Philosophie ohne Rhetorik ist mittellos. In Verbindung mit den platonischen Dialogen erscheint diese Abhängigkeit suggerierende Verknüpfung von Rhetorik und Philosophie eher abwegig. So stellt Platon die Rhetorik im Gorgias als „[…] Schattenbild eines Teils der politischen Kunst […]“ dar und wertet sie damit nicht als eigenständige Disziplin. Durch den für die Philosophie prägenden Charakter der platonischen Schriften, wurde die Rhetorik nicht als Teil der Philosophie oder als gleichwertige Kunstfertigkeit anerkannt. Demnach wurde der Rhetorik kein eigener Gegenstandsbereich zugeschrieben. Doch bereits Platons Schüler Aristoteles belebt den Charakter der Rhetorik als Disziplin wieder. In der Topik und Rhetorik bringt er die Rhetorik mit der Dialektik in Verbindung und ermöglicht auf dieser Grundlage die Verbindung von Rhetorik und Philosophie in einer Form, die nicht in einem Konkurrenzverhältnis endet.
Die Entwicklung der Rhetorik und insbesondere die Debatte um das Verhältnis zwischen Rhetorik und Philosophie endet jedoch nicht mit Aristoteles. Basierend auf der platonischen Auslegung des Verhältnisses von Rhetorik und Philosophie wurde der Gegenstand der Rhetorik in der klassischen Rhetorik auf den Bereich der Form und des Stils reduziert. Mit dieser einseitigen Reduktion als Anlass entstanden einige neue Rhetorikkonzeptionen, die sich an einer Rehabilitation der Rhetorik bzw. des rhetorisch-philosophischen Verhältnisses versuchten. Darunter auch Chaim Perelman, der die aristotelische Rhetorik der Philosophie als Argumentationstheorie wieder näher bringen wollte.
Das dadurch entstandene Konkurrenzverhältnis zwischen Rhetorik und Philosophie nehme ich als Anlass folgender Frage nachzugehen: Welche philosophische Bedeutung kommt der Rhetorik nach der aristotelischen Darstellung und der Aufarbeitung durch Chaim Perelman zu? Um diese Frage zu erläutern setze ich mich zunächst mit dem Verhältnis von Dialektik und Rhetorik auseinander um daraus die Verbindung von Rhetorik und Philosophie zu erarbeiten. Im Weiteren betrachte ich die Weiterentwicklung der aristotelischen Rhetorik in der Neuen Rhetorik Perelmans um abschließend eine mögliche Antwort auf die Frage geben zu können, worin die Bedeutung der Rhetorik für die Philosophie liegt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die alte Rhetorik
- 2.1 Die aristotelische Dialektik
- 2.2 Das Verhältnis von Dialektik und Rhetorik
- 2.3 Das Verhältnis von Rhetorik und Philosophie
- 3. Die Weiterentwicklung der alten Rhetorik in der Neuen Rhetorik
- 4. Die Bedeutung der Rhetorik für die Philosophie
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die philosophische Bedeutung der Rhetorik, ausgehend von der aristotelischen Rhetorik und ihrer Weiterentwicklung durch Chaim Perelman. Das Hauptziel ist es, die Beziehung zwischen Rhetorik und Philosophie zu klären und die Rolle der Rhetorik im philosophischen Diskurs zu definieren.
- Das Verhältnis von Rhetorik und Philosophie in der Antike (Platon und Aristoteles)
- Die aristotelische Dialektik und ihre Verbindung zur Rhetorik
- Die Neue Rhetorik Chaim Perelmans und ihre Relevanz für die Philosophie
- Die Bedeutung von Argumentation und Überzeugung in der Philosophie
- Der manipulative vs. der konstruktive Aspekt der Rhetorik
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach der philosophischen Bedeutung der Rhetorik im Kontext der aristotelischen und der Neuen Rhetorik Perelmans. Sie beleuchtet den anfänglich ambivalenten und oft konfliktbehafteten Status der Rhetorik in der Philosophie, insbesondere die gegensätzlichen Positionen Platons und Aristoteles. Die Einleitung skizziert den methodischen Ansatz der Arbeit, der die Untersuchung des Verhältnisses von Dialektik und Rhetorik beinhaltet, um letztendlich die Bedeutung der Rhetorik für die Philosophie zu beleuchten.
