Umbrüche in der Wirtschaftsentwicklung Chinas nach dem Zweiten Weltkrieg


Trabajo Escrito, 2014

14 Páginas, Calificación: 2,0


Extracto


Inhalt

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Außenwirtschaftspolitik vor 1978

3. Beginn der Ära Deng Xiaoping
3.1 Ausweisung von Sonderwirtschaftszonen
3.2 Fortsetzung der Öffnungpolitik
3.3 Einführung der „sozialistischen Marktwirtschaft“

4. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Wachstumsraten des chinesischen Volkseinkommens 1951-1978

Abbildung 2 Ausweisung von wirtschaftlichen Sonderzonen und geöffneten Städten in der VR China im Zeitablauf 1980-1992

Abbildung 3 Städte und Gebiete mit wirtschaftlichem Sonderstatus in China

Abbildung 4 Die Veränderung der wirtschaftlichen Interessen Chinas seit 1949

1. Einleitung

Seit nunmehr vier Jahren wird China in den Statistiken als „Exportweltmeister“ geführt. Im Jahr 2009 gelang es dem Land dabei erstmals an dem bisherigen Spitzenreiter Deutschland vorbeizuziehen und mit einem Warenexport im Wert von rund 840 Milliarden sich an die Spitze dieses Rankings zu setzen (Spiegel 2010). Eine derartige Entwicklung hätten vor wenigen Jahrzehnten nur die wenigsten für möglich gehalten. Die außenwirtschaftlichen Beziehungen und Verflechtungen waren lange Zeit auf einem sehr niedrigen Niveau. Hauptgrund hierfür waren die Erfahrungen aus der Okkupation durch die westlichen Kolonialmächte und Japan, die bis zum Ende des zweiten Weltkriegs andauerten (Meng 2012). China befürchtet eine zukünftige Abhängigkeit, sodass man sich klar von den ehemaligen Kolonialmächten abgrenzen und keine wirtschaftlichen Beziehungen mit diesen Ländern eingehen wollte.

Die Herrschaft unter Mao Zedong war dabei von ideologischen Interessen geprägt. Eine Öffnungspolitik und wirtschaftlichen Reformen, die einen Wachstumsschub hätten erwarten lassen können, waren bis zum Ende der Mao-Herrschaft in den 1970er Jahren nicht vorhanden. Im Folgenden werden daher zunächst die Entwicklungen nach dem 2. Weltkrieg aufgezeigt, wobei speziell auf die Hindernisse eingegangen wird, die ein Wirtschaftswachstum in der direkten Nachkriegszeit verhindert haben. Es bedarf einem Einblick in die historischen Hintergründe dieser Zeit, um die wirtschaftlichen Reformen und Maßnahmen in der Folgezeit nachvollziehen zu können. Der historische Rückblick wird an dieser Stelle jedoch nicht vollständig erfolgen, sondern sich auf die wesentlichen Faktoren beschränken, die entscheidend für wirtschaftliche Entwicklung waren.

Der Schwerpunkt wird auf der Reform- und Öffnungspolitik unter der Führung von Deng Xiaoping liegen, die im Jahr 1978 begonnen hat. Hierzu werden die wichtigsten Reformen vorgestellt und die umgesetzten Maßnahmen aufgezeigt. Von elementarer Bedeutung war sicherlich die Schaffung von sogenannten „Sonderwirtschaftszonen“, deren Bedeutung für das wirtschaftliche Erscheinungsbild Chinas bis heute prägend ist. Wie es diesem Staat gelang, trotz ungünstiger Voraussetzungen, zu einer der bedeutendsten Wirtschaftsnationen aufzusteigen, wird im Folgenden chronologisch erläutert. Der Weg Chinas, von einem abgekapselten Staat, hin zu einer exportorientierten Wirtschaftsmacht mit einer „sozialistischen Markwirtschaft“, ist in dieser Form weltweit nicht wiederzufinden und daher ein nach wie vor hochaktuelles Thema. Die wirtschaftliche Entwicklung wird dabei bis zum Beitritt Chinas in die WTO im Jahr 2001 betrachtet.

