Deutschland entwickelt sich immer mehr zur Dienstleistungsgesellschaft. Während die Industrie in den letzten Jahren an Beschäftigten verlor, hat die Beschäftigung im Dienstleistungssektor gleichzeitig zugenommen. Auch der Privathaushalt gewinnt durch haushaltsnahe Dienstleistungen als Arbeitsmarkt immer mehr an Bedeutung, da ein steigender Bedarf an Unterstützung, zum Beispiel bei der Pflege von älteren Menschen besteht und der demografische Wandel diesen Bedarf in Zukunft noch steigern wird.
Ein wesentlicher Faktor für die Inanspruchnahme von haushaltsnahen Dienstleistungen ist das Nettoeinkommen des Hauptverdieners und dementsprechend entscheiden sich Familien häufig gegen die vermeintlich ´teure´ Variante Pflegeheim. So werden circa zwei Drittel aller Pflegebedürftigen in Deutschland zuhause versorgt, in den meisten Fällen von weiblichen Angehörigen. Allerdings ist die zeitintensive Versorgung nicht ohne weitere Unterstützung machbar, sodass zahlreiche Familien externe Hilfe, zum Beispiel in Form von Pflegediensten, in Anspruch nehmen. Zudem wird diese Unterstützung immer öfter durch osteuropäische Frauen gewährleistet, die mit im Haushalt leben und eine 24-Stunden-Betreuung anbieten.
Von diesen transnationalen Arbeitsverhältnissen profitieren neben den Familien und ausländischen Arbeitskräften auch die jeweiligen Staaten. Denn die deutschen Familien helfen den in ihrem Heimatland arbeitslosen Frauen Geld zu verdienen und diese wiederum helfen Deutschland, damit das Pflegesystem nicht zusammen bricht. Doch diese Handhabung birgt auch Nachteile, da die Beschäftigung meist schwarz ohne einen richtigen Arbeitsvertrag erfolgt und dahingehend im informellen Sektor anzusiedeln ist.
Ziel dieser Masterarbeit ist es, herauszustellen, welche gesellschaftlichen und politischen Schwierigkeiten die transnationalen Arbeitsverhältnisse mit sich bringen und inwieweit die Strukturen des deutschen Pflegesystems in dieser Hinsicht einer Überarbeitung bedürfen, um eine qualitativ bessere und bedarfsgerechte Versorgung der älteren Bevölkerung in Zukunft zu gewährleisten. Zudem soll anhand qualitativer Einzelinterviews einer homogenen Gruppe mit fünf Familien und ihren irregulär Beschäftigten aus Osteuropa aufgezeigt werden, welche Motive Familien und Frauen bewegen, ein transnationales Arbeitsverhältnis einzugehen und welche Auswirkungen dies auf die Lebensbedingungen der beiden Seiten hat.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1 Einleitung/Problemstellung
- 2 Begriffsbestimmungen
- 2.0 Bezeichnungspraktiken
- 2.1 Dienstleistungsgesellschaft
- 2.2 Dienstleistung
- 2.3 Haushaltsnahe Dienstleistung
- 3 Haushaltsarbeit im Privathaushalt
- 3.1 Merkmale von Haushaltsarbeit
- 3.2 Geschlechtliche Arbeitsteilung im Privathaushalt
- 4 Der Markt für haushaltsnahe Dienstleistungen in Deutschland
- 4.1 Steigender Bedarf an haushaltsnahen Dienstleistungen
- 4.2 Nachfrage nach haushaltsnahen Dienstleistungen
- 4.3 Tatsächliche Inanspruchnahme von haushaltsnahen Dienstleistungen
- 4.4 Hinderungsgründe für die Inanspruchnahme
- 4.5 Profil der Anbieter von haushaltsnahen Dienstleistungen
- 4.6 Dienstleistungsagenturen
- 5 Der Privathaushalt als Markt für transnationale Arbeitnehmerinnen
- 5.1 Transnationalismus/Transnationale Arbeitsmigration
- 5.2 Organisation des transnationalen Arbeitsverhältnisses
- 5.3 Rechtliche Aspekte/Illegalität
- 5.4 Arbeitsplatz und Aufgabenbereiche in den Privathaushalten
- 6 Qualitative Studie – Interviews mit Pflegekräften und ihren Arbeitgebern
- 6.1 Vorgehensweise bei der Erhebung und Auswertung der Daten
- 6.2 Falldarstellungen: Biografische Daten der Interviewteilnehmer
- 6.2.1 Sylwia
- 6.2.2 Karolina
- 6.2.3 Wiktoria
- 6.2.4 Nadia
