Bulemanns Haus erschien 1864 als eines von drei Märchen von Theodor Storm. Die beiden weiteren Märchen Die Regentrude und Der Spiegel des Cypranius, sowie die Erzählung Am Kamin gelten als ein wichtiger Entwicklungsabschnitt in der Erzählkunst Storms. Laut Winfried Freund ist Storm sogar der einzige phantastische Erzähler von Rang im poetischen Realismus, der diesen „wirkungsvoll phantastisch ausweitet und vertieft, indem er erzählend in Tiefenschichten der Wirklichkeit und des Bewußtseins vorstößt."
Dies zu untersuchen hat sich die vorliegende Arbeit zum Ziel gesetzt. Sie unterstellt, dass die von Storm postulierte Besonderheit mit dem Begriff der literarischen Phantastik korreliert. Hierzu wird versucht den Begriff der Phantastik annäherungsweise zu fassen, da eine allgemeinverbindliche Definition nicht möglich ist. Der Text wird auf verschiedenen Ebenen auf Merkmale und Wirkungsweisen der literarischen Phantastik hin untersucht. Hierzu werden die Erzählstruktur, Handlungspersonal und die Symbolik diverser Motive herangezogen.
Kernfrage der vorliegenden Arbeit ist also: In wie weit handelt es sich bei Bulemanns Haus um einen Text der literarischen Phantastik und wie wird diese phantastische Wirkung erzielt?
Bei weitest gehender Betrachtung erweist sich Bulemanns Haus interpretatorisch als gesellschaftskritisch. Zu fragen ist, ob sich die Geschichte gegen die zur damaligen Zeit fortschreitende Ökonomisierung aller Lebensbereiche wendet oder ob eine Ausdeutung nach dem christlichen Moral- und Erlösungsgedanken, wie sie oft zum Beispiel in Märchen anzutreffen ist naheliegend: Die guten Christen werden erlöst, die Bösewichte verdammt.
Auch dass im poetischen Realismus und insbesondere bei Theodor Storm die phantastischen Elemente der Spätromantik wieder verstärkt aufgegriffen werden fällt auf. Storm selbst schreibt 1866 in einem Brief an seine Eltern, dass er sich „zur Erholung der unerbitterlichen Wirklichkeit ins äußerste Reich der Phantasie flüchten [muss].“ Phantasie und Phantastik werden als Gegenentwurf zur Realität empfunden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Definitionsversuche Phantastik
- 3. Phantastische Elemente in „Bulemanns Haus“
- 3.1 Bulemann
- 3.2 Die Katzen
- 3.3 Das Haus
- 4. Wirkungsweise des Phantastischen
- 4.1 Der Erzähler
- 4.2 Die Außenwelt und das Christentum
- 5. Gesamtinterpretation
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht Theodor Storms Erzählung „Bulemanns Haus“ im Hinblick auf ihre phantastischen Elemente und deren Wirkungsweise. Es wird erforscht, inwieweit die Erzählung Merkmale der literarischen Phantastik aufweist und wie diese Wirkung erzielt wird. Zusätzlich wird die Geschichte im Kontext des poetischen Realismus und der gesellschaftlichen Kritik der damaligen Zeit betrachtet.
- Definition und Erscheinungsformen der literarischen Phantastik
- Analyse der phantastischen Elemente in „Bulemanns Haus“ (Bulemann, die Katzen, das Haus)
- Erzähltechnik und Wirkungsweise des Phantastischen
- Symbolische Interpretation der Motive
- Gesellschaftliche und moralische Aspekte der Erzählung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Erzählung „Bulemanns Haus“ von Theodor Storm vor. Sie kontextualisiert das Werk innerhalb Storms Schaffen und im poetischen Realismus, wobei die Einordnung als phantastische Erzählung im Mittelpunkt steht. Die Arbeit formuliert die Forschungsfrage nach dem Ausmaß der literarischen Phantastik in der Erzählung und den Mitteln ihrer Erzeugung. Die Einleitung legt auch einen gesellschaftlich-kritischen Interpretationsansatz nahe.
2. Definitionsversuche Phantastik: Dieses Kapitel befasst sich mit der Schwierigkeit, eine eindeutige Definition für „Phantastik“ in der Literatur zu finden. Es werden verschiedene Ansätze vorgestellt, die das Phantastische als Herausforderung an die Vernunft und als Ausdruck von Unbewusstem und Unkontrollierbarem beschreiben. Die Debatte um die Grenzen des Phantastischen und seine Beziehung zum Unheimlichen wird beleuchtet, um einen Rahmen für die anschließende Analyse von „Bulemanns Haus“ zu schaffen. Die Kapitel unterstreicht die Vielschichtigkeit und den interpretativen Spielraum des Begriffs.
