Institutionelle Diskriminierung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund im deutschen Schulsystem


Hausarbeit, 2011

13 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Migrationshintergrund

3. Migrationshintergrund und Schullaufbahn

4. Selektives Schulsystem in Deutschland

5. Institutionelle Diskriminierung

6. Institutionelle Diskriminierung im deutschen Schulsystem

7. Fazit

1. Einleitung

Deutschland hat sich in der Vergangenheit als Einwanderungs- und Migrationsland herausgebildet. Der Anteil der Staatsbürger mit Migrationshintergrund liegt bei 18% und ist somit ausschlaggebend für die Heterogenisierung und Pluralisierung unserer Gesellschaft. Charakteristisch für diese Heterogenität ist die Anwesenheit unterschiedlicher natio-ethno- kultureller Gruppen und Gruppierungen.

Prognosen gehen davon aus dass in zehn Jahren jedes zweite Kind einen Migrationshintergrund hat.[1] Kulturelle, nationale und ethnische Pluralität stellen nicht nur eine Herausforderung an die Gesellschaft und ihre Strukturen dar, sondern ebenso eine weit komplexere Herausforderung an das deutsche Schulsystem. Die Schule, als gesellschaftliche Institution, hat nicht alleine den pädagogischen Auftrag Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern, sondern sie ist auch der Auslese verpflichtet. Durch den Selektionsauftrag dem die Schule unterliegt trägt sie zur Reproduktion der gesellschaftlichen Sozialstruktur bei. Ein qualifizierender Schulabschluss entscheidet unter anderem über die Teilhabe an den sozialen Ressourcen und Prozessen einer Gesellschaft.

Inwieweit das „dreigliedrige“ und hoch selektive Schulsystem Deutschlands Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund ausschließt und diskriminiert möchte ich mit dieser Arbeit darstellen. Um Klarheit über benutzte Begrifflichkeiten zu schaffen werde ich mit der Erläuterung und Definition dieser beginnen.

2. Migrationshintergrund

„Migrationshintergrund ist ein Ordnungskriterium der deutschen amtlichen Statistik zur Beschreibung einer Bevölkerungsgruppe, die aus seit 1950 eingewanderten Personen und deren Nachkommen besteht.“[2] Diese Definition beinhaltet direkt zugewanderte Ausländer, in Deutschland geborene Ausländer, Spätaussiedler, eingebürgerte zugewanderte Ausländer und Personen mit mindestens einem zugewanderten Elternteil oder Elternteil mit ausländischer Staatsangehörigkeit.

Einhergehend mit dieser Definition ist die terminologische Unterscheidung zwischen Migrationsanderen und Nicht-Migrationsanderen, also einer Konstruktion des Fremden und des Eigenen. Die Bezeichnung Migrant/Migrantin verweist so auf kulturelle und ethnische Differenzen und definiert primär den rechtlichen Status. Darüber hinaus erfolgt eine Unterscheidung durch vermutete und zugeschriebene Abweichungen von Normalitätsvorstellung in Bezug auf Identität, Biographie, Kultur und Habitus. Entscheidend hierbei ist die Frage wie eine Nation bzw. eine nationalstaatliche Gesellschaft mit der bestehenden Differenz, Heterogenität und Ungleichheit umgeht. Identität und Zugehörigkeit auf individueller, sozialer und gesellschaftlicher Ebene werden im Alltag thematisiert und problematisiert und spielen auch im Umfeld Schule eine nicht unwesentliche Rolle.

Welche Anforderungen „Multikulturalität“ an das gesellschaftliche Zusammenleben an sich stellt soll allerdings nicht Thema dieser Arbeit sein, vielmehr die Bedeutung von kultureller Heterogenität für die Institution Schule und besonders der Umgang mit dieser Heterogenität seitens der Institution die kulturelles Kapital in Form von Schulabschlüssen verteilt.

3. Migrationshintergrund und Schullaufbahn

Schule in Deutschland geht von einer „Gleichartigkeits- Normalität“ aus und versteht Differenz und Heterogenität als Störung.[3] Der Bildung leistungshomogener Lerngruppen wird große Bedeutung zugemessen. Maßnahmen der Sortierung und Aussonderung sind traditionell tief verankert und institutionelle Maßnahmen des deutschen Schulsystems funktionieren durch Ausschluss der jeweils Leistungsschwächeren. Wie dies im Detail aussieht wird im Verlauf erläutert.

