Frauenbild ist in der heutigen Gesellschaft kaum noch vorstellbar. Jedoch kann diese Wahrnehmung der Rolle der Frau im Mittelalter zugesprochen werden: "Frauen sind labil, führen andere in Versuchung, sind zänkisch, herrisch und stets bemüht, den Mann zu unterjochen und ihn jeder Lebensfreude zu berauben. Frauen sind für den Mann erschaffen worden und haben sich ihm deshalb zu unterwerfen. Von Natur aus minderwertig, sind sie dem Mann körperlich und geistig unterlegen.“
Dieses Zitat wurde sinngemäß aus einer kirchlichen Schrift des Mittelalters von Kirchvater Augustinus übernommen. Schlug sich diese Auffassung in der Behandlung und im Ansehen der Frau gleichermaßen nieder? Oder war das gesellschaftliche Bild der Frau abweichend von der kirchlich stark geprägten Haltung gegenüber Frauen?
Im Folgenden wird die Stellung der adeligen Frau am Hofe untersucht. Einerseits wird die Beziehung zwischen Ehemann und Ehefrau und das Leben der Frau innerhalb der Ehe beleuchtet. Des Weiteren wird näher auf ihre Rechte und Pflichten eingegangen.
Einen großen Gegensatz zu diesem klar definierten, unterordnenden Frauenbild bietet der Minnesang. Dabei handelt es sich um eine Form der adeligen Gesellschaftsdichtung, welche circa seit dem zwölften Jahrhundert stark praktiziert wurde.
Die Beleuchtung des Beispiels „Ich wirbe umbe allez, daz ein man“ von Reinmar dem Alten soll dabei das in der Minne geschilderte Machtverhältnis zwischen Mann und Frau verdeutlichen. Da der Minnesang eher von mittel bis besser gestellten Rittern und angesehenen Dichtern praktiziert wurde, die sich hauptsächlich am Hofe aufhielten und folglich auch höfische Damen besangen und beschrieben, wird in der Hausarbeit, um realistische Vergleiche anstellen zu können, lediglich das Leben und die Stellung der Frau am Hofe behandelt und untersucht.
Bei der Betrachtung dieser Aspekte stellt sich somit die Frage, inwieweit Realität und Lyrik übereinstimmten und wie es trotz des verfestigten, eher negativen Frauenbildes zu solchen Lobgesängen auf das weibliche Geschlecht kommen konnte. Des Weiteren liegt die Vermutung nahe, dass die Minne die soziale Stellung der Frau veränderte. Ob und wieweit dies geschah, soll im Laufe der Arbeit geklärt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Die Stellung der adeligen Frau im Mittelalter
- 2.1 Die Beziehung zwischen Ehemann und Ehefrau
- 2.2 Handlungsspielräume hochadeliger Frauen als Witwe
- 3 Der Minnesang
- 3.1 Das Machtverhältnis zwischen Mann und Frau im Minnesang
- 3.2 Vergleich der Stellung der Frau in Realität und Minnesang
- 4 Die unterschiedliche Entwicklung der Stellung der Frau im Raum des heutigen Europa
- 5 Conclusio
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die gegensätzlichen Frauenbilder im Mittelalter, indem sie die Stellung der adeligen Frau am Hofe mit dem Bild der Frau im Minnesang vergleicht. Ziel ist es, die Diskrepanz zwischen der gesellschaftlichen Realität und der idealisierten Darstellung im Minnesang aufzuzeigen und zu analysieren, inwieweit der Minnesang die soziale Stellung der Frau beeinflusste.
- Die Stellung der adeligen Frau im Mittelalter und ihre Abhängigkeit vom Ehemann.
- Das Machtverhältnis zwischen Mann und Frau im Minnesang.
- Der Vergleich zwischen dem realen Frauenbild und seiner Darstellung im Minnesang.
- Die Rolle der Ehe im Kontext von Politik und Wirtschaft.
- Regionale Unterschiede in der Entwicklung der Frauenrolle im heutigen Europa.
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der gegensätzlichen Frauenbilder im Mittelalter ein und stellt die Forschungsfrage nach der Diskrepanz zwischen dem kirchlich geprägten, negativen Frauenbild und der Realität, insbesondere am Hofe. Sie skizziert den methodischen Ansatz, der die Analyse der Stellung der adeligen Frau und die Untersuchung des Minnesangs umfasst, um einen Vergleich zwischen Realität und Lyrik zu ermöglichen. Die Arbeit konzentriert sich auf das Spätmittelalter und den Adel, da hier die relevantesten Quellen verfügbar sind.
