Gruppenprozesse im Anti-Aggressivitätstraining


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

27 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


1.Inhaltsverzeichnis

2. Einleitung

3. Definition von Aggression und Gewalt
3.1 Aggression
3.2 Gewalt

4. Die sozial-kognitive Lerntheorie Albert Banduras
4.1 Aggressionstheorien
4.2. Die Theorie Banduras
4.2.1. Vorraussetzungen für den sozial-kognitiven Lernprozess
4.2.2. Phasen des Lernens durch Beobachtung von Modellverhalten

5. Das Anti-Aggressivitäts-Training (AAT)
5.1. Was ist der heiße Stuhl?
5.2. Curriculum des AAT

6. Gruppenprozesse im AAT
6.1. Integration der Phasen der Gruppenprozesses, der sozial-kognitiven Lerntheorie und dem AAT
6.1.1. Modell und Beobachter, wer nimmt welche Rolle ein?
6.1.2. Integrationsphase , Aufmerksamkeitsphase, ‚forming’
6.1.3. Konfrontationsphase, Behaltensphase, ‚storming’
6.1.4. Gewaltverringerungsphase, Reproduktionsphase, ‚norming/ performing’
6.1.5. Nachbetreuung, Motivationsphase
6.2. Abschließende Betrachtung

7. Kritik

8. Literaturverzeichnis

2. Einleitung

Das Anti-Aggressivitäts-Training existiert in seiner heutigen Form seid Mitte der 90er Jahre. Es ist unter Pädagogen und Psychologen sehr bekannt und erreicht auch die Öffentlichkeit, seid das Training nicht mehr ausschließlich in Strafanstalten eingesetzt wird, sondern auch in der offenen Jugendarbeit und in Schulen praktiziert wird.

In dieser Arbeit sollen zunächst die Begriffe Gewalt und Aggressivität definiert werden. Nach der Begriffsklärung wird mit der sozial-kognitiven Lerntheorie Albert Banduras ein wichtiger theoretischer Baustein des Trainings vorgestellt. Die Gruppenprozesse im Training sollen anschließend mit Hilfe eines Vergleichs von Lerntheorie und Curriculum des AAT aufgezeigt werden.

Zum Schluss erfolgt eine kritische Betrachtung des Anti-Aggressivitäts-Trainings.

3. Definition von Aggression und Gewalt

Das Anti-Aggressivitäts-Training ist ein Programm, das sich an gewalttätige Jugendliche richtet. Bevor das Programm vorgestellt wird, ist es wichtig die Begriffe Aggression und Gewalt zu definieren. Sie bilden die Basis des Trainings und dieser Arbeit.

3.1 Aggression

Eine Definition des Begriffs erweist sich als schwierig. In der Literatur sind viele Definitionsversuche zu finden, allerdings kann man nicht von einer allgemeingültigen Definition sprechen.

Betrachtet man den Begriff der Aggression wortbegrifflich, so meint er Angriff, Angriffslust bzw. Kriegsbereitschaft. Etymologisch ist der Begriff auf das lateinische Verbum „aggredi“, der übersetzt bedeutet, auf jemanden oder etwas zugehen, sich nähern. angreifen. überfallen’. (vgl. Biedermann, Plaum 1999:10)

Ein wichtiger Aspekt der ein Verhalten als aggressiv kennzeichnet, ist die Absicht mit der gehandelt wird. Von aggressiven Verhaltensweisen wird dann gesprochen, wenn die Absicht des Handelns darin liegt, ein anderes Individuum direkt oder indirekt zu schädigen.

Feshbach (vgl. 1964) und Buss (vgl. 1961) unterteilen aggressive Verhaltensweisen folgendermaßen:

- inzidentelle Aggression
dies meint die unbeabsichtigte Aggression die unangenehme Konsequenzen beim Opfer verursacht
- feindselige (‚hostile’) Aggression
die Schädigung des Opfers ist hier beabsichtigt
- instrumentelle Aggression

die Aggression richtet sich auf ein nicht aggressives Ziel, laut Schänzenbacher (2003) ein Objekt. Um dieses Ziel zu erreichen wird die Schädigung des Opfers in Kauf genommen (sie ist sekundäres Nebenprodukt)

Nach Godenzi (vgl. 1994) ist „Aggression ein Verhalten, welches mit der Absicht ausgeführt wird jemandem zu schaden“. Für Selg (vgl. 1974) ist Aggression mit dem „gerichteten Austeilen schädigender Reize“ definiert. Unter „schädigen“ versteht er „beschädigen, verletzten, zerstören und vernichten“, allerdings umfassen schädigende Reize auch „schmerzzufügende, störende, Ärger erregende und beleidigende Verhaltenweisen“. Hier weist Selg darauf hin, das diese Verhaltensweisen schwerer zu beobachten sind. „Aggression kann offen (körperlich, verbal) sein oder verdeckt (phantasiert), sie kann positiv (von der Kultur gebilligt) oder negativ (missbilligt) sein.“ (Selg 1974:15f)

