Geschäftsmodelle im Internet der Dinge für Konsumenten. Ethische Probleme, Herausforderungen und Anwendungsmöglichkeiten


Projektarbeit, 2015

35 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Ziel der Arbeit
1.3 Abgrenzung des Themas
1.4 Stand der Forschung
1.5 Vorgehensweise

2 Einführung in das Internet der Dinge
2.1 Begriffserklärung
2.1.1 Geschäftsmodell
2.1.2 Konsument
2.1.3 Internet der Dinge
2.2 Chancen und Risiken

3 Geschäftsmodelle im Internet der Dinge
3.1 Intelligenter Kühlschrank
3.1.1 Funktion
3.1.2 Technische Umsetzung
3.1.3 Kostenersparnis
3.1.4 Zeitersparnis
3.1.5 Anwendbarkeit
3.1.6 Ethik
3.1.7 Vorteile
3.1.8 Nachteile
3.1.9 Fazit
3.2 Automatische Regulierung und Steuerung einer Heizung
3.2.1 Funktion
3.2.2 Technische Umsetzung
3.2.3 Kostenersparnis
3.2.4 Zeitersparnis
3.2.5 Anwendbarkeit
3.2.6 Ethik
3.2.7 Vorteile
3.2.8 Nachteile
3.2.9 Fazit
3.3 Erfassung und Auswertung von medizinischen Vitalwerten
3.3.1 Funktion
3.3.2 Technische Umsetzung
3.3.3 Kostenersparnis
3.3.4 Zeitersparnis
3.3.5 Anwendbarkeit
3.3.6 Ethik
3.3.7 Vorteile
3.3.8 Nachteile
3.3.9 Fazit

4 Schluss
4.1 Zusammenfassung
4.2 Ausblick

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Vernetzung von Geräten und Dingen mit dem Internet (Eigene Darstellung aus https://pixabay.com/static/uploads/photo/2014/09/27/16/59/heating-463904_960_720.jpg, http://www.senioren-leben.com/wp-content/uploads/Blutdruckmessgeraete-fuer-aeltere-Menschen-Rentner-und-Senioren-Blutdruck-messen.jpg)

Abbildung 2: Bestandteile eines RFID-Systems (Eigene Darstellung in Anlehnung an Tamm, G. (2010), S. 13)

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Einsparpotentiale intelligenter Heizungssteuerung für verschiedene Gebäudearten

1 Einleitung

1.1 Problemstellung

Technologischer Fortschritt wird immer rasanter. Das Internet der Dinge ist dabei der neueste Trend. Immer mehr digitale, internetfähige Geräte kommen auf den Markt. 2015 nutzten mehr als 44 Millionen Menschen in Deutschland ein Smartphone.[1]

Datennetze werden immer umfangreicher und schneller ausgebaut. Dadurch werden sich auch größere Datenmengen in immer kürzerer Zeit herunterladen lassen.[2] Ebenso werden sogenannte „RFID-Tags“ (radio-frequency identification), mit denen sich eine Vielzahl von Objekten vernetzen lassen, kleiner und billiger und somit besser geeignet um Daten von verschiedenen Dingen zu erheben und auszutauschen.[3]

All das hat das Internet der Dinge erst interessant werden lassen und wird durch eine Vernetzung von vielen unterschiedlichen „Dingen“ oder Geräten nun auch Realität.

Wie können nun Konsumenten die enormen Potentiale des Internet der Dinge für sich nutzen? Was für Geschäftsmodelle gibt es bereits und warum sollten sich Privatpersonen dafür entscheiden? Entstehen womöglich durch den Einsatz von Technologien des Internet der Dinge ebenso ethische Probleme oder Herausforderungen? Wie sehen konkrete Anwendungsmöglichkeiten im privaten Bereich aus?

1.2 Ziel der Arbeit

Ziel der Projektarbeit soll die Ausarbeitung von Geschäftsmodellen im Internet der Dinge im privaten Bereich sein. Dazu sollen, im Einklang mit dem Umfang der Arbeit, drei konkrete Geschäftsmodelle vorgestellt werden. Diese sollen sich auf das private Umfeld eines Konsumenten beziehen und werden anhand der Kriterien Funktion, Technische Umsetzung, Kostenersparnis, Zeitersparnis und Anwendbarkeit untersucht.

Analog dazu sollen diese Geschäftsmodelle einer kritischen Würdigung unterzogen werden. Hier soll es vor allem auch um eine realitätsnahe Umsetzung der Geschäftsmodelle gehen.

