Spielformen und Spielpädagogisches Handeln. Zu Michael Renners "Spieltheorie und Spielpraxis" (S. 101-220)


Élaboration, 2012

16 Pages, Note: 1,8


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Spielformen
1.1 Probleme der Klassifikation
1.2 Sensomotorisches Spiel
1.3 Symbolspiel
1.4 Rollenspiel
1.5 Rezeptionsspiel
1.6 Regelspiel
1.7 Konstruktionsspiel

2 Spielpädagogisches Handeln
2.1 Lebensweltliche Orientierung
2.2 Systemisch-ökologische Vernetzung
2.3 Anforderungen an den Spielleiter
2.4 Spiel auslösende Bedürfnisse
2.5 Räumliche Dimensionen
2.6 Zeitliche Dimensionen
2.7 Spielmittel

3 Literaturverzeichnis

1 Spielformen

1.1 Probleme der Klassifikation

Der Autor spricht zuerst über die Probleme der Klassifikation bei Spielformen. Spiele treten oft als Mischformen auf und können deswegen nur schwer einer bestimmten Spielform zugeordnet werden. Ein Fußballspiel z.B. ist ein Ballspiel, ein Wettkampfspiel, ein Regelspiel (z.B. Gelbe Karte usw.) und ein Rollenspiel (z.B. Schiedsrichter, Stürmer usw.). Zudem erfährt man beim Spiel oft, was gespielt wird, jedoch nicht warum genau diese Spielform dazu gewählt wurde.

Um ein Spiel einer Spielform zuzuordnen gibt es nach Renner vier Ausgangspunkte:

1. Spieltheoretischer Ansatz
2. Entwicklungspsychologischer Ansatz
3. Soziokultureller Ansatz
4. Das Wesen des Spiels

Der Spieltheoretischer Ansatz besagt, dass es in den verschiedenen Spieltheorien, unterschiedliche Gesichtspunkte gibt, unter denen ein Spiel betrachtet wird. Der Entwicklungspsychologische Ansatz sagt, dass in verschiedenen Entwicklungsmodellen das Spiel in diversen Entwicklungsstadien betrachtet wird.

Beim Soziokulturellen Ansatz geht es um die Kultur, die im Spiel widergespiegelt wird und beim Wesen des Spiels sind die Merkmale eines Spiels zu beachten. Wie oben schon erwähnt reicht aber ein Ausgangspunkt nicht aus, um ein Spiel zu klassifizieren.

1.2 Sensomotorisches Spiel

Das sensomotorische Spiel wird von Piaget auch als Übungsspiel, von Bühler als Funktionsspiel und von Heimlich als Explorationsspiel bezeichnet. Es ist die erste erkennbare Spielart und kennzeichnet sich durch die Freude an der Funktion, der Ursache-Wirkung-Beziehung und der Wiederholung. Regelhafte Wiederholung ist wichtig für das Entstehen von Erwartungen, Erregungssteigerung und Spannungslösung bei Kindern (Bsp. Guck-Guck-Da Spiel). Die Ursache-Wirkung Beziehung ist wichtig um Zusammenhänge zu erkennen und Vorhersagen treffen zu lernen.

Die motorischen Abläufe geschehen beim sensomotorischen Spiel gegenstands- bzw. partnerbezogen. Der Körperausdruck ist hierbei Ausdruck innerer Bewegung, d.h. dass Motorik nicht mehr nur Bewegung ist, sondern das, was das Kind innerlich bewegt (Emotionen)  Psychomotorik.

Kinder lernen bei dieser Spielform unter anderem Selbstwirksamkeit. Das Kind weiß z.B. wenn es laut und lange genug schreit, kommt die Mama und füttert es. Hierdurch entwickeln sich emotionale Sicherheit, Vertrauen und Selbstvertrauen beim Kind. Dialoge mittels Körpersprache sind wichtig für die sensorische Entwicklung.

Ab dem 8. Monat unterscheiden Kleinkinder Bezugspersonen von Anderen. Das Spiel dient hierbei als Brücke zwischen den Erwachsenen und den Kindern.

Kinder unterscheiden bei dieser Spielform noch nicht zwischen Spielzeug und Gegenständen. Der erste Gegenstand mit dem sie sich beschäftigen ist der eigene Körper.