- 6.2.5 Agata
- 6.3 Motivationen auf beiden Seiten
- 6.4 Lebens- und Arbeitssituationen in den Privathaushalten
- 6.5 Teilnehmende Beobachtung: Der Arbeitsalltag einer Pflegekraft
- 6.6 Auswirkungen auf die familiäre Situation
- 6.7 Ausblicke in die Zukunft
- 6.8 Zusammenfassung der Ergebnisse
- 7 Abschließende Diskussion mit Blick auf das deutsche Pflegesystem
- 7.1 Diskussion der Ergebnisse mit Blick auf das deutsche Pflegesystem
- 7.2 Lösungsansätze zur Verbesserung der Bedingungen im Pflegebereich
- 8 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Masterarbeit zielt darauf ab, die gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen transnationaler Arbeitsverhältnisse im Bereich der haushaltsnahen Dienstleistungen, insbesondere im Kontext der Pflege, zu beleuchten. Die Arbeit analysiert die Auswirkungen dieser Arbeitsverhältnisse auf die Lebensbedingungen der beteiligten Familien und Arbeitnehmerinnen aus Osteuropa und beleuchtet die Notwendigkeit einer Überarbeitung des deutschen Pflegesystems.
- Transnationale Arbeitsverhältnisse in der Pflege
- Der Markt für haushaltsnahe Dienstleistungen in Deutschland
- Motivationen von Familien und Arbeitnehmerinnen
- Lebens- und Arbeitssituationen der Pflegekräfte
- Herausforderungen des deutschen Pflegesystems
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Kapitel 1: Die Einleitung stellt das Thema der Masterarbeit vor und beleuchtet den steigenden Bedarf an haushaltsnahen Dienstleistungen in Deutschland, insbesondere im Bereich der Pflege. Die Arbeit fokussiert auf transnationale Arbeitsverhältnisse, die durch irreguläre Beschäftigung osteuropäischer Frauen geprägt sind.
- Kapitel 2: In diesem Kapitel werden wichtige Begrifflichkeiten wie "Dienstleistungsgesellschaft", "Dienstleistung" und "haushaltsnahe Dienstleistung" definiert und erläutert.
- Kapitel 3: Dieses Kapitel befasst sich mit der Haushaltsarbeit im Privathaushalt und untersucht die Merkmale von Haushaltsarbeit sowie die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung im Privathaushalt.
- Kapitel 4: Kapitel 4 analysiert den Markt für haushaltsnahe Dienstleistungen in Deutschland. Es beleuchtet den steigenden Bedarf an solchen Dienstleistungen, die Nachfrage, die tatsächliche Inanspruchnahme und die Hinderungsgründe sowie das Profil der Anbieter und die Rolle von Dienstleistungsagenturen.
- Kapitel 5: Hier werden die Besonderheiten des Privathaushalts als Markt für transnationale Arbeitnehmerinnen im Detail untersucht. Die Themenfelder Transnationalismus, Arbeitsmigration, die Organisation des transnationalen Arbeitsverhältnisses, rechtliche Aspekte und Illegalität sowie die Arbeitsbedingungen in den Privathaushalten stehen im Vordergrund.
- Kapitel 6: Das Kapitel präsentiert die Ergebnisse einer qualitativen Studie, die durch Interviews mit Pflegekräften und ihren Arbeitgebern durchgeführt wurde. Es enthält Falldarstellungen, Analysen der Motivationen beider Seiten und der Lebens- und Arbeitssituationen in den Privathaushalten. Zudem wird der Arbeitsalltag einer Pflegekraft durch teilnehmende Beobachtung beleuchtet. Die Auswirkungen auf die familiäre Situation werden ebenfalls betrachtet.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Masterarbeit beschäftigt sich mit den Themenbereichen Transnationale Arbeitsmigration, Haushaltsnahe Dienstleistungen, Pflege, irreguläre Beschäftigung, Arbeitsmarkt, Dienstleistungsgesellschaft, Geschlechterrollen, Familienstrukturen, Pflegesystem, Qualitative Forschung, Interviews, Fallstudien.
- Arbeit zitieren
- Theresa Maas (Autor:in), 2012, Haushaltsnahe Dienstleistungen als Sektor für transnationale Arbeitnehmerinnen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/312508