Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist der Einfluss verschiedener wirtschaftspolitischer Vorstellungen der EU-Staaten bei der rechtlichen Ausgestaltung von transnationalen Arbeitsbeziehungen. Untersucht werden soll das Fallbeispiel einer gescheiterten europäischen Sozialpartnerrichtlinie zur Einsetzung eines europäischen Betriebsrates im Sozialen Dialog der EU.
Hierzu wird die Vermutung zugrunde gelegt, dass im Politikfeld der Arbeitnehmermitbestimmung nichtkompatible historische Pfadabhängigkeiten, Wertorientierungen und Kausalannahmen aufeinander treffen. Besonders hervorzuheben ist die historische Pfadabhängigkeit, die zu diesen in Europa aufeinandertreffenden divergenten institutionellen Rahmenbedingungen führt. Insofern soll nun überprüft werden, in welchem Maße die historisch-institutionalistischen Überlegungen zur europäischen Integration von Paul A. Pierson im vorliegenden Falle hilfreich sein können. Mit diesem lassen sich sowohl die kulturell kognitiven institutionellen Muster als auch die nutzenorientierten Handlungsprämissen der beteiligten Akteure über einen längeren Zeitraum deuten, die zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem „lockin“ eines Entwicklungspfades geführt haben. Diese konträren wirtschaftspolitischen Vorstellungen reichen jedoch nicht aus, um eine gewisse Stagnation im Zwangsverhandlungssystem des zu untersuchenden Fallbeispiels zu erklären. Auf Grund dessen bediene ich mich des advocacy-coalition-Ansatz von Sabatier, der insbesondere den Schwerpunkt auf bestimmte Deutungsmuster, Grundüberzeugungen („belief-systems“) und Wertorientierungen von sog. Fachbruderschaften im EU-policy-Prozess betont.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einleitung
- 2. Historischer Institutionalismus – Pfadabhängigkeiten bei der Gestaltung transnationaler Arbeitsbeziehungen
- 3. Advocacy-Coalitions-Ansatz – Bedeutung von „Belief-Systems“ bei Policy-Änderungen im Politikfeld der Arbeitsbeziehungen der EU
- 4. Die Neufassung der Richtlinie über Einsetzung eines europäischen Betriebsrates im Fokus des vorliegenden Theorieangebotes
- 4.1 Bewertung mittels historischen Institutionalismus
- 4.2 Bewertung mittels Advocacy-Coalitions-Ansatzes
- 5. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit untersucht den Einfluss verschiedener wirtschaftspolitischer Vorstellungen der EU-Staaten bei der rechtlichen Ausgestaltung von transnationalen Arbeitsbeziehungen. Sie analysiert das Fallbeispiel einer gescheiterten europäischen Sozialpartnerrichtlinie zur Einsetzung eines europäischen Betriebsrates im Sozialen Dialog der EU.
- Wertorientierungen und historische Pfadabhängigkeiten im Politikfeld transnationaler Arbeitsbeziehungen
- Die Rolle von Advocacy-Koalitionen und „Belief-Systems“ im EU-Policy-Prozess
- Kontrolllücken und Kompetenzverschiebungen in der europäischen Integration
- Die Bedeutung von Sozialpartnerverhandlungen und dem Sozialen Dialog in der EU
- Die Bedeutung von historischen Wirtschaftsordnungen und deren Einfluss auf den Politikprozess
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Kapitel 1: Einleitung: Die Einleitung stellt die Problematik der transnationalen Arbeitsbeziehungen in der EU vor und skizziert die Entstehung und Entwicklung der europäischen Betriebsräte-Richtlinie. Sie führt die zentrale Forschungsfrage und die abgeleiteten Teilfragen ein.
- Kapitel 2: Historischer Institutionalismus: Dieses Kapitel beleuchtet den theoretischen Rahmen des historischen Institutionalismus und untersucht, wie historische Pfadabhängigkeiten die Gestaltung transnationaler Arbeitsbeziehungen in der EU beeinflussen. Der Fokus liegt dabei auf den Arbeiten von Paul A. Pierson zur europäischen Integration.
- Kapitel 3: Advocacy-Coalitions-Ansatz: Das Kapitel behandelt den Advocacy-Coalitions-Ansatz von Paul Sabatier und untersucht die Bedeutung von „Belief-Systems“ für Policy-Änderungen im Bereich der Arbeitsbeziehungen der EU. Es analysiert das Zusammenspiel von staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren im Policy-Prozess.
- Kapitel 4: Die Neufassung der Richtlinie im Fokus des Theorieangebotes: Dieses Kapitel analysiert die einzelnen Phasen des Rechtsetzungsprozesses zur Neufassung der Europäischen Betriebsräte-Richtlinie im Lichte des historischen Institutionalismus und des Advocacy-Coalitions-Ansatzes.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselthemen: Transnationale Arbeitsbeziehungen, Europäische Betriebsräte, historischer Institutionalismus, Advocacy-Coalitions-Ansatz, Belief-Systems, Wertorientierungen, Pfadabhängigkeit, Sozialer Dialog, EU-Politikprozess, Wirtschaftsordnungen, Kontrolllücken, europäische Integration.
- Citar trabajo
- Volker Haubrich (Autor), 2013, Wertorientierungen und historische Pfadabhängigkeiten im Politikfeld der transnationalen Arbeitsbeziehungen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/313991