Ein kontrovers geführter Armutsdiskurs besitzt in Deutschland lange Tradition und ist spätestens auf die Anfänge des Bürgertums zu datieren. Seit einigen Jahren kann eine Zuspitzung der Debatte beobachtet werden, wobei die Auseinandersetzung schon bei der Frage ansetzt, ob Armut in Deutschland überhaupt existiert.
Im Allgemeinen gelten mindestens diejenigen als arm, die über so geringes Einkommen verfügen, dass bei ihnen ein Anspruch auf öffentliche Leistungen zur Armutsbekämpfung besteht. Demgegenüber argumentiert eine Reihe von Finanz- und Sozialpolitikern, dass die Empfänger von Sozialleistungen nicht als arm angesehen werden dürfen, da deren Armut mittels einer großen Menge von Steuergeldern bekämpft wird. Ein weiterer Bestandteil des Armutsdiskurses betrifft die Entwicklungstendenz. Während das überwiegend ökonomisch und liberal geprägte Lager die Meinung vertritt, das Fortschreiten von Armut würde dramatisiert werden und hätte seit den 1990er Jahren wenig zugenommen, pocht die zumeist sozialdemokratisch sowie links ausgerichtete Opposition auf eine Ausbreitung sozialer Ungleichheit bei gleichzeitiger Verfestigung der Armut.
Nach einer Abgrenzung der Begrifflichkeiten des Wohlfahrtsstaates sowie der Armut in Kapitel 2, zielt die Seminararbeit darauf ab, die Determinanten, die Beschaffenheit sowie die Ausprägungen von Armutsverhältnissen in Deutschland anschaulich zu machen. Hierzu werden in Kapitel 3 die Ergebnisse von drei empirischen Studien vorgestellt. Den Abschluss bildet ein zusammenfassendes Fazit, welches zugleich einzelne Lösungsvorschläge, wohlfahrtsstaatliche Armut betreffend, unterbreitet.
„Bloß eine Klasse der Gesellschaft denkt mehr über das Geld nach als der Reiche, und das ist der Arme. Der Arme kann sonst nichts denken. Und dies ist das Elend der Armen.“ (Oscar Wilde, 1854 – 1900)
Der populäre irische Schriftsteller Oscar Wilde umschrieb bereits vor über einem Jahrhundert ein elementares sowie facettenreiches Problemfeld der Sozialpolitik, das bis heute kaum an Brisanz verloren hat. Eine allgegenwärtige Abhängigkeit von monetären Einkommen in der deutschen Gesellschaft führt, unter Berücksichtigung der Verfügbarkeit von Ressourcen wie Bildung oder Beruf, zu sozialer Ungleichheit und sozialer Benachteiligung, welche letzten Endes ein Leben in Armut bedingen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einleitung
- 2. Abgrenzung der Begrifflichkeiten
- 2.1. Der Wohlfahrtsstaat
- 2.2. Reichhaltiger Armutsbegriff
- 3. Armes Deutschland?
- 3.1. Gelingt die Umverteilung?
- 3.2. Die Ärmsten der Armen
- 3.3. Arbeit und kein Geld
- 4. Fazit
- 5. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Thematik der Armut im Wohlfahrtsstaat Deutschland. Sie verfolgt das Ziel, die Determinanten, die Beschaffenheit sowie die Ausprägungen von Armutsverhältnissen im deutschen Kontext zu beleuchten.
- Abgrenzung des Begriffs "Armut" im Kontext des Wohlfahrtsstaates
- Analyse der Umverteilung im deutschen Wohlfahrtsstaat
- Untersuchung der Ursachen und Erscheinungsformen von Armut in Deutschland
- Diskussion der Rolle von Arbeit und Einkommen im Zusammenhang mit Armut
- Präsentation von empirischen Studien zu Armutsverhältnissen in Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Kapitel 1 führt mit einer Einleitung in die Thematik ein und stellt die Relevanz der Armutsforschung in Deutschland heraus. Kapitel 2 widmet sich der Abgrenzung der Begrifflichkeiten des Wohlfahrtsstaates und der Armut. Dabei werden die Ziele und Mittel der Sozialpolitik sowie verschiedene Modelle des Wohlfahrtsstaates beleuchtet. Kapitel 3 präsentiert die Ergebnisse von drei empirischen Studien, die Einblicke in die Determinanten, die Beschaffenheit und die Ausprägungen von Armutsverhältnissen in Deutschland geben.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Seminararbeit fokussiert auf die Themenfelder Armut, Wohlfahrtsstaat, soziale Ungleichheit, Einkommen, Umverteilung, empirische Forschung und Deutschland.
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- Christopher Morsbach (Autor), 2012, Einkommensverteilung und Armut im Wohlfahrtsstaat Deutschland. Determinanten, Beschaffenheit, Ausprägung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/312127