Die Entschlüsselung der altägyptischen Schriftsprache durch Jean-François Champollion


Hausarbeit, 2005

28 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Die altägyptischen Schriftsprachen

2. Die ersten Gelehrten

3. Der Stein von Rosetta
3.1 Erste Entzifferungsversuche

4. Jean-François Champollions Weg zur Entzifferung der Hieroglyphenschrift
4.1 Die Identifizierung der Hornviper-Hieroglyphe
4.2 Die Entdeckung des Hieratischen
4.3 Der Hieroglyphenabgleich mit dem griechischen Alphabet am Stein von Rosetta
4.4 Die Kleopatra-Kartusche von Philae

Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Die Bedeutung von Hieroglyphen

Abbildung 2: Ägyptisches Alphabet

Abbildung 3: Hieratische Textprobe

Abbildung 4: Demotische Textprobe

Abbildung 5: Der Stein von Rosetta

Abbildung 6: Nildelta (Fundort östlich von Alexandria)

Abbildung 7: Entwicklung der Hornviper-Hieroglyphe zum Demotischen

Abbildung 8: Entwicklung der hieratischen Schriftzeichen der 3. und 5. Dynastie

Abbildung 9: Kartusche Ptolemaios

Abbildung 10: Kartusche Ptolemaios (ewig lebend, von Ptah geliebt)

Abbildung 11: Entschlüsselungsabgleich Young/Champollion

Abbildung 12: Kartusche-Abgleich Ptolemaios und Kleopatra

Abbildung 13: Königskartusche Ramses:

Abbildung 14: Kartusche Thutmosis

Einleitung

In folgender Hausarbeit geht es um die wissenschaftlichen Dechiffrierungsbemühungen der altägyptischen Schriftsprache mittels des Steins von Rosetta im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts, die Jean-François Champollion letztendlich gelang und ihn zum Begründer einer neuen Wissenschaftsdisziplin:werden ließ – der Ägyptologie. Die Anfänge der altägyptischen Schriftlichkeit gehen dabei bis ins vierte Jahrtausend v. Chr. zurück und reichen noch in die Mitte des fünften Jahrhunderts n. Chr. hinein, in der das vermutlich letzte Dokument in demotischer Schrift abgefaßt wurde. Danach war niemand mehr in der Lage die altägyptischen Hieroglyphen zu lesen oder zu schreiben und die alten Schriftzeichen gerieten nahezu fünfzehn Jahrhunderte in Vergessenheit.

Erst das Renaissance-Zeitalter und die Hinwendung zur antiken Philosophie und Baukunst beflügelte die Neugier der Gelehrten jener Epoche an der geheimnisvollen altägyptischen Hieroglyphenschrift. Sie übte eine mystische Anziehungskraft auf den Betrachter aus, voller geheimer Weisheiten. Der Ausdruck Hieroglyphe ist griechischer Herkunft und setzt sich aus (h)ierós = ‚heilig’ und glýhein = ‚einritzen, schnitzen’ zusammen. Die treffendste Übersetzung für Hieroglyphe ist ‚heiliges Schnitzwerk’.[1]

Den ersten Ansatz zur Entschlüsselung der antiken Sprache lieferte der deutsche Pater Athanasius Kirchner im 17. Jahrhundert, der erkannte, daß das Koptische keine unabhängige Sprache darstellt, sondern vielmehr den letzten Sprachstand des Altägyptischen widerspiegelt. Die nächste Etappe bildete der Fund des Steins von Rosetta im Jahre 1799 im Nildelta Unterägyptens durch den französischen Offizier P. Bouchard während der Ägyptenexpedition Napoleon Bonapartes. Sie bewirkte Forschungsanstrengungen zur Entzifferung der antiken Schrift in einigen europäischen Ländern. Dabei versuchten namhafte Wissenschaftler wie Thomas Young oder der Schwede Akerblad, dem Geheimnis der altägyptischen Sprache auf die Spur zu kommen. Dem Franzosen Jean-François Champollion gelang es dann letztendlich nach jahrelanger Forschungsarbeit an dem Steinfragment den Inhalt des Dekrets der ägyptischen Priestersynode in Memphis aus dem Jahr 196 v. Chr. aus der Regierungszeit Königs Ptolemaios V. zu entschlüsseln. Der Text war in zwei Sprachen und drei Schriften abgefaßt: in Griechisch und Altägyptisch in Hieroglyphenform und in demotischer Schrift. Entscheidend war der Königsname Ptolemaios, der mehrfach im altgriechischen Text auftauchte und so in der fremden Schrift identifiziert und als Ausgangspunkt der Entzifferung dienen konnte.