1.3 Abgrenzung des Themas

Das Internet der Dinge findet vor allem auch in der Industrie großen Anklang und hat dort ebenfalls schon etliche Geschäftsmodelle hervorgebracht. Die Projektarbeit befasst sich ausschließlich mit mehr oder weniger bereits etablierten Geschäftsmodellen im privaten Bereich welche von normalen Konsumenten genutzt werden können. Dabei spielen vor allem Anwendungen, Geräte oder Dinge eine Rolle, die hauptsächlich in der eigenen Wohnung stehen bzw. dort verwendet werden.

1.4 Stand der Forschung

Das Internet der Dinge stellt ein relativ neues und aktuelles Themengebiet dar. Rasche Technologiesprünge führen zu immer innovativeren Geschäftsmodellen.

Einige Unternehmen haben ihre Forschungen im Internet der Dinge für private Konsumenten intensiviert und bieten bereits fertige Lösungen an. Dazu gehören beispielsweise Bosch[4] oder die Telekom[5].

1.5 Vorgehensweise

Anfänglich gibt es eine Einführung in das Internet der Dinge. Hier geht es vor allem um eine Begriffsabklärung und anschließende allgemeine Betrachtung der Chancen und Risiken des Internet der Dinge für Unternehmen und Gesellschaft in Deutschland.

Darauf aufbauend folgen die Geschäftsmodelle mit ihrer kritischen Betrachtung und Würdigung.

Abschließend werden die einzelnen Geschäftsmodelle im Schlussteil zusammengefasst. Ein Ausblick auf die kommenden Entwicklungen in diesem Bereich beendet die Arbeit.

2 Einführung in das Internet der Dinge

2.1 Begriffserklärung

Nachfolgend sollen nun wichtige Begriffe der Projektarbeit näher erläutert und in Zusammenhang gebracht werden. Dabei sollen Geschäftsmodelle, Konsumenten und das Kernthema Internet der Dinge detailliert beschrieben werden.

2.1.1 Geschäftsmodell

In der Literatur existiert eine Reihe von Definitionen zum Begriff Geschäftsmodell. Viele beginnen bei der Definition mit einer Aufteilung des Begriffs in Geschäft und Modell. „Unter Modell wird im Allgemeinen eine vereinfachte Abbildung eines definierten Ausschnitts der realen Welt bzw. Realität verstanden.“[6] Dies soll vor allem die Komplexität reduzieren und eine bessere und einfachere Betrachtung ermöglichen. Der Begriff des Geschäfts ist etwas schwieriger zu definieren. „Im alltäglichen Sprachgebrauch werden unter dem Begriff sowohl der entgeltliche Austausch von Gütern und Leistungen zwischen Geschäftspartnern als auch die auf Gewinn abzielende Tätigkeit von Unternehmen subsumiert.“[7] Kurz und prägnant kann das Geschäftsmodell also als „eine vereinfachte Abbildung einer auf Gewinn abzielenden Unternehmung“[8] angesehen werden.

Konkret soll ein Geschäftsmodell aufzeigen, wie mit einem Vorhaben Geld oder ein Mehrwert generiert werden kann. Dies soll vor allem auch für Außenstehende transparent dargelegt werden. Aufgrund dessen sollte ein Geschäftsmodell ebenfalls evaluiert werden können.[9]

Durch die zunehmende Globalisierung und Digitalisierung der letzten Jahrzehnte haben sich der Ansatz und die Rahmendbedingungen eines Geschäftsmodells gewandelt. Ein wesentlicher Punkt dabei spielt das Internet. In nahezu jedem Geschäftsmodell spielt es eine Rolle. Sei es als Vertriebs- oder auch nur Kommunikationskanal.[10]

Wichtig ist daher eine grundsätzliche Bereitschaft aller zukunftsorientierten Unternehmen, die eigenen Geschäftsmodelle ständig zu überprüfen und an die geänderten Rahmenbedingungen anzupassen. Nur so können Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben und erfolgreich ihre Zukunft gestalten.[11]

2.1.2 Konsument

Konsumenten bzw. Verbraucher sind Einzelpersonen oder Gruppen „(…) mit gemeinsamer Zielsetzung beim Konsum.[12] Entscheidend für Unternehmen ist hierbei das Konsumverhalten der Verbraucher. Der Konsument oder Verbraucher entscheidet sich bewusst oder unbewusst für ein Produkt. Davor hat er verschiedene Möglichkeiten zum Kauf anderer Produkte kritisch oder auch nur oberflächlich abgewogen.[13]

