Akteure im Krieg in Syrien und im Irak. Kann man den Konflikt von außen lösen?


Hausarbeit, 2015

22 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Darstellung des Konflikts in Syrien und im Irak
2.1 Von AQI bis IS – die Entstehung des Islamischen Staates
2.2 Die militärische Entwicklung in der Region seit Sommer 2014
2.3 Die Ideologie des IS
2.4 Die anderen Konfliktparteien im Irak und in Syrien

3 Die Strategien der internationalen Akteure

4 Beurteilung der Strategien
4.1 Waffenlieferungen
4.2 Luftschläge und Entsendung von Bodentruppen
4.3 Alternative Strategien

5 Literaturverzeichnis
5.1 Sekundärliteratur
5.2 Dokumente

1 Einleitung

Die folgende Arbeit behandelt das Thema „Akteure im Krieg in Syrien und dem Irak – Kann man den Konflikt von außen lösen?“ Um diese Frage zu beantworten, werde ich zuerst den Konflikt im nahen Osten, insbesondere im Irak und in Syrien, darstellen: Wer sind die beteiligten Parteien und welche Ziele verfolgen sie? Was ist der aktuelle Stand der Dinge? Vor allem werde ich dabei näher darauf eingehen, wie der IS entstanden ist und inwiefern er bekämpft wird. Danach werde ich mich auch mit den Strategien und Interessen der internationalen Akteure auseinandersetzen. Zuletzt werde ich ein Fazit daraus ziehen und aus meiner Sicht die verschiedenen Strategien beurteilen: Dabei werde ich auch alternative Lösungsmöglichkeiten vorstellen.

2 Darstellung des Konflikts in Syrien und im Irak

2.1 Von AQI bis IS – die Entstehung des Islamischen Staates

Der Islamische Staat (IS) ist eine islamistische Organisation, die hauptsächlich im Irak und in Syrien agiert, aber auch Anhänger in Libyen, Ägypten, Pakistan und Afghanistan hat.[1]

Seine Ursprünge hat der IS in der islamistisch sunnitischen Organisation Monotheismus und Jihad (al-Tauhid wa-l-Jihad), kurz TwJ, die von Abu Mus’ab al-Zarqawi angeführt wurde und im zweiten Irak-Krieg (2003) in der westlichen Provinz Anbar gegen die Amerikaner kämpfte. Im Oktober 2004 schlossen sich die TwJ-Mitglieder der Terrororganisation al-Qaida, einem weltweit agierenden, meist sunnitisch islamistischen Netzwerk, das in den 1980er-Jahren von Usama Bin Ladin initiiert wurde, an und nannten sich al-Qaida im Zweistromland (AQI).[2] Es gab aber schon zu Beginn Spannungen zwischen al-Zarqawi und der al-Qaida-Führung unter Usama Bin Ladin, da al-Zarqawi in erster Linie aus seiner Sicht nicht islamisches Verhalten und andere islamische Konfessionen in muslimischen Staaten bekämpfen wollte, während die al-Qaida-Führung in den USA ihren Hauptfeind sah und diesen bekämpfen wollte. Das wurde dadurch deutlich, dass AQI begann, Anschläge auf die Schiiten im Irak durchzuführen.[3]

Im Januar 2006 schloss sich die AQI dann mit kleineren islamistischen Milizen zum Mujahidin-Rat zusammen. Dieser wurde ebenfalls von al-Zarqawi geführt, bis er am 7. Juni 2006 durch einen amerikanischen Luftschlag getötet wurde. Der neue Anführer wurde Abu ‘Umar al-Baghdadi, der die Organisation im Oktober 2006 in Islamischer Staat im Irak (ISI) umbenannte. ISI gehörte immer noch zu al-Qaida, die Umbenennung erfolgte aber ohne die Erlaubnis der Führung unter Bin Ladin in Pakistan. Sie wurde allerdings nachträglich anerkannt und al-Baghdadi schwor Usama Bin Ladin die Treue. Am 18. April 2010 wurde auch Abu ‘Umar al-Baghdadi durch einen US-Luftschlag getötet.[4]

