Der Studienbrief „Die Gegenwart Alteuropas: Antike, Mittelalter und Frühe Neuzeit im historischen Horizont der Nachkriegszeit“ stellt die unterschiedlichen Entwicklungen der Geschichtswissenschaft in der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik dar.
In dieser Hausarbeit sollen diese Entwicklungen am Beispiel der Hussitenkriege untersucht werden. Es geht dabei nicht um die Ereignisse selbst, sondern - wie es im Studienbrief zum Begriff des „historischen Horizontes“ heißt - darum, welches Bild von den Ereignissen die Historiker jeweils entwerfen und an die Gesellschaft zur Ausbildung ihres Horizontes weitergeben.
Das Thema der Hussitenkriege wurde gewählt, weil das Hussitentum „eine Mischung von religiösen, nationalen und socialpolitischen Ideen“ ist und daher sehr unterschiedliche Interpretations- und Einordnungsmöglichkeiten bietet. Welche dieser Möglichkeiten von den Historikern in Ost und West jeweils gewählt wurden, bzw. welcher Ton im genannten „Dreiklang“ jeweils hervortritt, soll anhand folgender Detailfrage herausgearbeitet werden:
Welche Ziele und Motive werden den Hussiten als Kriegspartei in der jeweiligen Darstellung zugeordnet?
Oder, anders gefragt:
Kämpfen die Hussiten in der jeweiligen Darstellung primär
– als Sozialrevolutionäre
– als tschechische Nationalisten oder
– als Aktivisten einer religiösen Erneuerungsbewegung?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begründung des Themas
- Vorgehensweise
- Die Hussitenkriege
- Begriff und Verwendung
- Kurze Darstellung der Ereignisse
- Historiker der Deutschen Demokratischen Republik
- Leo Stern/Erhard Voigt (1963/64)
- Bernhard Töpfer (1963)
- Leo Stern / Erhard Voigt (1976)
- Evamaria Engel / Bernhard Töpfer (1983)
- Fazit
- Historiker der Bundesrepublik Deutschland
- Ferdinand Seibt (1962)
- Friedrich Baethgen (1970)
- Ferdinand Seibt (1975)
- Jörg Hoensch (1987)
- Fazit
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die unterschiedlichen Entwicklungen der Geschichtswissenschaft in der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik am Beispiel der Hussitenkriege. Dabei wird nicht auf die Ereignisse selbst, sondern auf die Interpretationen und Darstellungen der Hussitenkriege durch Historiker beider deutschen Staaten fokussiert. Die Arbeit beleuchtet, wie die Historiker jeweils ein Bild der Ereignisse entworfen und an die Gesellschaft weitergegeben haben, um ihren „historischen Horizont“ zu gestalten.
- Die verschiedenen Perspektiven auf das Hussitentum in Ost und West
- Die Bedeutung des Hussitentums für die deutsche Geschichtswissenschaft
- Die Rolle des „historischen Horizonts“ in der Geschichtsforschung
- Die Interpretation der Motive und Ziele der Hussiten als Kriegspartei
- Die Analyse von Standardwerken und Spezialstudien zur Hussitenzeit
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung begründet die Wahl des Themas der Hussitenkriege und erläutert die Vorgehensweise der Untersuchung. Es wird darauf hingewiesen, dass das Hussitentum aufgrund seiner Mischung aus religiösen, nationalen und sozialpolitischen Ideen vielfältige Interpretationsmöglichkeiten bietet. Die Arbeit zielt darauf ab, die verschiedenen Interpretationen der Hussitenkriege durch Historiker in Ost und West zu analysieren.
Die Hussitenkriege: Dieses Kapitel definiert den Begriff der Hussitenkriege und liefert eine kurze Übersicht über die wichtigsten Ereignisse. Es werden die Wurzeln der hussitischen Bewegung im Wirken von Jan Hus sowie die Aufspaltung der Hussiten in verschiedene Gruppen, wie z.B. die Calixtiner und Taboriten, beleuchtet. Die wichtigsten Kampfhandlungen der Hussitenkriege und deren Ausgang werden zusammengefasst.
Historiker der Deutschen Demokratischen Republik: Dieses Kapitel analysiert die Interpretation der Hussitenkriege durch verschiedene Historiker der DDR, darunter Leo Stern/Erhard Voigt, Bernhard Töpfer und Evamaria Engel/Bernhard Töpfer. Es werden die jeweiligen Schwerpunkte und Analysen der Historiker beleuchtet und in Bezug auf ihre Entstehungszeit und die politischen Rahmenbedingungen der DDR eingeordnet.
Historiker der Bundesrepublik Deutschland: Dieses Kapitel behandelt die Interpretation der Hussitenkriege durch Historiker der BRD, wie z.B. Ferdinand Seibt, Friedrich Baethgen und Jörg Hoensch. Es werden die unterschiedlichen Perspektiven und Analysen der Historiker im Kontext der deutschen Geschichtswissenschaft der BRD diskutiert.
Schlüsselwörter
Hussitenkriege, Hussitentum, Historische Forschung, Geschichtswissenschaft, Deutsche Demokratische Republik, Bundesrepublik Deutschland, „Historischer Horizont“, Interpretationsgeschichte, Religiöse Bewegung, Soziale Bewegung, Nationalismus, Reformation, Bauernkriege, Standardwerke, Spezialstudien.
- Arbeit zitieren
- Gerhard Schmidt (Autor:in), 2015, Hussiten am historischen Horizont. Deutsche Forschungs- und Deutungsansätze in Ost und West (1949-1989), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/313819