Das Konsumentenverhalten hat sich jedoch im Zuge der Digitalisierung stark gewandelt. „Vernetzte Konsumenten tauschen sich im Internet vor, während und nach dem eigentlichen Kaufakt über konsumbezogene Themen aus, sie beeinflussen sich dabei gegenseitig und nehmen dabei gegenüber den Anbietern eine stärkere Position ein.“[14] Kaufentscheidungen werden also immer mehr über das Internet getroffen. Käufer müssen sich nicht mehr nur auf die Informationen der Anbieter verlassen, sondern können auf eine Vielzahl von Rezensionen und Bewertungen anderer Käufer zurückgreifen und so vermeintlich bessere Entscheidungen treffen.

2.1.3 Internet der Dinge

Das Internet der Dinge ist die neueste Entwicklung in der Evolution des Internets. Angefangen über das Vernetzen einzelner Computer in Forschungseinrichtungen bis zum sozialen Web. Das Internet der Dinge stellt eine neue Dimension in der Vernetzung dar. Nun werden nicht mehr nur Computer vernetzt und kommunizieren miteinander, sondern auch Gegenstände mit Computern, dem Internet oder untereinander.[15]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Vernetzung von Geräten und Dingen mit dem Internet (Eigene Darstellung)

Abbildung 1 verdeutlicht die Vernetzung von Geräten und Dingen mit dem Internet. Angefangen mit stationären Computern, mobilen Laptops und Servern bis hin zu neuartigen elektronischen Geräten. Dazu gehören die aktuellsten Smartphones, Tablets, Drucker und Fernseher, die mittlerweile alle über einen Internetanschluss verfügen und wesentliche Funktionen, im Falle einer Nichtanbindung an das Internet, eingeschränkt wären. Im Zuge des Internet der Dinge werden interessanterweise nun auch immer mehr „Dinge“ im privaten Bereich bzw. dem eigenen Zuhause mit dem Internet und anderen Geräten verbunden und vernetzt. Exemplarisch dafür sind in der Abbildung Küchengeräte, intelligente Thermostate und Blutdruckmessgeräte dargestellt. All diese Geräte können als Geschäftsmodelle im Internet der Dinge für private Konsumenten bezeichnet werden. Im späteren Teil dieser Arbeit werden genau diese Geschäftsmodelle näher betrachtet und analysiert.

Einige Technologien des Internet der Dinge benötigen technische Voraussetzungen (Sensoren, Chips, etc.) um optimal funktionieren zu können. Eine in diesem Zusammenhang weit verbreitete und einfache Möglichkeit stellen die „RFID-Tags“ dar. „RFID-Technologie lässt sich aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften zur automatischen Identifikation in diversen Anwendungsgebieten einsetzen.“[16]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Bestandteile eines RFID-Systems (Eigene Darstellung in Anlehnung an Tamm, G. (2010), S. 13)

Abbildung 2 zeigt die verschiedenen Bestandteile der RFID-Technologie. Wesentlich sind RFID-Transponder (die aus einer Antenne und einem Chip bestehen), RFID-Lesegeräte und Geräte welche Daten und Signale auswerten und verarbeiten können wie beispielsweise Computer. Die Funktion ist denkbar einfach und unkompliziert. „Kommt der RFID-Transponder in die Reichweite des Sendefelds eines RFID-Lesegeräts, wird der Transponder aktiviert, indem ihm die für den Betrieb benötigte Energie, Daten und der Takt übermittelt werden. Der RFID-Transponder sendet seine Antwortdaten an das Lesegerät zurück, welches diese dem Informationssystem ggf. nach einer Bearbeitung zur Verfügung stellt.“[17]

Konkrete anwendungsorientierte Beispiele für diese Technologie gibt es heute schon in der Industrie und im Supply Chain Management. Durch das Anbringen von RFID-Tags an Produkten, Paletten oder ähnlichem ist vor allem in großen Unternehmen eine lückenlose Rückverfolgung der Produkte möglich. Dadurch steigert RFID „(…) den Automatisierungsgrad durch die Integration materieller Ressourcen mit IT-Systemen.“[18]

Schlussendlich stellt RFID eine wichtige Technologie für das Internet der Dinge dar. Geräte und Dinge lassen sich einfach und wirtschaftlich miteinander vernetzen und sorgen so für einen effizienten Datenaustausch entlang der Wertschöpfungskette.

