Reynke Vosz de Olde 1539. Eine Transkription und Übersetzung

Version von Ludwig Dietz


Hausarbeit, 2014

20 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einordnung und Funktion

2. Transkription und Übersetzung

3. Transkriptions- und Übersetzungsbesonderheiten
3.1 Form
3.2 Inhalt

4. Literaturverzeichnis

1. Einordnung und Funktion

Die Hinterlist, die in der etymologischen Entwicklung aus der Geschicklichkeit geworden ist, wohnt auf Malepartus. In diesem Epos ein Schloss, aber übersetzt nur ein „schlechtes Loch“ (französisch/lateinisch).

Grymbart: Ick sorge vor juw levent tho degen. Isset, dat juw de konninck krycht/ Schyt/sprack Reynke: Isset anders nicht? (2. Buch, 4. Kapitel) Reineke Fuchs zeigt sich unbeeindruckt von den Ereignissen des dritten Kapitels des zweiten Buches. Zahlreiche Klagen waren am Königshof über ihn ausgesprochen worden - von Wolf, Bär, Hündchen, Kater, Panther und Hahn und zahlreichen Kleintieren. Das dritte Kapitel beginnt mit dem Zorn des Königs - zur Freude von Bär und Wolf. Die Königin versucht, den König zu beschwichtigen und um seines Ansehens willen Reineke die Möglichkeit zur verbalen Verteidigung zu geben. Unterstützung bei diesem Rat erhält sie vom Leopard, einem Mitglied des Königsrates. Der Wolf jedoch führt an, er habe, selbst wenn der Fuchs sich dem Ganzen könne entziehen, die schlimmste Tat noch nicht angeklagt. Er erinnert den König an den von Reineke versprochenen (nicht existenten) Schatz, den der Delinquent während seiner letzten Beichte vor dem schon ausgesprochenen Todesurteil für seine Taten im vorangegangen Buch erwähnt hatte. Angestachelt von den Schilderungen des Wolfes, plant der zornige König am Ende des dritten Kapitels einen Feldzug gegen Reineke. Bewohner des Hofes sollen sich mit sämtlichen Waffen ausstatten und sechs Tage später mit ihm gen Schloss Malepartus ziehen. Die Marginalkommentare kritisieren den König, der auf seine Frau hört und zu spät plane er einen Feldzug. Der Kommentar spricht von Machtmissbrauch der Herren am Hofe, gibt Frauen Tipps, wie sie bei ihrem Mann nicht in Ungnade fallen und wie es sich mit zornigen Frauen verhält. Strafe gebühre demjenigen, der seiner Obrigkeit nicht gehorsam ist.

Roman de Renart. Van den vos Reynaerde. Reynke de vosz. Reineke Fuchs. Das traditionsreiche und berühmte Tierepos wurde auch in Rostock - 1539 von Ludwig Dietz -gedruckt. In dieser Arbeit wurde aus diesem Druck das dritte Kapitel des dritten Buches transkribiert und übersetzt. Es handelt sich vorrangig um eine praktische Übersetzung, auf deren Grundlage weiterführend am Werk nach Erkenntnissen über Strukturen der Ausgangssprache und Kultur geforscht werden kann. Die Übersetzung enthält Aspekte einer kommunikativen und einer bearbeitenden Übersetzung.1 Hierbei ist wichtig, dass vor allem Semantik und Intuition des Textes nicht ohne Rücksicht auf Ästhetik beibehalten werden und Textäquivalenz und Funktionsadäquatheit erfüllt sind - So wurde versucht, einen Mittelweg zwischen Originaltextnähe und Modernität zu finden. Dafür wurde sowohl substituiert als auch paraphrasiert. Letzteres war der Fall, wenn Syntax oder Semantik Befremdung oder Unverständnis beim Leser verursachen würden.

Dat ander Bock. Dat III. Capitel.

Wo de K=ninck t=rnigen syck rFstede/ mit alle den Deer- ten und V=geln/ und wolde Reinken s=ken/ Und wo dyt Isegryme und Brunen/ seer wol behagede.

Bruen und Isegrim/ dessen bede/ Behagede wol/ wat de K=ninck sede.

Se hapeden noch werden gewraken / An Reinken/ konden se ydt thostaken. Men se d=rsten nicht spreken ein wort De K=ninck was so seer vorst=rt.

Und was seer t=rnich/ in alle synem synne/

Int leste sprack de K=niginne:

Ick bidde juw Her K=ninck/ gnedige Here/ T=rnet juw doch nicht so gantz seere.

