Der Ebro-Vertrag und seine Bedeutung für den Ausbruch des Zweiten Punischen Kriegs


Dossier / Travail, 2015

13 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhalt

1) Einleitung

2) Die Ausgangslage zwischen Rom und Karthago vor dem Beginn des Zweiten Punischen Krieges.

3) Der Ebro-Vertrag in verschiedenen Darstellungen

4) Die Eroberung Sagunts und die Kriegserklärung der Römer

5) Eine kritische Auseinandersetzung mit der Thematik rund um den Vertrag

6) Fazit

7) Quellen und Literaturverzeichnis

1) Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Ebro-Vertrag, dessen Nicht-Einhaltung der Auslöser für den Zweiten Punischen Krieg gewesen sein soll. Ein Krieg, der zwischen Rom und Karthago von 218 v. Chr. bis 201 v. Chr. ausgefochten wurde und einen der größten und folgenschwersten Kriege der Antike darstellt.

Mit dessen Anfang beginnen laut Polybios die „53-Jahre“ (220-167), in deren Zeit Rom es schaffte sein Reich kontinuierlich auszubauen und von einer Mittel- zu einer Großmacht aufsteigen zu lassen.1

Diese Arbeit soll sich im Wesentlichen jedoch mit der Zeit zwischen dem Ersten- und dem Zweiten Punischen Krieg, also von 241 v. Chr. bis 218 v. Chr. und den Geschehnissen die schließlich 218 v. Chr. zum Ausbruch des Zweiten Punischen Kriegs führten. Besonderes Augenmerk wird hier auf den Ebro-Vertrag gelegt, auf dessen Inhalt und Bedeutung ich später noch eingehen werde. Quellen rund um diese Zeit sind leider nur noch von römischen Geschichtsschreibern, oder aus römischer Sicht Schreibenden bekannt. Die wichtigste Quelle stellt uns Polybios zur Verfügung, der zeitlich gesehen zwar erst einige Jahrzehnte später lebte und berichten konnte, aus heutiger Sicht jedoch als wohl neutralster Geschichtsschreiber dieser Zeit gilt. Zwei weitere Quellen finden sich mit Livius und Appian, die sich ebenfalls beide in ihren Werken mit dem Ebro-Vertrag und seiner Bedeutung auseinandersetzen, zeitlich gesehen jedoch erst viel später darüber berichten.

Im Folgenden soll nun der Ebro-Vertrag auf der Basis der heutigen Wissenschaft untersucht werden, um die Kriegsschuldfrage zu beantworten und eine mögliche Veränderung, oder sogar Fälschung aufzuweisen.

2) Die Ausgangslage zwischen Rom und Karthago vor dem Beginn des Zweiten Punischen Krieges.

Karthago ging aus der Niederlage im Ersten Punischen Krieg (264-241) geschwächt hervor. Die Karthager bekamen Auflagen von Roms, wonach sie sowohl finanzielle Entschädigung und Ländereien zur Tilgung der Kriegskosten an Rom zu leisten hatten.2 Karthago sollte zehn Jahre Zeit bekommen, um „zweitausendzweihundert Talente, sogleich tausend bezahlen“ zu können.3

Dies löste eine schwere innere Krise aus. Karthago hatte nicht mehr die finanziellen Mittel um ihren Söldnertruppen den noch ausstehenden Sold auszuzahlen. So kam es zu einem blutigen Aufstand der Söldner, welcher Karthago beinahe an den Rand des Untergangs brachte und erst nach 3 Jahren blutig niedergeschlagen werden konnte. In dieser Zeit setzte sich Hamilkar als Führer des karthagischen Militärs durch.

Während sich Karthago noch in der Notlage des Aufstands befand, erpresste Rom die Karthager im Jahr 237 v. Chr. und zwang sie, der Abtretung von Sardinien und Korsika zuzustimmen und darüber hinaus noch weitere finanzielle Entschädigung zu leisten.4 Polybios beschreibt die Höhe dieser zusätzlichen finanziellen Entschädigung mit „zwölfhundert Talente“.5 Da Rom ihnen einen erneuten Krieg androhten und Karthago nicht annähernd in der Lage gewesen wäre sich diesem mit Aussicht auf Erfolg zu stellen, gingen sie auf die römischen Forderungen ein. Dies bedeutete zugleich die Aufgabe ihrer Machtposition im westlichen Mittelmeer. Auch die Handelsmöglichkeiten durch diese neuen Machtverhältnisse stark eingeschränkt und machten einen weitgreifend lukrativen Handel unmöglich.6

