Der Vampirtopos in der Gesellschaft. Eine Analyse


Trabajo, 2015

17 Páginas, Calificación: 2,3


Extracto


Gliederung

1. Einleitung

2. Erläuterungen
2.1 wichtige Termini
2.2 Einführung in die Entstehungsgeschichte des Mythos Vampir

3. Der Vampirtopos in der Gesellschaft – Eine Analyse
3.1 Das personifizierte Böse
3.2 Der menschenfreundliche Vampir von nebenan
3.3 Das Prinzip des tragischen Helden und der Vampir

4. Fazit

5. Bibliographie

1. Einleitung

Seit jeher teilen die Menschen aller Kulturen die Furcht vor dem unbekannten Bösen. Dies hinterlässt natürlich auch in der Literatur Spuren. Bestien jeglicher Art sind in den Fokus gerückt: Werwölfe, rachsüchtige Geister, Zombies und Vampire. Sie durchstreifen im Schutze der Dunkelheit die Gegend, lauern arglosen Passanten auf und machen sie zu ihren Opfern. Die so genannte Horrorliteratur findet noch heute großen Anklang in der Bevölkerung. Der Nervenkitzel, den man verspürt, während man eine Schauergeschichte liest, die Gänsehaut, die über den Rücken jagt und die Härchen im Nacken, die zu Berge stehen, sind nur einige der Symptome guter Horrorliteratur.

Jeder kennt diese Szene: Man hat gerade eine Schauergeschichte gelesen oder sich einen Horrorfilm angesehen und macht sich nun auf den Weg ins Bett. Um dorthin zu gelangen, muss man allerdings erst einmal das Licht im dunklen Flur anschalten oder an einer einen Spalt geöffneten Türe vorbeigehen. Nun setzen die Nachwirkungen des eben Gelesenen oder Gesehenen ein: man gruselt sich. Ein ungutes Gefühl breitet sich aus, man hegt den Gedanken, beobachtet zu werden, etwas könnte einem hinter der nicht ganz geschlossenen Tür auflauern oder plötzlich aus der Dunkelheit des Flurs hervortreten. Horrorliteratur ist aus genau diesem Grund so beliebt. Sie thematisiert und spricht die in jedem Menschen vorhandenen Ängste vor der Dunkelheit und dem Unbekannten an – den Monstern.

Doch, so wie wir Menschen alle verschieden sind, müssen auch nicht alle Monster gleich sein. An diesem Punkt drängt sich eine Frage auf: Hat denn wirklich jedes 'dunkle Wesen' auch eine dunkle Seele?

Aufgabe dieser Arbeit soll es sein, dieser Frage auf den Grund zu gehen. Dazu werden zuerst einige Begrifflichkeiten erklärt und vom ‚Vampir‘ im eigentlichen Sinne abgegrenzt. Des Weiteren wird sich im ersten Kapitel, basierend auf den zuvor erläuterten Termini, eine Einführung in die Entstehungsgeschichte des ‚Vampirs‘ finden, die etwas Licht in das Dunkel seiner Existenz bringen soll. Nachfolgend wird der ‚Vampir‘ gemäß heutiger Standards, die sich stark von seinem altertümlichen Verwandten differenzieren, aufgezeigt werden.

Das zweite Kapitel wird in zwei Teile untergliedert sein, deren erster sich mit dem 'Fürsten der Finsternis' beschäftigen wird. Es soll die dunkelsten Ecken des Vampir Daseins belichten und durch Film- und Buchbeispiele greifbarer machen. Im starken Kontrast zu diesem eher unangenehmen Zeitgenossen steht der im zweiten Teil dieses Kapitels zu untersuchende menschenfreundliche Vampir von nebenan. Anhand einiger Beispiele soll herausgearbeitet werden, inwiefern er sich tatsächlich vom ‚Fürsten der Finsternis‘ unterscheidet und was genau ihn so besonders macht.

Des Weiteren wird sich in diesem Kapitel eine Einführung in das Prinzip des tragischen Helden nach Aristoteles und Schiller finden, welches anschließend auf einen Vertreter des guten Vampirtyps angewendet werden soll.

Das vierte und letzte Kapitel wird ein daraus resultierendes Fazit sowie einige weitere Denkanstöße enthalten, deren Herausarbeitung den Umfang dieser Arbeit leider überschreiten würde.

2. Erläuterungen

Im Nachfolgenden wird die Entstehung des Vampirmythos etwas genauer analysiert. Dafür sollen zuerst diverse Begrifflichkeiten eingeführt und erklärt werden, die den Vampir von anderen, ihm durchaus ähnlichen Wesen unterscheiden.