2 Die Stellung der adeligen Frau im Mittelalter: Dieses Kapitel behandelt die gesellschaftliche Position der adeligen Frau im Mittelalter, die als Randgruppe innerhalb der Geschlechtersforschung betrachtet wird. Aufgrund der begrenzten Quellenlage konzentriert sich die Analyse auf das Spätmittelalter. Es wird herausgestellt, dass die Ehe im Hochadel primär wirtschaftliche und politische Ziele verfolgte, die Heiratswahl weniger die individuellen Bedürfnisse der Beteiligten berücksichtigte. Die Frau unterlag der uneingeschränkten Kontrolle des Ehemannes und war für ein harmonisches Zusammenleben verantwortlich. Das Scheitern der Ehe wurde in der Regel der Frau angelastet.
3 Der Minnesang: Dieses Kapitel analysiert den Minnesang als eine Form höfischer Gesellschaftsdichtung, die im Gegensatz zum realen Frauenbild am Hofe eine idealisierte Darstellung der Frau bietet. Anhand eines Beispiels von Reinmar dem Alten wird das im Minnesang dargestellte Machtverhältnis zwischen Mann und Frau beleuchtet. Der Fokus liegt auf der Frage, wie trotz des negativen Frauenbildes in der Gesellschaft Lobgesänge auf das weibliche Geschlecht entstehen konnten und ob der Minnesang die soziale Stellung der Frau beeinflusste. Es wird der Gegensatz zwischen Realität und Lyrik herausgearbeitet.
Schlüsselwörter
Frauenbild, Mittelalter, Adel, Minnesang, Ehe, Machtverhältnis, Geschlechterrollen, höfische Gesellschaft, Spätmittelalter, Realität, Lyrik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: "Gegensätzliche Frauenbilder im Mittelalter"
Was ist der Gegenstand der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die gegensätzlichen Frauenbilder im Mittelalter. Sie vergleicht die tatsächliche Stellung adeliger Frauen am Hof mit ihrem idealisierten Bild im Minnesang, um die Diskrepanz zwischen Realität und lyrischer Darstellung aufzuzeigen und deren Einfluss auf die soziale Stellung der Frau zu analysieren.
Welche Zeitperiode und soziale Gruppe stehen im Mittelpunkt der Untersuchung?
Der Fokus liegt auf dem Spätmittelalter und der adeligen Frau am Hof, da hier die relevantesten Quellen verfügbar sind. Die Arbeit konzentriert sich auf den Hochadel.
Welche Aspekte der Stellung der adeligen Frau werden behandelt?
Die Arbeit analysiert die Abhängigkeit der adeligen Frau vom Ehemann, die Rolle der Ehe in Politik und Wirtschaft, und die Handlungsspielräume, die hochadeligen Frauen beispielsweise als Witwen hatten. Es wird herausgestellt, dass die Ehe oft von wirtschaftlichen und politischen Erwägungen geprägt war.
Wie wird der Minnesang in die Analyse einbezogen?
Der Minnesang wird als Form höfischer Gesellschaftsdichtung betrachtet, die ein idealisiertes Frauenbild präsentiert, im Gegensatz zur Realität am Hof. Die Arbeit untersucht das Machtverhältnis zwischen Mann und Frau im Minnesang und vergleicht dieses mit der tatsächlichen sozialen Stellung der Frau. Ein Beispiel von Reinmar dem Alten wird hierfür analysiert.
Welche Forschungsfrage steht im Zentrum der Arbeit?
Die zentrale Forschungsfrage ist, wie groß die Diskrepanz zwischen dem realen Frauenbild und der idealisierten Darstellung im Minnesang ist, und inwieweit der Minnesang die soziale Stellung der Frau beeinflusste.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Stellung der adeligen Frau im Mittelalter, ein Kapitel zum Minnesang, ein Kapitel zu regionalen Unterschieden in der Entwicklung der Frauenrolle im heutigen Europa und eine Conclusio.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Frauenbild, Mittelalter, Adel, Minnesang, Ehe, Machtverhältnis, Geschlechterrollen, höfische Gesellschaft, Spätmittelalter, Realität, Lyrik.
Welche Methode wird angewendet?
Die Arbeit kombiniert die Analyse der Stellung der adeligen Frau mit der Untersuchung des Minnesangs, um einen Vergleich zwischen Realität und Lyrik zu ermöglichen. Der methodische Ansatz wird in der Einleitung skizziert.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf Quellen des Spätmittelalters, da hier die relevantesten Quellen für die Untersuchung der Stellung adeliger Frauen verfügbar sind. Die genaue Quellenangabe findet sich im Haupttext.
- Citation du texte
- Lisa Kaufmann (Auteur), 2013, Höfische Frauenbilder im Mittelalter zwischen Ablehnung und Anbetung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/310832