Klienten mit gesundheitsschädigenden Verhaltensweisen zu gesundheitsfördernden Verhaltensweisen motivieren. Lösungsansätze


Hausarbeit, 2015

21 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Veränderung ist ein Prozess

3. Mit Motivierender Gesprächsführung Veränderungsprozesse begleiten
3.1. Was ist Motivierende Gesprächsführung?
3.2 Die Wirksamkeit der Motivierenden Gesprächsführung
3.3 Die Anwendung der Motivierenden Gesprächsführung
3.3.1 Die Prinzipien und Fertigkeiten des motivierenden Ansatzes
3.3.2 Die Begleitung des Klienten aus Fallbeispiel 1
3.3.3 Die Begleitung der Klientin aus Fallbeispiel 2

4. Schlussbemerkung

5. Literaturverzeichnis

6. Anhang

1. Einleitung

Die eigene Gesundheit ist für uns Menschen ein wertvolles Gut. Nach dem Modell der Salutogenese (salus, lat. = gesund; genese, griech. = Entstehung) von Aaron Antonovsky (1997) kann Gesundheit als fortwährender Prozess verstanden werden, bei dem Gesundheit und Krankheit einen fließenden Übergang auf dem Gesundheits- Krankheits- Kontinuum bilden. Jeder Mensch bewegt sich innerhalb dieses Kontinuums mal mehr zu der einen Seite, mal mehr zu der anderen Seite. Gesundheit ist also kein gleichbleibender Zustand, sondern eher als labil anzusehen, und muss deshalb aktiv erhalten werden.

Neben äußeren Einflüssen, wie zum Beispiel Stressbelastungen im Alltag oder dem Auftreten von Krankheitserregern, spielen dabei auch unsere eigenen Verhaltensweisen eine große Rolle, ob wir uns eher in Richtung Gesundheit oder Krankheit bewegen. Durch Verhaltensweisen, wie zum Beispiel aktive Stressreduktion, Entspannung, regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf oder ausgewogene Ernährung, können wir die eigene Gesundheit fördern. Wer sich allerdings kaum bewegt, sich eher von Fast Food und Süßigkeiten ernährt, raucht oder mit Stress nicht gut umgehen kann, schadet seiner Gesundheit und bewegt sich eher in Richtung Krankheit. Den meisten Menschen dürfte bewusst sein, dass sie durch ihr eigenes Verhalten selbst bestimmen können, in welche Richtung sie sich bewegen.

Betrachtet man Gesundheit als labilen Zustand, den es immer wieder neu zu erreichen gilt, bedeutet das für den einzelnen Menschen, die eigenen Verhaltensweisen immer wieder wahrzunehmen und diese gegebenenfalls in Richtung Gesundheitsförderung zu verändern. Manchen Menschen fällt eine Verhaltensveränderung relativ leicht und sie kommen sehr gut allein damit zurecht. Es gibt aber auch Menschen, denen Veränderungen sehr schwer fallen oder die nur wenig bis gar keine Motivation dazu aufbringen können. Ich habe mich nun gefragt, wie ich solche Menschen in meiner Beratertätigkeit dazu motivieren könnte, ihre Verhaltensweisen in Richtung Gesundheitsförderung zu verändern. Die zwei Kernfragen meiner Hausarbeit sind deshalb:

→ Wie kann ich Klienten zu gesundheitsfördernden Verhaltensweisen motivieren, die sich selbst nicht ändern wollen?

→ Wie kann ich Klienten helfen, welche gesundheitsschädigende Verhaltensweisen gern verändern möchten, es sich selbst aber nicht zutrauen?

Damit das Ganze etwas anschaulicher wird, möchte ich zwei Fallbeispiele anbringen, auf die ich mich im Verlauf meiner Ausführungen immer wieder beziehen werde:

- Fallbeispiel 1: Ein 50- jähriger leitender Angestellter einer mittelgroßen Firma kommt zu mir in die Beratung, weil seine Frau und sein Arzt ihm dazu geraten haben. Er hatte vor ein paar Wochen einen leichten Herzinfarkt und sein Arzt empfahl ihm dringend, dies als Warnhinweis zu sehen und in Zukunft mehr für seine Gesundheit zu tun. Er selbst ist allerdings der Meinung, dass er nichts ändern müsste, da es bisher ja auch so ging und er vieles sowieso nicht beeinflussen könnte, wie zum Beispiel den Stress bei der Arbeit. Dieser Klient ist im Moment überhaupt nicht motiviert, etwas an seinen Verhaltensweisen zu verändern.
- Fallbeispiel 2: Eine 30- jährige Frau mit Gewichtsproblemen wendet sich an mich, da sie seit längerer Zeit Kniebeschwerden hat und nun gerne ihr Gewicht reduzieren möchte. Sie hat erkannt, dass sie ihr Verhalten verändern muss, um ihre Gewichtsprobleme und Kniebeschwerden langfristig in den Griff zu bekommen. Allerdings glaubt sie nicht, dass sie das allein schaffen kann, weshalb sie nun bei mir Unterstützung sucht. Somit ist diese Klientin durchaus selbst motiviert, ihr Verhalten zu verändern. Aber ihr fehlt die Zuversicht und das Vertrauen in ihre Fähigkeiten, diese Aufgabe bewältigen zu können.