2. Außenwirtschaftspolitik vor 1978

Nachdem im Jahr 1949 die Volkrepublik China ausgerufen wurde, war man zunächst darauf bedacht die schwerwiegendsten Kriegsschäden zu beseitigen, indem man sich dem Wiederaufbau der Infrastruktur und der Landwirtschaft widmete. Gleichzeitig wurde versucht die hohe Inflation auf ein händelbares Niveau zu senken. Damit sollte die Grundlage für eine stabile wirtschaftliche Entwicklung geschaffen werden (Meng 2012). Angeführt von Mao Zedong wurde eine Planwirtschaft eingeführt, die mit einigen Abweichungen an das sowjetische Wirtschaftssystem angelehnt war. Die Autarkiebestrebungen Chinas sorgten in den folgenden Jahren dafür, dass die wirtschaftlich hoch gesteckten Ziele nicht erreicht werden konnten. Gleichzeitig ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass die Abschottung gegenüber den westlichen Nationen durchaus zu einer Diversifizierung der Wirtschaft beigetragen hat und eine Abhängigkeit von den Industrienationen verhinderte. Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Diversifizierung durch eine Öffnung gegenüber den führenden Industrienationen zu diesem Zeitpunkt nicht hätte stattfinden können. Dies ist sicherlich ein Unterscheidungskriterium Chinas gegenüber anderen Entwicklungsländern zu dieser Zeit, die sich durch eine einseitige und auf Rohstoffe ausgerichtete Handelsstruktur in eine starke Abhängigkeit mit den Industrienationen begeben haben.

Im Dezember 1950 verhängten die USA zusätzlich ein Handelsembargo über die Volksrepublik China, was als Maßnahme aufgrund des Eingreifens chinesischer Truppen in den Koreakrieg stattfand. Dennoch waren die wirtschaftlichen Erfolge seit der Gründung der Volkrepublik durchaus aussichtsreich, bevor der Erfolg der errichteten staatlichen Großbetriebe zunehmend ausblieb (Staiger 2000). Die starke finanzielle und technische Bindung an die Sowjetunion verhinderten, dass China diese Betriebe ohne fremde Hilfe rentabel betreiben konnte. Aus diesem Grund folgte die Kampagne „Großer Sprung nach vorn“, deren Ziel es war, China zu einer wirtschaftlichen Großmacht werden zu lassen und die Industrialisierung zu beschleunigen. Hauptbestandteil dieser Kampagne war die Kollektivierung des gesellschaftlichen Lebens, die einen möglichst raschen Übergang in den Kommunismus herbeiführen sollte. Neben einzelnen Industrien sollte vor allem die Produktivität in der Landwirtschaft erhöht werden, um aus den erwirtschafteten Überschüssen Kapital zur Investition für moderne Technologien zur Verfügung zu haben. Das Bestreben auf diese Weise Kapital zu generieren, sorgte dafür, dass die Getreideexporte innerhalb kürzester Zeit in die Höhe schossen und schlussendlich im Jahr 1958 zu Hungersnöten führten (ebd.). Mindestens 20 Millionen Menschen sind aufgrund dieser Nahrungsmittelknappheit ums Leben gekommen. Diese Kampagne und ihre einzelnen Elemente sorgten dafür, dass die wirtschaftliche Entwicklung auf katastrophale Art und Weise zurückgeworfen wurde und sich nur langsam wieder erholen konnte.

Im Laufe der 1960er Jahre wurde, unter anderem aufgrund innerpolitischer Probleme der Kampagne „ Großer Sprung nach vorn“, die Freundschaft mit der bis dato verbündeten Sowjetunion aufgekündigt, womit nahezu alle wichtigen Handelspartner wirtschaftlichen Beziehungen mit China abgebrochen hatten. Dies zwang China zunehmend dazu, die Selbstversorgung zu einem zentralen wirtschaftspolitischem Prinzip zu machen.

