Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, das Ausmaß der prekären Beschäftigungsverhältnisse in der Altenpflege zu untersuchen und die politischen sowie strukturellen Ursachen hierfür deutlich zu machen.
Pflegearbeiten im Allgemeinen und Altenpflege im Speziellen rücken zunehmend in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit in den OECD-Ländern. Die traditionelle Betreuungsform, das heißt die Betreuung im Alter durch die Familie beziehungsweise überwiegend durch Frauen in der Familie, ist angesichts einer zunehmenden Integration der Frauen in den Arbeitsmarkt nicht mehr ausreichend, um die Pflege zu gewährleisten. Hinzu kommt der demografische Wandel, aufgrund dessen die Bevölkerung der BRD zunehmend altert. Etwa ein Drittel der über 80-Jährigen war 2009 pflegebedürftig und das statistische Bundesamt prognostiziert einen Anstieg dieser Altersgruppe bis 2030 auf ca. 6,5 Millionen Menschen (2009 circa 4,1 Millionen). Der Pflegebedarf und die Nachfrage nach Altenpflegern wird somit steigen.
Der Vorsitzende der Gewerkschaft ver.di, Frank Bsirske, verglich 2010 die Situation in vielen Pflegeheimen mit der in Flüchtlingslagern. Verantwortlich machte er hierfür die niedrigen Löhne, sowie die prekäre und diskriminierende Arbeit in diesem Bereich. Eine entscheidende Rolle für diese Entwicklung spielt die zunehmende Kommerzialisierung der Sorgearbeiten seit den 1990er Jahren, die in der Pflege vor allem mit dem 1995 verabschiedeten Pflegeversicherungsgesetz vorangetrieben wurde.
Die Kranken- und Altenpflege ist, wie alle Formen der Sorgearbeiten, eine Arbeit am Subjekt. Solche Arbeiten lassen sich nicht im selben Maß wie Arbeiten an Objekten maschinell rationalisieren. Die politisch gewollte Etablierung eines Pflegemarktes führte zu einem Preiskampf, der sich unmittelbar auf die Arbeitsbedingungen und die Pflegequalität auswirkt, unabhängig davon ob der Träger privat, freigemeinnützig oder öffentlich ist.
Inhaltsverzeichnis
- Exposition der Fragestellung
- Prekäre Arbeit
- Arbeitsverhältnisse in der Altenpflege
- Entgelte
- Arbeitszeiten
- Arbeitsqualität
- Die Kommerzialisierung der Altenpflege
- Das System der Dualen Wohlfahrtspflege
- Liberalisierung des Sozialsektors
- Strukturen in der Altenpflege
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht das Ausmaß prekärer Beschäftigungsverhältnisse in der Altenpflege und analysiert die politischen und strukturellen Ursachen dafür.
- Definition und Abgrenzung des Begriffs „prekäre Arbeit“
- Analyse der Arbeitsverhältnisse von Altenpfleger_innen in Bezug auf Entgelte, Arbeitszeiten und Arbeitsqualität
- Untersuchung der Kommerzialisierung des Pflegesektors und deren Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen
- Bedeutung des Wandels von einem System der Dualen Wohlfahrtspflege zu einem marktbasierten System
- Analyse der strukturellen Gegebenheiten in der Pflegebranche, die prekäre Beschäftigung begünstigen
Zusammenfassung der Kapitel
- Exposition der Fragestellung: Die Arbeit thematisiert die steigende Bedeutung der Altenpflege im Kontext des demografischen Wandels und der traditionellen Betreuungsformen. Sie stellt den wachsenden Bedarf an Altenpfleger_innen und die problematische Situation in der Branche dar.
- Prekäre Arbeit: Dieses Kapitel definiert den Begriff „prekäre Arbeit“ und diskutiert verschiedene Ansätze in der Literatur. Es werden die Merkmale von prekären Beschäftigungsverhältnissen und das Normalarbeitsverhältnis als Referenzmodell erläutert.
- Arbeitsverhältnisse in der Altenpflege: Dieses Kapitel untersucht die Arbeitsbedingungen von Altenpfleger_innen anhand von Entgelten, Arbeitszeiten und Arbeitsqualität. Es werden Hinweise auf die hohe Prävalenz prekärer Beschäftigungsverhältnisse in der Altenpflege gegeben.
- Die Kommerzialisierung der Altenpflege: Dieses Kapitel analysiert den Wandel von einem System der Dualen Wohlfahrtspflege hin zu einem marktbasierten System. Die Folgen für die Pflegebranche und die Arbeitsbedingungen werden beleuchtet.
- Strukturen in der Altenpflege: Dieses Kapitel untersucht die strukturellen Gegebenheiten in der Pflegebranche, die prekäre Beschäftigung begünstigen. Merkmale der Beschäftigten und des Marktes werden betrachtet.
Schlüsselwörter
Prekäre Arbeit, Altenpflege, Kommerzialisierung, Duales Wohlfahrtspflege-System, Arbeitsverhältnisse, Entgelte, Arbeitszeiten, Arbeitsqualität, Demografischer Wandel, Pflegemarkt.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2012, Beschäftigung in der Altenpflege. Ursache und Wirkung der Kommerzialisierung des Pflegesektors, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/315179