Zeit ist ein unvergleichliches Phänomen: Sie ist stets präsent und doch nicht greifbar. Sie kann gemessen und berechnet werden, doch weicht im Gefühl des Individuums oft von der Norm ab. Sie leitet unser Denken und Handeln und spannt einen Bogen von der Geburt bis zum Tod eines Menschen, vom Aufstieg bis zum Untergang einer Gesellschaft, doch scheint selbst weder Anfang noch Ende zu besitzen. Das Wesen der Zeit wird seit jeher von den Menschen hinterfragt, untersucht und systematisiert. So gibt es kaum eine Wissenschaft oder Kunstform, die ohne die Variable Zeit auskommt und jede erarbeitet ihre eigenen Theorien, Prämissen und Repräsentationen für sie: „Zeit ist das, was Gesellschaft und Kultur, Wissenschaft und Religion, die Juristen und der jeweils Einzelne daraus machen.“ (Weis 1997 zit. n. Götze 2004: 313).
Die vorliegende Masterarbeit will ausgewählte Aspekte der Zeit aus Soziologie, Psychologie und Filmwissenschaft zum Zwecke einer hermeneutischen Filmanalyse handhabbar machen. Denn Filme können nicht nur wie kaum eine andere Kunst mit der Zeit spielen, sie verformen und verzerren, auch bilden sie gesellschaftliche Zeitepochen ab und prägen die Zeitkonzepte ihrer Rezipienten. Mit dem Ziel die Filmanalyse interdisziplinär zu öffnen, ist auch die Vorstellung verbunden, dass Filme als Kulturgüter ihrer Zeit stets sehr viel mehr transportieren als nur die jeweils vorherrschenden Konventionen der Filmbranche oder die Handschrift eines Regisseurs oder Drehbuchtors. Filme sind Ausdruck von Gesellschaft, von Kultur, von Individualität u.v.m. und können deshalb auf Phänomene aller dieser Bereiche hin untersucht und interpretiert werden. Es wird also der Versuch einer interdisziplinären hermeneutischen Filmanalyse mit Fokus auf das Thema Zeit unternommen: Es ist die Suche nach der Zeit – einem fachübergreifenden Begriff par excellence (vgl. Steininger 2002: 26) – im Film –„a modern technology par excellence.“ (Landsberg 2012: 85) Dazu wird die Reihe mit den drei Film "Before Sunrise" (1995), "Before Sunset" (2004) und "Before Midnight" (2013) des amerikanischen Regisseurs Richard Linklater mit soziologischen, psychologischen und filmwissenschaftlichen Theorien und Fragestellungen analysiert. Analyseleitend für die hier durchgeführte Untersuchung ist die Forschungsfrage: Wie wird Zeit und ihr Einfluss in den Filmen der "Before..."-Reihe dargestellt?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Methodik der Arbeit
- 2.1 Ein interdisziplinärer Ansatz
- 2.2 Hermeneutik und Filmanalyse
- 2.3 Der Analysegegenstand: die BEFORE ...-Reihe
- 3. Theorien über die Zeit
- 3.1 Die Zeit in der Geschichte
- 3.2 Die Zeit in der Gesellschaft
- 3.2.1 Zeit als soziale Zeit
- 3.2.2 Lebenszeit und Alltagszeit
- 3.2.3 Beschleunigung & Tempo-Virus
- 3.2.4 Entschleunigung und Slow Movements
- 3.2.5 Analysekategorien aus der soziologischen Theorie
- 3.3 Die Zeit im Individuum
- 3.3.1 Zeit als subjektive Zeit
- 3.3.2 Zeiterleben: Dauer, Folge und Verzerrungen
- 3.3.3 Zeithandeln und Zeitperspektive
- 3.3.4 Gedächtnis und Erinnerung
- 3.3.5 Analysekategorien aus der psychologischen Zeitforschung
- 3.4 Die Zeit im Film
- 3.4.1 Zeit als Filmzeit und als filmische Zeit
- 3.4.2 Narration und Dramaturgie
- 3.4.3 Montage
- 3.4.4 Weitere Gestaltungsmittel: Mise-en-Scène und Ton
- 3.4.5 Analysekriterien aus der Filmwissenschaft
- 4. Analyse der BEFORE ...-Reihe
- 4.1 Dimension Zeit in der Gesellschaft
- 4.2 Dimension Zeit im Individuum
- 4.3 Dimension Zeit im Film
- 5. Fazit: Zeit in der BEFORE ...-Reihe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung von Zeit in Richard Linklaters BEFORE ...-Trilogie mittels einer hermeneutischen Filmanalyse. Ziel ist es, die filmische Umsetzung des komplexen Phänomens Zeit anhand interdisziplinärer Theorien aus Geschichte, Soziologie und Psychologie zu beleuchten.
- Die verschiedenen Zeitdimensionen (gesellschaftlich, individuell, filmisch) in den Filmen
- Die Anwendung hermeneutischer Methoden auf die Filmanalyse
- Der Vergleich von theoretischen Zeitkonzepten mit ihrer filmischen Umsetzung
- Die Rolle der Narration und Dramaturgie in der Darstellung von Zeit
- Die Wirkung der filmischen Gestaltungsmittel auf das Zeiterleben des Zuschauers
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und beschreibt die Relevanz der Untersuchung der Zeitdarstellung in der BEFORE ...-Reihe. Sie skizziert den methodischen Ansatz und die Struktur der Arbeit.
2. Methodik der Arbeit: Dieses Kapitel erläutert den interdisziplinären Ansatz der Arbeit, der Theorien aus der Hermeneutik, der Soziologie, der Psychologie und der Filmwissenschaft kombiniert. Es beschreibt die hermeneutische Methode der Filmanalyse und stellt die BEFORE ...-Reihe als Analysegegenstand vor, mit einem Fokus auf die spezifischen Herausforderungen, die sich aus der Analyse einer Filmreihe ergeben.
