Warum helfen wir anderen Menschen? Prosoziales Verhalten und der Einfluss unserer Persönlichkeit


Presentation (Elaboration), 2012

12 Pages

Anonymous


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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Warum helfen Menschen?
1.1 Evolutionspsychologische Erklärungen
1.1.1 Die Verwandtenselektion
1.1.2 Die Reziprozitätsnorm
1.1.3 Das Erlernen sozialer Normen
1.2 Theorie des sozialen Austauschs
1.3 Empathie-Altruismus-Hypothese

2. Persönliche Eigenschaften und prosoziales Verhalten
2.1 Kulturelle Unterschiede
2.2 Stimmung
2.3 Persönlichkeit
2.4 Geschlechtsspezifische Unterschiede

Schluss

Literaturverzeichnis

Vorwort

Bei der Beschäftigung mit dem Thema „Prosoziales Verhalten“ fiel mir auf, wie alltäglich diese Problematik ist. Beim Einkauf, in der Straßenbahn, innerhalb der Wohngemeinschaft und sonst überall sieht man Menschen, die Hilfe brauchen, und steht vor der Entscheidung, ob man ihnen diese anbietet oder nicht. In diesem Bewusstsein nahm ich meine Umgebung viel intensiver hinsichtlich dieses Themas wahr und versuchte zu ergründen, warum ich, wann und wem helfe. Um ehrlich zu sein: ich weiß es nicht. Diese Entscheidungen fallen in Bruchteilen einer Sekunde, scheinbar ohne, dass man darüber nachdenkt. Deshalb verwunderte es mich bei meiner weiteren Recherche nicht, dass viele Hypothesen und Theorien nebeneinander existieren, aber keine einzelne davon Anspruch auf absolute Wahrheit und Gültigkeit erheben kann. Ich persönlich halte bestimmte Aspekte aus jeder Theorie für zutreffend, meiner Meinung nach ist alles miteinander verknüpft. Deshalb werde ich im ersten Teil meiner Arbeit auf die Erklärungsansätze der Evolutionspsychologie, auf den sozialen Austausch und auf die Empathie-Altruismus-Hypothese eingehen. Anschließend behandele ich die Frage, warum manche Menschen mehr helfen als andere, indem ich persönliche Determinanten, wie die altruistische Persönlichkeit, das Geschlecht, die kulturelle Prägung und die Stimmung und ihre Auswirkungen auf das prosoziale Verhalten darzustellen versuche.

1. Warum helfen Menschen?

1.1 Evolutionspsychologische Erklärungen

Die Evolutionspsychologie stützt sich auf die von Charles Darwin formulierte Evolutionstheorie, die besagt, dass bevorzugt Gene weitervererbt werden, die die Überlebens- und die Fortpflanzungschancen, oder zumindest die Weitergabe der eigenen Gene eines Individuums erhöhen (vgl. Aronson, Wilson, & Akert, 2008, S. 351). Zunächst leuchtet der Zusammenhang zwischen Evolution und Altruismus jedoch nicht ein. Warum sollte sich ein Mensch in Gefahr bringen, um einem anderen zu helfen, wenn er dabei doch sich und seine Gene in Gefahr bringt (vgl. ebd., S. 351)? Auch wenn keine der drei nachfolgend beschriebenen Theorien unumstritten ist, könnten sie eine Antwort auf einige Fragen darstellen oder zumindest bestimmte Zusammenhänge deutlich machen.

1.1.1 Die Verwandtenselektion

Der britische Biologe W. D. Hamilton legte den Grundstein der Theorie der Verwandtenselektion, indem er sinngemäß beschreibt, „dass Menschen nicht nur an ihrem eigenen Vorteil interessiert sind, sondern auch am Vorteil von Menschen, mit denen sie eine hohe genetische Übereinstimmung aufweisen“ (Fetchenhauer & Bierhoff, 2004, S. 133). Somit ergibt aus evolutionärer Sicht durchaus einen Sinn, seinen Verwandten zu helfen, weil dadurch auch eigenes genetisches Material gerettet wird (vgl. Gollwitzer & Schmitt, 2009, S. 126). Hierbei „[ist] der Grad an Altruismus eines Organismus gegenüber einem anderen vom Grad der genetischen Verwandtschaft abhängig […] sowie von den Kosten für den Helfenden und dem Nutzen für den Hilfeempfänger“ (Fetchenhauer & Schmitt, 2004, S. 133; Anpassungen & Auslassungen: T. M. K.). Dies wurde inzwischen mehrfach nachgewiesen, z. B. in einem Versuch von Burnstein et al. von 1994. Dabei bat man die Versuchspersonen darum, zu entscheiden, welche der drei sich in einem brennenden Haus befindlichen Menschen sie retten würden, wobei die anderen beiden sterben würden. Eine der drei fiktiv gefährdeten Personen war jeweils ein Verwandter (Schwester oder Bruder, Neffe oder Nichte) mit unterschiedlichem Verwandtschaftsgrad. Als Ergebnis konnte festgehalten werden, dass in einer tödlichen und gefährlichen Situation die Rettung eines näher verwandten Menschen wahrscheinlicher ist, als die einer anderen Person (Gollwitzer & Schmitt, 2009, S. 127).

Diese Theorie gilt als umstritten, weil nicht nachweisbar ist, ob es genetische Ursachen hat, dass bevorzugt Verwandten geholfen wird, oder ob es einfach nur in der Angst begründet ist, einen geliebten Menschen zu verlieren und daraufhin ein größeres Risiko zur Rettung dieser Person eingegangen wird (vgl. Aronson et al., 2008, S. 353). Des Weiteren bleibt die Frage, warum wir uns auch Unbekannten gegenüber hilfsbereit zeigen, unbeantwortet. Dafür hat jedoch Trivers (1971) eine Erklärung gefunden, die im nächsten Abschnitt dieser Referatsverschriftlichung erläutert wird.