Meine Arbeit soll einen Einblick in die Forschungsarbeit eines europäischen Gelehrten des späten achtzehnten und frühen neunzehnten Jahrhunderts geben. Die Entschlüsselung einer längst vergangenen Zivilisation mittels ihrer Bildsprache und Schreibkultur bildete 1822 den Beginn einer neuen Wissenschaft – der Ägyptologie – und die Möglichkeit die Geheimnisse einer vergangenen Kultur für die Gegenwart sichtbar und verständlich zu machen.

1. Die altägyptischen Schriftsprachen

Die Hieroglyphen, das „heilige Schnitzwerk“, sind der Ausgangspunkt der altägyptischen Schriftsprache. Diese geheimnisvollen Zeichen dienten nicht ausschließlich repräsentativ-dekorativen Zwecken an Sakralbauten, Grabanlagen oder öffentlichen Gebäuden, sondern waren Kommunikationsmittel in einem komplexen Gesellschaftssystem von Gottkönig, Priesterschaft, Verwaltung und Untertanen. Die Hieroglyphen dienten als Zeremonialschrift der Verherrlichung des Gottkönigtums und der Götter im antiken Ägypten.

Zum einen drückt sich die Götterverehrung in vielfältigen, streng formalen Ritualen aus, und der Einsatz der Schrift erfüllt diesbezüglich zeremoniell-sakrale Funktionen...zum anderen ... die Verehrung und Verherrlichung des weltlichen Regenten als irdischen Vertreter des höchsten Gottes ... Die Verwendung geschriebener Sprache dient hierbei zeremoniell-repräsentativen Zwecken.[2]

Die ältesten Schriftzeichen, noch nicht dem späteren Schriftsystem zugehörig, treten am Ende des vierten Jahrtausends auf. Die kurzen Zeichenfolgen befinden sich auf Gefäßen, Beintäfelchen und Siegelabdrücken und beinhalten vermutlich Personennamen, Warenbezeichnungen oder Ortsnamen. Die frühen Texte zeigen erste Merkmale, Zeichenkombinationen und Schreibregeln der klassischen ägyptischen Schrift. In der klassischen Schrift werden zwei Schrifttypen unterschieden: die sorgfältig geschnittenen Hieroglyphen und die kursiv mit der Binse geschriebenen Zeichen, die Vorform der hieratischen und demotischen Schrift.

Hieroglyphen werden als Ideogramme, Phonogramme und Determinative verwendet. Ideogramme setzen Worte, Begriffe oder Ideen in Schrift um. Determinative sind Hieroglyphen, die die Bedeutungsklasse eines direkt vorangehenden lautlich geschriebenen Wortes bezeichnen. Die Determinative haben keinen eigenen Lautwert, sondern dienen ausschließlich zur Präzisierung der Wortbedeutung.

Abbildung 1: Die Bedeutung von Hieroglyphen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Ladurie 1990, S. 94

Die Abbildung eines Auges steht in der Schriftsprache für das „Auge“. Die Hieroglyphe einer Frau bedeutet sinngemäß „Frau“ im Text und das Zeichen für Stern bezeichnet den „Stern“ am Nachthimmel. Die Hieroglyphenschrift bildet dabei nur Konsonanten ab, Vokale werden sinngemäß hinzugefügt. Darüber hinaus bilden Hieroglyphen Einzellaute (Phoneme) oder Folge von Phonemen ab. Der „Mund“, altägyptisch „r“, dient zur Schreibung des Konsonanten „r“. Der Fuß steht für den Konsonanten „b“. (siehe Abb. 2). Phonogramme stehen für Ein-, Zwei- und Dreikonsonantenzeichen.

Abbildung 2: Ägyptisches Alphabet

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Wilson 1999, S. 32

Alsbald entwickelten die Ägypter die hieratische Schrift für den alltäglichen Gebrauch, die sich als Kursive aus den Hieroglyphen entwickelt hat. Hieratisch ist aus dem Griechischen ((h)ieratikà grámmata) entlehnt und bedeutet sinngemäß „heilige oder priesterliche Schrift“. Dies ist jedoch irreführend, weil die hieratische Schriftsprache eine Alltags- und Verwaltungsschrift war und vermutlich um 1.500 v. Chr. eingeführt wurde.[3] Die Griechen lernten das Hieratische zu einer Zeit kennen, als es bereits von einer anderen Kursive, dem Demotischen, abgelöst war und nur noch für religiöse Texte verwendet wurde. Texte in hieratischer Schrift findet man auf Papyrirollen und auf Ostraka, d. h. Keramik- oder Kalksteinscherben, die mit Hilfe von weicher Binse (Griffel) und Tusche auf den Schriftträger geschrieben wurde. Die hieratische Schrift entfernt sich von der fein herausgearbeiteten Hieroglyphe durch eine höhere Schreibgeschwindigkeit und vereinfachte Zeichenverbindungen, die Ligaturen genannt werden.

