Manierismus. Ein Kunststil der Renaissance und seine Ausprägungen in der Kunst ab 1945 bis heute


Term Paper, 2014

17 Pages, Grade: 1,7


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Manierismus als Kunststil der Renaissance um 1520-
1.1 Entstehung und Entwicklung des Manierismus
1.2 Michelangelo - Das Jüngste Gericht

2. Manieristische Ausprägungen in der heutigen Zeit am Beispiel der Kunst nach
2.1 documenta 2: Kunst nach
2.2 Manieristische Tendenzen im historischen Kontext: Abstrakte Kunst der Nachkriegszeit

Schlussbemerkung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Einleitung

Erscheinungen in der Kunst, seien es eigenständige Kunststile oder nur Strömungen, können als Auseinandersetzung mit Vorangegangenem, mit persönlichen Emotionen und Erfahrungen angesehen werden. Sie können Ausdruck dessen sein, was den Künstler in seinem tiefsten Innern beschäftigt. "

Schwerpunkt der Arbeit soll es nun sein, den Stil des Manierismus bzw. manieristische Tendenzen in der Kunst der Renaissance sowie der Kunst nach 1945 aufzuzeigen. Ziel soll es dabei sein, historisch aufzuzeigen, wie Krisen sich auf die Bildende Kunst der jeweiligen Zeit auswirken und inwieweit man hierbei einen Zusammenhang zum Manierismus der Renaissance herstellen kann. Hierbei stützt sich die Arbeit auf die These, dass manieristische Ausprägungen als Ausdruck der Krise eine Konstante der europäischen Kunstkultur darstellen und nicht nur eine Erscheinungen der Renaissance sind. "

Die Entstehung und Geschichte des Manierismus ist bereits sehr intensiv untersucht worden. Im ersten Kapitel beziehen ich mich hauptsächlich auf die Werk von Arnold Hauser: „Der Ursprung der modernen Kunst und Literatur“1 und „Sozialgeschichte der Kunst und Literatur"2, in denen er einen umfassenden Überblick über den Begriff des Manierismus, seine Entwicklungsgeschichte und Ursprünge sowie manieristische Werke gibt. Auch zur Geschichte und Bedeutung der documenta gibt es zahlreiche Publikationen. Die Grundlage für diesen Exkurs bilden unter anderem die Werke von Dirk Schwarze: „Meilensteine. Die documenta 1-12“3 und Harald Kimpel: „documenta emotional“4, in denen jeweils die Ausstellung und deren Intention näher betrachtet werden. Für einen Überblick über die Kunst nach 1945 wird sich hauptsächlich auf das Werk von Karin Thomas: „Zweimal deutsche Kunst nach 1945“5 sowie auf Aussagen des Kunsthistorikers Werner Haftmann bezogen. "

Im ersten Kaptitel wird der Manierismus als Kunststil der Renaissance um 1520-1600 näher beleuchtet. Nach einem Versuch der Untersuchung der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Manierismus, folgt im Anschluss die Veranschaulichung des Manierismus am Beispiel des Jüngsten Gerichts von Michelangelo. Im zweiten Kapitel werden manieristische Ausprägungen in der Kunst des 20. Jahrhunderts untersucht, spezieller in der Kunst nach 1945 am Beispiel der documenta 2. Nach einer Vorstellung der Ausstellung, folgt anschließend die Untersuchung manieris- tischer Tendenzen in der abstrakten Kunst der Nachkriegszeit sowie ihre Bedeutung im historischen Kontext des Zweiten Weltkrieges und des Holocausts. In der Schlussbemerkung soll dann der Zusammenhang zwischen der Stilerscheinung der Renaissance sowie der abstrakten Kunst des 20. Jahrhundert beleuchtet werden und auf die Bedeutung des Manierismus als Ausdrucksmittel von Krisen hingewiesen werden."