1.1.2 Die Reziprozitätsnorm

„[Bei der] Reziprozitätsnorm [handelt] es sich um die Erwartung […], dass man durch Hilfe für andere Menschen die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass diese einem in der Zukunft ebenfalls helfen werden“ (Aronson et al., 2008, S. 352; Anpassungen & Auslassungen: T. M. K.). Trivers beschrieb drei Voraussetzungen, die den reziproken Altruismus in der Evolution unterstützen. Dazu zählt ein günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis, welches besagt, dass die „Hilfeleistung […] umso wahrscheinlicher [ist], je geringer die Kosten für den Helfer und je höher der Nutzen für den Hilfeempfänger sind“ (Fetchenhauer & Bierhoff, 2004, S. 134; Auslassungen & Anpassungen: T. M. K.). Zudem sind beständige Gruppenverhältnisse (vgl. ebd., S. 134) und „[d]ie Fähigkeit zur Identifikation von nichtkooperativen Gruppenmitgliedern“ (ebd., S. 134; Anpassungen: T. M. K.) förderlich. Somit hat sich diese Norm genetisch in uns Menschen verankert, weil es, wenn man sich kooperativ miteinander zeigt, einfacher ist zu überleben (vgl. Aronson et al., 2008, S. 352).

1.1.3 Das Erlernen sozialer Normen

Soziale Normen sind ein wichtiger Bestandteil jeden Kulturkreises, jeden Landes und jeder Gruppierung. Ohne sie würde es stets zu Missverständnissen kommen und keiner wüsste, wann welche Handlungsweise angebracht oder unangebracht wäre. Über soziale Normen identifizieren und grenzen wir uns von anderen ab. Auch Hilfsbereitschaft ist eine solche Norm, die als hohes Gut in unserer Gesellschaft anerkannt und somit von nahezu jedem Menschen angestrebt wird. Wer hilfsbereit ist, wird geschätzt und hat in weiterem Sinne eine höhere Überlebenschance als jemand, der diese soziale Norm nicht verinnerlicht hat. Diesen Zusammenhang zwischen Evolution und Altruismus stellte der Nobelpreisträger H. Simon im Jahre 1990 her. Danach „[ist] [f]olglich […] durch natürliche Auslese die Fähigkeit, soziale Normen zu erlernen, Teil unserer genetischen Ausstattung geworden […] und eine dieser Normen ist der Altruismus“ [Aronson et al., 2008, S. 353; Auslassungen & Anpassungen: T. M. K.).

1.2 Theorie des sozialen Austauschs

Der Prinz aus dem Märchen rettet das Burgfräulein und darf es anschließend heiraten; der etwas modernere Superman hilft dabei, die Erde vor bösen Ungeheuern zu beschützen und wird als Held gefeiert; der unbeliebte Millionär aus Amerika spendet eine große Summe an Kinder in Afrika und die Welt bewundert ihn und bedankt sich in Form von Aufmerksamkeit. Diese Aufzählung könnte noch ewig so weitergeführt werden – doch was steckt dahinter? Sowohl der Prinz, als auch Superman und der Millionär werden für ihre guten Taten belohnt. Sie geben sich in Gefahr oder opfern einen Teil ihres Vermögens und bekommen dafür Anerkennung, Ruhm und Lob. Genau um dieses Belohnungsprinzip geht es bei der Theorie des sozialen Austauschs, die sich durch nahezu alle Aspekte der Sozialpsychologie hindurchzieht, hier aber nur in Bezug auf das prosoziale Verhalten vorgestellt werden soll. Nach dieser Theorie fragt sich der Mensch, bevor er hilft, zunächst, ob sich der Aufwand für ihn lohnt oder ob die Kosten zu hoch sind, wobei es natürlich immer um die Minimierung von Kosten und Maximierung der Belohnungen geht (vgl. Aronson et al., 2008, S. 354). Als Aufwandsentschädigung können mehrere Dinge ausschlaggebend sein. Wie vorher schon einmal erwähnt, ist die Chance, dass einem selbst einmal geholfen wird höher, wenn man anderen Menschen hilft. Man könnte mit prosozialem Verhalten also sein eigenes zukünftiges Wohlbefinden fördern und sicherstellen. Die persönliche Stimmung wird positiver, wenn man etwas Gutes tut. Des Weiteren fühlt man sich bei dem Anblick verletzter oder unglücklicher Menschen selbst nicht sehr wohl, baut sogar inneren Stress auf, den es zu beseitigen nur der Hilfeleistung bedarf. Außerdem möchte jeder Mensch anerkannt werden, vielleicht sogar einmal Ruhm und Ehre bekommen, wie beispielsweise Superman. Also hilft man, um seinen Status und das eigene Selbstwertgefühl zu steigern (vgl. ebd., 2008, S. 354).

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Details

Title
Warum helfen wir anderen Menschen? Prosoziales Verhalten und der Einfluss unserer Persönlichkeit
College
University of Rostock  (Pädagogische Psychologie)
Course
Sozialpsychologie
Year
2012
Pages
12
Catalog Number
V315876
ISBN (eBook)
9783668155046
ISBN (Book)
9783668155053
File size
508 KB
Language
German
Keywords
Hilfe, prosozial, prosoziales Verhalten, Sozialpsychologie, helfen
Quote paper
Anonymous, 2012, Warum helfen wir anderen Menschen? Prosoziales Verhalten und der Einfluss unserer Persönlichkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/315876

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