Die innere (= intrinsische) Motivation scheint eine entscheidende Rolle zu spielen, ob und wie jemand ein Problem angeht und in Zukunft seine Verhaltensweisen verändert. Für die oben beschriebenen Klienten erscheint mir deshalb das Konzept der Motivierenden Gesprächsführung eine geeignete Möglichkeit darzustellen, um mit ihnen an ihrer Problematik zu arbeiten. Ich möchte deshalb in meiner Hausarbeit das Konzept kurz vorstellen und erörtern, wie ich es für die beiden Klienten anwenden könnte.

Als Erstes werde ich aber auf das Thema „Veränderung“ im Allgemeinen eingehen.

2. Veränderung ist ein Prozess

Bisher hat sich noch nie jemand über Nacht verändert. Sein eigenes Verhalten umzustellen, ist immer ein Prozess von unterschiedlicher Dauer. Eine Möglichkeit diesen Prozess zu erklären, ist das von Prochaska und DiClemente entwickelte Transtheoretische Modell. Bei diesem Modell handelt es sich um ‚ein Konzept zur Beschreibung, Erklärung, Vorhersage und Beeinflussung von intentionalen Verhaltensänderungen‘ (Wikipedia, 2015, S. 1). Das Transtheoretische Modell wird auch als Stufenmodell der Veränderung bezeichnet, da Prochaska und DiClemente annahmen, dass ‚Änderungsprozesse mehrere qualitativ unterschiedliche und sukzessive aufeinander aufbauende Stufen durchlaufen‘ (Wikipedia, 2015, S. 1). Außerdem wurde das Modell auf unterschiedliche Gesundheitsverhaltensweisen angepasst, z. B. Tabakrauchen, Alkoholkonsum, Ernährung und körperliche Bewegung (vgl. Wikipedia, 2015, S. 1). Die sechs Stufen der Verhaltensveränderung sind demnach:

- Absichtslosigkeit (= Präkontemplation): „Ich habe kein Problem und muss mich nicht ändern“
- Absichtsbildung (= Kontemplation): „Ich sollte mein Verhalten doch irgendwann ändern.“
- Vorbereitung: „Ich plane, mein Verhalten jetzt zu ändern.“
- Handlung: „Ich fange jetzt an, mein Verhalten zu ändern.“
- Aufrechterhaltung: „Ich verhalte mich dauerhaft anders als früher.“
- Dauerhafter Ausstieg oder Rückfall: Nicht immer gelingt eine Verhaltensänderung gleich dauerhaft. Rückfälle kommen oft vor und die Person startet dann den Kreislauf der Veränderung erneut auf der ersten oder zweiten Stufe.

Wende ich nun dieses Stufenmodell der Veränderung für meine zwei Fallbeispiele aus der Einleitung an, würde ich Klient Nr.1 in die erste Stufe der Absichtslosigkeit (Präkontemplation) einordnen. Er ist ja der Meinung, nichts ändern zu müssen, da es bisher auch so ging. Ihm fehlt demnach die innere Motivation zur Veränderung. Die Klientin im Beispiel 2 würde ich dagegen der zweite Stufe der Absichtsbildung (Kontemplation) zuordnen, da sie prinzipiell erkannt hat, etwas ändern zu müssen, es sich aber nicht zutraut. Sie ist selbst motiviert, zweifelt allerdings an ihrer Fähigkeit, eine Veränderung schaffen zu können. Dadurch bleibt sie in der Absichtslosigkeitsphase stecken und kann nicht in die dritte Stufe der „Vorbereitung“ übergehen.

Laut Catherine Fuller und Phil Taylor ist die Motivierende Gesprächsführung besonders geeignet, um mit Klienten zu arbeiten, die sich in den ersten beiden Phasen der Veränderung befinden: ‚Motivierende Prinzipien und Fertigkeiten sind besonders effektiv, wenn man mit Menschen arbeitet, die sich in der Präkontemplations- oder der Kontemplationsphase einer Veränderung befinden‘ (Fuller & Taylor, 2012, S. 25).

Deshalb wende ich mich im Folgenden dem Konzept der Motivierenden Gesprächsführung und den dazu gehörigen Prinzipien und Fertigkeiten zu.