Aggression ist also ein Verhalten das mit der Absicht andere direkt oder indirekt zu schädigen eingesetzt wird. Die Absicht wird sowohl in körperlicher Aggression sowie auch in verbaler Aggression sichtbar. (vgl. Selg 1974)

3.2 Gewalt

Mit Gewalt ist ein Sachverhalt gemeint, Gewalt ist keine Eigenschaft eines Individuums. Gewalt wird als Kompetenzbegriff verstanden. Gewalt ist immer mit Macht (-ausübung) verbunden. Dies wird auch deutlich an den Begriffen wie „Staatsgewalt“ oder „öffentliche Gewalt“.

Gewalt wird unterteilt in strukturelle und personale Gewalt. (vgl. Galtung 1975). Die strukturelle Gewalt findet indirekt statt, sie wird durch gesellschaftliche oder institutionelle Gegebenheiten ausgeübt, auch ohne die Beteiligung einer Person. (vgl. Lamnek 2000:240). Die personale (direkte) Gewalt handelt zwischen Personen die mit unterschiedlich viel Macht ausgestattet sind. Wenn von Gewalt gesprochen wird, ist wichtig dass mit der Handlung eine Wirkung erzielt wird. Die Intention der Handlung ist entscheidend (vgl. Selg 1974).

Ob ein Sachverhalt als gewalttätig eingeschätzt wird liegt im Ermessen des Betrachters. Die gesellschaftliche Beurteilung spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Ob es sich bei dem Sachverhalt um eine illegale Handlung dreht, wird durch die sozialen Kontrollinstanzen definiert. Die Merkmale des Täters, sowie des Opfers spielen hierbei eine wichtige Rolle. Es wird die Flexibilität des Begriffs der Gewalt deutlich (vgl. Lehmkuhl 2003).

Wichtig bei dem Begriff der Gewalt ist, dass es nur die Handlung selbst gemeint ist. Bei dem Gebrauch des Gewaltbegriffs wird das Persönlichkeitskonstrukt einer Person bei der Betrachtung von Gewalt außen vor gelassen. Beim Versuch der Definition von Gewalt ist zu beachten, dass ein zu enges Verständnis Handlungen mit z.T. schwerwiegenden Folgen außer Acht lässt, allerdings besteht bei einer weiter gefassten Definition die Gefahr der Dramatisierung, da vieles als gewalttätig verstanden wird bzw. werden kann und so Täter, die eigentlich gar keine Täter sind, stigmatisiert würden.

Es fällt auf, dass bei den Definitionen von Gewalt und Aggression viele Überschneidungen stattfinden. Die beiden Begriffe werden sowohl umgangssprachlich als auch fachintern synonym bzw. parallel gebraucht. In der Soziologie wird häufiger der Begriff der Gewalt verwendet, wohingegen die Psychologie eher mit dem Begriff der Aggression arbeitet.

Bei den nun dargelegten Definitionen ist zu beachten, dass sie sich auf die angegebenen Quellen stützen. Angesichts der vielen existierenden Definitionen von Aggression und Gewalt (vgl. Oerter, Montada 2002), ist diese Festlegung notwendig. Die genannten Quellen wurden gewählt, da die Definitionen des Anti-Aggressivitäts-Trainings ebenfalls größtenteils auf diesen Quellen beruhen (vgl. Schänzenbacher 2003).

4. Die sozial-kognitive Lerntheorie Albert Banduras

4.1 Aggressionstheorien

Theorien, die aggressives Verhalten versuchen zu erklären, gibt es viele. Hierbei lassen sich grundsätzlich die soziologischen und die psychologischen Erklärungsansätze unterscheiden. Zu den soziologischen Theorien zählen u.a. die Anomietheorie, die Subkulturtheorie sowie Theorien des differentiellen Lernens.

Bekannte psychologische Theorien sind die Triebtheorie, die Frustrations-/Aggressions-Hypothese und die sozial-kognitive Lerntheorie.

Traditionell ist es so, dass sich die soziologischen Theorien in Zusammenhang mit dem Phänomen Aggressivität mehr den Umweltfaktoren zugewandt haben, wohingegen die psychologischen Theorien ihren Fokus auf die persönlichkeitsrelevanten Aspekte richten. Die strikte Trennung in dieser Art und Weise ist mittlerweile in den meisten aktuellen Theorien ad acta gelegt (vgl. Lehmkuhl 2003) Allgemein ist bekannt, das sowohl die innere wie auch äußere Faktoren unser Verhalten beeinflussen.

