In dieser Arbeit wird analysiert werden, ob und inwiefern Parallelen zwischen der Machtanalytik Foucaults und der Steuerung und Regelung von dynamischen Systemen der Kybernetik existieren.
Die These lautet, dass sich das Konzept Mensch in einer tiefen Krise befindet. Schnittstellen zwischen Kybernetik und Bio-Macht, sollten sie existieren, stellen bestehende Konzepte und Vorstellungen davon, was der Mensch ist, infrage. Die Benennung des Cyborgs, eines Hybriden aus Mensch und Maschine, bestätigt die Krise insofern, als dass sie Ausdruck der Suche nach neuen Identifikationsmöglichkeiten darstellt. Einen Ausweg bietet die Identität des Cyborgs. Damit wohnt ihm ein hohes Potential zu sozialer, politischer und gesellschaftlicher Veränderung inne. Wie und inwiefern das der Fall ist, soll in dieser Hausarbeit beantwortet werden.
Im Laufe der Vergangenheit sah sich die Menschheit immer wieder mit wissenschaftlichen Entdeckungen konfrontiert, die ihr Selbstbild gründlich durcheinander brachten. Sigmund Freud formulierte 1917 die drei „Kränkungen der Menschheit“: Die kosmologische Kränkung, die mit der Entdeckung einherging, dass die Erde nicht im Mittelpunkt des Weltalls steht; die biologische Kränkung, nämlich dass der Mensch sich aus der Tierwelt entwickelte; die psychologische Kränkung, dass das „Ich nicht Herr sei in seinem eigenen Haus“.
In den 1930er Jahren begannen sich, auch wenn sie damals noch nicht so genannt wurden, die ersten kybernetischen Diskurse zu formieren, die sich in den folgenden zwei Jahrzehnten zusammenschlossen und die immens populäre Wissenschaft Kybernetik bildeten. Die in ihr enthaltenen Ideen waren teils revolutionär und durchaus geeignet, einen Umbruch Freud'schen Ausmaßes einzuleiten. Ab den 1970er, 1980er Jahren wurde es still um die Kybernetik.
Ungefähr zur dieser Zeit, am 17. März 1976, stand der Soziologe, Philosoph und Historiker Michel Foucault vor seinen Studenten im Collège de France und hielt seine Abschlussveranstaltung der Vorlesungsreihe „In Verteidigung der Gesellschaft“. Er führte an diesem Tag den Begriff der Bio-Macht ein und dozierte unter anderem darüber, wie sich die Ausrichtung von Machtmechanismen im Laufe der Jahrhunderte im Wandel befand.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen
- Bio-Macht
- Kybernetik
- Analyse
- Schnittstellen
- Mensch in der Krise
- Der Cyborg zwischen Kybernetik und Bio-Macht
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Parallelen zwischen Michel Foucaults Machtanalytik und der Kybernetik. Sie analysiert, ob und inwiefern das Konzept des Menschen in einer tiefen Krise steckt und welche Auswirkungen sich aus der Verbindung von Bio-Macht und Kybernetik auf unser Verständnis des Menschen ergeben.
- Die Entwicklung des Menschenbildes im Kontext wissenschaftlicher Entdeckungen
- Analyse der Bio-Macht nach Michel Foucault
- Untersuchung der Kybernetik und ihrer diskursiven Grundlagen
- Identifizierung von Schnittstellen zwischen Bio-Macht und Kybernetik
- Bedeutung des Cyborgs als Ausdruck der Suche nach neuen Identifikationsmöglichkeiten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert die Forschungsfrage. Im Kapitel "Grundlagen" werden die relevanten Facetten der Bio-Macht und der Kybernetik vorgestellt. Die "Analyse" befasst sich mit möglichen Schnittstellen zwischen beiden Bereichen. Das Kapitel "Der Cyborg zwischen Kybernetik und Bio-Macht" analysiert die Relevanz des Cyborg-Konzepts.
Schlüsselwörter
Bio-Macht, Kybernetik, Cyborg, Mensch-Maschine-Hybrid, Identitätskrise, Steuerung und Regelung, Machtmechanismen, Disziplinarmacht, Bevölkerung, Biopolitik, Statistische Erhebungen.
- Citation du texte
- Ben Grippenkoven (Auteur), 2015, Das Konzept "Mensch" in der Krise. Der Cyborg zwischen Kybernetik und Bio-Macht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/312469