Ein weiterer Begriff, welcher immer öfter genannt wird und einer breiteren Öffentlichkeit bekannt ist, ist der des „Smart Home“. Grundsätzlich geht es ihr um die Vernetzung von Geräten und Dingen im eigenen Zuhause. Zum einen können sämtliche Multimediageräte zentral über den Computer, das Smartphone oder das Tablet bequem gesteuert werden. Zum anderen entstehen aber auch wirtschaftliche Vorteile durch intelligente Steuerungen von Heizung oder Licht.[19]

Ein Begriff, der immer wieder in Zusammenhang mit dem Internet der Dinge gebracht wird, ist der der „Industrie 4.0“. Er spielt auf die sogenannte 4. industrielle Revolution an. Nach der Dampfmaschine, Fließbandfertigung und Elektrizität und dem noch gar nicht so alten Beginn des Einsatzes von Informationstechnik in der Produktion, werden nun auch immer mehr Systeme, Maschinen und Produkte in modernen Produktionshallen miteinander vernetzt. „In Industrie 4.0 suchen die Werkstücke in der Produktion selbstständig den schnellsten Weg durch die Werkhalle zur Maschine, rüsten sich die Maschinen automatisch durch Informationen des Werkstücks um, bestellen automatisch Ersatzteile.“[20]

2.2 Chancen und Risiken

Die Art und Weise wie Geräte, Dinge, Produkte und Maschinen schon heute und verstärkt in Zukunft miteinander kommunizieren und interagieren bietet enorme Chancen, aber auch Risiken für Unternehmen und Privatleute.

Chancen lassen sich auf den ersten Blick im unternehmerischen Umfeld erkennen. Eine konsequente Umsetzung von Technologien des Internet der Dinge führt unterstützend zu einer Optimierung oder Neuausrichtung von Geschäftsprozessen. Dadurch lassen sich wirtschaftliche Vorteile ausmachen. Ökonomische sinnvolle Weiterentwicklungen lassen das Internet der Dinge ebenso im privaten Bereich Realität werden. Kosten für Strom und Heizung sind immer noch relativ hoch, sodass es sich lohnen würde in intelligente Regulierungssysteme zu investieren um auf lange Sicht auch hier enorme Einsparpotentiale haben zu können. Ebenso lassen sich die immer billigeren und ausgereiften Multimediageräte intelligent zusammen vernetzten und bequem ohne großes technisches Knowhow zentral und einfach steuern.

Analog zu den eben genannten Chancen, lassen sich einige offensichtliche Risiken oder Schwachstellen nicht von der Hand weisen. Immer wenn viele Daten erhoben oder ausgewertet werden, stellt sich das Thema der Sicherheit von Daten und Systemen. Oft genug ist von Anbietern selber kein großer Wille zu erkennen, um die angebotene Soft- und Hardware optimal zu schützen und alle Datenschutzbestimmungen einzuhalten. Möglicherweise kann das einige Leute davon abhalten, sich näher damit zu beschäftigen. Auch soziale Aspekte könnte dabei eine Rolle spielen. Zunehmende Digitalisierung könnte dazu führen, dass Menschen „(…) verlernen, Dinge selbst zu tun und zu entscheiden, schlussendlich selbst zu denken, (…).“[21]

3 Geschäftsmodelle im Internet der Dinge

Im Folgenden werden nun drei Geschäftsmodelle, welche für die Anwendung im eigenen Zuhause gedacht sind, detailliert dargestellt und beschrieben. Dabei werden diese im Hinblick auf Funktion, Technische Umsetzung, Kostenersparnis, Zeitersparnis, Anwendbarkeit und Ethik untersucht. Abschließend wird eine kritische Würdigung vorgenommen.

Im Abschnitt Funktion wird auf den genauen Mehrwert des Geschäftsmodells eingegangen. Wie genau funktioniert es und wie nutzt man es optimal? Die technische Umsetzung beschäftigt sich Voraussetzungen, die gegeben sein müssen, damit die Anwendung überhaupt gestartet und in Betrieb genommen werden kann. Ökonomische Aspekte zeichnen den Abschnitt über Kostenersparnis aus. Der Abschnitt über Zeitersparnis untersucht, inwieweit sich das Geschäftsmodell in Bezug auf eine tatsächliche Effizienzsteigerung auswirkt. Ein ebenso wichtiger Punkt stellt das Kapitel über die Anwendbarkeit dar. Hier geht es vor allem darum, ob der private Anwender irgendwelche Voraussetzungen erfüllen muss, um die Software überhaupt benutzen zu können. Ebenso ist es wichtig herauszufinden, wie einfach die Bedienung ist und ob beispielsweise technisches Wissen vorausgesetzt wird. Im Abschnitt über Ethik werden vor allem Konzepte der Datensicherheit und auch das generelle Erheben von Daten eine Rolle spielen. Des Weiteren sollen gesellschaftliche Aspekte thematisiert werden. Abschließend wird eine kritische Würdigung, unterteilt in Vor- und Nachteile sowie Fazit, vorgenommen.