3. Theorien über die Zeit: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über verschiedene Theorien zur Zeit. Es beleuchtet die Zeit in historischen, gesellschaftlichen und individuellen Kontexten. Es werden Konzepte wie soziale Zeit, Lebenszeit, Beschleunigung, Entschleunigung und subjektives Zeiterleben umfassend diskutiert, und die relevanten Analysekategorien aus der Soziologie und Psychologie werden vorgestellt. Ein Schwerpunkt liegt auf der Differenzierung verschiedener Zeitperspektiven und der Auseinandersetzung mit dem Zeitverständnis im Kontext von Gedächtnis und Erinnerung.
4. Analyse der BEFORE ...-Reihe: Dieses Kapitel analysiert die BEFORE ...-Reihe anhand der in Kapitel 3 entwickelten theoretischen Rahmen. Es untersucht die Darstellung der Zeitdimensionen in den Filmen, sowohl aus gesellschaftlicher als auch individueller Perspektive, und analysiert die filmischen Mittel, die Linklater einsetzt, um diese Zeitdimensionen darzustellen. Die Analyse konzentriert sich auf die Interaktion von filmischer Gestaltung und narrativer Struktur.
Schlüsselwörter
BEFORE ...-Reihe, Richard Linklater, Hermeneutische Filmanalyse, Zeit, Zeittheorien, Soziologie, Psychologie, Filmwissenschaft, Gesellschaftliche Zeit, Subjektive Zeit, Filmische Zeit, Narration, Dramaturgie, Montage.
Häufig gestellte Fragen zur Arbeit: "Zeit in Richard Linklaters BEFORE…-Trilogie"
Was ist das Thema dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Darstellung von Zeit in Richard Linklaters BEFORE…-Trilogie (Before Sunrise, Before Sunset, Before Midnight) mittels einer hermeneutischen Filmanalyse. Im Fokus steht die filmische Umsetzung des komplexen Phänomens Zeit unter Einbezug interdisziplinärer Theorien aus Geschichte, Soziologie und Psychologie.
Welche Methoden werden in dieser Arbeit verwendet?
Die Arbeit verwendet einen interdisziplinären Ansatz, der Theorien aus der Hermeneutik, Soziologie, Psychologie und Filmwissenschaft kombiniert. Die Hauptmethode ist die hermeneutische Filmanalyse. Besondere Aufmerksamkeit wird der Analyse einer Filmreihe und den daraus resultierenden Herausforderungen gewidmet.
Welche Theorien zur Zeit werden behandelt?
Die Arbeit bietet einen umfassenden Überblick über verschiedene Zeittheorien. Behandelt werden die Zeit in historischen, gesellschaftlichen und individuellen Kontexten. Konzepte wie soziale Zeit, Lebenszeit, Beschleunigung, Entschleunigung und subjektives Zeiterleben werden diskutiert. Relevante Analysekategorien aus der Soziologie und Psychologie werden vorgestellt, mit einem Schwerpunkt auf verschiedenen Zeitperspektiven und dem Zeitverständnis im Kontext von Gedächtnis und Erinnerung.
Wie wird die BEFORE…-Reihe analysiert?
Die BEFORE…-Reihe wird anhand der in der Arbeit entwickelten theoretischen Rahmen analysiert. Die Analyse untersucht die Darstellung der Zeitdimensionen (gesellschaftlich, individuell, filmisch) in den Filmen und analysiert die filmischen Mittel, die Linklater einsetzt, um diese darzustellen. Die Interaktion von filmischer Gestaltung und narrativer Struktur steht im Mittelpunkt.
Welche Zeitdimensionen werden betrachtet?
Die Arbeit betrachtet drei Zeitdimensionen: die gesellschaftliche Zeit, die individuelle Zeit und die filmische Zeit. Es wird untersucht, wie diese Dimensionen in den Filmen dargestellt werden und wie sie miteinander interagieren.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für die Arbeit?
Schlüsselbegriffe sind: BEFORE…-Reihe, Richard Linklater, Hermeneutische Filmanalyse, Zeit, Zeittheorien, Soziologie, Psychologie, Filmwissenschaft, Gesellschaftliche Zeit, Subjektive Zeit, Filmische Zeit, Narration, Dramaturgie, Montage.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Methodik der Arbeit, Theorien über die Zeit, Analyse der BEFORE…-Reihe und Fazit. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt der Zeitdarstellung in der Filmreihe.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es, die filmische Umsetzung des komplexen Phänomens Zeit in Richard Linklaters BEFORE…-Trilogie anhand interdisziplinärer Theorien zu beleuchten und die verschiedenen Zeitdimensionen (gesellschaftlich, individuell, filmisch) in den Filmen zu analysieren.
Welche Rolle spielt die Hermeneutik?
Die Hermeneutik bildet die Grundlage der Filmanalyse. Sie ermöglicht das Verstehen der Bedeutung der filmischen Darstellung von Zeit im Kontext der jeweiligen theoretischen Überlegungen.
Wie wird die Narration und Dramaturgie in der Analyse berücksichtigt?
Die Narration und Dramaturgie spielen eine zentrale Rolle in der Analyse, da sie maßgeblich zur Darstellung der Zeit und zum Zeiterleben des Zuschauers beitragen.
- Citar trabajo
- Constanze Arnold (Autor), 2015, Auf der Suche nach der Zeit. Interdisziplinäre Filmanalyse der "Before..."-Reihe von Richard Linklater, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/313557