Nun ergaben sich für die Karthager nur zwei Optionen. Die erste war die Anerkennung des neuen Zustands und versuchen innerhalb der noch verbleibenden Territorien die Macht zu festigen und diese als zukünftiges Reich anzuerkennen. Dies wäre gleichbedeutend mit dem Verlust der eigenen Großmacht gewesen und stieß vor allem in den Reihen der karthagischen Aristokraten auf breite Zustimmung. Die zweite und weitaus kompliziertere Option war die Zurückgewinnung der alten politischen und militärischen Stärke, welche vor allem durch das Militär und die Offiziere vertreten wurde und sich durchsetzte. So waren die kommenden Jahre durch karthagische Expansion geprägt.7 Als neues Ziel für diese Pläne eignete sich die iberische Halbinsel (das heutige Spanien), die die Karthager bereits teilweise kannten und im Süden schon in den vergangenen Jahrzehnten Stützpunkte unterhalten hatten.8 Den Karthagern gelang zunächst unter der Leitung von Hamilkar und später nach dessen Tod im Jahr 229 v. Chr. unter dessen Schwiegersohn Hasdrubal die Unterwerfung eines großen Gebietes des südlichen Iberiens, vor allem den Küstenregionen. Die Ausweitung der Territorien wurde an der Ostküste aufsteigend Richtung Norden betrieben. Als neuer Hauptsitz für ihr Expansionsreich wurde Neu-Karthago, das heutige Alicante gegründet. Hamilkar wollte Iberien unter anderem auf vor die Auszahlung der von Rom geforderten Reparationszahlungen einnehmen, um Rom für eine erneuten Einmarsch in Afrika und noch strengere Auflagen keinen Anlass zu geben.9 Nach dem Tod Hasdrubals im Jahr 221 v. Chr. gelangte Hannibal, Sohn von Hamilkar an die Macht und trieb die Eroberung Iberiens weiter voran. So gelang es ihm die Gebiete im Süden und Osten Iberiens bis hinauf zum Iber (Ebro) bis 220 v. Chr. zu unterwerfen, mit Ausnahme der Stadt Sagunt.10

Rom hatte bis etwa 230 v. Chr. seine Stellung in Italien und im östlichen Mittelmeer durch den Sieg im Ersten Punischen Krieg behauptet und versuchte seinen Machtbereich stetig auszubauen. Das Augenmerk lag hier vor allem darauf, die neu errungenen Gebiete Sizilien, Korsika und Sardinien zu sichern und ihre Macht dort zu festigen. So sollte auch einem möglichen Konflikt und Angriff aus Karthago vorgegriffen werden.11 Die karthagische Expansion in Iberien wurde von Rom zu diesem Zeitpunkt nicht sonderlich verfolgt. Im Gegenteil, man war mit der Sicherung der bereits genannten neuen Grenzen des Reiches beschäftigt und erwartete darüber hinaus einen Einfall der Kelten in Norditalien und bereitete sich auf einen Krieg mit jenen vor.12 Erst als den Römern bewusst wurde, dass Hasdrubal das karthagische Gebiet zu so weit ausgedehnt hatte wie nie zuvor, sahen sich die Römer zu einem Eingreifen in Iberien gezwungen, da ihnen der gewachsene Einfluss der Karthager große Sorgen bereitete. Polybios beschreibt die Römer hätten „bisher geschlafen und durch ihre Achtlosigkeit die Karthager sich eine bedeutende Machtstellung hatten schaffen lassen“ und ihnen war daran gelegen „nach Möglichkeit das Versäumte wieder einzuholen.13 Da auch Verbündete Roms sich beunruhigt über die schnelle Ausbreitung der Karthager in Iberien an Rom wandten, wie zum Beispiel die Massilianer (heutige Marseille), wurde im Jahr 231 v. Chr. eine erste römische Gesandtschaft zu Hamilkar geschickt, um sich über dessen Intentionen zu erkundigen. Dieser beruhigte sie jedoch mit der Erklärung, in Iberien lediglich einen so groß angelegten Unterwerfungsfeldzug zu betreiben, um die von Rom geforderten Reparationszahlungen aufbringen zu können. Beruhigt über diese Antwort gab sich die römische Gesandtschaft zufrieden und kehrte nach Rom zurück.14 Eine zweite Gesandtschaft folgte im Jahr 226 v. Chr., mit der Aufgabe sich vor einem möglichen Angriff der Karthager zu schützen. Zwar wäre ihnen eine kriegerische Auseinandersetzung mit der Eliminierung der Gefahr durch die Karthager wahrscheinlich lieber gewesen, jedoch ließ der Konflikt mit den Kelten dies zu diesem Zeitpunkt nicht zu. Diese Gesandtschaft handelte so mit Hasdrubal den sogenannten Ebro-Vertrag aus.15

3) Der Ebro-Vertrag in verschiedenen Darstellungen

In der Geschichtswissenschaft kommen verschiedene Darstellungen des geschlossenen Ebro-Vertrags zwischen Hasdrubal und den Römern aus dem Jahr 226 v. Chr. vor. Zwar finden sich gewiss Übereinstimmungen, jedoch auch immer wieder Unterschiede und verschiedene Varianten über den Inhalt des Vertrags, was eine genaue Wiedergabe der Inhalte scheinbar unmöglich macht. Als Quellen sollen mir in diesem Kapitel vor allem Titus Livius, Polybios und Appian dienen. Vorab sollte aber gesagt sein, dass diese drei ihre Berichte aus römischer Sicht geschrieben haben und ihnen deswegen keine uneingeschränkte Glaubwürdigkeit zugesichert werden kann.