3.1 Intelligenter Kühlschrank

3.1.1 Funktion

Der intelligente Kühlschrank stellt ein interessantes Beispiel für die Vernetzung von Geräten im eigenen Zuhause dar. Das Prinzip ist denkbar einfach. Es soll zu jeder Zeit klar sein, was eine Person oder Familie in ihrem Kühlschrank gelagert hat. Analog dazu, sollen ebenso automatische Nachbestellungen von nicht mehr vorrätigen Produkten vorgenommen werden können. Ebenso ist ein Überwachen von Produkten mit Mindesthaltbarkeitsdatum vorgesehen.

Über die Vernetzung des smarten Kühlschranks mit einem mobilen Endgerät (Smartphone, Tablet, Computer, etc.), kann bequem eine Überwachung der eingekauften Produkte vorgenommen werden. Produkte können konventionell im Supermarkt oder auf dem Wochenmarkt eingekauft werden, oder aber in digitalen Shops im Internet geliefert werden lassen. Die Automatisierung soll hierbei so groß sein, dass es sogar Mindestbestände geben kann. Sollten diese unterschritten werden, werden automatische Bestellungen bei davor festgelegten Lieferanten ausgelöst.[22]

Sogar die Zubereitung von Essen und Getränken kann vereinfacht werden. Durch Applikationen auf dem vernetzten Smartphone können, auf Grundlage der vorhandenen Produkte im Kühlschrank, Rezeptvorschläge erstellt werden. Dies kann vor allem auch bei Produkten mit nahendem Mindesthaltbarkeitsdatum sinnvoll sein, welche ebenfalls erfasst werden.

Grundsätzlich lassen sich also die Vorgänge Einkauf von Produkten, Lagerung von Produkten und Zubereitung der gelagerten Waren besser steuern, vereinfachen und automatisieren.

3.1.2 Technische Umsetzung

Für die technische Umsetzung des smarten Kühlschranks stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Des Weiteren werden zur optimalen Nutzung technische Hilfsmittel benötigt.

Eine der wichtigsten technischen Umsetzungen, damit aus einem normalen Kühlschrank ein intelligenter Kühlschrank wird, ist die Erfassung und gleichzeitige Speicherung der eingelagerten Produkte. Dies kann einerseits beispielsweise per Hand erfolgen. Das heißt, man gibt manuell alle Produkte über eine App auf dem Smartphone oder direkt auf einem Bildschirm am Kühlschrank ein.

Andererseits kann dies natürlich ebenso automatisiert geschehen. Dazu sind die im vorherigen Kapitel erläuterten RFID-Tags notwendig. Diese werden, optimaler Weise schon beim Einzelhändler, an die Produkte bzw. Produktverpackungen angebracht. Alternativ müssen die Etiketten manuell angebracht werden. Anschließend wird eine Antenne, welche als RFID-Lesegerät dient, in den smarten Kühlschrank integriert. Auf Grund dessen werden nun alle eingelagerten Produkte automatisch erkannt und registriert. Ebenso werden alle aus dem Kühlschrank genommenen Produkte erkannt und folgerichtig der Warenbestand aktualisiert.[23]

Eine weitere Möglichkeit der Erfassung von Produkten stellt das Scannen von Barcodes dar. Mit heutzutage üblichen Smartphones lassen sich die bereits vorhandenen einheitlichen Barcodes auf Produkten oder Produktverpackungen einfach und schnell scannen. Dazu sollte die Applikation auf eine Datenbank, welche die Barcodes konkreten Produkten zuordnen kann, zugreifen können. Beim Auslagern der Produkte müsste allerdings ebenso wieder gescannt werden.

Technisch einfacher umzusetzen, allerdings auch mit weniger Funktion, ist die der Webcams im Kühlschrank. Prinzipiell werden einfach nur eine oder mehrere Kameras in den Kühlschrank eingebaut. Diese beziehen dann im optimalen Fall den ganzen Innenbereich inklusive jedes Fach mit ein. Grundsätzlich ist es dann möglich auf dem privaten mobilen Endgerät live in seinen eigenen Kühlschrank zu schauen. Dies kann unterwegs oder im Supermarkt nützlich sein. Voraussetzung dafür ist allerdings eine mobile Internetverbindung, welche das Streaming von Videos ohne Unterbrechungen zulässt.