3. Phantastische Elemente in „Bulemanns Haus“: Dieses Kapitel analysiert die phantastischen Elemente in Storms Erzählung. Es betrachtet Bulemann als Figur, dessen Geiz und Habgier ihn in eine dämonische Gestalt verwandeln. Die Beschreibung seiner Augen, seines Aussehens und seines Handelns betont seine Unmenschlichkeit. Die Rolle der Katzen als übernatürliche Akteure und die Symbolik des Hauses als Ort der Isolation und des Verfalls werden erörtert. Die Kapitel verwebt literaturwissenschaftliche Interpretationsansätze mit der Analyse der sprachlichen und bildlichen Mittel Storms.
Schlüsselwörter
Theodor Storm, Bulemanns Haus, Literarische Phantastik, Poetischer Realismus, Gesellschaftkritik, Geiz, Habgier, Symbolanalyse, Erzähltechnik, Unheimliches, Moral, Erlösung, Katzen, Haus, Gespenst.
Häufig gestellte Fragen zu Theodor Storms "Bulemanns Haus"
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Theodor Storms Erzählung "Bulemanns Haus" im Hinblick auf ihre phantastischen Elemente und deren Wirkungsweise. Sie untersucht, inwieweit die Erzählung Merkmale der literarischen Phantastik aufweist und wie diese Wirkung erzielt wird. Die Geschichte wird im Kontext des poetischen Realismus und der gesellschaftlichen Kritik der damaligen Zeit betrachtet.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Definition und Erscheinungsformen der literarischen Phantastik; Analyse der phantastischen Elemente in "Bulemanns Haus" (Bulemann, die Katzen, das Haus); Erzähltechnik und Wirkungsweise des Phantastischen; symbolische Interpretation der Motive; gesellschaftliche und moralische Aspekte der Erzählung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert: Einleitung, Definitionsversuche Phantastik, Phantastische Elemente in "Bulemanns Haus", Wirkungsweise des Phantastischen und Gesamtinterpretation. Jedes Kapitel wird zusammengefasst und enthält detaillierte Analysen der relevanten Aspekte.
Was wird in der Einleitung behandelt?
Die Einleitung führt in die Thematik ein, stellt "Bulemanns Haus" vor und kontextualisiert das Werk innerhalb Storms Schaffen und im poetischen Realismus. Sie formuliert die Forschungsfrage nach dem Ausmaß der literarischen Phantastik in der Erzählung und den Mitteln ihrer Erzeugung und legt einen gesellschaftlich-kritischen Interpretationsansatz nahe.
Wie wird der Begriff "Phantastik" definiert?
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Schwierigkeit, eine eindeutige Definition für "Phantastik" zu finden. Es werden verschiedene Ansätze vorgestellt, die das Phantastische als Herausforderung an die Vernunft und als Ausdruck von Unbewusstem und Unkontrollierbarem beschreiben. Die Beziehung zum Unheimlichen wird beleuchtet, um einen Rahmen für die Analyse von "Bulemanns Haus" zu schaffen.
Wie werden die phantastischen Elemente in "Bulemanns Haus" analysiert?
Das dritte Kapitel analysiert die phantastischen Elemente: Bulemann als Figur, dessen Geiz und Habgier ihn in eine dämonische Gestalt verwandeln; die Rolle der Katzen als übernatürliche Akteure; und die Symbolik des Hauses als Ort der Isolation und des Verfalls. Es werden literaturwissenschaftliche Interpretationsansätze mit der Analyse der sprachlichen und bildlichen Mittel Storms verwoben.
Wie wird die Wirkungsweise des Phantastischen untersucht?
Das Kapitel zur Wirkungsweise des Phantastischen untersucht die Erzähltechnik und wie diese die phantastischen Elemente verstärkt. Es wird auch der Einfluss der Außenwelt und des Christentums auf die Wirkung der Geschichte betrachtet.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Arbeit?
Relevante Schlüsselwörter sind: Theodor Storm, Bulemanns Haus, Literarische Phantastik, Poetischer Realismus, Gesellschaftkritik, Geiz, Habgier, Symbolanalyse, Erzähltechnik, Unheimliches, Moral, Erlösung, Katzen, Haus, Gespenst.
Welche Gesamtinterpretation wird angeboten?
Das fünfte Kapitel bietet eine Gesamtinterpretation der Erzählung, die die Ergebnisse der vorherigen Kapitel zusammenfasst und ein umfassendes Verständnis von Storms Werk liefert.
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- Pauline Breitwieser (Autor:in), 2015, Elemente und Wirkungsweise des Phantastischen in "Bulemanns Haus" von Theodor Storm, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/314077