Ebenfalls von Bedeutung war die zwischen 1966 und 1976 andauernde Kulturrevolution, deren Schwerpunkt zwar eher politisch als wirtschaftlich war, aber die wirtschaftliche Entwicklung zumindest indirekt behinderte. Maos Ansehen war aufgrund des Scheiterns der Kampagne „Großer Sprung nach vorn“ stark gesunken, weshalb er versuchte durch die Kulturrevolution seine Macht zu behaupten. An dieser Stelle wird auf die historischen Details und vorwiegend politischen Ereignisse dieser Revolution verzichtet. Dennoch ist ein Grundverständnis für die sich daraus ergebenden wirtschaftlichen Folgen sinnvoll: Um seine Macht zu sichern löste Mao Zedong mit der Kulturrevolution eine Bewegung aus, die den kommunistischen Klassenkampf radikalisierte. Mit einer klaren politischen Überzeugung wurden Andersdenkende verfolgt und fielen der Denunziation, Folter oder Mord zum Opfer (ebd.). Vor allem betroffen waren Intellektuelle und etablierte Funktionäre, die die politischen Ansichten von Mao nicht teilten. Mit Beginn der Revolution stellten die Universitäten ihren Betrieb ein und nahmen diesen erst rund zehn Jahre später wieder in vollem Umfang auf. Es ist schwer abzuschätzen, inwiefern dieser Bildungsausfall die wirtschaftliche Entwicklung behindert hat, jedoch muss davon ausgegangen werden, dass ein Jahrzehnt ohne regulären Universitätsbetrieb, ganz abgesehen von anderen Hindernissen, einen negativen Einfluss auf eine stabile und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung hatte.

Die Einbrüche lassen sich besonders gut bei der Betrachtung der jährlichen Wachstumsraten des Volkeinkommens erkennen. Sowohl der „ Große Sprung nach vorn “ zum Ende der 1960er Jahre als auch die „ Kulturrevolution “ ab Mitte der 1960er Jahre sorgten für einen Einbruch (Abb.1). Ein weiterer Tiefpunkt wurde mit dem Tod Mao Zedong erreicht, wobei im Folgenden erläutert wird, dass dieses Ereignis durchaus als ein Wendepunkt in der Entwicklung der chinesischen Wirtschaft gesehen werden kann.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenAbb.1: Wachstumsraten des chinesischen Volkseinkommens 1951-1978 (National Bureau of statistics 1984)

3. Beginn der Ära Deng Xiaoping

Mao Zedong hinterließ mit seinem Tod ein wirtschaftliches Chaos, das unter seinem Nachfolger Deng Xiaoping geordnet werden musste. Ab dem Jahr 1978 wurde unter der neuen Führung eine Vielzahl von wirtschaftlichen Reformen durchgeführt, deren Ziel es zunächst war, die hinterlassenen gesellschaftlichen Probleme möglichst kurzfristig zu beseitigen. Das primäre Ziel war das Land weitestgehend zu stabilisieren und dafür zu sorgen weitere Hungerkatastrophen zu vermeiden. Hierzu wurde zunächst die Landwirtschaft freier gestaltet. Dadurch war es den Landwirten möglich, aus Überschussproduktion, die über die staatlichen Vorgaben hinausgingen, Gewinne zu erwirtschaften. Privater Landbesitz war jedoch weiterhin nicht möglich (Meng 2012). Zudem wurden die unter Mao Zedong eingeführten Zwangskommunen wieder aufgelöst, sodass die traditionellen Dorfgemeinschaften wieder aufleben konnten. Durch diese Maßnahmen konnte die Landwirtschaft stabilisiert und weitere große Hungersnöte vermieden werden.

Verfolgt wurde dabei bis Mitte der 1980er Jahre die Strategie der Importsubstitution, bei der die Produktion von bisher importierten Gütern im eigenen Land angestrebt wurde. Damit diese Strategie erfolgreich sein konnte, wurden die Importzölle erhöht, gleichzeitig aber Im- und Exportbeschränkungen gelockert (Fischer 2006).