Günstige und allgemein verbreitete technische Hilfsmittel stellen z.B. Smartphones, Tablets oder auch die neusten Modelle von smarten Uhren dar. Diese Geräte sind heutzutage in fast jedem Haushalt vorzufinden und werden oft ständig mit sich rumgetragen. Auf Grund ihrer umfangreichen Funktionen stellen sie das perfekte Hilfsmittel zur Vernetzung mit dem intelligenten Kühlschrank dar. Das Scannen von Barcodes funktioniert heute schon reibungslos. Ebenso stellt die Entwicklung von einfachen Apps zur Erfassung, Speicherung und Auswertung der Produktdaten keine sonderlich großen Herausforderungen mehr dar.

3.1.3 Kostenersparnis

Eine Einsparung von Kosten lässt sich momentan nicht zwangsläufig erreichen. Die wenigen bisher auf dem Markt verfügbaren intelligenten Kühlschränke gehören heute zu den High-End Technik Produkten und siedeln sich dementsprechend auch im oberen Preissegment an. Selbst durch die erweiterten Funktionen lassen sich in einem normalen deutschen Haushalt auch über längere Zeit keine Kosteneinsparpotentiale erkennen. Einzig durch den Kauf eines energieeffizient arbeitenden Kühlschranks können mittel- und langfristig Energiekosten eingespart werden. Auch durch das Erkennen von Produkten, die bald an das Mindesthaltbarkeitsdatum heran kommen, lassen sich höchstens vernachlässigbare Kosteneinsparungen erkennen.

3.1.4 Zeitersparnis

Der Faktor Zeit hat bei smarten Technologien einen hohen Stellenwert. Der intelligente Kühlschrank kommt abhängig von der technischen Umsetzung auf recht unterschiedliche Zeiteinsparungen.

Die technisch einfachste Umsetzung, über die manuelle Eingabe der Produkte mittels einer App, dürfte am aufwendigsten sein. Bei einem Großeinkauf dürfte man die gleiche Zeit noch einmal mit der Eingabe auf dem Smartphone beschäftigt sein. Das Gleiche gilt für das Herausnehmen und Aufbrauchen der Produkte. Einzig die automatische Nachbestellung von verbrauchten Produkten über das Internet spart Zeit.

Eine wesentliche Zeitersparnis stellt die Technik mit den RFID-Tags dar. Manuelle Arbeit wird größtenteils vermieden. Das Einlagern und Auslagern erfolgt ganz bequem und automatisch. Allerdings müssen für diese Art der Automatisierung die Grundvoraussetzungen erfüllt sein. Sollten die notwendigen Etiketten nicht an allen Produkten befestigt sein, ergibt sich je nachdem ein nicht zu vernachlässigender Mehraufwand.

Die Variante zum Scannen von Barcodes eingekaufter Produkte stellt eine leicht verbesserte Version zur manuellen Eingabe von Produkten über das Smartphone dar. Gegenüber dieser Variante geht das Einscannen der Produkte mit dem Smartphone in der Regel schneller und ist weniger fehleranfällig. Jedoch müssen hier ebenso wieder solche Produkte berücksichtigt werden, die keine Barcodes haben. Üblicherweise haben auf dem Wochenmarkt eingekaufte Lebensmittel keinen Barcode. Das wiederum führt zu einem erheblichen Mehraufwand.

Die letzte Möglichkeit der technischen Umsetzung, der Anbringung von Kameras im Innenbereich des Kühlschranks, bringt überschaubare Zeiteinsparungen. Hier geht es vor allem um eine spontane visuelle Übersicht der gelagerten Produkte, beispielsweise beim Einkauf im Supermarkt. Dies dient aber hauptsächlich der Bequemlichkeit und lässt sich weniger auf mögliche Zeiteinsparpotentiale zurückführen.

3.1.5 Anwendbarkeit

Bei der Untersuchung der Anwendbarkeit (engl. Usability) muss ebenso wieder zwischen den einzelnen technischen Umsetzungen unterschieden werden. Grundsätzlich lässt sich jedoch sagen, dass bei allen Varianten ein mobiles Endgerät benötigt wird. Das heißt, eine gewisse technische Affinität wird vorausgesetzt. Dies beschränkt sich aber überwiegend auf die Handhabung und Bedienung eines handelsüblichen Smartphones. Viele Apps sind intuitiv verständlich. Das Selbe sollte für Applikationen zur Erfassung, Steuerung und Überwachung von intelligenten Kühlschränken gelten. Möglicherweise stellen ältere potentielle Kunden hierbei keine geeignete Zielgruppe dar. Für die Menschen, die aber ständig ein Smartphone mit sich führen, sollte die Applikation keine allzu große Hürde darstellen.