3. Mit Motivierender Gesprächsführung Veränderungsprozesse begleiten

3.1. Was ist Motivierende Gesprächsführung?

Das Konzept der Motivierenden Gesprächsführung wurde in den 1990er Jahren von William Miller und Stephen Rollnick entwickelt und ist auch unter dem Begriff Motivational Interviewing bekannt. Sie selbst beschreiben Motivierende Gesprächsführung ‚als eine klientenzentrierte, direktive Methode zur Verbesserung der intrinsischen Motivation für eine Veränderung mittels der Erforschung und Auflösung von Ambivalenzen‘ (Miller & Rollnick, 2009, S. 47). Mit Ambivalenz meint man in der Psychologie Zwiespältigkeit oder Vielfalt, wie zum Beispiel das gleichzeitige Auftreten von Freude und Trauer. Bei Veränderungsprozessen spielen Ambivalenzen eine große Rolle, worauf ich später noch etwas genauer eingehen werde. Miller und Rollnick erklären ihre Definition noch etwas genauer (vgl. Miller & Rollnick, 2009, S. 47 – 48):

Motivierende Gesprächsführung…

→ ist eine Weiterentwicklung des klientenzentrierten Ansatzes von Carl Rogers und somit ganz auf die aktuellen Interessen und Sorgen des Klienten ausgerichtet

→ ist bewusst direktiv (= der Berater lenkt das Gespräch bewusst in bestimmte Richtungen, Anm. d. Verfassers) und unterscheidet sich dadurch von Carl Rogers beschriebener, „nicht- direktiven“ Methode

→ kann eher als Kommunikationsmethode angesehen werden anstatt nur als Ansammlung von Techniken und ist keine Trickkiste, um Menschen zu manipulieren

→ arbeitet am Hervorbringen intrinsischer (= innerer) Motivation einer Person für eine Veränderung und unterscheidet sich dadurch von motivierenden Strategien, die Veränderungen von außen bewirken wollen, z.B. durch Belohnung oder Bestrafung

→ sieht in der Erforschung und Auflösung von Ambivalenzen den Schlüssel für das Hervorrufen von Veränderungen und konzentriert sich somit auf motivationale Prozesse innerhalb der Person, die veränderungsfördernd wirken

Ursprünglich hatten Miller & Rollnick den Ansatz der Motivierenden Gesprächsführung für die Behandlung von Alkoholpatienten entwickelt. Mittlerweile wird dieser Ansatz bei vielen anderen gesundheitlichen Themen erfolgreich angewandt, wenn es darum geht, ‚Menschen im Entwickeln, Umsetzen und Aufrechterhalten eigener Motivation zu gesünderem Verhalten zu unterstützen‘ (Mück, 2014, S. 2). Bei den von mir beschriebenen Fallbeispielen geht es vorerst um eine Unterstützung der Klienten bei der Entwicklung und Umsetzung der eigenen Motivation zu gesünderen Verhaltensweisen, weshalb ich in beiden Fällen die Motivierende Gesprächsführung als sehr geeignet ansehe.

3.2 Die Wirksamkeit der Motivierenden Gesprächsführung

Ich habe mich nun gefragt, welchen Vorteil die Motivierende Gesprächsführung gegenüber anderen Methoden hat und sie deshalb für meine Klienten besonders wertvoll ist. Genau wie der klientenzentrierte Ansatz von Carl Rogers unterscheidet sich die Motivierende Gesprächsführung von anderen Ansätzen durch bestimmte Fertigkeiten des Beraters im Umgang mit seinen Klienten. Durch einfühlendes Verstehen (= Empathie), bedingungsloses Akzeptieren und Wertschätzen des Klienten, sowie ein echtes Auftreten (= Kongruenz) des Beraters werden fördernde Bedingungen für eine Verhaltensänderung in der Beratungssitzung geschaffen. (vgl. Miller & Rollnick, 2009, S. 21). Für mich würde das bedeuten, meinen beiden beschriebenen Klienten als „echte Person“ gegenüber zu treten, ohne mich hinter einer professionellen Rolle zu verstecken, sie mit allen Seiten ihrer Persönlichkeiten zu akzeptieren, das heißt, sie auch mit ihrer fehlenden Motivation zu wertschätzen und stets zu versuchen, ihre Sichtweisen und Handlungen zu verstehen und sie ihnen zu reflektieren. Im Vordergrund stehen für mich dabei immer die Interessen, Werte und Ziele der Klienten. Diese Herangehensweise erachte ich als sehr wertvoll für Klienten, da man sie dadurch als gleichwertige Partner ansieht, anstatt in die Rollen des Professionellen und des Hilfebedürftigen zu verfallen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Klienten mit gesundheitsschädigenden Verhaltensweisen zu gesundheitsfördernden Verhaltensweisen motivieren. Lösungsansätze
Hochschule
Impulse e.V. - Schule für freie Gesundheitsberufe
Note
1,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
21
Katalognummer
V311934
ISBN (eBook)
9783668108851
ISBN (Buch)
9783668108868
Dateigröße
648 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
klienten, verhaltensweisen, lösungsansätze
Arbeit zitieren
Katrin Lehmann (Autor:in), 2015, Klienten mit gesundheitsschädigenden Verhaltensweisen zu gesundheitsfördernden Verhaltensweisen motivieren. Lösungsansätze, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/311934

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