Gi sch=len ock nicht so lichte sweren/

Up dat gy blyven by macht und eeren.

Noch wete gy nicht warhafftige sake/ Ock h=re gy noch nicht de weddersprake. Were Reinke nu hyr ock thor stede/ Vellichte/ hyr weren wol mynre rede.

Van den/ de nu klagen aver em/ Dat Recht spreckt: Audi alteram partem.

Das zweite Buch.

Das dritte Kapitel.

Als der König sich zornig mit allen Tieren und Vögeln bereit machte, und Reinke aufsuchen wollte, und als das Ysegrim und Brun sehr gut gefiel.

Braun und Isegrim, denen beiden gut gefiel, was der König sagte. Sie hofften, die Lust zur Rache an Reineke noch mehr anzufachen.

Doch wagten sie nicht ein Wort zu sprechen, denn der König war sehr aufgebracht und außer sich vor Zorn.

Doch schließlich sprach die Königin:

Ich bitte Euch, mein König, mein gnädiger Herr grämt Euch doch nicht ganz so sehr. Ihr müsst auch nicht zu leichtfertig urteilen, damit Ihr bei Ansehen und Ehren bleibt. Noch kennen wir den wahren Sachverhalt nicht, auch haben wir noch keinen Widerspruch angehört.

Wenn Reineke jetzt auch hier sein würde, wären hier wohl weniger Anschuldigungen von denen, die nun über ihn klagen.

Das Recht besagt: Audi et alteram partem.

MK 1: 85

Seneca.

Zwiffchenn ei= nem t=rnigenn und unsinnig)/ ys nen under= schedt.

Wre jFmmer wee/ einem sol= 90 chen man / De synem Wyve/ de herschopye gan/ Darum- me/ wilto wolfaren an dat ende/ So giff nenem wyve dat Regi- mente.

He klaget vaken/ de sFlven misdoet/

Ick helt Reinken wyß und vroet. Ick h=dde my nicht vor dessem rochte/

Darumme halp ick em/ all dat ick mochte.

Dat dede ick Here/ all tho juwen framen/ Wowol ydt nu y sanders gekamen.Is nu Reinke quadt/ effte ys he gudt/ He ys van rade/ wyß und vroet.

Dartho ock van grotem geslechte/ Hyrumme Here/ bedencket ydt rechte.

Dat gy nicht vorhasten juwe eere/ Gy synt yo alle desses Landes ein Here. Reinke kan vor juw nicht blyven/ Wille gy ene vangen/ effte entlyven?

Juwe =rdel moth jFmmer ghan/

Do sprack de Lupart wedder an/ Here/ dat kan juw nergen an schaden/

MK 1:

Seneca.

Zwischen einem Zornigen und einem Wahnsinnigen ist ein Unterschied.

Wenn ein solcher Mann stets seiner Frau die Oberhand gibt, weil er bis zum Ende gut führen will,

so gebe er seiner Frau die Herrschaftsgewalt.

Hier klagt mancher, der selbst Unrecht begeht. Ich gebe zu: Ich hielt Reineke für schlau und erfahren, daher half ich ihm, so wie ich konnte.

Das tat ich, Herr, zu Eurem Vorteil, der allerdings dann leider ausblieb.

Mag Reineke nun gut oder schlecht sein, er ist zumindest schlau und erfahren.

Dazu auch von adligem Geschlecht, darum, Herr, bedenkt es recht, bevor vorschnelles Urteilen Eure Ehre mindert. Ihr seid Herr eines ganzen Landes, daher kann Reineke vor Euch nicht entfliehen. Wollt Ihr ihn festnehmen oder hinrichten? Euer Urteil muss stets ausgeführt werden.

Da setzte der Leopard ebenfalls an: Herr, es kann Euch nicht schaden, Dat gy erst Reinken tho worden staden. Wat schadet/ dat gy en erst h=ren spreken? Gy m=gen denne doch juw/ an em wreken.

Darumme volget juwer frouwen Radt/

Und ock der Heren/ de hyr by juw stath.

Isegrym sprack: Dat kan nicht schaden/

Dat wy des besten helpen raden.

Her Lupart/ h=ret my wes mede/

All were Reinke hyr nu thor stede. 150

Und he syck der sake konde entleggen/ De desse twe / hyr up em seggen.

Ick will eine sake doch bringen vort/

Dar he syn lyff hefft mede vorb=rt.

Men nu wil ick dersFlven swygen/ 155

So lange/ wy ene hyr wedder krygen. Des hefft he noch baven alle dat/

Dem K=ninge gewyset einen Schatt.

