Außer der Behandlung der Frage, warum die Geschichte des Armen Heinrichs im 19. Jahrhundert eine große Faszination ausgeübt hat, wurde vor allem dargestellt, welch un-terschiedliche Wege bei der Bearbeitung des Legendenstoffes die Autoren eingeschlagen haben.
Am Beispiel der Dramen von Josef Weilen und Ernst Hammer wurde hier gezeigt, wie weit sie sich trotz ähnlicher Ausgangslage voneinander unterscheiden und wie sie sich zu dem Ursprungstext von Hartmann verhalten. Beide, sowohl Hammer, als auch Weilen bauen zusätzlich einen der Legende unbekannten Bruderkonflikt und Erbstreit ein, was die Dramen miteinander vergleichbar macht. Auch die beiden Protagonisten sind sich in ihren Charaktereigenschaften durchaus ähnlich. Darüber hinaus stehen diese Werke je-doch in völligem Kontrast zueinander. Weilen lehnt sich viel stärker an die Legende an, indem er die Erlösungs- und Heilungsgeschichte Hartmanns bejaht und Heinrich von seiner Blindheit befreit und ihn das Mädchen heiraten lässt. Allerdings schwächt Weilen im Vergleich zu Hartmann die religiösen Bezüge stark ab und ‚verweltlicht’ den Text, ohne jedoch die Möglichkeit einer Heilung durch ein Wunder Gottes völlig auszuschlie-ßen.
Hammer dagegen verkehrt die Geschichte in ein düsteres, pessimistisches und zutiefst desillusionierendes Bild. Sein Heinrich bekommt nicht die Chance auf Erlösung, da ihm aufgrund der Entfremdung von Gott eine moralische Einsicht verwehrt bleibt und eine Heilung sich damit verbietet. Das ist auch der Grund, weshalb Hammers Drama als ein ‚Anti-Armer Heinrich’ aufgefasst werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Aufgabenstellung
- Anmerkungen zur Rezeptionsgeschichte
- Die dramatischen Varianten von Weilen und Hammer
- Vorbemerkung
- Zusammenfassung der Dramen
- Der Bruderkonflikt
- Die Schuld der Protagonisten und deren Krankheit
- Das Mädchen
- Erlösung und Untergang
- Fazit
- Literaturverzeichnis
- Primärliteratur
- Sekundärliteratur
- Quellenangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert zwei relativ unbekannte dramatische Bearbeitungen der Legende "Der arme Heinrich" von Hartmann von Aue. Die beiden Stücke, "Der arme Heinrich" von Ernst Hammer und "Heinrich von der Aue" von Josef Weilen, werden auf ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede hin untersucht. Des Weiteren wird die außergewöhnlich große Beliebtheit der "Arme Heinrich"-Thematik im späten 19. Jahrhundert beleuchtet.
- Rezeptionsgeschichte der Legende "Der arme Heinrich" im 19. Jahrhundert
- Analyse der dramatischen Bearbeitungen von Ernst Hammer und Josef Weilen
- Vergleich der dramatischen Fassungen mit der ursprünglichen Legende
- Gründe für die Popularität des Stoffes "Der arme Heinrich" um 1900
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt die beiden zu untersuchenden dramatischen Fassungen von "Der arme Heinrich" vor. Außerdem wird die Rezeption der Legende im 19. Jahrhundert kurz angerissen.
- Die Aufgabenstellung präzisiert das Ziel der Arbeit, das in der Analyse der beiden Dramen von Hammer und Weilen und deren Vergleich mit der Hartmannschen Legende liegt.
- Der Abschnitt "Anmerkungen zur Rezeptionsgeschichte" beleuchtet die enorme Popularität der "Arme Heinrich"-Legende im 19. Jahrhundert. Es wird die große Zahl an Bearbeitungen des Stoffes aufgezeigt und diskutiert, warum das Thema des "Armen Heinrich" bei Autoren und Publikum so große Beachtung fand.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Rezeptionsgeschichte der Legende "Der arme Heinrich", insbesondere im späten 19. Jahrhundert. Es werden die dramatischen Bearbeitungen von Ernst Hammer und Josef Weilen analysiert und mit der ursprünglichen Legende verglichen. Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse der Themen Krankheit, Schuld, Erlösung, Opferbereitschaft und soziale Konflikte im Kontext der beiden Dramen und der Hartmannschen Legende.
- Citar trabajo
- Sascha Fiek (Autor), 2004, "Der Arme Heinrich" Hartmanns und die dramatischen Bearbeitungen von Josef Weilen und Ernst Hammer, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31284