1. Manierismus als Kunststil der Renaissance um 1520-1600!

1.1 Entstehung und Entwicklung des Manierismus!

Der Begriff Manierismus geht auf den italienischen Begriff maniera zurück, der im Allgemeinen als Ausdruck eines angemessenen Benehmens, der guten Manieren, verwendet wurde, im Speziellen jedoch die individuelle Art bzw. den spezifischen Stil eines Künstlers umschrieb, seine maniera. 6 Obwohl der Manierismus neben deskriptiven Begriffen wie Gotik, Renaissance und Barock steht, wird er weniger als eine Periode oder Kunstepoche, sondern viel mehr als Ausdruck einer bestimmten europäischen Stilphase bzw. Tendenz eingeordnet, die als krisenhafter Übergang zwischen Renaissance und Barock in der Literatur angesehen wird.7 Die Zeit nach Raffaels Tod 1520 wird als Beginn des Manierismus datiert und währte ca. 70-80 Jahre unter Künstlern wie z.B. Michelangelo, Tintoretto und Greco.8 " Es gibt keine eindeutige Definition von Merkmalen der Werke des Manierismus, da " sich jeder Stil von Künstler zu Künstler auch in unterschiedlicher Stärke und Deutlichkeit ausdrückt, allgemeine Kennzeichen sind jedoch die Affektiertheit, Überspitzung und Unnatürlichkeit des Gemalten. So herrscht ein Spannungs- verhältnis zwischen abstrakter Form und gegenständlicher Bedeutung, zwischen Flächenbild und Raumillusion. Es findet eine Aufhebung der in der Renaissancekunst geprägten Raumgrenzen, Bodenflächen und Perspektiven statt, wodurch die räumlichen Beziehungen der Figuren verschwimmen.9 Aufgrund der Auflösung der Raumeinheiten, stehen „die Maßstäbe und die thematische Bedeutung der Figuren in keinem logisch(en) (…) Verhältnis zueinander.“10 So war die Kunst des Manierismus immer von einer gewissen „…Pikanterie, eine(r) Vorliebe für das Raffinierte, Sonderbare und Überspannte…“11 geprägt."

Mit dem Manierismus werden heutzutage Begriffe wie Spannung, Unruhe, Gespaltenheit, Antiklassizismus und Krise in Verbindung gebracht, die sich auf die Auseinandersetzung des Künstlers mit der problematischen Situation der Zeit beziehen. So wird die Kunst des Manierismus als geeignetes Mittel der Reaktion und Verarbeitung angesehen, als Ausdruck des „Fragwürdigen, Geheimnisvollen, Rätselhaften, Beängstigenden“12, dass den Künstler in seiner inneren Unruhe beschäftigt. "

Der Manierismus ist fest mit der geschichtlichen Situation des 15. und 16. Jahrhunderts verankert, die maßgeblich zur Entwicklung des Stils beigetragen haben soll, auch wenn eine genaue Auswirkung politischer, geistiger und religiöser sowie wirtschaftlicher Vorgänge auf die Bildende Kunst nur schwer nachzuweisen sind. So sind die direkten Ursachen des Manierismus umstritten. In der Literatur werden jedoch überwiegend Ereignisse wie die spanische und französische Invasion in Italien, die die Grundlagen der Kultur der Renaissance zerstörten, der Sacco di Roma und der daraus resultierende Zusammenbruch der Wirtschaft, die deutsche Reformation, die katholische Reformbewegung und die kopernikanische Entdeckung des neuen Weltbildes angeführt, die unter dem Begriff der Krise der Renaissance zusammengefasst werden und sich unmittelbar auf den Schaffensprozess ausgewirkt haben sollen.13 "

