Thüring von Ringoltingens Werk „Melusine“ ist einer der ersten deutschen Prosaromane des Spätmittelalters. Es ist durch die Bearbeitung und Adaptation des französischen Werkes „Le Roman de Mélusine ou Histoire de Lusignan“ Couldrettes entstanden.
Die vorliegende Hausarbeit soll folgenden Problemaspekt beleuchten: Melusine als typische und atypische Frau des Mittelalters. Bei der Analyse der Figur Melusine wird die allgemeine Vorstellung von der Frau im Mittelalter, besonders von der Adligen und Herrscherin, berücksichtigt. Besonders werde ich meine Aufmerksamkeit auf die Intention des Textes, durch die Verflechtung des Mythischen und Faktografischen die Entstehung des Geschlechtes Lusignan zu zeigen, richten. Jacques Le Goff sagte, dass Melusine die Schöpferin eines feudalen Gemeinwesens und Gebärerin der Herrschergenealogie der Fürsten von Lusignan sei. Einerseits gibt es diese mythische Geschichte, die aus Zypern stammt, über eine Fee, die ungewöhnliche Mächte besitzt, andererseits aber auch die Erzählung über einen französischen Adeligen, der von einer armen Familie abstammt und der dank der Adoption einen adeligen Status erwirbt.
Die Eheschließung zwischen Melusine und Reymund ist sicherlich für dieses Geschlecht, aber auch für die Vorstellung von dessen eigenartigen Eigenschaften, die dank Melusine, die nicht eine gewöhnliche Frau, sondern ein außerirdisches Wesen mit ungewöhnlichen Mächten ist, errungen sind, von großer Bedeutung. Im Roman wird leicht vom Fantastischen ins Realistische und umgekehrt übergegangen. Das Erzählen ist gelegentlich märchenhaft, nimmt aber auch den Charakter einer Chronik an, bzw. realisiert sich im Geiste historischen Erzählens, besonders in der Geschichte von Melusines und Reymunds Söhnen.
Es ist bekannt, dass es im Mittelalter eine Tendenz gab, die Herkunft der Herrscher oder des Adels gerade durch die Erwähnung solcher ungewöhnlichen Vorfahren hervorzuheben. Dies ist nichts Ungewöhnliches, da schon in der Antike die Tendenz vorhanden war, gewisse Eigenschaften der Herrscher durch die Unterstreichung ihrer mythischen Herkunft zu erklären. In dem mittelalterlichen Alexanderroman Pseudo-Kallisthenes‘ wird für Alexanders Vater der Zauberer Nectanebus bekannt gemacht, der auch ägyptischer König und Zauberer ist; es wird verneint, dass sein Vater makedonischer König Phillipp II ist. Die ungewöhnliche Stärke des Helden und seine Wahrnehmung der Ereignisse werden in Verbindung mit dieser Herkunft gebracht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Mahrtenehe
- Melusines Natur
- Die gesellschaftliche Stellung der Frauen im Mitttelalter
- Typologische Ähnlichkeit der Haupthelden in den Werken Melusine und Parzival
- Melusine als typische mittelalterliche Frau
- Melusine als atypische mittelalterliche Frau
- Couldrettes und Thüring von Ringoltingens Melusine
- Die Schlussfolgerung
- Quellenverzeichnis
- Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Figur der Melusine in Thüring von Ringoltingens Werk "Melusine" und beleuchtet sie als typische und atypische Frau des Mittelalters. Dabei werden sowohl die allgemeinen Vorstellungen von der Frau im Mittelalter, insbesondere der Adligen und Herrscherin, als auch die Intention des Textes, die Entstehung des Geschlechts Lusignan durch die Verflechtung des Mythischen und Faktografischen zu zeigen, betrachtet.
- Melusine als typische und atypische Frau des Mittelalters
- Die Rolle der Frau im Mittelalter, insbesondere der Adligen und Herrscherin
- Die Bedeutung der Mahrtenehe in mittelalterlichen Erzählungen
- Die Verbindung von Mythischem und Faktografischem in der Geschichte Melusines
- Die Rolle der Wasserfee in der mittelalterlichen Literatur und Mythologie
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt das Werk "Melusine" von Thüring von Ringoltingen als einen frühen deutschen Prosaroman des Spätmittelalters vor und beschreibt den Fokus der Arbeit: die Analyse der Figur der Melusine als typische und atypische Frau des Mittelalters. Die Einleitung stellt auch die Verbindung zwischen Melusine und der Entstehung des Geschlechts Lusignan heraus.
- Die Mahrtenehe: Dieses Kapitel untersucht das Konzept der Mahrtenehe, eine Ehe zwischen einem übernatürlichen Wesen und einem sterblichen Menschen, anhand von Beispielen aus der Antike, wie der Geschichte von Amor und Psyche. Es wird der Unterschied zwischen Melusines tragischem Ende und dem Happy End der Geschichte von Amor und Psyche hervorgehoben. Die Bedeutung der Mahrtenehe im Kontext der mittelalterlichen Literatur und Mythologie wird ebenfalls betrachtet.
- Melusines Natur: Dieses Kapitel beleuchtet die doppelte Natur der Melusine, die sowohl feenhafte als auch menschliche Eigenschaften besitzt. Der Text analysiert die Rolle des Wassers in der Geschichte und die Verbindung Melusines mit Wasserfeen bzw. Nymphen in der griechischen Mythologie. Der Bezug zur Fruchtbarkeit, dem Wachstum und der Verbindung zur Natur wird hier ebenfalls hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Melusine, Mahrtenehe, Mittelalter, Frau, Adlige, Herrscherin, Wasserfee, Nymphe, Mythisches, Faktografisches, Lusignan, Geschlecht, Geschichte, Literatur, Mythologie, Fruchtbarkeit, Natur, übernatürliche Wesen, erotische Beziehungen, tragische Ende, soziale Umstände, aristokratisches Milieu
- Citation du texte
- B.A. Tatjana Georgievska (Auteur), 2015, Melusine als typische und atypische Frau des Mittelalters, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/312033