Es sind gerade die weiblichen Gestalten im Märchen, die es schaffen, unter unmöglichen Bedingungen Mögliches zu schaffen. Sie können von einer Dienstmagd zur Königin aufsteigen und durchbrechen damit Klassenunterschiede wie es sonst kaum möglich ist. Oft werden sie mit Gegenspielerinnen konfrontiert, gegen die sie sich durchsetzen müssen. Dabei sind sie stets an die moralischen Werte der Gesellschaft gebunden, die sie in ihren Möglichkeiten des Handelns einschränken. Diese Aspekte lassen sich leicht in die Gegenwart übertragen. Soll die perfekte Frau doch den Spagat zwischen Karriere und guter Hausfrau und Mutter mühelos bewältigen.
Gegenstand dieser Arbeit ist die Analyse der weiblichen Hauptfiguren in Bezug auf ihre Darstellung und Funktion in ausgewählten Märchen der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. Dabei liegt das Erkenntnisziel in der Beantwortung der Fragen, mit welchen Eigenschaften und Attributen die Kontrahentinnen beschaffen sind, ob durch ihre Darstellung eine moralische Botschaft vermittelt wird und wenn ja, welche. Zur Untersuchung wird primär die Fassung der von Wilhelm Grimm bearbeiteten Ausgabe letzter Hand von 1857 herangezogen. Dies liegt darin begründet, dass die Märchen dieser Fassung am häufigsten veröffentlicht und zitiert werden und sie die vollständigste Sammlung der Grimms darstellt.
In der vorliegenden Arbeit werden die Märchen "Frau Holle", "Aschenputtel" und "Die drei Männlein im Walde" untersucht, da sie alle eine stiefgeschwisterliche Konfrontation beschreiben. Dabei folgt die Arbeit zunächst einem gattungsgeschichtlichen Ansatz, in dem die Entwicklung der KHM beschrieben und insbesondere auf die Überarbeitungen von Wilhelm Grimm eingegangen wird. Im Anschluss folgt eine Analyse der Struktur und der Funktion des Volksmärchens. In Kapitel zwei schließt sich ein historisch gelenkter Geschlechterdiskurs an, in dem die Rolle und das Bild der Frau in Romantik und Biedermeier beleuchtet werden soll. In diesem Kontext wird ebenfalls das Mutterbild jener Zeit kurz dargestellt. In Kapitel vier folgt die Textanalyse der konkreten Märchen. Dabei werden diese in Hinsicht auf Struktur, Figurenkonstellation und ihrer Beschreibung des Frauenbildes verglichen. Der Arbeitsschwerpunkt liegt auf der Untersuchung, wie und mit welchen Mitteln die weiblichen Hauptfiguren dargestellt werden und welche Funktion sie in dem jeweiligen Märchen einnehmen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zu Aspekten des Volksmärchens
- Entstehung und Entwicklung der KHM
- Die erzieherisch angelegte Überarbeitung der KHM durch Wilhelm Grimm und sein Bild von Gut und Böse
- Struktur und Aufbau von Volksmärchen
- Funktion des Märchens
- Das bürgerliche Frauenideal in Spätromantik und Biedermeier
- Analysen der Märchen
- Frau Holle
- Struktur und Frauenfiguren
- Das Frauenbild in Frau Holle
- Aschenputtel
- Struktur und Frauenfiguren
- Das Frauenbild in Aschenputtel
- Die drei Männlein im Walde
- Struktur und Frauenfiguren
- Das Frauenbild in Die drei Männlein im Walde
- Frau Holle
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die weiblichen Hauptfiguren in ausgewählten Märchen der Brüder Grimm, fokussiert auf ihre Darstellung und Funktion. Das Ziel ist es zu untersuchen, welche Eigenschaften und Attribute den weiblichen Figuren zugeschrieben werden, warum sie so beschrieben sind und ob und welche moralische Botschaft durch ihre Darstellung vermittelt wird. Die Analyse stützt sich primär auf die Ausgabe von 1857.
- Darstellung und Funktion weiblicher Figuren in Grimms Märchen
- Moralische Botschaften in den Märchen und ihre Entwicklung
- Das Frauenbild in der Spätromantik und im Biedermeier
- Vergleich verschiedener Märchen mit Fokus auf stiefgeschwisterliche Konflikte
- Analyse der Überarbeitungen von Wilhelm Grimm
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der weiblichen Figuren in Grimms Märchen ein und beschreibt die Fragestellung der Arbeit. Sie stellt die Bedeutung der weiblichen Figuren im Kontext des Märchens heraus und erläutert die methodische Herangehensweise, insbesondere die Fokussierung auf die Ausgabe von 1857 und die Auswahl der untersuchten Märchen. Die Einleitung begründet die Relevanz der Untersuchung und skizziert den Aufbau der Arbeit.
Zu Aspekten des Volksmärchens: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung und Entwicklung der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Es beschreibt die Rolle von Savigny und Brentano bei der Entstehung der Sammlung und analysiert die Überarbeitungsprozesse, die Wilhelm Grimm durchführte. Es untersucht die Struktur und Funktion von Volksmärchen, möglicherweise unter Einbezug von Max Lüthi's Theorien, und verortet die Märchen in ihrem historischen und gesellschaftlichen Kontext. Die Kapitelteile gehen detailliert auf die Quellen und die Entwicklung des Grimmschen Kanons ein.