Wie oben schon erwähnt, nennt Bühler das sensomotorische Spiel Funktionsspiel. Dies wird vor allem bei der Lautbildung deutlich, die als reines Funktionsspiel beginnt. Nach wenigen Tagen reagiert das Kind auf menschliche Stimmen mit Antwort und Lächeln und nach wenigen Wochen dient die Lautbildung bereits der Kontaktaufnahme.

1.3 Symbolspiel

Das Symbolspiel (Piaget) wird von Bühler auch als Illusionsspiel und von Heimlich als Fantasiespiel benannt. Ab dem 1. Lebensjahr wird bei dieser Spielform eine differenzierte Verwendung von Symbolen beobachtet. Dabei wird z.B. aus dem Kochtopf ein Hut oder ein Brunnen. Das symbolische Handeln entspricht hier Handlungsweisen von Vorbildern und gesellschaftlichen Rollen, bis ungefähr zum Beginn des Schulalters. Kinder spielen diese Handlungen entweder selbst oder übertragen sie auf Puppen oder Ähnliches. Die Realität wird damit symbolisch dargestellt. Wie zuvor schon erwähnt, werden hierbei Gegenstände umgedeutet und auch Geschichten dazu erfunden. Das „Als-ob“ Spiel ist in dieser Spielform oft zu sehen. Hierbei ahmen die Kinder Situationen nach, an denen sie in der Realität nicht teilhaben können z.B. kochen. Das „Als-ob“ Spiel ist dazu da, Gedanken und Gefühle zu haben, diese auszuleben und Tätigkeiten zu verrichten, die in der Realität nicht möglich sind.

Je weiter die Sprache entwickelt ist, desto mehr Vereinbarungen über den Inhalt des Symbolspiels werden getroffen („Du tätest jetzt so als wärst du…“).

1.4 Rollenspiel

Das Rollenspiel wird unterteilt in fünf Stadien:

1. Das Nachahmungsspiel (ab ca. 2 Jahren)
2. Das Einfache Rollenspiel (zwischen 2 und 3,5 Jahren)
3. Das Kollektive Rollenspiel (zwischen 3 und 4 Jahren)
4. Das Soziale Rollenspiel (zwischen 4 und 7 Jahren)
5. Das Darstellende Rollenspiel (ab 8 Jahren)

1. Das Nachahmungsspiel kennzeichnet sich durch einfache Bewegungen und Geräusche. Das Kind ahmt z.B. seinen Vater beim Schnarchen nach.
2. Beim Einfachen Rollenspiel kommen Gefühle hinzu. Oftmals wird in diesem Stadium das Rollenspiel mit einfachen Monologen begleitet. Das Kind ahmt z.B. die Mutter beim Kochen nach und sagt: „Mhmmm lecker…“
3. Beim Kollektiven Rollenspiel nimmt das Kind schon andere Kinder wahr, spricht sie eventuell auch an, erwartet aber keine Antwort von ihnen. Bsp. Das Kind fragt ein anderes Kind ob es mitessen möchte, setzt aber zugleich das Spiel fort und deckt den Tisch.
4. Die Metakommunikation kommt im Stadium des Sozialen Rollenspiels hinzu. Hierbei werden Absprachen getroffen und Regeln eingehalten. Bsp.: „Du wärst jetzt der Rettungsdienst und würdest mich ins Krankenhaus bringen.“
5. Das Darstellende Rollenspiel ist die letzte Stufe des Rollenspiels. In diesem Stadium wird in der Fantasie eine Rolle angelegt. Meistens sind auch Zuschauer vorhanden (z.B. Theater).

1.5 Rezeptionsspiel

Das Rezeptionsspiel wird von Bühler als passive Form des Spiels und von Hetzer als aufnehmendes Spiel bezeichnet. Rezeptionsspiele sind Spiele der Fantasie und des Geistes. Sie werden z.B. durch das Betrachten von Bildern, Dingen, Ausstellungen oder durch Fernsehen, einem Kino- oder Theaterbesuch oder vom Zuhören einer Geschichte ausgelöst. Durch diese Anregungen entwickelt das Kind eigene Fantasien und Träume. Buber nennt das den Urhebertrieb. Auch Erinnerungen an Gefühle, Gerüche etc. können als Anregung dienen.

