Die ästhetische Erfahrung ist eine Wahrnehmung besonderer Art. Die Möglichkeit visuelle Reize über eine simple Objekterkennung hinaus als ästhetisch wahrzunehmen, ist eine der menschlichen Spezies inhärente Fähigkeit. Das Modell der ästhetischen Erfahrung bietet auf kognitiv-affektiver Ebene eine theoretische Grundlage. Das Modell stellt das Verständnis eines Kunstwerks, neben emotionalen Komponenten, als wesentlichen Teil der ästhetischen Erfahrung heraus. Persönliche Erlebnisse und Erlerntes modulieren die ästhetische Erfahrung und deren neuronale Grundlagen. Die neuronalen Korrelationen der ästhetischen Erfahrung versucht die Neuroästhetik zu identifizieren. Neurowissenschaftliche Studien mit bildgebenden und neurophysiologischen Verfahren deuten auf die prominente Position des linken dorsolateralen Präfrontalkortex (lDLPFC) innerhalb der ästhetischen Erfahrung hin. Bisherige Studien untersuchten das Kunstverständnis als essentielle Komponente der ästhetischen Erfahrung mit Hilfe von abgebildeten Zusatzinformationen in Form von Bildtiteln oder kontextueller Information. Ziel der vorliegenden Studie ist es jedoch, den Zusammenhang zwischen dem lDLPFC und dem Verständnis gegenständlicher Kunst aus einer ästhetischen Perspektive, zu belegen. Eine artifizielle Aktivierung des lDLPFCs sollte das Verständnis steigern. Diese artifizielle Aktivierung des lDLPFCs wurde über eine anodale transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) erreicht. Das Verständnis von gegenständlichen Kunstwerken wurde durch die Stimulation des lDLPFCs nicht beeinflusst. Allerdings konnte, in Übereinstimmung mit dem Modell der ästhetischen Erfahrung, die emotionale Valenz eines Kunstwerks als wichtig für die ästhetische Erfahrung herausgestellt werden. Die Ergebnisse weisen auf die Multimodalität der ästhetischen Erfahrung und deren komplexen neuronalen Grundlagen hin.
According to the model of aesthetic appreciation, which explains the process of the aesthetic experience based on a cognitive-affective level, the understanding of an art-work is essential. Personal experiences and acquired knowledge modulate the aesthetic experience and their neural correlates. Neuroaesthetics attempts to identify the neural correlations of aesthetic experience. The left dorsolateral prefrontal cortex (lDLPFC) is strongly associated with the process of aesthetic appreciation. [...]
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1 Einleitung
- 2 Theoretische Fundierung
- 2.1 Ursprünge der empirischen Ästhetik
- 2.2 Das Modell der ästhetischen Erfahrung
- 2.2.1 Die Perzeptuelle Analyse
- 2.2.2 Implizite Gedächtnisintegration
- 2.2.3 Explizite Klassifikation
- 2.2.4 Kognitive Bewältigung
- 2.2.5 Evaluation
- 3 Neuroästhetik
- 3.1 Neuronale Korrelate ästhetischer Wahrnehmung
- 4 Forschungsfrage und Hypothese
- 4.1 Gegenständliche Bilder
- 4.2 Valenzkategorien
- 4.3 Positive and Negative Affect Schedule (PANAS)
- 4.4 Kunstinteresse Fragebogen (KiF)
- 4.5 Die Emotional Contagion Scale (ECS)
- 4.6 Hypothesen
- 5 Methoden
- 5.1 Vorstudie I
- 5.2 Vorstudie II
- 5.2.1 Stichprobe
- 5.2.2 Ablauf
- 5.2.3 Ergebnisse
- 5.3 Hauptstudie
- 5.3.1 Stichprobe
- 5.3.2 Stimuli
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Diplomarbeit untersucht die Auswirkungen der anodalen transkraniellen Gleichstromstimulation (tDCS) des linken dorsolateralen Präfrontalkortex (IDLPFC) auf das Verständnis und die ästhetische Erfahrung von gegenständlichen Kunstwerken. Das Ziel ist es, den Zusammenhang zwischen dem IDLPFC und der Verarbeitung von ästhetischen Reizen zu beleuchten und die Rolle des IDLPFC im Prozess des Kunstverständnisses zu erforschen.
- Das Modell der ästhetischen Erfahrung und seine kognitiv-affektiven Komponenten
- Die Rolle des IDLPFC bei der ästhetischen Wahrnehmung und dem Kunstverständnis
- Die Anwendung von tDCS zur künstlichen Aktivierung des IDLPFC
- Die Auswirkungen der tDCS auf die emotionale Valenz und das Verständnis von Kunstwerken
- Die Multimodalität der ästhetischen Erfahrung und ihre komplexen neuronalen Grundlagen
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Kapitel 1: Einleitung - bietet einen Überblick über die Forschungsfrage und die Relevanz des Themas.
- Kapitel 2: Theoretische Fundierung - beleuchtet die Ursprünge der empirischen Ästhetik und stellt das Modell der ästhetischen Erfahrung vor. Dieses Kapitel beschreibt die verschiedenen kognitiven und affektiven Komponenten der ästhetischen Erfahrung, einschließlich der Perzeptuellen Analyse, der impliziten Gedächtnisintegration, der expliziten Klassifikation, der kognitiven Bewältigung und der Evaluation.
- Kapitel 3: Neuroästhetik - behandelt die neuronalen Korrelate der ästhetischen Wahrnehmung und konzentriert sich auf die Rolle des IDLPFC im Prozess der ästhetischen Erfahrung.
- Kapitel 4: Forschungsfrage und Hypothese - definiert die Forschungsfrage und die Hypothese der Studie. Es werden die verwendeten Stimuli, Methoden und die Messinstrumente (PANAS, KiF, ECS) vorgestellt. Die Hypothese besagt, dass eine künstliche Aktivierung des IDLPFC durch anodale tDCS das Verständnis von Kunstwerken und die ästhetische Erfahrung beeinflusst.
- Kapitel 5: Methoden - beschreibt die Durchführung der Vorstudien und der Hauptstudie. Es werden die Stichproben, die Stimuli und die eingesetzten Verfahren erläutert. Dieses Kapitel zeigt die konkrete Umsetzung der Forschungsfrage und die methodische Vorgehensweise der Studie.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Schlüsselwörter dieser Diplomarbeit sind: Ästhetische Erfahrung, transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS), linker dorsolateraler Präfrontalkortex (IDLPFC), Kunstverständnis, emotionale Valenz, Neuroästhetik, gegenständliche Kunst, multimodale Wahrnehmung, neuronale Korrelate.
- Quote paper
- Sebastian Jonas Ruppert (Author), 2016, tDCS. Das Verständnis und die Kunst, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/315117