In Husterlo/ by Krekelpuett/

Dat noch gr=ter l=gen ys/ denn dyt.

De hefft der l=gen vele gelagen/ Dartho hefft he uns alle bedragen.

135 De hefft Brunen seer geschendet/ und my/

Dar wil ick myn lyff noch setten by.

Newerlde he recht de warheit sede/

Nu rovet und mordet he up der Heyde. Wes dem K=ninge und juw/ dFncket gudt/

Dat ys wol billick/ dat men also doth.

wenn Ihr Reineke erst einmal zu Wort kommen lasst. Was kümmert es, wenn Ihr ihn erst sprechen hört? Ihr könnt Euch jederzeit an ihm rächen.

Darum folgt dem Rat Eurer Frau,

und auch dem der Edlen, die hier bei Euch stehen.

Isegrim sagte: Es kann nicht schaden, dass wir helfen, das Beste zu raten. Herr Leopard, hört auch mich.

Wenn Reineke sich hier nun stellen würde, und er sich der Angelegenheit entziehen könnte, mit der ihn diese Zwei hier belasten, so will ich eine Tat noch anführen,

die ihm sicher das Leben kostet.

Dennoch will ich davon vorerst schweigen, so lange, bis wir ihn hier vorführen.

Dass er es wagte, zu versuchen, den König nach Husterlo beim Krekelputt mit einem Schatz zu locken!

Das war noch die frechste Lüge. Er hat uns immer belogen,

und dazu auch noch betrogen. Braun und mich hat er sehr geschändet. Ich verwette Leib und Leben,

dass er noch nie die Wahrheit gesagt hat. Außerdem raubt und mordet er!

Es ist richtig, dass man tut, was der König und Ihr für richtig haltet.

Men hadde he hyr willen kamen/

He hefft de tydinge wol vornamen.

Uth des K=ninges Have by synen boden/

De K=ninck sprack: Wat ys dat van n=den? Dat wy alle/ hyr na em beiden?

Ick gebede/ gy sch=len juw alle bereiden.

Und volgen my inn dem s=sten dage/

Ick wil einen ende hebben der klage. 205

Wo dFncket juw/ van dem b=sen wychte? He makede wol ein gantz Landt tho nichte.

MK 2:

Der syck ersten

bedencket na der dadt/ Syn an=

185 slach kumpt ge=

gemeinlick tho spadt. Gude an

slege/ sint alltidt 215

gudt/ Wo(l)em/ de se by tydenn

doth.

Maket rede/ all dat gy m=gen/

Mit juwem harnsche/ speten und bagen. Mit BFssen/ Pollexen und Barden/

Ick gebede/ dat gy so up my warden.

Efft ick juwer welcke tho Ridder sl=ge/

Er hätte ja herkommen können, wenn er sich verteidigen wollte,

denn sicher hat er die Botschaft des Königs gehört.

Der König sagte: Ist es von Nöten, dass wir hier weiter auf ihn warten? Ich befehle, dass Ihr bereit seid,

mir am sechsten Tage zu folgen. Das Klagen muss ein Ende haben.

Was haltet ihr für den Schurken für richtig? Er richtet ja noch ein ganzes Land zugrunde.

MK 2:

Wenn er erst nach der Tat nachdenkt, kommt sein Vorhaben gemeinhin zu spät. Gute Pläne sind immer gut,

solange man sie beizeiten tut.

Rüstet Euch, so gut ihr könnt, mit Panzern, Spießen und Bögen, mit Donnerbüchsen, Äxten, Hellebarden. Ich befehle, so auf mich zu warten. Und wen von Euch ich dann zum Ritter schlage,

[...]


1 Reiß, Katharina: Paraphrase und Übersetzung. Versuch einer Klärung. Vortrag vor dem European Regional Translation Commitee der United Bible Societies.

Prag, 12.09.84.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Reynke Vosz de Olde 1539. Eine Transkription und Übersetzung
Untertitel
Version von Ludwig Dietz
Hochschule
Universität Rostock  (Institut für Germanistik)
Veranstaltung
Mittelniederdeutsch: Reynke Vosz de Olde
Note
1,7
Autor
Jahr
2014
Seiten
20
Katalognummer
V311190
ISBN (eBook)
9783668161405
ISBN (Buch)
9783668161412
Dateigröße
1394 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
reynke, vosz, olde, eine, transkription, übersetzung, version, ludwig, dietz
Arbeit zitieren
Karolin Hebben (Autor:in), 2014, Reynke Vosz de Olde 1539. Eine Transkription und Übersetzung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/311190

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