3.1 Ausweisung von Sonderwirtschaftszonen

Eine der wichtigsten Reformen um diese Strategie erfolgreich zu gestalten, war die Einführung sogenannter „Sonderwirtschaftszonen“ (engl. „Special Economic Zones“), zunächst in den Provinzen Fuijan und Guandong. Ein Jahr darauf entstanden vier weitere Sonderwirtschaftszonen in Xiamen, Shenzhen, Shubai und Shantou, die alle im südlichen Bereich des Landes gelegen sind (Gebhardt 2009). In diesen Zonen herrschten andere wirtschaftliche Gesetze als im übrigen China, sodass sich auch ausländische Unternehmen in diesen Gebieten ansiedeln konnten. In diesem Zusammenhang wird auch von den „kapitalistischen Enklaven“ gesprochen, wodurch exportorientierte Unternehmen aus dem Ausland angesiedelt werden konnten (ebd.). China bot den Investoren die Möglichkeit, mit kostengünstigen Löhnen und einer niedrigen Besteuerung zu produzieren. Das Konzept aus der Landwirtschaft wurde 1984 ebenfalls auf Industriebetriebe übertragen, sodass auch in diesem Sektor private Gewinne erwirtschaftet werden konnten. Schon kurz nach der Einführung war der Erfolg dieser Maßnahmen zu erkennen und ausländische Unternehmen tätigten zunehmend Investitionen und weiteten ihre Produktion in China aus.

Gestärkt durch diese Erfolge sah die Regierung durch diese Sonderwirtschaftszonen ein Potential hierdurch auch einen Technologietransfer zu erreichen, indem durch eine entsprechende Gesetzgebung ausländische Investoren dazu angehalten waren, mit chinesischen Unternehmen zusammen zu arbeiten (Fischer 2006). Schnell konnten moderne Techniken und Verfahren erlernt werden, die es China ermöglichten, unabhängig von ausländischen Partnern zu produzieren. Durch die Lockerung der Außenhandels-bestimmungen war es China damit verstärkt möglich am Welthandel teilhaben zu können.

Die Sonderwirtschaftszonen wurden zunehmend auf andere Gebiete übertragen, wodurch im Jahr 1984 14 weitere „offene“ Küstenstädte hinzukamen (Gebhardt 2009). In der Folgezeit weiteten sich diese Zonen, zunächst an Küstenregionen, später auch im Binnenland, innerhalb weniger Jahre aus. Auch im Bildungssektor hatte dies Auswirkungen und China begann vermehrt Auslandsstipendien zu vergeben, um den Wissensrückstand gegenüber den westlichen Nationen verkürzen zu können. Dies war auch ein großer Unterschied gegenüber zahlreichen anderen Entwicklungsländern. China verstand es, sich den westlichen Investoren nicht zu unterwerfen, sondern durch Zusammenarbeit Wissen und Technologie zu transferieren, um selbst in der Lage zu sein, moderne Industrien aufzubauen. Diese Tatsache ist sicherlich ein wesentlicher Grund dafür, dass sich das Land in der Folgezeit sehr rasant zu einer der führenden Wirtschaftsnationen entwickeln konnte, obwohl die Ausgangssituation nach dem Ende der Mao-Zedong-Herrschaft kaum schlechter hätte sein können. Zum Ende dieser Phase der Öffnungspolitik rückte China zunehmend von der Verschlossenheit gegenüber ausländischen Krediten ab und es gelang sogar der Beitritt zur Weltbank und dem Internationalen Währungsfond. Der zunehmende Erfolg der chinesischen Wirtschaft, durch diese ersten Annäherungen an ausländische Handelbeziehungen, läutete eine zunehmende Konzentration auf eine exportorientierte Wirtschaftspolitik ein. Gegen Ende der 1980er Jahre versuchte China verstärkt auf dem Weltmarkt tätig zu werden und eigene Produktionen zu exportieren. China hatte dabei einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil, indem durch ein vergleichsweise niedriges Lohngefüge vor allem arbeitsintensive Güter kostengünstig für den Weltmarkt produziert werden konnten.

[...]

Final del extracto de 14 páginas

Detalles

Título
Umbrüche in der Wirtschaftsentwicklung Chinas nach dem Zweiten Weltkrieg
Universidad
University of Heidelberg  (Geographisches Institut)
Curso
Große Exkursion China
Calificación
2,0
Autor
Año
2014
Páginas
14
No. de catálogo
V316149
ISBN (Ebook)
9783668149977
ISBN (Libro)
9783668149984
Tamaño de fichero
754 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
China, Wirtschaftsentwicklung in China, Mao Zedong, Deng Xiaoping
Citar trabajo
Alois Weiß (Autor), 2014, Umbrüche in der Wirtschaftsentwicklung Chinas nach dem Zweiten Weltkrieg, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/316149

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