Polybios, der zeitlich gesehen noch den geringsten Abstand zu den Ereignissen um den Ebro-Vertrag und den Ausbruch des Zweiten Punischen Kriegs hatte, beschreibt in seinem zweiten Buch dass eine römische Gesandtschaft zu Hasdrubal entsandt wurde und mit ihm der Ebro-Vertrag geschlossen wurde. Inhalt des Vertrags war, dass die Karthager den Fluss Iber (Ebro) nicht überschreiten sollten, um auf der anderen Seite kriegerische Absichten zu verfolgen. Das übrige Iberien soll in diesem Vertrag keine Erwähnung gefunden haben.16

Bei Livius soll der Ebro als Grenze zwischen dem karthagischen- und römischen Einflussgebieten darstellen. Darüber hinaus soll der Stadt Sagunt und ihren Einwohnern die Freiheit garantiert werden.17 Dieser Zusatz sollte sie vor einem möglichen Angriff der Karthager schützen. Jedoch beschreibt Livius nicht einen eigenständigen Vertrag zwischen Rom und Hasdrubal, sondern einen Vertrag zwischen Rom und Karthago. Dieser Vertrag soll bereits 241 v. Chr., nach dem Ende des Ersten Punischen Krieges mit einem Friedensabkommen aufgesetzt worden sein.18 Appian von Alexandria schließt sich in seinen Berichten dieser Schilderung an und beide beschreiben den Ebro als gemeinsame Reichsgrenze. Dies steht im Widerspruch zu Polybios, der den Vertrag als einseitig und ohne eine Bindung für Rom beschreibt.19 Livius und Appian beschreiben beide eine Klausel die Sagunt die Freiheit zusichert. Appian geht sogar noch weiter und beschreibt, dass allen griechischen Städten im Einflussbereich der Karthager die Freiheit garantiert worden sei.20 Unterschiedliche Angaben über die Lage Sagunts und des Ebros sind ebenfalls enthalten. So beschreiben Polybios und Appian, dass Sagunt sich nördlich des Ebros und somit nicht auf der karthagischen Seite befunden hätte. Nur Livius lokalisiert Sagunt südlich des Ebros.21

[...]


1 D. Hoyos 2011, S. 226.

2 D. Hoyos 2011,S. 227.

3 Pol. I, 3, 27 (übers. v. Hans Drexler).

4 A. Heuss 1998, S. 74-75.

5 Pol. I, 3, 10 (übers. v. Hans Drexler).

6 N. Bagnall 1990, S. 182.

7 A. Heuss 1998, S. 75.

8 A. Heuss 1998, S. 75.

9 N. Bagnall 1990, S. 181-188.

10 N. Bagnall 1990, S. 190.

11 J. Seibert 1997, S. 26.

12 A. Heuss 1998, S. 77. + Pol. I, 2, 13 (übers. v. Hans Drexler).

13 Pol. I, 2, 13 (übers. v. Hans Drexler).

14 N. Bagnall 1990, S. 186.

15 Pol. I, 2, 13 (übers. v. Hans Drexler). + N. Bagnall 1990, S. 188.

16 Pol. I, 2, 13 (übers. v. Hans Drexler).

17 Liv. XXI, 2, 7 (übers. v. Josef Feix).

18 App. VI, 4, 14 (übers. v. Otto Veh).

19 U. Händl-Sagawe 1995, S. 32-33.

20 J. Seibert 1993 (Forschungen zu Hannibal), S.121+125.

21 U. Händl-Sagawe 1995, S. 34.

Fin de l'extrait de 13 pages

Résumé des informations

Titre
Der Ebro-Vertrag und seine Bedeutung für den Ausbruch des Zweiten Punischen Kriegs
Note
1,7
Auteur
Année
2015
Pages
13
N° de catalogue
V315263
ISBN (ebook)
9783668151833
ISBN (Livre)
9783668151840
Taille d'un fichier
386 KB
Langue
allemand
Mots clés
Antike, Ebro, Hannibal, Karthago, Römisches Reich, Punische Kriege
Citation du texte
Gabriel Wilms (Auteur), 2015, Der Ebro-Vertrag und seine Bedeutung für den Ausbruch des Zweiten Punischen Kriegs, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/315263

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