Das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie am 28. Juni 1914 setzte eine Kette von Ereignissen in Gang, an deren Ende nach Ablauf verschiedener Ultimaten, nach Kriegserklärungen und dem Einsetzen von Bündnisverpflichtungen schließlich der Ausbruch des 1. Weltkriegs stand.
In die allgemeine Kriegsbegeisterung beim Ausbruch des Krieges stimmt auch Thomas Mann ein, wie viele andere Künstler auch. Bei einem Blick auf die Biographie des Schriftstellers verwundert dies erst einmal, denn bis zu diesem Augenblick hat sich Thomas Mann mit politischen Äußerungen zurückgehalten.
Mit dem Friedrich-Essay zieht Mann eine Parallele zwischen dem Beginn des 1. Weltkriegs und dem Einmarsch der deutschen Truppen in das neutrale Belgien mit dem Einmarsch Friedrichs in Sachsen zu Beginn des Siebenjährigen Krieges. Die Hausarbeit soll vor allem die Frage klären, welche Argumentation Mann benutzt bzw. welche Argumente er als Erklärung für das Vorgehen des kaiserlichen Deutschlands in der Vita Friedrichs findet und ob diese einer kritischen Überprüfung standhalten.
Friedrich und die große Koalition war nach seinem Erscheinen ein großer Erfolg und ist Bestandteil aller wesentlichen Gesamtausgaben. Dennoch hat der Text neben seiner durchaus problematischen Stellungnahme pro Krieg ein wesentliches Problem in der Rezeptionsgeschichte: einerseits handelt es sich für einen Historiker um einen Text eines „Fachfremden“, der sich in historischer Betrachtung versucht, andererseits ist für einen Germanisten zu viel Geschichte vorhanden. Die literarische Qualität wird unabhängig von der historischen Genauigkeit betrachtet. Insofern versucht die Hausarbeit, ein wenig Licht ins Dunkel dieses Problems zu bringen und den Text vor allem durch die Brille eines Historikers zu betrachten.
Die Arbeit wird die Argumentationsstränge des Essays anhand einer genauen Textanalyse offenlegen und versuchen, seine Quellen dabei einzuordnen. Hierzu werden Betrachtungen über den Siebenjährigen Krieg herangezogen, insbesondere die im zugrundeliegenden Seminar behandelte Friedrich-Biographie Johannes Kunischs.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- ENTSTEHUNG UND ÜBERLIEFERUNG
- STRUKTUR UND ARGUMENTATIONSLINIEN
- METHODE
- KINDHEIT UND THRONBESTEIGUNG
- SCHLESIEN, FRAUEN, FREUND UND FEIND
- NOTWEHR
- SCHLUSSBETRACHTUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay „Friedrich und die große Koalition“ von Thomas Mann aus dem Jahr 1914 analysiert die Parallelen zwischen dem Einmarsch des deutschen Heeres in Belgien 1914 und Friedrich des Großen im Siebenjährigen Krieg. Die Arbeit befasst sich insbesondere mit Manns Argumentation in Bezug auf Friedrichs Vorgehen und hinterfragt die Gültigkeit dieser Argumente im Kontext des 1. Weltkriegs.
- Die Rolle des Künstlers im Krieg
- Die politische und kulturelle Bedeutung des Krieges
- Die Parallelen zwischen Friedrich dem Großen und Kaiser Wilhelm II.
- Die Rechtfertigung des Krieges durch historische Analogien
- Die Kritik an der Kriegspropaganda der Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt den historischen Kontext des 1. Weltkriegs dar und thematisiert Thomas Manns bisherige politische Zurückhaltung sowie seinen Gesinnungswechsel zum Beginn des Krieges.
- Das Kapitel „Entstehung und Überlieferung“ beleuchtet die Entstehung des Essays im Kontext der Schaffenskrise von Thomas Mann und dessen Abfolge weiterer Essays zum Thema Krieg.
- Im Kapitel „Struktur und Argumentationslinien“ werden die zentralen Argumente und die Struktur des Essays dargestellt.
- Das Kapitel „Methode“ beschreibt die methodische Herangehensweise der Arbeit, die sich auf eine genaue Textanalyse und die Einordnung von Quellen konzentriert.
- Die Kapitel „Kindheit und Thronbesteigung“ sowie „Schlesien, Frauen, Freund und Feind“ behandeln die Biografie Friedrich des Großen und stellen dessen Charakter sowie seine politische Entwicklung dar.
- Das Kapitel „Notwehr“ analysiert Manns Argumentation im Kontext der Rechtfertigung des Krieges und diskutiert die Parallelen zwischen dem Siebenjährigen Krieg und dem 1. Weltkrieg.
Schlüsselwörter
Der Essay „Friedrich und die große Koalition“ befasst sich mit zentralen Themen wie der Kriegspropaganda, der Rechtfertigung von Krieg, der Rolle des Künstlers in der Gesellschaft, der Geschichte Friedrichs des Großen, der politischen und kulturellen Situation des 1. Weltkriegs, sowie der Analyse von historischen Analogien.
- Quote paper
- Joachim Köhring (Author), 2012, "Friedrich und die große Koalition" von Thomas Mann als Apologetik für den deutschen Einmarsch in Belgien 1914, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/312563