Professionalisierung in der Fußball-Talentförderung. Effektivität der Clubs der 1. und 2. Bundesliga in der Nachwuchsarbeit seit 2010


Bachelorarbeit, 2013

178 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

II Abbildungsverzeichnis

III Tabellenverzeichnis

IV Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Ausgangssituation
1.2 Problemstellung
1.3 Zielsetzung der Arbeit
1.4 Abgrenzung der Arbeit
1.5 Aufbau und Vorgehensweise

2 Begriffserklärungen
2.1 (Fußball)-talent
2.2 Effektivität

3 Die Akteure im deutschen Nachwuchsfußball
3.1 Deutscher Fußball-Bund
3.1.1 DFB-Talentförderprogramm
3.1.2 Ligaspielbetrieb
3.1.3 DFB-Juniorenmannschaften
3.2 Deutsche Fußball Liga
3.2.1 Leistungszentren als Lizenzierungsvorschrift
3.2.2 Richtlinien für die Errichtung und Unterhaltung von Leistungszentren .
3.3 Lizenzvereine der Bundesliga und 2. Bundesliga
3.3.1 Ziele
3.3.2 Ausgestaltung der Nachwuchsförderung
3.4 Double PASS
3.4.1 Die Zertifizierung der Nachwuchsleistungszentren
3.4.2 Nachwuchsleistungszentren

4 Aktueller Forschungsstand
4.1 Messung der Effektivität & Durchlässigkeit in der Zertifizierung
4.1.1 Durchlässigkeit in den Nachwuchsteams
4.1.2 Durchlässigkeit zur Lizenz- und U23 Mannschaft
4.1.3 Einsätze in der Lizenz- und U23 Mannschaft
4.1.4 Auswahlen - gestellte und herangeführte Spieler
4.2 Kritische Betrachtung

5 Forschungsdesign
5.1 Erhebungsverfahren und Herkunft der Daten
5.2 Erhebungszeitraum
5.3 Untersuchungsobjekte
5.3.1 Spieler
5.3.2 Ligen
5.3.3 Vereine
5.4 Untersuchungskriterien
5.4.1 Bundesligaeinsätze bis 21 Jahre
5.4.2 Vereinszugehörigkeit nach im Leistungszentrum
5.5 Gewichtung der einzelnen Kriterien
5.5.1 Bundesligaeinsätze bis 21 Jahre
5.5.2 Vereinszugehörigkeit nach Ausbildungsjahren im Leistungszentrum
5.6 6-Punkte-Scoring-Modell

6 Ergebnisse der Untersuchung
6.1 Übersicht der untersuchten Spieler
6.2 Bundesligaeinsätze bis 21 Jahre
6.2.1 U18 Spieler
6.2.2 U19 Spieler
6.2.3 U20 Spieler
6.2.4 U21 Spieler
6.3 Vereinszugehörigkeit im Leistungszentrum
6.3.1 Ausbildung eigener Nachwuchsspieler für den Lizenzspielerkader
6.3.2 Ausbildung eigener Nachwuchsspieler für andere Bundesligisten
6.4 Gesamtübersicht der Kriterien
6.4.1 Bundesligaeinsätze bis 21 Jahre
6.4.2 Vereinszugehörigkeit im Leistungszentrum

7 Deutscher Nachwuchs Meister im Fußball

8 Zusammenfassung
8.1 Diskussion der Ergebnisse
8.2 Fazit und Ausblick

V Literaturverzeichnis

Anlagen

Schlüsselbegriffe

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Key words

youth promotion

effectiveness

measurement of effectiveness

six-points-scoring-model

German youth football champion

Effektivität ist der Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg, von Anstrengung und Leistung, von Arbeit und Ergebnis, von richtig und falsch.1

Zusammenfassung

ÄWer die Jugend hat, hat die Zukunft“ lautet ein bekanntes Zitat von Napoleon Bonaparte, das auf den Fußball übertragen, eine Professionalisierung in der Nachwuchsförderung zur Folge hat. Die Nachwuchsarbeit der Profivereine im Fußball und die Ausbildung der Stars von morgen nimmt eine bedeutende Position für den zukünftigen, sportlichen Erfolg ein. Vor dem Hintergrund einer steigenden Konkurrenz um die besten Talente, ermöglicht eine effektive Nachwuchsförderung ökonomische, identitätsstiftende und vor allem sportliche Wettbewerbsvorteile für die Fußballvereine.

Die vorliegende Arbeit liefert Erkenntnisse über die aktuelle Situation wie effektiv die deutschen Leistungszentren der Bundesliga und 2. Bundesliga für die sportlichen Wettbewerbsvorteile des eigenen Vereins ausbilden. Eine effektive Nachwuchsförderung wird in vorliegender Arbeit über Bundesligaeinsätze der eigens ausgebildeten Talente definiert, so dass 42 Vereine der Bundesliga und 2. Bundesliga seit 2010 untersucht wurden. Der „Deutsche Nachwuchs Meister im Fußball“ wird mittels eines 6-Punkte- Scoring-Modell eruiert, so dass die Frage nach der aktuell effektivsten Nachwuchsförderung im deutschen Profifußball geklärt wird.

