Auf dem G8-Gipfel 1999 in Köln wurde die ‚Highly Indebted Poor Country’ (HIPC) - Initiative eingeleitet, eine Entschuldungskampagne, die eine Politikausrichtung der Partnerländer an das Ziel der Armutsbekämpfung knüpft. Die HIPC-Staaten haben sich im Rahmen des Schuldenerlasses gegenüber der Weltbank dazu verpflichtet, nationale Strategiepapiere zu erstellen und die, aufgrund des Erlasses eingesparten öffentlichen Mittel, für die Armutsbekämpfung einzusetzen. Die ‚Poverty Reduction Strategy Paper’ (PRSPs) sollen zudem einen Rahmen für die Geberkoordinierung schaffen, an dem sich zukünftig die Programme der Entwicklungsbanken und des IWF, aber auch die der bilateralen und multilateralen Geber orientieren. Die Grundprinzipien des PRSP-Ansatzes bestehen in der Übertragung der Verantwortlichkeiten auf die betroffenen Länder selbst (‚ownership’) und einer breiten Einbindung zivilgesellschaftlicher Akteure (‚participation’) in den Gestaltungsprozess.
In vielen Regionen des subsaharischen Afrikas verschärfen sich jedoch vor dem Hintergrund fundamentaler Entwicklungskrisen die gesellschaftlichen Widersprüche und Verteilungskämpfe. Deformierte bzw. fehlgeschlagene Modernisierungs- und Transformationsprozesse manifestieren sich und lassen eine wachsende Politisierung von Gesellschaftszusammenhängen erkennen. Die steigende Anzahl von Ländern mit nicht mehr beherrschbaren Zahlungsbilanz- und Verschuldungsproblemen, enormen Einkommensunterschieden und einer unzureichenden sozialen Grundversorgung der Bevölkerung, verdeutlichen das globale Gefälle zwischen den Industrienationen des „Nordens“ und den Ländern des „Südens“.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Umsetzungsproblematik der PRSP-Prinzipien in solchen Ländern des subsaharischen Afrikas, in denen staatliche Strukturen aufgrund von Bürgerkriegen erst wieder aufgebaut werden müssen. Ruanda gilt in diesem Zusammenhang unter anderem aufgrund seiner spezifischen ethnischen Polarisierung als Beispiel für ein komplexes und krisenanfälliges gesellschaftspolitisches Umfeld. Inwieweit nun die HIPC-Initiative und die Umsetzung des PRSP-Ansatzes einen Beitrag zur Friedenssicherung und nachhaltigen Armutsbekämpfung leisten kann und worin ihre Schwächen – gerade in Konfliktregionen - bestehen, bilden den Schwerpunkt dieser Analyse.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Einführung in das Thema
- 1.2. Begriffsbestimmung
- 1.3. Forschungsstand und Quellen
- 2. Entwicklungspolitische Wendepunkte
- 2.1. Entkolonialisierung und der Ost-West-Konflikt
- 2.2. Die 90er Jahre
- 2.3. Der 11. September 2001
- 3. Das PRSP-Konzept der Weltbank
- 3.1. Schuldenproblematik und Strukturanpassung
- 3.2. Entschuldungsinitiativen HIPC I und HIPC II
- 3.3. Entschuldungsansätze in Konfliktländern
- 4. Gewaltkonflikte
- 4.1. Konflikttheoretischer Diskurs
- 4.1.1. Das, Zivilisierungstheorem' als Konflikttheorie nach Senghaas
- 4.1.2. Kritik am Theorem
- 4.2. Innerstaatliche Konflikte
- 4.3. Konfliktauswirkungen auf Armut
- 4.4. Die Politische Ökonomie von Bürgerkriegen
- 4.1. Konflikttheoretischer Diskurs
- 5. Der PRSP-Ansatz in Konfliktregionen des subsaharischen
Afrikas
- 5.1. Die politische Entwicklung im subsaharischen Afrika
- 5.2. Konflikte im subsaharischen Afrika
- 5.2.1. Konfliktursachen
- 5.2.2. Konfliktfelder
- 5.3. Post-Konflikt-Situationen
- 5.4. Der PRSP-Ansatz in Konfliktregionen
- 5.4.1. 'participation'
- 5.4.2. ,ownership'
- 5.5. Die,Poverty Reduction Strategy' Ruandas
- 5.5.1. Die Ursprünge des „ethnischen“ Konflikts
- 5.5.2. Entwicklungspolitische Ansätze in Ruanda
- 5.5.3. Darstellung des ruandischen PRSPs
- 6. Entwicklungspolitische Maßnahmen in Konfliktregionen
- 6.1. Krisenprävention, Konflikttransformation und Friedensaufbau (,Peacebuilding')
- 6.2. Der Stellenwert der Krisenprävention im Armutsbekämpfungs-\nkonzept der Weltbank
- 6.3.,Human Security' nach der Definition von OECD und UNDP
- 6.4. Konfliktspezifische Maßnahmen in Krisenregionen
- 6.4.1., Institution Building'
- 6.4.2. Die Möglichkeiten einer konfliktspezifischen Umsetzung des\nPRSP-Ansatzes
- 6.5. Der krisenpräventive Ansatz im PRSP-Konzept Ruandas
- 6.5.1. Die gerichtliche Aufarbeitung des Völkermords
- 6.5.2.,participation' und, ownership' in Ruanda
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Magisterarbeit befasst sich mit der Analyse des PRSP-Ansatzes in Konfliktregionen des subsaharischen Afrikas. Sie untersucht die Möglichkeiten und Grenzen dieses Ansatzes im Kontext der spezifischen Herausforderungen dieser Regionen. Dabei stehen die Armutsbekämpfung und die Förderung nachhaltiger Entwicklung im Vordergrund.
- Der PRSP-Ansatz als Instrument der Entwicklungspolitik
- Die Rolle von Konfliktursachen und -folgen in subsaharischen Ländern
- Die Relevanz von „participation“ und „ownership“ in Konfliktregionen
- Die Implementierung des PRSP-Ansatzes in Konfliktregionen
- Die Wirksamkeit von Entwicklungspolitischen Maßnahmen in der Krisenprävention
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema und eine Definition des PRSP-Konzepts. Es werden die historischen Entwicklungen der Entwicklungspolitik und die Herausforderungen in Konfliktregionen des subsaharischen Afrikas beleuchtet. In den folgenden Kapiteln werden die Konflikttheorie und die Auswirkungen von Konflikten auf Armut und Entwicklung beleuchtet. Es wird der PRSP-Ansatz im Kontext von Konfliktregionen des subsaharischen Afrikas analysiert, mit einem Fokus auf Ruanda als Fallbeispiel. Die Arbeit beleuchtet auch die Rolle von Krisenprävention, Konflikttransformation und Friedensaufbau im Kontext des PRSP-Ansatzes.
Schlüsselwörter
PRSP-Ansatz, Entwicklungspolitik, Konfliktregionen, Subsahara-Afrika, Armutsbekämpfung, Krisenprävention, Friedensförderung, „participation“, „ownership“, Ruanda
- Arbeit zitieren
- Thorsten Volberg (Autor:in), 2004, Die Möglichkeiten und Grenzen des PRSP-Ansatzes in Konfliktregionen des subsaharischen Afrikas, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31364