Wie wichtig sind Männer beziehungsweise männliche Vorbilder für die frühkindliche Entwicklung und welche Relevanz haben sie diesbezüglich innerhalb des Erziehungs- und Bildungsbereichs? Und welche Auswirkungen hat es in diesem Zusammenhang auf Kinder, wenn der Vater eher in einem distanzierten Verhältnis zu ihnen steht oder gar völlig abwesend ist? Kann in solchen Fällen eine männliche Bezugsperson in Kindertagesstätten Abhilfe schaffen und gibt es überhaupt einen Bedarf an solchen? Die Forderung nach mehr Männern in der Elementarpädagogik wurde in den letzten Jahren zunehmend lauter und dennoch ist man sich über die Begründung bislang nicht vollends einig. Nicht selten werden Argumente angeführt, die unreflektiert und von Geschlechtsstereotypen geprägt, aber nicht wissenschaftlich fundiert sind. Sie beruhen teilweise auf sehr individuellen Erfahrungen und Prägungen und bieten daher kaum eine geeignete Grundlage für eine konstruktive Diskussion. Überdies entsteht dadurch hinsichtlich der bisherigen zahlenmäßigen Dominanz weiblicher Fachkräfte in diesem Bereich bei manchen der Eindruck, es handle sich hierbei nicht nur um männliche Fachkräfte als Ergänzung, sondern als Verbesserung der defizitären Fremdbetreuung durch Frauen.
So wird schon länger über Jungen als sogenannte „Bildungsverlierer“ gegenüber weit erfolgreicherer Mädchen im Schul- und Bildungswesen diskutiert, was unter anderem dabei hinsichtlich der weiblich geprägten Bildungs- und Erziehungslandschaft eine Schuldfrage impliziert, die hier tätige Frauen und ihre Professionalität an den Pranger stellt. Offensichtlich hat das aufkommende Interesse an Männern in der Elementarpädagogik mit einem Forschungsdefizit zu kämpfen, welches eine mitunter geschlechtergerechtigkeitsorientierte Forderung schnell zur Kontroverse werden lässt, Männer idealisiert und Frauen diskriminiert und infolgedessen das bewirkt, was eben dadurch verhindert werden könnte – eine Geschlechterdiskrepanz.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Männer in der frühkindlichen Erziehung und Bildung
- Retrospektive
- Gegenwärtige Situation
- Ausblick
- Der Dritte: Männer im Rollengefüge der Familie
- Entwicklungsaufgabe Triangulierung
- Der Dritte
- Vaterabwesenheit
- Vaterbilder
- Der Erzieher: Männer in der Elementarpädagogik
- Chancen und Kompensation durch männliche Erzieher
- Männliche Vorbilder
- Geschlechtsspezifische Sozialisation
- Männer in KiTas
- Aktuelle Situation
- Gründe, Ängste und Vorurteile
- Initiativen & Modellprojekte
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Rolle von Männern in der frühkindlichen Erziehung und Bildung. Sie untersucht, wie wichtig männliche Vorbilder für die Entwicklung von Kindern sind und welche Auswirkungen ein distanziertes oder gar abwesendes Verhältnis des Vaters zu den Kindern hat. Dabei werden auch Chancen und Herausforderungen für männliche Erzieherinnen in Kindertagesstätten (Kitas) beleuchtet. Die Arbeit stellt sich die Frage, ob eine stärkere Präsenz von Männern in der Elementarpädagogik notwendig ist und welche Auswirkungen dies auf die frühkindliche Entwicklung und Bildung von Kindern hat.
- Die Bedeutung von männlichen Vorbildern für die frühkindliche Entwicklung
- Die Auswirkungen von Vaterabwesenheit auf die kindliche Entwicklung
- Chancen und Herausforderungen für männliche Erzieherinnen in Kitas
- Geschlechtsspezifische Sozialisation im Kontext der frühkindlichen Erziehung
- Die Notwendigkeit einer geschlechterheterogenen und egalitären Erziehungs- und Bildungsumgebung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der männlichen Beteiligung an der frühkindlichen Erziehung und Bildung, sowohl auf familiärer als auch auf institutioneller Ebene. Es wird deutlich, dass die traditionelle Rollenverteilung zwischen Männern und Frauen lange Zeit eine Dominanz von Frauen in der professionellen frühkindlichen Betreuung und Erziehung begünstigte. Dennoch zeigt das Kapitel auch auf, dass es bereits in der Vergangenheit männliche Betreuer gab, die für die Verwahrung und Versorgung von Kindern zuständig waren.
Im zweiten Kapitel werden die verschiedenen Rollen von Männern im Familienleben beleuchtet. Besondere Aufmerksamkeit wird dem Thema der Vaterabwesenheit und den damit verbundenen Herausforderungen für die kindliche Entwicklung geschenkt. Das Kapitel untersucht, wie das traditionelle Rollenverständnis der Vaterfigur durch gesellschaftliche Veränderungen und die Pluralisierung familiärer Lebensformen in Frage gestellt wird. Es geht auch auf die Bedeutung von Vaterbildern und deren Einfluss auf die Entwicklung von Kindern ein.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Rolle von Männern in der Elementarpädagogik. Es werden Chancen und Kompensationen, die männliche Erzieherinnen für die Entwicklung von Kindern bieten können, beleuchtet. Das Kapitel untersucht auch die Herausforderungen, die mit der Geschlechterdiskrepanz in der frühkindlichen Betreuung und Erziehung einhergehen. Es geht auf Gründe, Ängste und Vorurteile gegenüber männlichen Erziehern ein und betrachtet Initiativen und Modellprojekte, die die Integration von Männern in der Elementarpädagogik fördern.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: männliche Vorbilder, frühkindliche Erziehung und Bildung, Vaterabwesenheit, geschlechtsspezifische Sozialisation, Elementarpädagogik, Kindertagesstätten, Geschlechterrollen, Familie, Erzieher, Entwicklung, Bildung, Betreuung.
- Citation du texte
- Jonas Nyncke (Auteur), 2013, Männliche Vorbilder im frühkindlichen Erziehungs- und Bildungsbereich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/313243