Abstract

A well-known citation by Napoleon Bonaparte proclaims: "Who has the youth, has the future”, which transferred to football leads to a professionalization in promoting the youth. For professional football clubs it is of essential importance to advance the promoting of the youth and the training of the young players of tomorrow in order to be successful in the sportive future. Facing growing competition for the most talented players, an effective youth training enables economic gain, promotes identity and especially results in athletic competitive advantages for football clubs.

The presented work gives perceptions of the current situation how effective the forming in the German performance centres of the First and Second Bundesliga is carried out in regards to athletic competitive advantages of their own club. In the presented work an effective youth promotion is defined by Bundesliga appearances of the own trained talents. For this purpose a study was carried out involving 42 clubs of the First and Second National Leagues since 2010. The "German youth football champion" is determined by a six points scoring model, thus answering the question of the current most efficient youth promotion of the clubs in the First and Second Bundesliga.

II Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: UEFA-Juniorentitel seit 1993. Quelle: UEFA, 2011,

Abb. 2: Klassifizierung der Kriterien von Foot PASS. Quelle: Double PASS & DFB/DFL, 2010,

Abb. 3: Erklärung der Punktevergabe nach den Kriterien. Quelle: Eigene Darstellung

Abb. 4: Vereinszugehörigkeit nach Ausbildungsjahren im Leistungszentrum der untersuchten Spieler in der Ersten und Zweiten Bundesliga von 2010 bis 2013. n = 261. Quelle: Eigene Darstellung nach Auswertung der Erhebung in Anlage 1 & 2

III Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Anzahl der Nachwuchsmannschaften in den Leistungszentren. Quelle: Eigene Darstellung nach DFL, 2007,

Tab. 2: Ligazugehörigkeit der Clubs von 2010 bis 2013. Quelle: Eigene Darstellung nach Kicker Sonderheft, 2010-2012

Tab. 3: Erklärung der Bundesligaeinsätze bis 21 Jahre. Quelle: Eigene Darstellung.

Tab. 4: Definition des Alters in Bezug auf die Saison des Profieinsatzes. Quelle: Eigene Darstellung

Tab. 5: Erklärung der Vereinszugehörigkeit im Leistungszentrum. Quelle: Eigene Darstellung

Tab. 6: Gewichtungsfaktoren der Sub-Kriterien nach dem Alter des Spielers. Quelle: Eigene Darstellung

Tab. 7: Vereinszugehörigkeit nach Ausbildungsjahren im LZ. Quelle: Eigene Darstellung

Tab. 8: Gewichtungsfaktoren der Vereinszugehörigkeit im Leistungszentrum. Quelle: Eigene Darstellung

Tab. 9: 6-Punkte-Scoring-Modell. Quelle: Eigene Darstellung

Tab. 10: Ergebnisse Bundesligaeinsätze U18 Spieler. Quelle: Eigene Darstellung

Tab. 11: Ergebnisse Bundesligaeinsätze U19 Spieler. Quelle: Eigene Darstellung

Tab. 12: Ergebnisse Bundesligaeinsätze U20 Spieler. Quelle: Eigene Darstellung

Tab. 13: Ergebnisse Bundesligaeinsätze U21 Spieler. Quelle: Eigene Darstellung

Tab. 14: Vereinszugehörigkeit im Leistungszentrum. Ausbildung von Nachwuchsspieler für den eigenen Lizenzspielerkader. Quelle: Eigene Darstellung

Tab. 15: Vereinszugehörigkeit im Leistungszentrum. Ausbildung von Nachwuchsspieler für andere Erst- und Zweitligisten. Quelle: Eigene Darstellung

Tab. 16: Gesamtvergleich Bundesligaeinsätze bis 21 Jahre. Quelle: Eigene Darstellung

Tab. 17: Gesamtvergleich Vereinszugehörigkeit im Leistungszentrum. Quelle: Eigene Darstellung