Sowohl geistlich als auch wissenschaftlich geriet der Glaube und das Weltbild ins Wanken, die sich in einer Orientierungs- und Ziellosigkeit der Menschen ausdrückte. Der manieristische Künstler in seiner Labilität und Unbestimmbarkeit, versucht durch das Gewollte und Gekünstelte, Lebensschwächen, Ängste und seine seelische Zerrissenheit zu kaschieren und zu verdecken.14 Es kann vermutet werden, dass die Form der Übertreibung dem Künstler als einzig rettende Ordnung erschien und sie so versucht haben, Halt in der seelischen Ungewissheit und in der künstlerischen Gestaltung des Weltbildes zu finden. "

1.2 Michelangelo - Das Jüngste Gericht"

Die Darstellung des J ü ngsten Gerichts (Vgl. Abb. 1) auf der Stirnwand der Sixtinischen Kapelle ist eines der bedeutendsten und bekanntesten Werke Michelangelos. Von 1534 bis 1541 gefertigt, also zeitlich nach der Entstehung stilprägender Werke Rossos oder Parmigianos, zeigt es in besonderer und erstmalig repräsentativen Form den Geist und Ausdruck der manieristischen Malweise Michelangelos15. Hauser sieht darin ein Werk, dass zum „…maßgebenden Ausdruck der vorherrschenden Weltanschauung, zur allgemeingültigen Formensprache der Generation…“16 wurde. "

Das Werk wird beherrscht von einer chaotischen Dominanz in sich verworrener Ansammlungen von Menschen, von der Unerbittlichkeit des Schicksals, von Erregtheit, Verzweiflung und Verwirrung, dass sich in angsterfüllten Gesichtern und angestrengten Bewegungen niederschlägt.17 Zu den prägendsten manieristischen Motive zählen die unnatürlichen Bewegungen, übertriebenen Windungen und akrobatischen Drehungen, die ihren Höhepunkt unter anderem in der sich um die eigene Achse windenden Jungfrau Maria finden (Vgl. Abb. 2). Diese geschraubte Darstellung des menschlichen Körpers, die so genannte figura serpentinata, war ein charakteristisches Motiv des Manierismus.18 Der antike Kontrapost weicht einer gebeugten, dynamischen Stellung, das klassische Gleichgewicht der Bewegung, gar Drehung der Figuren. So wirken nicht nur die Personen wankend, sondern das gesamte Werk, dessen oberer Teil übergewichtig und bedrohlich wirkt."

Eine weitere „bewusste (…) Verletzung der alten Ordnungsprinzipien“ wird auch besonders deutlich “in dem Verzicht auf die perspektivisch-illusionistische Wirkung“19. Die Dimensionen der einzelnen Figuren widersprechen perspektivischer Größenmaßstäbe. So sind die oberen Personen im Verhältnis zu den unteren viel zu groß dargestellt.20 Die Köpfe wirken zu den langgezogenen Oberkörpern zudem viel zu klein. Die gesamte Komposition wirkt unausgewogen, da die Szenerie völlig losgelöst vom Raum auf unterschiedlichen Ebenen schwebt. "

Ein letztes manieristisches Wesen in Michelangelos Werk ist die überspitzte Darstellung der Anatomie des Körpers. Die athletischen Oberkörper und die starken Schwellungen der Arme und Beine stehen in keinem Verhältnis zu dem Alter der Personen und ihrem Geschlecht. Sowohl Männer als auch Frauen besitzen eine unnatürliche Muskulatur.21 "

2. Manieristische Ausprägungen in der heutigen Zeit am Beispiel der Kunst nach 1945!

2.1 documenta 2: Kunst nach 1945 !

Die Geschichte der documenta beginnt 1955 in Kassel als Begleitprogramm zur Bundesgartenschau. Arnold Bode, Kunstprofessor, Ausstellungsgestalter und Kopf der documenta errichtete gemeinsam mit Werner Haftmann, Kunsthistoriker und Verantwortlicher für die Auswahl der Werke, eine Kunstausstellung, die mittlerweile eine internationale Institution und eine der wichtigsten Ausstellungen zeitge- nössischer Kunst ist.22 "

[...]