Eine geeignete App sollte jedoch so einfach wie möglich dargestellt werden. Im Grunde muss sie nur die Funktionen Erfassung, Speicherung und Löschen von Produkten beherrschen. Dargestellt werden sollten außerdem nur die Produkte, die momentan im Kühlschrank gelagert sind. Eventuell kann im zweiten Schritt eine Archiv- oder Statistikfunktion integriert werden. Hier kann dann der Verbrauch der letzten Tage und Monate aufgezeigt werden. Ebenfalls sollte die App das Scannen der Barcodes unterstützen. Jedoch lässt sich schon mit den einfachsten Smartphones über die Kamerafunktion zuverlässig ein Barcode scannen. Ein Überwachen des Kühlschrankinhalts mittels Webcams fordert allerdings eine sehr gute mobile Internetverbindung ein. Dies sollte sich aber zumindest relativ zuverlässig in Ballungszentren sicherstellen lassen.

3.1.6 Ethik

Selbstverständlich fallen bei der Vernetzung von Geräten Daten an. Dies zeigt sich allein schon daran, dass Produkte erfasst und gespeichert werden. Folgerichtig sollte ebenso das Thema Datensicherheit näher untersucht werden.

Erhobene Daten sind vor allem Bezeichnung, Menge bzw. Gewicht und Mindesthaltbarkeitsdatum. Darüber hinaus könnten theoretisch noch der Verbrauch der letzten Tage und Monate sowie der prognostizierte Bedarf für die kommenden Tage und Wochen ermittelt werden.

Die entscheidende Frage dürfte nun sein, wer auf die beschriebenen Daten alles Zugriff hat. Große Supermärkte könnten an den Daten Interesse haben. Mit ihnen ließe sich das Kaufverhalten der Kunden besser analysieren und anschließend zielführender Werbung platzieren. Außerdem könnten Kampagnen zur Kundenbindung effektiver durchgeführt werden. Ebenso könnten die Hersteller der Kühlschränke Interesse an den Daten haben und diese verkaufen wollen. Wichtig ist auf jeden Fall, genau festzulegen was mit den Daten passiert und wer genau darauf Zugriff hat. Dazu sollten auch immer nationale und internationale Datenschutzregelungen beachtet werden.

Weitere Probleme könnten in einer digitalen Abhängigkeit bestehen. Menschen würden es sich sehr bequem machen und oftmals nicht mal mehr eigenständig Essen zubereiten können. Durch Anweisungen des Smartphones würden sie sich digital abhängig machen. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Verhältnisse auf das normale Leben auswirken werden.

3.1.7 Vorteile

Smarte Technologien sollten nur dann auch eingesetzt werden, wenn sie messbare Vorteile gegenüber herkömmlichen Technologien bieten.

Die technologisch anspruchsvollste Variante des intelligenten Kühlschranks bietet klare Vorteile hinsichtlich Zeit und Komfort. Gerade bei Großfamilien dürften sich die hohen Anschaffungskosten schon nach kurzer Zeit in Form von Zeitersparnissen rentieren. Die automatische Bestellfunktion von zur Neige gehender Lebensmittel spart bzw. reduziert wöchentliche Supermarkteinkäufe. Dadurch dürften besonders in größeren Familien einzelne Mahlzeiten besser planbar sein.

Hinsichtlich der einfachen Handhabung via Smartphone, lässt sich der Kühlschrankinhalt leicht steuern und überwachen. Durch eine etwaige Warnfunktion, hat man Lebensmittel mit kurzem Mindesthaltbarkeitsdatum immer im Blick.

Auf Grund dessen, das smarte Technologien häufig die modernste Technik darstellen, dürfte ein neuer Kühlschrank auch in Bezug auf Werte der Energieeffizienz sehr gut abschneiden. Daraus lassen sich wiederum Stromkosten einsparen und so können die meist hohen Kosten langfristig wieder ausgeglichen werden.