Das bürgerliche Frauenideal in Spätromantik und Biedermeier: Dieses Kapitel analysiert das Frauenbild der Spätromantik und des Biedermeiers, um den Kontext der untersuchten Märchen zu verdeutlichen. Es beleuchtet die gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen in dieser Zeit und diskutiert das Ideal der "perfekten Frau", die sowohl Karriere als auch Familie erfolgreich meistern sollte. Die Analyse beleuchtet die Rolle der Frau im gesellschaftlichen Gefüge und beeinflusst das Verständnis der weiblichen Figuren in den Märchen.
Analysen der Märchen: Dieses Kapitel bietet detaillierte Analysen der ausgewählten Märchen ("Frau Holle," "Aschenputtel," und "Die drei Männlein im Walde"). Es untersucht die Struktur, die Figurenkonstellationen und das Frauenbild in jedem Märchen einzeln und vergleicht die Ergebnisse. Die Analyse konzentriert sich auf die Darstellung der weiblichen Hauptfiguren, ihre Eigenschaften, Funktionen und ihre Rolle im jeweiligen Märchen. Die stiefgeschwisterliche Konfrontation wird als zentrales Motiv analysiert und in Bezug zum gesellschaftlichen Kontext gesetzt.
Schlüsselwörter
Grimms Märchen, Frauenfiguren, Frauenbild, Moral, Spätromantik, Biedermeier, Stiefgeschwister, Volksmärchen, Textanalyse, Wilhelm Grimm, Erzählstruktur.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse weiblicher Figuren in ausgewählten Märchen der Brüder Grimm
Welche Märchen werden in dieser Arbeit analysiert?
Die Arbeit analysiert die weiblichen Hauptfiguren in den Märchen "Frau Holle", "Aschenputtel" und "Die drei Männlein im Walde" der Brüder Grimm. Der Fokus liegt auf deren Darstellung, Funktion und der vermittelten moralischen Botschaft.
Welcher Ausgabe der Grimmschen Märchen liegt die Analyse zugrunde?
Die Analyse stützt sich primär auf die Ausgabe der Grimmschen Märchen von 1857.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Eigenschaften und Attribute der weiblichen Figuren in den ausgewählten Märchen, die Gründe für ihre Darstellung und die Frage, ob und welche moralische Botschaft durch sie vermittelt wird. Es wird ein Vergleich der Märchen hinsichtlich stiefgeschwisterlicher Konflikte durchgeführt und die Überarbeitungen von Wilhelm Grimm berücksichtigt.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Darstellung und Funktion weiblicher Figuren, moralische Botschaften in den Märchen und deren Entwicklung, das Frauenbild in der Spätromantik und im Biedermeier, Vergleich verschiedener Märchen mit Fokus auf stiefgeschwisterliche Konflikte und Analyse der Überarbeitungen von Wilhelm Grimm.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu Aspekten des Volksmärchens (Entstehung, Entwicklung, Struktur und Funktion), ein Kapitel zum bürgerlichen Frauenideal in Spätromantik und Biedermeier, ein Kapitel mit detaillierten Analysen der ausgewählten Märchen und ein Schlusswort. Jedes Märchen wird hinsichtlich Struktur, Figurenkonstellation und Frauenbild einzeln analysiert und verglichen.
Was wird im Kapitel "Zu Aspekten des Volksmärchens" behandelt?
Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung und Entwicklung der Kinder- und Hausmärchen, die Rolle von Savigny und Brentano, die Überarbeitungsprozesse durch Wilhelm Grimm, die Struktur und Funktion von Volksmärchen (möglicherweise unter Einbezug von Max Lüthi's Theorien) und den historischen und gesellschaftlichen Kontext der Märchen.
Was wird im Kapitel "Das bürgerliche Frauenideal in Spätromantik und Biedermeier" behandelt?
Dieses Kapitel analysiert das Frauenbild der Spätromantik und des Biedermeiers, um den Kontext der Märchen zu verdeutlichen. Es beleuchtet die gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen und das Ideal der "perfekten Frau".
Welche Aspekte der Märchen werden im Kapitel "Analysen der Märchen" detailliert untersucht?
Dieses Kapitel bietet detaillierte Analysen der Struktur, der Figurenkonstellationen und des Frauenbildes in "Frau Holle", "Aschenputtel" und "Die drei Männlein im Walde". Die Darstellung der weiblichen Hauptfiguren, ihre Eigenschaften, Funktionen und ihre Rolle im jeweiligen Märchen werden untersucht, mit besonderem Fokus auf stiefgeschwisterliche Konflikte.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Grimms Märchen, Frauenfiguren, Frauenbild, Moral, Spätromantik, Biedermeier, Stiefgeschwister, Volksmärchen, Textanalyse, Wilhelm Grimm, Erzählstruktur.
- Arbeit zitieren
- Master of Arts Sarah Kugler (Autor:in), 2012, Darstellung und Funktion der Figur des guten und des bösen Mädchens in ausgewählten Märchen der Gebrüder Grimm, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/312855