Diese Spielform findet in allen Altersklassen statt. Empirische Untersuchungen haben Schwierigkeiten beim Wirkungsnachweis, da diese Spielform in der Fantasie der Kinder stattfindet.

1.6 Regelspiel

Beim Regelspiel ist die Zuordnung problematisch, da fast jedes Spiel unter gewissen Regeln verläuft. Voraussetzung hierfür ist das Regelbewusstsein. Piaget unterscheidet 3 Stadien der Entwicklung des Regelbewusstseins:

1. Kind erkennt den Sinn von Regeln noch nicht; Spielt aber quasi nach Regeln
2. Egozentrisches Regelverständnis; das Kind hält seine Regeln für allgemeingültig
3. Kind erkennt Regeln als Ergebnis von Vereinbarungen an

Zur Entwicklung ist zu sagen, dass die Kinder mit selbst auferlegten Regeln beginnen. Viele Kinder laufen z.B. beim Spazieren gehen auf dem Gehweg immer nur auf die Betonsteine und versuchen dabei nicht die Fugen zu berühren. Erst mit sechs bis sieben Jahren können Kinder Regeln verbindlich einhalten, wobei man es nicht verallgemeinern kann, da sich jedes Kind individuell entwickelt. Sechs bis Achtjährige Kinder beginnen Freude an ihrer eigenen Leistung zu haben und spielen deshalb sehr gerne Wettkampfspiele.

Das Regelspiel setzt die Gruppenfähigkeit voraus, da das Kind Verpflichtungen gegenüber der Gruppe übernehmen muss. Die wesentlichen Bestandteile des Regelspiels sind nach Renner die Selbst- und Fremdkontrolle (Bsp. Fußballspiel: Ich Selbstkontrolle; Schiedsrichter Fremdkontrolle)

1.7 Konstruktionsspiel

Das Konstruktionsspiel wird von Schenk-Danzinger auch als Werkschaffendes Spiel genannt. Ziel hierbei ist es ein fertiges Produkt herzustellen (Knetfigur, Bauwerk oder Zeichnung). Mit zunehmendem Alter werden die Konstruktionen dem Bezeichneten immer ähnlicher. Ganz wichtig bei dieser Spielform ist es, das Kind fachlich zu begleiten. Die Pädagogen oder Eltern sollten Kenntnisse über die Arbeitsplanung, die Arbeitsabläufe, das Werkzeug und das Material besitzen. Außerdem müssen die Pädagogen darauf achten, dem Kind das richtige und kindgerechte Material zur Verfügung zu stellen. Solches Material wäre z.B. Lego oder Duplo; Naturmaterialien; umfunktionierte Materialien (Karabinerhaken, Taue etc.).

Die umfunktionierten Materialien sind abenteuerlich für Kinder und vor allem für Jugendliche. Sie regen die Fantasie an.

Schenk-Danzinger unterscheidet folgende Vorstufen des Konstruktionsspiels:

- 1 Jahr: unspezifisch-funktionale Stufe
- bis 3 Jahre: spezifisch-funktionale Stufe
- ab 3 Jahre: Symbolstadium

In der unspezifisch-funktionalen Stufe wird das Material noch nicht fachgerecht verwendet, sondern oralsensorisch wahrgenommen. Die Kinder stecken sich hierbei alles in den Mund oder betatschen es.

[...]

Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
Spielformen und Spielpädagogisches Handeln. Zu Michael Renners "Spieltheorie und Spielpraxis" (S. 101-220)
Université
Karlsruhe University of Education
Note
1,8
Auteur
Année
2012
Pages
16
N° de catalogue
V315853
ISBN (ebook)
9783668178502
ISBN (Livre)
9783668178519
Taille d'un fichier
861 KB
Langue
allemand
Mots clés
spielformen, spielpädagogisches, handeln, michael, renners, spieltheorie, spielpraxis
Citation du texte
Nina Friedmann (Auteur), 2012, Spielformen und Spielpädagogisches Handeln. Zu Michael Renners "Spieltheorie und Spielpraxis" (S. 101-220), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/315853

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