Im Jahr 1929 wurde der Begriff der Rückstellungen erstmals vom Reichsfinanzhof wie folgt definiert: „Rückstellungen sind Bewertungen einer am Bilanzstichtag bereits bestehenden, nur ihrem Betrag nach noch nicht feststehenden Schuld bzw. eines bereits bestehenden, nur seinem Betrag nach noch nicht feststehenden Verlustes.“ Allerdings fanden die Rückstellungen erst 1931 durch die Aktienrechtsnovelle Einzug in das Aktiengesetz, indem eine Vorschrift zum getrennten Ausweis von Rückstellungen und Reservefonds eingefügt wurde. Seitdem wurde die Gesetzesgrundlage für die Rückstellungen mehrfach geändert.
Im Handelsrecht existiert eine Vielzahl von verschiedenen Rückstellungsarten. Darüber hinaus gibt es im Steuerrecht Einschränkungen bezüglich der Ansetzbarkeit von verschiedenen im Handelsrecht kodifizierten Rückstellungsarten. Eine Einordnung der Rückstellungsarten in ein kategorisiertes System ist nicht unproblematisch, da gegenseitige Abhängigkeiten und Überschneidungen bestehen. Deshalb wird in dieser Arbeit das Ziel verfolgt, ausgehend von der aktuellen Gesetzeslage die verschiedenen Arten von Rückstellungen und Kategorisierungsmöglichkeiten darzustellen und zu einer übergeordneten Einheit zu systematisieren. Damit einhergehend sind die folgenden Forschungsfragen zu beantworten:
1. Welche Kategorisierungsmöglichkeiten für Rückstellungen gibt es und welche Überschneidungen bestehen hierbei?
2. Wie können die Möglichkeiten der Kategorisierung voneinander abgegrenzt werden?
3. Wie lassen sich die verschiedenen Kategorisierungsmöglichkeiten in ein geeignetes System einbetten?
Dazu werden in Kapitel 2 begriffliche Grundlagen zum Handels- und Steuerrecht und zum Begriff der Rückstellungen erläutert. Darauf aufbauend werden in Kapitel 3 die Rückstellungsarten nach dem Handelsrecht behandelt. In Kapitel 4 werden die Rückstellungsarten nach Steuerrecht dargestellt und auf speziellen Regelungen, insbesondere zur Ansetzbarkeit von Rückstellungen, eingegangen. Auf die unterschiedlichen Möglichkeiten zur Kategorisierung der Rückstellungen wird in Kapitel 5 eingegangen, indem die Rückstellungskategorien detailliert analysiert werden. Kapitel 6 fasst die Kategorisierungsmöglichkeiten schematisch zusammen. Eine abschließende Betrachtung des Themas erfolgt in Kapitel 7.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung und Zielsetzung
- Gang der Untersuchung
- Begriffliche Grundlagen
- Handelsrecht
- Steuerrecht
- Begriff der Rückstellungen
- Rückstellungsbegriff nach Handelsrecht
- Rückstellungsbegriff nach Steuerrecht
- Rückstellungsarten nach Handelsrecht
- Vorbemerkung
- Rückstellungen für ungewisse Verbindlichkeiten
- Rückstellungen für drohende Verluste aus schwebenden Geschäften
- Rückstellungen für Gewährleistungen, ohne Erbringung rechtlicher Verpflichtung
- Rückstellungen für unterlassene Instandhaltung
- Rückstellungen für unterlassene Abraumbeseitigung
- Sonderfall - passive latente Steuern
- Rückstellungsarten nach Steuerrecht
- Vorbemerkung
- Maßgeblichkeitsprinzip
- Nichtabziehbarkeit von Ausgaben und Abhängigkeit von künftigen Gewinnen
- Rückstellungen für die Verletzung fremder Schutzrechte
- Rückstellungen für Zuwendungen anlässlich eines Dienstjubiläums
- Drohverlustrückstellungen
- Pensionsrückstellungen
- Rückstellungen im Zusammenhang mit in künftigen Perioden zu aktivierenden Aufwendungen
- Rückstellungen im Zusammenhang mit Kernbrennstoffen
- Kategorisierung der Rückstellungsarten
- Vorbemerkung
- Kategorisierung nach statischen und dynamischen Aspekten
- Dynamische und statische Rückstellungen
- Schuld- und Aufwandsrückstellungen
- Rückstellungen mit Innen- und Außenverpflichtungscharakter
- Kategorisierung nach Verpflichtungsart
- Kategorisierung der Rückstellungen nach dem Ausweis
- Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen
- Steuerrückstellungen
- Sonstige Rückstellungen
- Kategorisierung nach Ansatzpflicht und Ansatzverbot in der Steuerbilanz
- Spezielle Kategorisierungsmöglichkeiten
- Kategorisierung in Einzel- und Sammelrückstellungen
- Kategorisierung in Verteilungs- und Ansammlungsrückstellungen
- Anpassungsrückstellungen
- Umweltschutzrückstellungen
- Systematisierung der Rückstellungsarten
- Abschließende Betrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit der umfassenden Kategorisierung und Systematisierung von Rückstellungsarten im Handels- und Steuerrecht. Ziel der Arbeit ist es, ein systematisches Verständnis der verschiedenen Rückstellungsarten zu entwickeln und die jeweiligen Ansatzbedingungen und bilanzpolitischen Auswirkungen zu analysieren.
- Definition und Abgrenzung von Rückstellungen im Handels- und Steuerrecht
- Klassifizierung von Rückstellungen anhand verschiedener Kriterien wie statische und dynamische Aspekte, Verpflichtungsart und Ausweis in der Bilanz
- Analyse der Ansatzpflicht und des Ansatzverbots von Rückstellungen im Steuerrecht
- Behandlung spezifischer Rückstellungsarten, z. B. Umweltschutzrückstellungen
- Entwicklung eines systematischen Klassifizierungsschemas für Rückstellungsarten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Problemstellung und die Zielsetzung. Es werden die Begrifflichkeiten und grundlegenden Prinzipien des Handels- und Steuerrechts im Kontext von Rückstellungen erörtert. In den folgenden Kapiteln werden die verschiedenen Arten von Rückstellungen im Handels- und Steuerrecht detailliert beschrieben, wobei die jeweiligen Ansatzbedingungen und bilanzpolitischen Auswirkungen im Vordergrund stehen. Darüber hinaus werden unterschiedliche Kategorisierungsansätze für Rückstellungen vorgestellt und ein Systematisierungsmodell entwickelt.
Schlüsselwörter
Rückstellungen, Handelsrecht, Steuerrecht, Bilanzierung, Kategorisierung, Systematisierung, Ansatzpflicht, Ansatzverbot, Bilanzpolitik, Umweltschutzrückstellungen, Pensionsrückstellungen, Steuerrückstellungen.
- Arbeit zitieren
- Felix Doll (Autor:in), 2015, Rückstellungsarten im Handels- und Steuerrecht. Kategorisierung und Systematisierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/312393