Während der Periode der 25. Dynastie, um die Mitte des siebten Jahrhunderts v. Chr., entsteht eine noch stärker kursiv-gestaltete Schriftform – das Demotische – die Einzug hält in den alltäglichen Schriftgebrauch. Das Kursiv-Hieratisch wird zu diesem Zeitpunkt erst die Schriftsprache der Priesterschaft und ist noch bis ins dritte Jahrhundert n. Chr. in religiösen Texten in Gebrauch.

Die Ablösung des Hieratischen vom Demotischen im Alltagsleben war nicht nur ein Wechsel von Schriftarten, sondern auch von sprachlichen Entwicklungsstufen. In Hieratisch wurde das Neuägyptische geschrieben, das Demotische dagegen diente dazu, eine davon verschiedene, jüngere Sprachvariante des Ägyptischen zu schreiben.[4]

Abbildung 3: Hieratische Textprobe

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Haarmann 1990, S. 104

Das Demotische weicht in Schriftform und Orthographie zum Teil sehr stark von der traditionellen Schriftart ab, sodaß der hieroglyphische Ursprung nicht mehr erkennbar war. Die demotische Schrift blieb Verwaltungsschrift, obwohl sie auch später in literarischen und religiösen Texten auftauchte. Das jüngste bekannte demotische Schriftzeugnis stammt aus dem Jahr 452 n. Chr. und war damit rund 1.100 Jahre in modifizierter Form in Gebrauch.[5]

Abbildung 4: Demotische Textprobe

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Haarmann 1990, S. 105

Parallel zum Demotischen entwickelte sich ab dem dritten Jahrhundert n. Chr. die koptische Schriftsprache. Nach der Eroberung Ägyptens 332 v. Chr. durch Alexander den Großen nahm der Einfluß des Griechischen rapide zu. Nach Alexanders Tod regierte die Ptolemäerdynastie das Land am Nil, Ptolemaios war General unter Alexander d. Gr. und gab der Dynastie seinen Namen. Das Griechische unterschied sich zum Altägyptischen durch das notwendige Mindestmaß von Schriftzeichen und durch die Schreibung der Vokale. Die griechische und ägyptische Schreibweise blieb nebenher bestehen, dies zeigt auch das Dekret von Ptolemaios V. aus dem Jahre 196 v. Chr. auf dem Stein von Rosetta, welches in griechischer Sprache und Schrift und in demotischer und hieroglyphischer Schrift in altägyptischer Sprache verfaßt wurde.

Die Ausbreitung des Christentums und Judentums in dieser Region entwickelte eine Dominanz des Koptischen gegenüber der sogenannten heidnisch-demotischen Schrift und verdrängte sie mit der Zeit. Das Koptische bildet seitdem die letzte Entwicklungsstufe der altägyptischen Sprache, unter Verwendung der Vokale.

[...]


[1] Haarmann, Harald 1990: Universalgeschichte der Schrift, Frankfurt/M., S. 101.

[2] Haarmann, Harald 1990: Universalgeschichte der Schrift, Frankfurt/M., S. 103.

[3] Haarmann, Harald 2004: Geschichte der Schrift, München, S. 47.

[4] Haarmann, Harald 1990: Universalgeschichte der Schrift, S. 105, Frankfurt/New York; zitiert nach Störk 1981, 149f.

[5] Schlott, Adelheid 1989: Schrift und Schreiber im Alten Ägypten, München, S. 85.

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Die Entschlüsselung der altägyptischen Schriftsprache durch Jean-François Champollion
Hochschule
FernUniversität Hagen  (Historisches Institut)
Veranstaltung
Alteuropäische Schriftlichkeit
Note
2,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
28
Katalognummer
V316005
ISBN (eBook)
9783668153226
ISBN (Buch)
9783668153233
Dateigröße
1111 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ägyptologie, Jean-Francois Champolloin, Entschlüsselung Hieroglyphen, Stein von Rosetta, Demotisch, Hieratisch
Arbeit zitieren
Sascha Beljanski (Autor:in), 2005, Die Entschlüsselung der altägyptischen Schriftsprache durch Jean-François Champollion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/316005

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