Das Thema der doppelseitigen Subjektivierung von Arbeit wurde in der Arbeits-und Organisationssoziologie bereits intensiv untersucht.
Die Masterarbeit geht der Frage nach, inwieweit sich diese auch in Personalauswahlverfahren zeigt: Stellt das Assessment Center die Institutionalisierung der Subjektivierung dar?
„Werden Sie zur Marke- dann klappt’s auch im Job“ (Kallwitz 2015) titelt Die Welt im Februar 2015. Es sind Ratschläge wie diese, die Soziologen bestätigen wenn sie vom „Arbeitskraftunternehmer“ (Voß & Pongratz 1998) oder einem „unternehmerischen Selbst“ (Bröckling 2013) sprechen. Mit dem Zitat wird ein Individuum als Ganzes angesprochen, welches sich so formieren sollte, dass es optimal auf die Belange im Erwerbsleben ausgerichtet ist. Voß & Pongratz (1998) fassen diesen Trend zusammen und prophezeien eine „Ökonomisierung der eigenen Arbeitskraft, die immer mehr die ganze Person sowie das ganze Leben der Erwerbstätigen ergreift“ (142, Hervorhebung i. O.).
Das Verständnis von Arbeitskraft und damit auch das Verständnis von Arbeit im Allgemeinen unterlagen in den letzten Jahrzehnten einem dynamischen Wandel. Die fordistische Arbeitsorganisation zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde von den Leitbildern Frederick W. Taylors bestimmt, der nicht nur eine maximale Ausnutzung der Subjekte, sondern auch eine strikte Trennung von Person und Arbeitskraft postulierte. Dahingegen lassen sich in der postfordistischen Arbeitswelt konträre Trends beobachten, die mit Subjektivierungs- und Entgrenzungsprozessen zusammengefasst werden.
Unter Arbeitssubjektivierung versteht sich ein Vorgang, in dem subjektive Potenziale und Leistungen von Individuen an Bedeutung gewinnen (vgl. Moldaschl & Voß 2003: 16). Dabei offenbart Arbeitssubjektivierung einen doppelseitigen Charakter:
„Subjektivierung [bezeichnet] nicht nur dieses Bedürfnis von Menschen, über ihre fachspezifischen Kenntnisse hinaus auch ihre Persönlichkeit in den Arbeitsprozess einbringen zu können, sondern auch - und vermutlich in erster Linie die Erwartung von Unternehmen, dass diese Fähigkeiten tatsächlich eingebracht werden“ (Minssen 2012: 119.).
Unternehmen wollen also subjektivierte Potenziale im Arbeitsprozess implementieren. Was zeigt sich, wenn man einen Schritt zurückgeht und Verfahren der Personalauswahl betrachtet? Verändert sich unter dem Gesichtspunkt der Subjektivierung auch die Erwartungshaltung der Unternehmen gegenüber den Kompetenzen und Fähigkeiten der Bewerber?
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einleitung
- 2. Erwerbsarbeit im Wandel: Vom Taylorismus zu postindustriellen Arbeitsformen
- 3. Subjektivierung von Arbeit
- 3.1 Ursachen
- 3.2 Merkmale
- 3.3 Der Arbeitskraftunternehmer
- 4. Personalauswahl
- 4.1 Eignungsdiagnostische Personalauswahl: Das Assessment Center
- 4.1.1 Übungen
- 4.1.2 Bewertungsmaßstäbe
- 4.1.3 Messkriterien
- 4.1 Eignungsdiagnostische Personalauswahl: Das Assessment Center
- 5. Forschungsstand Arbeitssubjektivierung
- 6. Methodische Vorüberlegungen
- 6.1 Ziel der Studie
- 6.2 Fragestellungen
- 6.3 Methodologische Positionierung
- 6.4 Untersuchungsmethode: Das Experteninterview
- 7. Durchführung der Studie
- 7.1 Sampling & Feldzugang
- 7.2 Konstruktion des Leitfadens
- 8. Auswertung des Materials
- 8.1 Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring
- 8.2 Das Kategoriensystem
- 8.3 Erläuterungen zur Erstellung der Auswertungstabelle
- 9. Darstellung und Diskussion der Ergebnisse
- 9.1 Vermarktlichung
- 9.2 Verbetrieblichung
- 9.3 Vom Unternehmen ausgehende Erwartungen
- 9.4 Vom Bewerber ausgehende Erwartungen
- 9.5 Das Assessment Center
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Masterarbeit befasst sich mit den veränderten Erwartungen an Bewerber im Kontext der Arbeitssubjektivierung. Die Studie untersucht, wie sich die Subjektivierung von Arbeit auf die Personalauswahl und die Erwartungen von Unternehmen an Bewerber auswirkt.
- Subjektivierung von Arbeit: Ursachen, Merkmale und der Arbeitskraftunternehmer
- Personalauswahl und Assessment Center: Eignungsdiagnostische Verfahren und Bewertungsmaßstäbe
- Veränderte Erwartungen an Bewerber: Vermarktlichung, Verbetrieblichung und die Rolle des Assessment Centers
- Methodische Herangehensweise: Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring und Experteninterviews
- Darstellung und Diskussion der Ergebnisse: Analyse der Erwartungen von Unternehmen und Bewerbern
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeitssubjektivierung ein und erläutert die veränderten Anforderungen an Arbeitskräfte im Kontext postindustrieller Arbeitsformen. Das zweite Kapitel beleuchtet den Wandel der Erwerbsarbeit vom Taylorismus zu postindustriellen Arbeitsformen. Kapitel 3 widmet sich der Subjektivierung von Arbeit, untersucht ihre Ursachen und Merkmale und stellt den Begriff des "Arbeitskraftunternehmers" vor. Kapitel 4 befasst sich mit der Personalauswahl, insbesondere mit dem Assessment Center als Eignungsdiagnostik-Verfahren. In Kapitel 5 wird der Forschungsstand zur Arbeitssubjektivierung beleuchtet. Die methodischen Vorüberlegungen der Studie werden in Kapitel 6 behandelt, inklusive Zielsetzung, Fragestellungen, methodologischer Positionierung und der Wahl des Experteninterviews als Untersuchungsmethode. Kapitel 7 beschreibt die Durchführung der Studie, einschließlich Sampling, Feldzugang und Konstruktion des Leitfadens für die Interviews. Kapitel 8 widmet sich der Auswertung des Materials anhand der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring, wobei das Kategoriensystem und die Erstellung der Auswertungstabelle erläutert werden. Die Darstellung und Diskussion der Ergebnisse findet in Kapitel 9 statt, wobei die Themen Vermarktlichung, Verbetrieblichung, die Erwartungen von Unternehmen und Bewerbern sowie die Rolle des Assessment Centers im Detail beleuchtet werden.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die vorliegende Arbeit behandelt zentrale Themen der Arbeitssubjektivierung, Personalauswahl und veränderter Erwartungen an Bewerber. Schlüsselbegriffe sind dabei: Arbeitssubjektivierung, Erwerbsarbeit, Postfordismus, Taylorismus, Assessment Center, Eignungsdiagnostik, Vermarktlichung, Verbetrieblichung, Experteninterview, qualitative Inhaltsanalyse.
- Citar trabajo
- Alena Stock (Autor), 2015, Veränderte Anforderungen an Bewerber im Zuge der Arbeitssubjektivierung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/312187