Das Verständnis von Herrschaft und allem voran deren Legitimation hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer weiter gewandelt. Die vorliegende Arbeit beinhaltet eine Betrachtung des Eneasromans anhand dieser Aspekte. Wenngleich aufgrund des begrenzten Umfangs keinesfalls alle Details erfasst werden können, so besteht doch der Anspruch, einen ergiebigen Einblick in die Darstellung von Herrschaftslegitimation zu bieten.
Infolgedessen gliedert sich die Arbeit wie folgt: In den ersten beiden Kapiteln werden legitimatorische Konzepte dargestellt, mit denen im weite-ren Verlauf gearbeitet werden soll. Das bedeutet eine Gegenüberstellung der divergierenden Legitimationsinstanzen in Kapitel 2 und eine Betrachtung der verschiedenen Legitimationsebenen in Kapitel 3, das heißt, der (erzähltheoretischen) Mittel, durch die versucht wird, Legitimität zu erzeugen oder zu entkräften. Im Anschluss daran werden ausführlich die verschiedenen Argumentations- beziehungsweise Legitimationsstrategien anhand der vier Hauptvertreter – Eneas und Latinus auf der einen, die Königin und Turnus auf der anderen Seite – und anhand für die Herrschaftsfrage maßgeblicher Szenen (die Episode der Flucht aus Troja, die Ankunft in Italien, der Zweikampf, etc.) beleuchtet. Im Zuge dessen wird auch der Abbau der ‚unterliegenden‘ Positionen thematisiert, worauf eine zusammen-fassende Betrachtung der Ergebnisse folgt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Legitimationsinstanzen
- Transzendente Legitimationsinstanz
- Weltliche Legitimationsinstanz
- Legitimationsebenen
- Argumentativ
- Durch Inszenierung
- Legitimationsstrategien
- Eneas und die Flucht aus Troja
- Die Ankunft in Italien und Latinus' Götterhörigkeit
- Der Zorn der Königin
- Turnus und das Recht der Ehre
- Der Zweikampf und der endgültige Abbau gegnerischer Positionen
- Zusammenfassende Betrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Darstellung von Herrschaftslegitimation im Eneasroman Heinrichs von Veldeke. Sie analysiert die verschiedenen Argumentationslinien und Legitimationsstrategien, die im Text verwendet werden, um die Herrschaft des Protagonisten Eneas zu rechtfertigen.
- Die Rolle der Götter als transzendente Legitimationsinstanz
- Die Bedeutung weltlicher Macht und das Recht des Königs als Legitimationsgrundlage
- Die Kontrastierung unterschiedlicher Legitimationsansprüche und Argumentationsstrategien
- Die Darstellung von Konflikten und deren Auflösung im Kontext von Herrschaftslegitimation
- Die Verbindung zwischen literarischen Konzepten und gesellschaftlichen Strukturen der Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die historische Entwicklung des Begriffs Herrschaft und dessen Legitimation. Sie hebt den Wandel von göttlicher zu weltlicher Legitimation hervor und stellt den Eneasroman als Beispiel für die Darstellung von Herrschaftslegitimation im Kontext der mittelalterlichen Gesellschaft vor.
Kapitel 2 analysiert die Legitimationsinstanzen, auf die sich die beiden Hauptfiguren, Eneas und Turnus, berufen. Eneas stützt sich auf den Götterwillen, während Turnus sich auf das weltliche Recht und den ihm geleisteten Eid des Königs beruft.
Kapitel 3 untersucht die verschiedenen Ebenen der Legitimation im Text. Es werden die argumentativen und inszenatorischen Mittel erörtert, mit denen versucht wird, die Legitimität des jeweiligen Anspruchs zu erzeugen oder zu entkräften.
Kapitel 4 beleuchtet die Legitimationsstrategien der vier Hauptfiguren: Eneas, Latinus, die Königin und Turnus. Es werden wichtige Szenen wie die Flucht aus Troja, die Ankunft in Italien und der Zweikampf analysiert, um die unterschiedlichen Argumentations- und Legitimationsansätze zu verdeutlichen.
Schlüsselwörter
Herrschaftslegitimation, Eneasroman, Heinrich von Veldeke, Götterwillen, weltliches Recht, Legitimationsinstanzen, Legitimationsebenen, Argumentationsstrategien, Kontrastierung, Konflikte, mittelalterliche Gesellschaft
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- Jannike Riesch (Author), 2013, Konfligierende Herrschaftsansprüche. Über die Darstellung von Herrschaftslegitimation in Heinrichs von Veldekes Eneasroman, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/311133