I. Einleitung
Vorliegende Arbeit befasst sich mit der Thematik: Was ist soziales Handeln? Sie beschäftigt sich im engeren Sinne mit der Frage, ob das Individuum die Gesellschaft prägt oder ob Erklärungen in umgekehrter Weise gesucht werden müssen: prägt die Gesellschaft das Individuum?
Hierzu kann einerseits der Weg der Erklärung herangezogen werden, andererseits aber auch der Weg des reinen Verstehens, d.h. dass sozialen Handlungen durch Interpretation Sinn und Bedeutung beigelegt werden soll.
In Hollis Werk(1) werden verschiedene Ansatzpunkte deutlich; bis hierhin wurden erkenntnistheoretische Ansätze abgehandelt, wie der rationalistische Weg, der empiristische Weg und der wissenschaftliche Ansatz (vgl. Kapitel II – IV).
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1 Hollis, M.: Soziales Handeln, Eine Einführung in die Philosophie der Sozialwissenschaft. Berlin 1995.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Begriffsklärung
1. Holismus
2. Funktionalismus
III. Beispiel der Termitenkolonie
1. Sachverhalt
2. Teleologischer Ansatz
3. Mechanistisches Modell
4. Weitere Beispiele
IV. Zusammenfassung
V. Literaturverzeichnis
I. Einleitung
Vorliegende Arbeit befasst sich mit der Thematik: Was ist soziales Handeln? Sie beschäftigt sich im engeren Sinne mit der Frage, ob das Individuum die Gesellschaft prägt oder ob Erklärungen in umgekehrter Weise gesucht werden müssen: prägt die Gesellschaft das Individuum?
Hierzu kann einerseits der Weg der Erklärung herangezogen werden, andererseits aber auch der Weg des reinen Verstehens, d.h. dass sozialen Handlungen durch Interpretation Sinn und Bedeutung beigelegt werden soll.
In Hollis Werk[1] werden verschiedene Ansatzpunkte deutlich; bis hierhin wurden erkenntnistheoretische Ansätze abgehandelt, wie der rationalistische Weg, der empiristische Weg und der wissenschaftliche Ansatz (vgl. Kapitel II – IV).
Im Folgenden wird der holistische Ansatz abgehandelt, im besonderen bezug auf funktionale Erklärungen, die vom Autor als „strenger Holismus“[2] bezeichnet werden.
Um den holistischen Ansatz deutlich zu machen, wird von Hollis die marxistische These herangezogen: „Das gesellschaftliche Sein bestimmt das Bewußtsein.“ Zur Verdeutlichung wird die entgegengesetzte, individualistische Richtung vertretene These von Mill betrachtet: „Die Gesetze von den gesellschaftlichen Phänomenen sind faktisch und der Möglichkeit nach nichts anderes als die Gesetze der Handlungen und Leidenschaften der im Gesellschaftszustand vereinigten Menschen (...) In der Gesellschaft haben die Menschen keine Eigenschaften außer denen, die von den Gesetzen der einzelmenschlichen Natur abgeleitet sind und diesen Gesetzen entsprechend zerlegt werden.[3] “
Zusammengefaßt stellt Mills These genau die gegensätzliche zu Marx dar: „Das Bewußtsein des Menschen bestimmt das Sein.“. Um den Individualismus soll es aber im Folgenden nur peripher gehen.
Zur Vertiefung kann folgendes Schaubild herangezogen werden:
(Es ist von Wichtigkeit, daß wir es im Weiteren mit den beiden linken Feldern zu tun haben; es geht also nicht darum, die Tatsachen zu verstehen, sondern die Ursachen des sozialen Handelns und seine Wechselwirkungen sollen gefunden und somit erklärt werden. Hierzu wird funktionalen Erklärungen besondere Bedeutung eingeräumt.)
II. Begriffsklärung
1. Holismus
Holismus wird bei Hollis wie folgt definiert:
„Der Begriff „Holismus“ bezieht sich auf jeden Ansatz, der das Tun (menschlicher oder sonst wie beschaffener) Einzelakteure durch Berufung auf ein größeres Ganzes erklärt...“[4].
Die Grundannahme holistischen Denkens ist folglich die Orientierung am Ganzen. Ausgegangen wird vom Ganzen; aus ihm werden die Teile gewonnen, die sich vom Ganzen her bestimmen.
Als Art Leitmotiv tauchen im fünften Kapitel von Hollis Werk wiederholt die Bilder „von oben nach unten“ und „von unten nach oben“ auf. Ersteres bezieht sich hier auf die holistische Denkweise, die eben beweisen will, dass das „Ganze nicht nur eine Summe seiner Teile ist“[5], sondern, dass gesellschaftliche Verhältnisse nur als soziale Ganzheiten erklärt werden können.
Obwohl vorliegende Arbeit dem Individualismus keine weitere Beachtung schenkt, sei er zur Verdeutlichung des Gegensatzes doch erwähnt: „Von unten nach oben“ bezieht sich auf den individualistischen Weg, der eben gegensätzlich behauptet, daß das Ganze lediglich eine Summe seiner einzelnen Teile sei, d.h. einzelne Akteure handeln unabhängig voneinander und von der Gesellschaft.
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[1] Hollis, M.: Soziales Handeln, Eine Einführung in die Philosophie der Sozialwissenschaft. Berlin 1995.
[2] Vgl. Hollis, M.: a.a.O., S.130.
[3] Hollis, M.: a.a.O., S. 129.
[4] Hollis, M.: a.a.O., S. 31.
[5] Hollis, M.: a.a.O., S. 135.