2.1 wichtige Termini

Zuerst soll der Sukkubus in Augenschein genommen werden. Ein Sukkubus ist ein weiblicher Dämon, der Männern beim Beischlaf die Lebensenergie aussaugt. Das dazugehörige männliche Äquivalent ist der Inkubus, der selbige Vorgehensweise bei Frauen an den Tag legt. Die Erinnerung an den nächtlichen Vorfall erfolgt bei dem Betroffenen meist nur in Form eines Traumes. Sukkubi und Inkubi werden häufig mit der frühen Neuzeit und der Zeit der Hexenverfolgung in Verbindung gebracht, da in Geständnissen von Menschen, die der Hexerei bezichtigt wurden, die Rede von einer Beziehung mit sogenannten ‚Beischlafgeistern‘ ist.[1] Hier korrelieren also sexuelle Empfindung und Wollust mit körperlicher Marter.[2]

Weitere zu erläuternde Begriffe sind Lamia und Empuse. Sie sind Blut saugende Nachtgeister, die die Fähigkeit besitzen, ihre Gestalt zu verändern und Menschen Trugbilder vorzugaukeln. Sie verfolgen und töten schlafende Menschen und sind, bedingt durch ihre gestaltwandlerischen Fähigkeit, nur schwerlich von einem echten Menschen zu unterscheiden. Dennoch differenzieren sie sich durch ihr Vorgehen voneinander. Die Empuse nimmt die Gestalt einer schönen Frau an, verführt ihre Opfer und spielt mit ihnen. Hauptsächlich stellen Empusen jungen Männern nach, denen sie während des Beischlafs die Lebensenergie aussaugt, bis ihre Opfer erkranken und schlussendlich sterben. Auf Grund dieser Eigenschaften stellt die Empuse ein Mischwesen zwischen Sukkubus und Vampir dar.[3] Zudem ist zu sagen, dass sie in der Regel nur einen Fuß hat, falls doch zwei vorhanden sind, ist der zweite Fuß aus Eisen. Laut Benjamin Hederich ist dieses, oftmals von Blut befleckte, Wesen nichts als ein „Blendwerk“, also nur eine Erscheinung.[4]

Die Lamia besitzt dieselben Eigenschaften, die auch die Empuse innehat, differenziert sich allerdings dennoch merklich von ihnen. In seinem 1770 erschienenen Werk Gründliches Mythologisches Lexicon schreibt Benjamin Hederich, dass die Lamia durch den von Juno verschuldete Tod ihres Sohnes und der daraus resultierenden Betrübnis hässlich geworden ist und sich an Juno rächt, indem sie Kinder entführt und ermordet. Zudem nimmt sie in ihrer gewohnten Umgebung ihre Augen aus dem Kopf und ist damit folglich blind.[5]

Ein weiteres, nicht mit der Lamia zu verwechselndes Wesen ist die sogenannte Striga. Sie soll ein Nachtvogel sein, der nach Blutgiert und, um diese Gier zu stillen, Kindern nachstellt und sie aussaugt. Früher war der Glauber weit verbreitet, dass Hexen die Fähigkeit besäßen, sich in dieses Wesen zu verwandeln, weshalb die antike Bezeichnung für Hexen auch Striga war.[6]

Als nächstes sollen die Begriffe Alb und Nachtmahr näher erläutert werden. Laut Dr. Stefan Hock ist der Alb eine geisterhafte Erscheinung, die dazu fähig ist, jede menschliche oder tierische Gestalt anzunehmen. Er setzt sich auf die Brust eines Schlafenden, würgt ihn und saugt dessen Blut. Dem Alp wird zudem nachgesagt, dass er entweder sofort töten, oder den Betroffenen über mehrere Nächte hinweg heimsuchen und quälen kann, bis dieser schließlich verstirbt.[7] Auch Nicolaus Equiamicus beschreibt den Alp ähnlich, allerdings etwas detaillierter: „Der Alp ist ein nichtmenschlicher Nachtdämon, der [] den Schlafenden überfällt, ihm den Atem raubt und ihn sogar zu Tode bringen kann. [] In seiner tierischen Gestalt finden wir ihn zum Beispiel als ein Pferd mit großen feurigen Augen, als ein schwarzer Hund oder eine Katze von äußerst bösartigem Aussehen, aber auch als ein Vogel.“[8] Außerdem ist es ihm möglich, sowohl männlichen, als auch weiblichen Geschlechts zu erscheinen. Des Weiteren erklärt er den Alp als sofort erkennbar, da er für einen Menschen entweder zu dick, dünn, groß oder klein ist. Dieses Wesen weist allerdings noch andere äußerliche Defizite auf, etwa deformierte Füße oder gänzlich fehlende Gliedmaßen. Bei Berührung mit dem Alp fällt auf, dass sich sein griff ungewöhnlich kalt und dem Fleisch eines Leichnams ähnlich anfühlt.[9]