Tab. 18: Der Deutsche Nachwuchs Meister im Fußball. Quelle: Eigene Darstellung

IV Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Die Fußball-Bundesliga hat sich seit ihrem 50-jährigen Bestehen zu einem Premiumprodukt des deutschen Sports entwickelt. Mit durchschnittlich 44.293 Zuschauern pro Spiel in der Saison 2011/2012 übertraf die Bundesliga ihren im Vorjahr aufgestellten Rekord und stellte abermals die zuschauerreichste Liga der Welt.2 Einer der Gründe für das Erfolgsprodukt Bundesliga ist Woche für Woche in den ausverkauften Stadien auf dem Platz zu sehen - die Fußballerspieler. Mario Götze, Julian Draxler, Thomas Müller und Patrick Hermann gehören zu den Publikumslieblingen der Fans und stehen mit 20, 19, 23 und 22 Jahren für die junge Generation deutscher Ausnahmetalente. Eines haben jedoch alle vier Spieler gemeinsam - sie verdanken ihr Können der Ausbildung in den Leistungszentren der Bundesligavereine. Konzeptionen, strukturelle Vorgaben sowie Bewertungen seitens DFB, DFL und einer externen Qualitätsberatungsfirma namens Double PASS waren in den vergangenen 13 Jahren maßgeblich an einer systematischen Nachwuchsförderung im deutschen Profifußball verantwortlich. Trotz diesen Leitlinien unterscheiden sich die Leistungszentren der Bundesligavereine in der Ausgestaltung ihrer Nachwuchsarbeit in einem entscheidenden Aspekt - der Effektivität ihrer täglichen Arbeit mit der übergeordneten Fragestellung, wer als Profi schlussendlich „oben ankommt.“

1.1 Ausgangssituation

Die Ausgangssituation einer Nachwuchsförderung der Bundesligavereine könnte unterschiedlicher nicht sein. Ökonomische, standortbezogene und infrastrukturelle Faktoren sind von augenscheinlicher Bedeutung, die eine effektive Nachwuchsarbeit begünstigen oder erschweren können. Der FC Bayern München besitzt z. B. die größten Möglichkeiten finanzieller Zuwendungen bezüglich der eigenen Jugend. Wohin gegen 1860 München, als rivalisierender Münchner Verein, scheinbar einen standortbezogenen Nachteil durch den ortsansässigen Ligaprimus des FC Bayern erfährt. Denn die Jagd nach den talentiertesten Nachwuchsspielern verlegt sich mehr und mehr in jüngere Altersregionen. Dennoch sind in erster Linie Vereine, wie der VfB Stuttgart oder der SC Freiburg über die Landesgrenzen für ihre Nachwuchsarbeit bekannt. Die „jungen Wilden“ stürmten mit Eigengewächsen aus der schwäbischen Jugend sogar bis in die Champions League in der Saison 2002/2003. Aktuell sorgten die Freiburger mit einer ähnlich jungen Mannschaft, bestehend aus vorwiegend Freiburger Nachwuchsspieler, in der abgelaufenen Saison für Furore und zogen in die Europa League für die kommende Spielzeit 2013/2014 ein.

1.2 Problemstellung

Der übergeordneten Fragestellung der Nachwuchsförderung im Fußball „wer oben ankommt“, gehen alle Profivereine des deutschen Fußballs nach. Für eine Beantwortung dieser Frage ist eine nähere Betrachtung notwendig. Dies erfordert Überlegungen hinsichtlich einer Definition der Effektivität im Nachwuchsfußball.

- Sind Juniorentitel von Bedeutung und spiegeln eine effektive Nachwuchsförderung wider?
- Sind die Transfererlöse der ausgebildeten Spieler als Erfolg einer effektiven Nachwuchsförderung zu werten?
- Spiegeln die Bundesligaeinsätze junger Eigengewächse eines Vereins eine effektive Nachwuchsförderung wider?

1.3 Zielsetzung der Arbeit

Das übergeordnete Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, ein valides Messinstrument für den Erfolg der Nachwuchsförderung in der Bundesliga und 2. Bundesliga hinsichtlich einer effektiven Nachwuchsarbeit zu entwickeln. Dabei gilt es im ersten Schritt Kriterien zu konstruieren, um die Effektivität im Nachwuchsfußball messbar darzustellen. Im nächsten Schritt ist eine plausible Gewichtung der Kriterien notwendig, so dass die Untersuchungsgegenstände in einem ausgewählten Messzeitraum analysiert werden. Der „Deutsche Nachwuchs Meister im Fußball“ schildert schließlich die Gesamtbetrachtung der Effektivitätsmessung und beantwortet die übergeordnete Fragestellung „wer oben ankommt“, indem der Verein mit der effektivsten Nachwuchsförderung den Titel der vorliegenden Arbeit erhält.

1.4 Abgrenzung der Arbeit

Im Folgenden wird die Effektivitätsmessung in vorliegender Arbeit von der Zertifizierung der Nachwuchsleistungszentren durch Double PASS abgegrenzt. Die belgische Firma Double PASS wurde 2006 vom DFB und der DFL mit der Entwicklung einer Qualitätsmanagementsoftware beauftragt, um die Nachwuchsleistungszentren der Bundesliga und 2. Bundesliga aussagekräftig zu bewerten.3 Dabei wird u. a. eine Messung der Effektivität & Durchlässigkeit in der Zertifizierung vorgenommen. In vorliegender Arbeit wird eine unabhängige, methodisch sich abgrenzende Bewertung der Effektivität ausgearbeitet, so dass ein unterschiedlicher Fokus gegenüber der Zertifizierung gelegt wird.

