Giegold/Embshoff definieren Solidarische Ökonomie als Formen des Wirtschaftens, die menschliche Bedürfnisse auf der Basis freiwilliger Kooperation, Selbstorganisation und gegenseitiger Hilfe befriedigen (vgl. Giegold/Embshoff, 2008:12). Ein Zentrum Solidarischer Ökonomie befindet sich in Lateinamerika. In Brasilien wurde ein eigenes Staatssekretariat unter der Leitung des Ökonomen Paul Singer für Solidarische Ökonomie gegründet. Bereits 2006 konnten mehr als 14000 solidarökonomische Zusammenhänge registriert werden.
Die Solidarische Ökonomie in Brasilien ist nicht nur ein zunehmend bedeutender Wirtschaftsfaktor, sondern wird auch von Gewerkschaften, Kirchen und Universitäten in eigenen Incubadoras (zu Deutsch „Brutkästen“), bestehend aus ProfessorInnen, StudentInnen und UniversitätsmitarbeiterInnen, aktiv und mit viel Engagement politisch und sozial unterstützt. In Brasilien werden solidarökonomische Genossenschaften als eine Reaktion in Form der Selbsthilfe und Selbstorganisation gesehen. Vom Konkurs bedrohte Unternehmen werden von den ArbeiterInnen besetzt und weitergeführt. Die Organisationsform wird dabei in demokratischer und solidarischer Form gehalten während die Produktionsstruktur in der Regel unverändert bleibt und daher der bereits bestehende finanzieller Druck auf die ArbeiterInnen übertragen wird.
Nicht nur in Brasilien sondern weltweit entwickeln sich alternative Wirtschafts-, Arbeits – und Lebensformen, die den widrigen ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen ein selbstbestimmtes und solidarisches Miteinander entgegenstellen. Selbstverwaltete Betriebe, Betriebsbesetzungen, wiederinstandgesetzte Betriebe, Genossenschaften, landwirtschaftliche Direktvermarktung, Wohnprojekte, Tauschringe oder fairer Handel sind nur einige Beispiele. Sie alle zeigen, dass anders wirtschaften solidarisch – und ohne dem Profitprinzip gehorchen zu müssen (Non Profit) – gestaltet werden kann.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Stand der Forschung
- Methoden
- Theoretische Grundlagen
- Eine kurze Geschichte der Genossenschaftstheorie
- Struktur und Funktion in „primitive Gesellschaften“
- Der Strukturfunktionalismus nach Talcott Parsons
- Die Struktur sozialen Handelns
- DAS AGIL-Schema
- Rollentheorie
- Vom Protest zur Partizipation
- Soziale Bewegungen in Lateinamerika seit Beginn des 20 Jahrhunderts...
- Zeitphasen lateinamerikanischer Geschichte
- Soziale Bewegungen in Brasilien ........
- Definitionsansätze und theoretische Überlegungen....
- Aktualität und Perspektiven sozialer Bewegungen....
- Solidarökonomie
- Was ist solidarische Ökonomie?
- Historischer Auszug.
- Die brasilianische Solidarökonomie
- Wichtige Akteure im Sektor der Solidarökonomie......
- Die ANTEAG
- Entstehung und Entwicklung der Landlosenbewegung in Brasilien (MST)
- Die Rolle der Gewerkschaften .........
- Die Rolle der Kirche und Caritas.
- Die Rolle des Staates (SENAES)...
- Statistik.
- Beispiele für selbstverwaltete Betriebe in Brasilien
- Cooperminas
- Catende Harmonia...
- Die Ziele
- Schlussfolgerungen..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Diplomarbeit untersucht die betriebliche Selbstverwaltung im Kontext solidarökonomischer Genossenschaften in Brasilien. Das Ziel ist es, die Herausforderungen und Chancen dieser Organisationsform zu beleuchten, sowie die Rolle des Staates, der Gewerkschaften und zivilgesellschaftlicher Akteure bei der Förderung der solidarischen Ökonomie zu analysieren.
- Die Geschichte und Entwicklung solidarökonomischer Genossenschaften in Brasilien
- Die theoretischen Grundlagen der Selbstverwaltung und solidarischen Ökonomie
- Die Rolle des Staates und anderer Akteure bei der Förderung solidarökonomischer Genossenschaften
- Beispiele für erfolgreiche selbstverwaltete Betriebe in Brasilien
- Die Herausforderungen und Chancen der betrieblichen Selbstverwaltung im Kontext der solidarischen Ökonomie
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung führt in das Thema der Diplomarbeit ein und skizziert den Stand der Forschung. In Kapitel 2 werden die theoretischen Grundlagen der Genossenschaftstheorie und des Strukturfunktionalismus nach Talcott Parsons erörtert. Kapitel 3 beleuchtet die Geschichte und Entwicklung sozialer Bewegungen in Lateinamerika und Brasilien, mit Fokus auf die Entstehung von Solidarökonomie-Initiativen. Kapitel 4 behandelt das Konzept der solidarischen Ökonomie, sowohl allgemein als auch im Kontext Brasiliens. Kapitel 5 analysiert die Rolle verschiedener Akteure, wie ANTEAG, MST, Gewerkschaften, Kirche und Staat, bei der Förderung der solidarischen Ökonomie.
Kapitel 6 präsentiert statistische Daten zur Verbreitung von solidarökonomischen Genossenschaften in Brasilien. Kapitel 7 stellt anhand konkreter Beispiele selbstverwaltete Betriebe in Brasilien vor und diskutiert deren Herausforderungen und Chancen.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Solidarökonomie, Genossenschaften, Selbstverwaltung, betriebliche Selbstorganisation, Brasilien, soziale Bewegungen, Gewerkschaften, Kirche, Staat, ANTEAG, MST, Cooperminas, Catende Harmonia.
- Quote paper
- Arzo Faizie (Author), 2012, Solidarökonomische Genossenschaften. Betriebliche Selbstverwaltung in Brasilien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/311047