Die oftmals mit dem Alp gleichgesetzte Nachtmahr ist eine Hexe, die nachts Menschen und Tiere quält. Sie macht sich unsichtbar und verfilzt Schlafenden die Haare, drückt ihnen die Luft ab und legt sich auf deren Brust. Tiere werden gleichermaßen im Schlaf gequält, was so weit geht, dass sie mager werden, die Kraft zu arbeiten verlieren und sterben. Um sein Nutzvieh vor solchen Angriffen zu schützen, gab es mehrere Möglichkeiten, etwa mit einer Mistgabel über den Rücken des Tieres ins Leere zu stechen oder einen Davidstern an der Türe anzubringen. Des Weiteren konnte man ein Messer oder Ähnliches mit der Schneide nach oben auf den Rücken des Tieres binden, da es dadurch vor der Nachtmahr geschützt sei. Dies liegt daran, dass Messer, Sicheln, Mistgabeln und dergleichen aus Eisen gefertigt sind, was dem Glauben zufolge eine höchst reinigende Wirkung gegen Dämonen und Geistert hat.[10]

Ein weiteres, dem Vampir nicht unähnliches Wesen ist der Wiedergänger. Laut Equiamicus ist dieser ein, wie der Name schon sagt, wiederkehrende Leiche eines Toten, dessen Auftauchen schädliche Auswirkungen auf lebende Menschen hat. Im Allgemeinen konnte jeder Verstorbene zum Wiederkehrer werden, der plötzlich und zu früh starb, etwa im Kampf getötet oder unter anderen Umständen ermordet wurde. Zudem kommen auch Unfalltote oder Menschen, die selbst Verbrechen begangen, aber vor dem Tod keine Buße geleistet haben, in Frage. Neben diesen Gründen gibt es auch noch einige andere Fälle, die das Eintreten des Wiederkehrens nach dem Ableben begünstigen, etwa wenn der verstorbene Groll mit ins Grab nimmt, ein Versprechen zu Lebzeiten nicht einhielt, oder der Sarg des Toten nicht auf den letzten Pfennig bezahlt worden war.

Da Frauen, die während der Geburt eines Kindes gestorben waren, und ungetaufte Kinder besonders gefährdet waren, wurden nach ihrem Tod auch besondere Maßnahmen ergriffen: Sie wurden präventiv mit einem Pflock aus Weißdorn oder Esche gepfählt. Weitere Möglichkeiten, das Wiederkehren eines Verstorbenen zu verhindern, waren ihn mit dem Gesicht nach unten in den Sarg zu legen, den Leichnam am Boden des Sargs festzunageln, oder dem Toten die Arme und Beine abzutrennen. Die unumstritten wirksamste Methode war jedoch, den Kopf der verschiedenen Person vom Rumpf abzutrennen.

[...]


[1] Remy, Nikolas: Daemonolatria, Lyon 1595.

[2] Hock, Stefan: Die Vampyrsagen und ihre Verwertung in der deutschen Literatur, Berlin 1900, S. 4-5

[3] Equiamicus, Nicolaus: Vampire. Von damals bis(s) heute, Diedorf 2010, S. 17-18.

[4] Hederich, Benjamin: Gründliches Mythologisches Lexicon, Leipzig 1770, S. 993

[5] Ebd., S. 1424-1425

[6] Equiamicus, Nicolaus: Vampire. Von damals bis(s) heute, Diedorf 2010, S. 20

[7] Hock, Stefan: Die Vampyrsagen und ihre Verwertung in der deutschen Literatur, Berlin 1900, S.4-6

[8] Equiamicus, Nicolaus: Vampire. Von damals bis(s) heute, Diedorf 2010, S. 23

[9] Ebd.

[10] Ebd., S. 26-27

Final del extracto de 17 páginas

Detalles

Título
Der Vampirtopos in der Gesellschaft. Eine Analyse
Universidad
University of Würzburg  (Universität)
Curso
Draculas Vorfahren. Vampirismus in der Literatur
Calificación
2,3
Autor
Año
2015
Páginas
17
No. de catálogo
V313287
ISBN (Ebook)
9783668119550
ISBN (Libro)
9783668119567
Tamaño de fichero
686 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Dracula, Bram Stoker's Dracula, Vampirtopos in der Gesellschaft, Vampir und Gesellschaft, Vampir als Projektionsfigur, Vampir als tragischer Held nach Aristoteles, tragischer Held, Vampir
Citar trabajo
Ann-Kathrin Beckenbauer (Autor), 2015, Der Vampirtopos in der Gesellschaft. Eine Analyse, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/313287

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