Schule als solches ist jedoch mit Schülerinnen und Schülern konfrontiert, die nicht nur unterschiedlich in Bezug auf ihre soziale oder ethnische Herkunft sind, sondern ebenso heterogen in Hinblick auf ihre Bildungsvoraussetzungen. In gewisser Weise spiegelt Schule die gesellschaftliche Ordnung und Zusammensetzung wider. Die Positionierung im Bildungssystem dient, wie die Positionierung in der Gesellschaft, der gesellschaftlichen Unterscheidungspraxis zwischen Migranten und Nicht-Migranten. Die Konstruktion des Anderen, des Fremden, ist der Schule nicht nur übergeordnet sondern wird vielmehr von ihr aufgegriffen und bestätigt. Durch familiale Herkunft bedingte Ungleichheiten der Bildungschancen werden leider durch die üblichen Formen der Leistungsauslese verstärkt.

Die Verteilung der Schulabschlüsse in der Bundesrepublik Deutschland korreliert eng mit dem Kriterium der Staatsangehörigkeit und unterschiedliche Aspekte führen zu dieser Schlechter-Stellung im Bildungssystem. So sind unter anderem Unterschiede der Schulpolitik der Bundesländer ausschlaggebend für unterschiedliche Bildungserfolge von Kindern mit Migrationshintergrund. Weitere Gründe für die Differenz der Bildungsverläufe sind die Organisation und Ausstattung der Schule mit benachteiligenden Effekten für Kinder und Jugendliche die Deutsch als Zweit- oder Fremdsprache erlernen oder erlernt haben. Unterschiedliche Eingangsbedingungen in das schulische Bildungssystem sind ebenfalls anzuführen. Die Bildungsnähe oder - ferne des Elternhauses spielt eine entscheidende Rolle.

Paul Mecheril unterscheidet hier zwischen spezifischer und unspezifischer Benachteiligung. Spezifische Benachteiligung beruht auf einer direkten Verbindung zu kultureller und lingualer Differenz und wird als solches durch organisatorische Abläufe der Schule gefördert. Unspezifische Benachteiligung ist auf formelle oder informelle Aspekte des Migrationsstatus zurückzuführen. Als Beispiel ist der sozio-ökonomische Status der Eltern zu nennen. Die „kulturelle Mitgift des Elternhauses“[4] bestimmt unter anderem die Schullaufbahn der Kinder. So haben Kinder die aus Elternhäusern aus höheren sozialen Positionen stammen die besseren Eingangsvoraussetzungen. „Mit der sozialen Position steigt der kulturelle Anregungsgehalt des Elternhauses, der Besitz und die Lektüre von Büchern und Zeitschriften, die Zahl und Vielfalt der elterlichen Interessen u.a.m.“[5]

Dem Schulsystem gelingt es nicht diese Nachteile in Eingangs- und Rahmenbedingungen, den außerschulischen Aspekten, auszugleichen. Es herrschen zwar gleiche Ausgangsbedingungen im Bildungssystem, jedoch dienen diese bestenfalls der Reproduktion der Ungleichheit.

Gleichbehandlung und gleiche Wettbewerbsbedingungen bei gegebenen Unterschiedlichkeiten und differenzierten Voraussetzungen tragen nicht nur zu einer Reproduktion, darüber hinaus auch zu einer Verfestigung von Ungleichheit bei.

Generell ist zu sagen, dass die Bildungserfolge von Kindern und Jugendlichen ohne deutschen Pass seit Mitte der 1990er Jahre vergleichsweise schlechter sind als die von Schülerinnen und Schülern die als „deutsch“ bezeichnet werden.[6]

[...]


[1] vgl. Steinbach

[2] vgl. Wikipedia „ Migrationshintergrund

[3] vgl. Mecheril

[4] vgl. Meulemann S.24

[5] vgl. Meulemann S.24

[6] vgl. Mecheril

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Institutionelle Diskriminierung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund im deutschen Schulsystem
Hochschule
Universität Bielefeld  (Fakultät für Erziehungswissenschaft)
Veranstaltung
Umgang mit Heterogenität
Note
2,7
Autor
Jahr
2011
Seiten
13
Katalognummer
V312491
ISBN (eBook)
9783668115859
ISBN (Buch)
9783668115866
Dateigröße
428 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Migrationshintergrund, Diskriminierung, Schulsystem
Arbeit zitieren
Sandra Urban (Autor:in), 2011, Institutionelle Diskriminierung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund im deutschen Schulsystem, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/312491

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