Am 20.11.2003 explodierten in der türkischen Stadt Istanbul mehrere Bomben. Bei diesem terroristischen Anschlag kamen 25 Menschen ums Leben und die Zahl der Verletzten stieg auf 400. Daraufhin spekulierte die Wochenzeitung „die Zeit“ in ihrer Ausgabe vom 27.11.03 über eine etwaige Absetzung der Regierung des Ministerpräsidenten Tayyip Erdogan (AKP) durch das türkische Militär. 1
Die Anschläge haben eine allgemeine Verunsicherung in der Bevölkerung hervorgerufen. Der Ruf nach einer militärischen Sicherheitslösung wird lauter, jedoch könnte dies eine konkrete Gefahr für die gewählte Regierung darstellen. Auch in der Vergangenheit waren Sicherheitsprobleme Anlass für militärische Interventionen, wie es bei der letzten Absetzung der Regierung von 1980 geschehen ist.
An diesem Ereignis wird das Ansehen und der Einfluss des türkischen Militärs sichtbar. Aber nicht nur das Militär, sondern auch andere Gruppen spielen mit beim Kampf um die Macht in der Türkei. Die politische Elite d.h. die etablierten Parteien, die erstarkende religiöse Bewegung und die Eliten der Wirtschaft finden sich bei diesem Spiel ein, wobei jede Gruppe auf der Seite des Militärs oder gegen sie steht. Diese Hausarbeit soll nun die demokratischen Strukturen und die jeweiligen Gruppen erörtern, die entweder für eine weitere Öffnung des Systems zu einer liberaleren Gesellschaft hin kämpfen oder für den Status quo sich einsetzen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das SKOG – Konzept
- Das Militär
- Der Weg zur Staatsgründung
- Die Einführung des Mehrparteiensystems
- Der Militärputsch von 1980 und die politische Rolle des Militärs in der heutigen Türkei
- Das türkische Militär unter ziviler Kontrolle ?
- Die Parteien
- Linke und rechte Parteien
- Die gesellschaftlichen Probleme
- Die Gründe für die Krise des Parteiensystems
- Die religiöse Bewegung
- Das Wählerpotenzial der religiösen Parteien
- Die Wirtschaft
- Die Staatsunternehmen
- Die privaten Betriebe
- Zusammenfassung und Ausblicke
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit untersucht die demokratischen Strukturen der Türkei und analysiert die verschiedenen Gruppen, die entweder für eine weitere Öffnung des Systems zu einer liberaleren Gesellschaft hin kämpfen oder für den Status quo sich einsetzen. Das Hauptziel ist es, die Bedeutung des türkischen Militärs für die politische Entwicklung des Landes aufzuzeigen und seine Rolle im Kampf um die Macht in der Türkei zu beleuchten. Neben dem Militär werden auch andere relevante Akteure wie die etablierten Parteien, die religiöse Bewegung und die Wirtschaftselite in ihrer Beziehung zum Militär betrachtet.
- Die historische Entwicklung der Türkei und der Einfluss des Militärs auf die Staatsgründung
- Die Rolle des Militärs in der Politik und die Frage der zivilen Kontrolle
- Die Bedeutung des Mehrparteiensystems und die Herausforderungen für das politische System
- Die religiöse Bewegung und ihr Einfluss auf die türkische Gesellschaft
- Die Rolle der Wirtschaft in der Türkei und ihre Verbindung zum Militär
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt den Leser in das Thema der Hausarbeit ein und stellt die aktuelle Situation in der Türkei anhand der Terroranschläge in Istanbul dar. Kapitel 2 behandelt das SKOG-Konzept, welches auf die Türkei nur bedingt anwendbar ist. Kapitel 3 befasst sich mit dem türkischen Militär und seiner bedeutenden Rolle in der Geschichte und Politik des Landes. Dabei wird der Weg zur Staatsgründung, die Einführung des Mehrparteiensystems sowie der Einfluss des Militärs im Zuge des Militärputsches von 1980 beleuchtet. Kapitel 4 analysiert die türkischen Parteien, ihre gesellschaftlichen Probleme und die Gründe für die Krise des Parteiensystems. Kapitel 5 beschäftigt sich mit der religiösen Bewegung in der Türkei und deren Einfluss auf die politische Landschaft. Kapitel 6 befasst sich mit der türkischen Wirtschaft und betrachtet die Rolle der Staatsunternehmen und privaten Betriebe.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Hausarbeit sind die Demokratisierung in der Türkei, die Rolle des Militärs in der Politik, die Bedeutung des Mehrparteiensystems, die religiöse Bewegung, die Wirtschaftselite und die gesellschaftlichen Probleme.
- Quote paper
- Christian Haase (Author), 2003, Türkei: Demokratie ohne Demokraten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31155