Danach übernahm Abu Bakr al-Baghdadi die Führung von ISI. Erneut konnte die al-Qaida-Führung keinen Einfluss nehmen, aber trotzdem erkannte der neue Anführer zunächst Bin Ladin und nach dessen Tod im Mai 2011 al-Zawahiri, den neuen Anführer von al-Qaida, als seinen Befehlshaber an. Im April 2013 wurde aus ISI dann Islamischer Staat in Irak und Syrien (ISIS).[5] Diese Umbenennung erfolgte, weil sich al-Baghdadi auch als Anführer der syrischen islamistischen Miliz Jabhat al Nusra sah, deren Ziel es war, das Assad-Regime in Syrien zu stürzen. Der Führer dieser Organisation, Abu Muhammad al-Jaulani, war in der Tat im Jahr 2011 von al-Baghdadi nach Syrien geschickt worden und kontrollierte nun große Gebiete im Süden Syriens.[6]

Mit diesem Machtanspruch al-Baghdadis waren aber weder al-Jaulani noch al-Zawahiri einverstanden. Al-Jaulani schwor nun direkt dem Al-Qaida Chef al-Zawahiri die Treue und emanzipierte sich so von ISIS und al-Baghdadi. Al-Zawahiri versuchte zwischen den beiden Kontrahenten zu vermitteln und verlangte, dass ISIS seine Aktionen auf den Irak beschränkte und Al Nusra seine auf Syrien. Doch al-Baghdadi brach seinen Treueeid und fing im Jahr 2014 an, auch die Jabhat al Nusra zu bekämpfen, obwohl sie eigentlich sehr ähnliche Ideologien und Ziele verfolgte. Daher erklärte al-Qaida ISIS für eine eigenständige Organisation, die nicht unter der Verantwortung al-Qaidas agiere.[7]

Die Anführer von ISIS störte das wenig, sondern sie machten sich sogar in einer Ansprache ihres Sprechers Abu Mohammad al-Adnani über Al-Qaida und ihren „senilen“ Anführer al-Zawahiri lustig.[8] Nach der Trennung von Al-Qaida konnte ISIS im Juni 2014, u.a. mit der Eroberung Mosuls, seinen Machtanspruch wesentlich ausbauen. Am 29. Juni 2014 rief ISIS das „Kalifat“ aus. Al-Baghdadi nennt sich seit diesem Zeitpunkt Kalif Ibrahim und seine Organisation nur noch den Islamischen Staat (IS) ohne Ortsbezeichnung, da das Kalifat immer weiter wachsen sollte.[9]

2.2 Die militärische Entwicklung in der Region seit Sommer 2014

Im Juli 2014 konnte der IS immer mehr Gebiete, darunter vor allem strategisch wichtige Städte an der syrisch-irakischen Grenze und große Ölfelder, erobern. Das führte zu einigen Überläufern von anderen Organisationen wie der al-Nusra-Front zum IS und dazu, dass einige kleinere mit der al-Nusra-Front sympathisierende Rebellengruppen und Clans den Kampf gegen den IS aufgaben.[10] Außerdem begann der IS nun auch verstärkt, die Kurden im Norden des Iraks und Syriens anzugreifen, wobei auch der wichtige Mosul-Staudamm eingenommen werden konnte. Vor allem gegen die Yeziden, eine Kurdisch sprechende religiöse Minderheit, ging der IS noch grausamer vor als gegen andere Bevölkerungsgruppen, was die USA als Grund sahen, am 07. August 2014 mit Luftangriffen auf den IS zu beginnen. Mit dieser Hilfe konnte man den IS von dem Staudamm und Mitte Dezember 2014 auch aus der kurdischen Stadt Sinjar vertreiben. In diese Zeit fiel auch der Kampf um Kobane an der syrisch-türkischen Grenze, den die Kurden im Januar 2015 gewinnen konnten.[11]

Der IS verlor nach seinem rasanten Aufstieg also wieder an Boden, denn auch in anderen Provinzen im Irak musste er Niederlagen einstecken. Er hatte sich laut Said „übernommen und die Lage nach dem Sturz Mosuls offenbar viel zu optimistisch eingeschätzt“[12]. Es wurden viele Fronten mit mächtigen Gegnern zugleich eröffnet: Der IS wagte sich aus seinen sunnitischen Stammprovinzen hinaus und das führte zu einem Bündnis seiner Gegner wie den kurdischen Kämpfern der PKK und Peschmerga, der irakischen Armee und schiitischen Milizen. Gemeinsam und unterstützt durch US-amerikanische Luftschläge gelang es diesen, den IS zumindest zeitweise zu stoppen.[13]

Geschlagen war der Islamische Staat damit aber noch nicht. Er kontrollierte weiterhin große Gebiete im Irak und in Syrien und hat aufgrund der Rückschläge im 2. Halbjahr 2014 auch mehr Verbündete gesucht. So hat al-Baghdadi jetzt auch Anhänger in Saudi-Arabien, Jemen, Ägypten, Libyen, Algerien, Afghanistan und Pakistan.[14] In Ägypten (Sinai) und Libyen kam es Anfang 2015 zu weiteren Terroranschlägen. In Syrien und dem Irak ließ der Erfolg der Luftschläge nach, „weil die großen Ziele alle zerstört sind“[15], so der Experte Guido Steinberg. Im März 2015 kam dann mit der Boko Haram aus Nigeria noch ein weiterer Verbündeter für den IS dazu, der IS hatte eine weitere „Provinz“ dazu gewonnen.[16]

Im Frühjahr 2015 ging es dann auch im Irak und in Syrien wieder bergauf für den IS. So konnte im Mai die westirakische Provinzhauptstadt Ramadi eingenommen werden. Damit kontrolliert der IS mehr oder weniger die ganze Provinz Anbar. Außerdem standen die IS-Kämpfer zu diesem Zeitpunkt bereits vor den Toren des wichtigen Kulturerbes Palmyra in Syrien, welches sie am 21. Mai einnehmen konnten.[17] Inzwischen ist ca. die Hälfte des syrischen Staatsgebiets unter der Kontrolle des IS, der auch schon bis in die Hauptstadt Damaskus vorgerückt ist.[18] Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Wer herrscht wo in Syrien? Karte aus: Raniah Salloum „Islamischer Staat: Mit neuer Terror-Taktik zum Erfolg“, Spiegel Online, 31.05.2015

[...]


[1] Vgl. Said, Behnam T.: „Islamischer Staat IS-Miliz, al-Qaida und die deutschen Brigaden“, Verlag C.H.Beck, München, 2014, S. 194

[2] Vgl. Said, Behnam T., a.a.O., S. 42

[3] Vgl. Said, Behnam T., a.a.O., S. 65

[4] Vgl. Said, Behnam T., a.a.O., S. 66f

[5] Vgl. Said, Behnam T., a.a.O., S. 68

[6] Vgl. Said, Behnam T., a.a.O., S. 59

[7] Vgl. Stern, Jessica und Berger, J.M.: „ISIS The State of Terror“, Verlag HarperCollins, New York, 2015, S. 42f

[8] Stern, Jessica und Berger, J.M., a.a.O., S. 43f

[9] Vgl. Said, Behnam T., a.a.O., S.91

[10] Vgl. Said, Behnam T., a.a.O., S.108

[11] Vgl. Said, Behnam T., a.a.O., S. 190f

[12] Said, Behnam T., a.a.O., S. 193

[13] Vgl. Said, Behnam T., a.a.O., S. 191-193

[14] Vgl. Said, Behnam T., a.a.O., S. 194f

[15] Steinberg, Guido im Interview mit dem Deutschlandfunk am 17.2.2015

[16] Vgl. Gebauer, Matthias und Salloum, Raniah: „Boko Haram und IS: Terrorpakt für einen großen Gottesstaat“, Spiegel Online, 9.3.2015

[17] Vgl. Gehlen, Martin: „Der IS drängt nach Europa“, Zeit Online, 18.05.2015

[18] Vgl. Gehlen, Martin: „Die Angst vor dem völligen Zerfall Syriens“, Zeit Online, 02.09.2015

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Akteure im Krieg in Syrien und im Irak. Kann man den Konflikt von außen lösen?
Hochschule
Universität zu Köln  (Institut für Politische Wissenschaft und Europäische Fragen)
Veranstaltung
Konflikte und Kriege, Konflikttheorien und Konfliktlösungsansätze in den internationalen Beziehungen
Note
2,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
22
Katalognummer
V311532
ISBN (eBook)
9783668102101
ISBN (Buch)
9783668102118
Dateigröße
898 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
IS, Islamischer Staat, Syrien, Irak
Arbeit zitieren
Stephan Grevel (Autor:in), 2015, Akteure im Krieg in Syrien und im Irak. Kann man den Konflikt von außen lösen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/311532

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