1 Arnold Hauser: Der Ursprung der modernen Kunst und Literatur. Die Entwicklung des Manierismus seit der Krise der Renaissance, ungekürzte Sonderausgabe, München: C.H. Beck Verlag 1973.

2 Arnold Hauser: Sozialgeschichte der Kunst und Literatur, München: C.H. Beck Verlag 1990.

3 Dirk Schwarze: Meilensteine. Die documenta 1-12. Kunstwerke und Künstler, 2. erw. Aufl., Berlin: B&S Siebenhaar Verlag 2007.

4 Harald Kimpel (Hg.): documenta emotional. Erinnerungen an die Weltkunstaustellungen, Marburg: Jonas Verlag 2012.

5 Karin Thomas: Zweimal deutsche Kunst nach 1945. 40 Jahre Nähe und Ferne, Köln: DuMont Buchverlag 1985.

6 Vgl. Fritz Baumgart: Renaissance und Kunst des Manierismus, Köln: M. Dumont Schauberg 1963, S. 15.

7 Dies ist eine der allgemeingültigsten Auffassung, es gibt jedoch zahlreiche weitere Definitionen, auf die jedoch nicht weiter eingegangen werden kann." Vgl. John Shearman: Manierismus. Das Künstliche in der Kunst, Weinheim: Beltz Athenäum Verlag 1994, S. 11ff.; Vgl. Dagobert Frey: „Manierismus als europäische Stilerscheinung“ in: Gerhard Frey (Hg.): Manierismus als europäische Stilerscheinung. Studien zur Kunst des 16. und 17. Jahrhunderts, Stuttgart: W. Kohlhammer Verlag 1964, S. 29-49, hier S. 29.

8 Vgl. Hauser: Der Ursprung der modernen Kunst und Literatur, S. 20.

9 Vgl. Frey: Manierismus als europäische Stilerscheinung, S. 33f.

10 Hauser: Sozialgeschichte der Kunst und Literatur, S. 383.

11 Hauser: Der Ursprung der modernen Kunst und Literatur, S. 13.

12 Dagobert Frey: Manierismus als europäische Stilerscheinung S. 33.; Vgl. Gustav René Hocke, Die

13 Welt als Labyrinth. Manier und Manie in der europäischen Kunst. Von 1520 bis 1650 und in der Gegenwart, Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 1957, S. 226.

14 Vgl. Shearman: Manierismus, S. 42f.; Vgl. Hauser: Der Ursprung der modernen Kunst und Literatur, S. 8.

15 Vgl. Ludwig Binswanger: Drei Formen missglückten Daseins. Verstiegenheit, Verschrobenheit, Manieriertheit, Berlin: De Gruyter 1956, S. 25.

16 Vgl. Hauser: Der Ursprung der modernen Kunst und Literatur, S. 164ff

17 Ebd.

18 Vgl. Hermann Fillitz: Papst Clemens VII. und Michelangelo. Das Jüngste Gericht in der Sixtinischen Kapelle, Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2005, S. 8.

19 Vgl. Hauser: Der Ursprung der modernen Kunst und Literatur, S. 165.

20 Hauser: Sozialgeschichte der Kunst und Literatur, S. 397.

21 Vgl. ebd.

22 Vgl. Hauser: Der Ursprung der modernen Kunst und Literatur, S. 170.

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Details

Title
Manierismus. Ein Kunststil der Renaissance und seine Ausprägungen in der Kunst ab 1945 bis heute
College
AMD Akademie Mode & Design GmbH
Grade
1,7
Author
Year
2014
Pages
17
Catalog Number
V314163
ISBN (eBook)
9783668131781
ISBN (Book)
9783668131798
File size
7547 KB
Language
German
Keywords
Manierismus, Michelangelo, Jüngste Gericht, documenta 2, Kunst nach 1945
Quote paper
Hannah Jentzsch (Author), 2014, Manierismus. Ein Kunststil der Renaissance und seine Ausprägungen in der Kunst ab 1945 bis heute, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/314163

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