3.1.8 Nachteile

Die Nachteile eines intelligenten Kühlschranks liegen auf der Hand. Gerade beim Scannen des Barcodes eines jeden Produkts stehen Aufwand und Ertrag meist in keinem ordentlichen Verhältnis. Es darf bezweifelt werden, dass durch das Scannen und die Ordnung im Kühlschrank viel bzw. überhaupt Zeit gespart werden kann. Auch das Liefern von Produkten über das Internet erfordert, dass jemand zuhause ist und die Waren entgegen nimmt.

Ebenso stellt sich die Frage der digitalen Abhängigkeit. Durch das ständige Abrufen von Details über den Inhalt seines Kühlschranks, lässt man sich immer mehr von Daten und Software beeinflussen und wird dementsprechend weniger spontan und verliert zum Teil auch die Fähigkeit zu eigenständigem Denken und Handeln. Analog dazu steht der unsichere Zugriff auf die eigenen Daten im Raum. Viele Unternehmen könnten Interesse an den Daten haben und Software ohne anschließende kommerzielle Nutzung der gesammelten Daten überhaupt gar nicht anbieten.

Nicht zuletzt dürften die hohen Kosten und der im Verhältnis dazu begrenzte Nutzen in Bezug auf eine Zeitersparnis negativ zu Buche schlagen. Ein Haushalt von zwei Personen dürfte kaum Vorteile aus einem intelligenten Kühlschrank ziehen.

3.1.9 Fazit

Die technologische Umsetzung eines intelligenten Kühlschranks bereitet Herstellern heutzutage keine großen Probleme mehr. Auch sind Smartphones und Internetanschlüsse weit verbreitet und gut ausgebaut.

Zielgruppen für smarte Kühlschränke dürften ausschließlich Großfamilien sein. Für alle anderen stellt der Kauf und Gebrauch eines intelligenten Kühlschranks keine messbaren Vorteile dar.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die genaue technische Umsetzung. Das Anbringen von RFID-Tags an allen Produkten muss vom Einzelhandel flächendeckend unterstützt werden. Ansonsten muss der Aufwand vom Kunden selber unternommen werden.

Eine weitere interessante Variante dürfte das Anbringen von kleinen Kameras im Innenbereich eines Kühlschranks sein. Dies könnte als „Light“-Variante mit weniger anfänglichem Aufwand verstanden werden und womöglich auch besser realisierbar sein.

[...]


[1] Vgl. Bitkom (2015)

[2] Vgl. Andelfinger, P. V. (2015), S. 3-4

[3] Vgl. Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (2015)

[4] Vgl. Bosch Software Innovations (2015)

[5] Vgl. Telekom (2015)

[6] Doleski, O. D. (2014), S. 5

[7] Doleski, O. D. (2014), S. 5

[8] Schallmo, D. (2013), S. 19

[9] Vgl. Weis, X. B. (2014), S. 88

[10] Vgl. Bieger, T. (2011), S. 3

[11] Vgl. Bieger, T. (2011), S. 5-6

[12] Gabler Wirtschaftslexikon (2015)

[13] Vgl. Heertje (1997), S. 96

[14] Michelis, D. (2014), S. 50-51

[15] Vgl. Andelfinger, P. V. (2015), S. 11-15

[16] Tamm, G. (2010), S. 2

[17] Tamm, G. (2010), S. 14

[18] Strassner, M. (2005), S. 45

[19] Vgl. Andelfinger, P. V. (2015), S. 32-34

[20] Kaufmann, T. (2015), S. 4

[21] Andelfinger, P. V. (2015), S. 166

[22] Vgl. Miller, F. (2001), S. 38

[23] Vgl. Deutsches Forschungszentrum für künstliche Intelligenz (2007)

Ende der Leseprobe aus 35 Seiten

Details

Titel
Geschäftsmodelle im Internet der Dinge für Konsumenten. Ethische Probleme, Herausforderungen und Anwendungsmöglichkeiten
Hochschule
Hochschule Ravensburg-Weingarten
Note
1,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
35
Katalognummer
V314773
ISBN (eBook)
9783668133976
ISBN (Buch)
9783668133983
Dateigröße
599 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Internet der Dinge, Geschäftsmodelle, Konsumenten, Digitalisierung, Industrie 4.0
Arbeit zitieren
Dominik Sigg (Autor:in), 2015, Geschäftsmodelle im Internet der Dinge für Konsumenten. Ethische Probleme, Herausforderungen und Anwendungsmöglichkeiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/314773

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Geschäftsmodelle im Internet der Dinge für Konsumenten. Ethische Probleme, Herausforderungen und Anwendungsmöglichkeiten



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden