Johann Wolfgang von Goethes Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“, im Jahr 1774 im Zuge der Leipziger Buchmesse erschienen, konnte sich bereits zur Zeit seiner Erstveröffentlichung trotz der anfänglichen Anonymität des Autors großer Beliebtheit erfreuen.
Der Roman erzählt die Geschichte des Protagonisten Werther, der sich in die Verlobte eines anderen Mannes verliebt, an dem wachsenden Zwiespalt seiner Gefühle schließlich verzweifelt und den Selbstmord wählt. Erzählt wird - abgesehen von Vor- und Nachwort des sogenannten Herausgebers - in Form von monologischen Briefen Werthers an seinen Freund Wilhelm, in denen er über die Entwicklungen zwischen ihm selbst, seiner geliebten Lotte und deren Verlobtem und späterem Ehemann Albert schreibt.
Die bis heute anhaltende Popularität des Werther-Stoffs spiegelt sich vor allem in einer langen Reihe von literarischen Annäherungsversuchen anderer Autoren wider, die man unter dem Begriff der sogenannten „Wertheriaden“ zusammenfasst. Trotz eines großen Angebots an Sekundärliteratur zum Thema Wertherwirkung, die die Beziehungen zwischen Handlung und Stil des Goethes Ursprungsroman und dieser Adaptionen analysiert, schenkt die Wertheriaden-Forschung der Bedeutung von Lottes Ehemann Albert bisher wenig Aufmerksamkeit.
Der Grund dafür liegt auf der Hand: Es gibt kaum Autoren, die dieser Figur mehr Bedeutung beimessen und sie in den Mittelpunkt ihrer Adaptionen rücken. Drei dieser seltenen Beispiele sind die Gedichte „Albert an Lottchen“ , „Albert nach Werthers Tode“ und „Albert an Werthers Geist“ , die in großen Zeitabständen verfasst wurden und der Nebenrolle eine Stimme verleihen.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Figur Albert aus Goethes Erstfassung des Romans „Die Leiden des jungen Werthers“ mit den Darstellungen der drei Gedichtadaptionen zu vergleichen, da dieser Charakter neben Lottes eine tragende Rolle im Geschehen spielt und sein Einfluss auf die Entwicklung im Roman nicht unterschätzt werden darf. Es wird zu jedem der Texte eine Figurenanalyse erstellt, die schlussendlich Antworten auf die Frage ermöglichen soll, ob und wie stark die Figur der ursprünglichen Version ihre drei Nachfolger beeinflusst hat. Wo endet ihr Einfluss? In welcher Beziehung stehen das Ursprungsbild und die neueren Albert-Adaptionen zueinander, kann man möglicherweise eine Entfremdung feststellen?
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Die Figur des Albert bei Goethe
- Die Figur in den Albert-Gedichten
- Albert an Lottchen
- Albert nach Werthers Tode
- Albert an Werthers Geist
- Ergebnisdokumentation und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit befasst sich mit der Figur des Albert in Goethes „Die Leiden des jungen Werthers“ und untersucht, inwiefern die Figur in drei Gedicht-Adaptionen – „Albert an Lottchen“, „Albert nach Werthers Tode“ und „Albert an Werthers Geist“ – verändert und interpretiert wird. Ziel ist es, den Einfluss der ursprünglichen Charakterdarstellung auf die Adaptionen zu analysieren und die Beziehung zwischen dem Ursprungsbild und den neueren Albert-Varianten zu erforschen.
- Analyse der ursprünglichen Charakterdarstellung des Albert in Goethes Roman
- Interpretation der drei Gedicht-Adaptionen und Analyse der Veränderungen der Figur des Albert
- Vergleich der ursprünglichen und der adaptierten Albert-Figuren
- Bewertung des Einflusses der Originalfigur auf die Gedicht-Adaptionen
- Analyse der Motive und Ziele der Gedicht-Autoren bei der Adaption der Figur des Albert
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Das erste Kapitel beleuchtet die Darstellung des Albert in Goethes „Die Leiden des jungen Werthers“. Es werden Werthers Eindrücke von Albert, Alberts Beziehung zu Lotte und sein Verhältnis zu Werther sowie die Rolle von Alberts Vernunft und Gefühl im Roman analysiert.
Im zweiten Kapitel werden die drei Gedicht-Adaptionen einzeln betrachtet. Es wird auf den Sprachstil, die Darstellung des Albert und seine Handlungsweise in den jeweiligen Gedichten eingegangen.
Das dritte Kapitel vergleicht die Charakterdarstellungen des Albert in Goethes Roman und in den drei Gedicht-Adaptionen. Dabei werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Figuren sowie der Einfluss der Originalfigur auf die Adaptionen untersucht.
Schlüsselwörter (Keywords)
Diese Arbeit konzentriert sich auf die Figur des Albert in Goethes „Die Leiden des jungen Werthers“ und seinen Einfluss auf drei Gedicht-Adaptionen. Die wichtigsten Themen sind: Figurenanalyse, Charakterdarstellung, Wertheriaden, Literaturvergleich, Gedichtinterpretation, Vernunft und Gefühl, Eifersucht, Liebe, Schuldzuweisung, Sprachstil, Sturm und Drang, Aufklärung.
- Citation du texte
- Melanie Dreher (Auteur), 2014, Die Figur des Albert im Wandel. Die Entwicklung des Vorbildcharakters in den Werther-Gedichten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/312638