2. Die alte Rhetorik: Dieses Kapitel differenziert zwischen der platonischen und der aristotelischen Auffassung von Rhetorik. Während Platon die Rhetorik kritisch als manipulatives Werkzeug betrachtet, das im Gegensatz zur Wahrheitssuche der Philosophie steht, präsentiert Aristoteles eine differenziertere Sichtweise, die Rhetorik und Dialektik miteinander verbindet. Der manipulative Aspekt der Rhetorik durch Sophisten wird thematisiert, aber auch die Existenz von Rhetorenschulen, die einen philosophischen Anspruch hatten, wie die von Isokrates, wird erwähnt. Das Kapitel legt den Grundstein für die spätere Analyse der aristotelischen Dialektik und Rhetorik und ihrer Beziehung zur Philosophie.
Schlüsselwörter
Rhetorik, Philosophie, Aristoteles, Platon, Neue Rhetorik, Chaim Perelman, Dialektik, Argumentation, Überzeugung, Manipulation, Wahrheit, Meinung, Sophisten.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Philosophische Bedeutung der Rhetorik
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die philosophische Bedeutung der Rhetorik. Sie betrachtet die aristotelische Rhetorik und ihre Weiterentwicklung durch Chaim Perelman, um die Beziehung zwischen Rhetorik und Philosophie zu klären und die Rolle der Rhetorik im philosophischen Diskurs zu definieren.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt das Verhältnis von Rhetorik und Philosophie in der Antike (Platon und Aristoteles), die aristotelische Dialektik und ihre Verbindung zur Rhetorik, die Neue Rhetorik Chaim Perelmans und ihre Relevanz für die Philosophie, die Bedeutung von Argumentation und Überzeugung in der Philosophie sowie den manipulativen vs. den konstruktiven Aspekt der Rhetorik.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über die alte Rhetorik (inkl. Unterkapitel zur aristotelischen Dialektik, dem Verhältnis von Dialektik und Rhetorik sowie Rhetorik und Philosophie), ein Kapitel zur Weiterentwicklung der alten Rhetorik in der Neuen Rhetorik, ein Kapitel zur Bedeutung der Rhetorik für die Philosophie und ein Fazit. Zusätzlich werden Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter bereitgestellt.
Wie wird die alte Rhetorik dargestellt?
Das Kapitel zur alten Rhetorik differenziert zwischen den platonischen und aristotelischen Auffassungen von Rhetorik. Platons kritische Sichtweise der Rhetorik als manipulatives Werkzeug wird im Gegensatz zu Aristoteles' differenzierterer Sichtweise, die Rhetorik und Dialektik verbindet, dargestellt. Der manipulative Aspekt der Rhetorik durch Sophisten und der philosophische Anspruch von Rhetorenschulen wie der von Isokrates werden ebenfalls thematisiert.
Welche Rolle spielt Aristoteles in dieser Arbeit?
Aristoteles spielt eine zentrale Rolle. Die Arbeit basiert auf seiner Rhetorik und untersucht sein Verhältnis von Dialektik und Rhetorik, um die philosophische Bedeutung der Rhetorik zu verstehen. Sein Werk dient als Ausgangspunkt für die Analyse der Beziehung zwischen Rhetorik und Philosophie.
Welche Rolle spielt Chaim Perelman?
Chaim Perelman und seine "Neue Rhetorik" werden als Weiterentwicklung der alten Rhetorik betrachtet und deren Relevanz für die Philosophie wird untersucht. Seine Theorie liefert einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Argumentation und Überzeugung in der Philosophie.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Rhetorik, Philosophie, Aristoteles, Platon, Neue Rhetorik, Chaim Perelman, Dialektik, Argumentation, Überzeugung, Manipulation, Wahrheit, Meinung, Sophisten.
Was ist die zentrale Forschungsfrage?
Die zentrale Forschungsfrage ist die nach der philosophischen Bedeutung der Rhetorik im Kontext der aristotelischen und der Neuen Rhetorik Perelmans.
Welcher methodische Ansatz wird verfolgt?
Der methodische Ansatz beinhaltet die Untersuchung des Verhältnisses von Dialektik und Rhetorik, um die Bedeutung der Rhetorik für die Philosophie zu beleuchten. Es wird ein Vergleich der Positionen von Platon und Aristoteles angestellt.
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- Martin Achterberg (Author), 2014, Die Bedeutung der Rhetorik für die Philosophie nach Aristoteles und der "Neuen Rhetorik" Chaim Perelmans, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/311455