Dem Konzept des Anti-Aggressivitäts-Trainings liegen Aspekte mehrere Theorien zugrunde, entscheidend für den Einfluss in das Trainingsprogramm war die Möglichkeit der praktischen Umsetzung. Welchen Beitrag liefert eine Theorie zur Verhaltensänderung eines aggressiven Jugendlichen?

Eine entscheidende Theorie ist in diesem Zusammenhang die sozial-kognitive Lerntheorie Albert Banduras (vgl. Schänzenbacher 2003:40). Sie bildet eine Basis auf der das Trainingsprogramm aufbaut. Insbesondere durch die Untersuchung Banduras der „Entstehung, Auslösebedingungen, Bedingungen für die Beibehaltung sowie die Modifikation und Kontrolle aggressiven Verhaltens“ (vgl. Weidner 1995:41) hat die Lerntheorie ihren hohen Stellenwert im Konzept des Anti-Aggressivitätstrainings erhalten. Da der Rahmen dieser Arbeit eine Diskussion aller Theorien nicht zulässt, wird im Folgenden lediglich die Theorie Banduras betrachtet ohne die anderen Theorien dadurch als unwichtig abzutun.

4.2. Die Theorie Banduras

Die sozial-kognitive Lerntheorie ist eine konstruktivistische Lerntheorie. Lernen wird als Prozess verstanden, die Erfahrungen die ein Individuum macht, werden durch das Individuum selbst aktiv gesteuert und kognitiv verarbeitet. Das Beobachtete, das Verhalten sowie dessen Konsequenzen in der Umwelt wirken handlungsleitend für den Beobachter. Das Beobachtete kann sowohl positiv wie auch negativ bewertet werden.

Sozial ist die Theorie aufgrund des aktiven Umgangs mit der Umwelt. Durch innere Kräfte (z.B. die Bewertung des Beobachteten) sowie durch Umweltstimuli (das Beobachtete) werden Menschen vorangetrieben. Es besteht eine ständige Wechselwirkung zwischen den inneren Kräften sowie der Umwelt. (vgl. Gage, Berliner 1996)

Zentraler Punkt der sozial-kognitiven Lerntheorie ist das Beobachtungslernen (auch ‚Lernen am Modell’, ‚Modell-Lernen, ‚Nachahmungs- und Imitationslernen’, ‚Vorbildlernen’). Unter Beobachtungslernen versteht man Lernen, dass ohne Verstärkung oder Bestrafung, wie es aus der klassischen Lerntheorie bekannt ist, erfolgt. Außerdem werden keine Reiz-Reaktions-Koppelungen in Anspruch genommen, sondern das Lernen beruht allein auf dem Beobachten. Bevor das Wahrgenommene in das eigene Verhalten übernommen wird, finden kognitive Zwischenschritte statt. Dies ist z.B. die oben bereits erwähnte Bewertung. Das Beobachtete wird mit eventuell Bekanntem abgeglichen und dann als positiv bzw. negativ bewertet. Bei negativer Bewertung verringert sich die Wahrscheinlichkeit diese Verhaltensweise anzuwenden, bei positiver Bewertung erhöht sich die Wahrscheinlichkeit der Übernahme ins eigene Verhalten (vgl. Bandura 1979a).

Bevor das Beobachtete jedoch dauerhaft verwendet wird, sind nach Gage und Berliner (vgl. 1996) erst wiederholte Erfolgserlebnisse notwendig. Es können so neue Verhaltensweisen erlernt werden oder bereits vorhandene Verhaltenweisen verändert werden. Dies betrifft auch aggressive Verhaltensweisen. Die Bereitschaft zur Aggression kann demnach erlernt oder eventuell auch wieder verlernt werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Gruppenprozesse im Anti-Aggressivitätstraining
Hochschule
Pädagogische Hochschule Freiburg im Breisgau  (Gruppenpädagogik)
Note
1,5
Autor
Jahr
2005
Seiten
27
Katalognummer
V31520
ISBN (eBook)
9783638325028
Dateigröße
707 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
In der Arbeit werden die Gruppemprozess im Anti-Aggrssivitäts-Training anhand des Beobachtungslernens von Bandura betrachtet.
Schlagworte
Gruppenprozesse, Anti-Aggressivitätstraining
Arbeit zitieren
Britta Goedecke (Autor:in), 2005, Gruppenprozesse im Anti-Aggressivitätstraining, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31520

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