1.5 Aufbau und Vorgehensweise

Zu Beginn der Arbeit wird eine Begriffsdefinition der Effektivität im Nachwuchsfußball vorgenommen, die den weiteren Verlauf der Untersuchung bestimmt. Die einzelnen Akteure im deutschen Nachwuchsfußball werden im Anschluss eingehend vorgestellt, so dass Besonderheiten wie das Talentförderprogramm, die Lizenzierung und die Zertifizierung erläutert werden, welche für die aktuelle Ausgestaltung der Nachwuchsarbeit in den Leistungszentren bestimmend sind. Der aktuelle Forschungstand zeigt die Effektivitätsmessung der Zertifizierung auf, die anschließend kritisch betrachtet. Das Forschungsdesign klärt über die Methodik der Untersuchung auf und definiert Kriterien. Die ausgearbeiteten Untersuchungskriterien erhalten eine Gewichtung, um anschließend die Ergebnisse mittels eines 6-Punkte-Scoring-Modell darzustellen. Schließlich wird der „Deutsche Nachwuchs Meister im Fußball“ anhand der Auswertung aller relevanten Kriterien gekürt. Eine Diskussion setzt sich mit den Ergebnissen und der vorliegenden Methodik auseinander, so dass abschließend ein Fazit gezogen werden kann.

2 Begriffserklärungen

Im folgenden Kapitel werden Begriffserklärungen gegeben, die in vorliegender Arbeit von Relevanz sind. Dabei wird ein Bezug zur Nachwuchsarbeit und zum Fußball im Allgemeinen gezogen.

2.1 (Fußball)-talent

Prof. Dr. Uwe Harttgen, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums und studierter Psychologe charakterisiert Talente im Fußball wie folgt:

ÄWenn von Talenten im Fußballsport die Rede ist, dann sind meistens Kinder oder Jugendliche angesprochen, die im altersabhängigen Vergleich auffällig gut spielen.“4

Eine präzisere Talentdefinition liefern Gabler und Mergner, die dem sportlichen Talent körperliche, motorische sowie psychische Bedingungen in einem bestimmten Entwicklungsabschnitt voraussetzen:

ÄAls sportliches Talent kann eine Person im bestimmten Entwicklungsabschnitt bezeichnet werden, die bestimmte körperliche, motorische und psychische Bedingungen aufweist, die bei günstigen Umweltbedingungen mit großer Wahrscheinlichkeit zu späteren hohen Leistungen führen.“5

Ist in vorliegender Arbeit von einem (Fußball)-talent die Rede, so ist damit derjenige Nachwuchsspieler gemeint, der im Kindes- und Jugendalter auffällig gute Leistungen vollbringt, die vorwiegend auf körperlichen, motorischen und psychischen Grundlagen fußen.

2.2 Effektivität

ÄEffektivität wird durch eine Relation aus aktuellem und erwünschtem Output erfasst. […]Insofern kann die Effektivität als Leitlinie für langfristiges Handeln […] angesehen werden.“6

Bezogen auf den Nachwuchsfußball ist die Effektivität als Indikator zu sehen, der sich aus dem erwünschten Output zusammensetzt, Talente in den eigenen Lizenzspieler-Kader zu integrieren und dem aktuellen Output, wie viele Nachwuchsspieler tatsächlich Bundesligaeinsätze absolviert haben.

Ist in vorliegender Arbeit von der Effektivität die Rede, so erhält der Begriff mit der vorangegangenen Definition einen Bezug zur Thematik der Nachwuchsförderung im Fußball. Die Effektivität nach Nufer und Bühler ist im Allgemeinen ebenso auf die ökonomischen Aspekte dieser Definition zu beschreiben, wird jedoch im weiteren Verlauf mit Blick auf den Nachwuchsfußball vernachlässigt. Als ökonomischer Aspekt sind in relevanter Thematik die Spieler-Marktwerte der Onlineplattform Transfermarkt zu nennen. Demnach könnte die Effektivität im Nachwuchsfußball ebenso auf den aktuellen Output, der tatsächlichen Transfererlöse sowie auf den erwünschten Output, den Marktwerten nach Transfermarkt bezogen werden. Aufgrund der subjektiven Entscheidungen der Onlineredakteure von Transfermarkt.de hinsichtlich der Marktwerte aller Fußballspieler, wird in vorliegender Arbeit von einer ökonomischen Betrachtungsweise Abstand genommen und die einzig objektive Möglichkeit der absolvierten Spiele in Deutschlands höchsten beiden Fußballligen als Effektivität im Nachwuchsfußball definiert.

3 Die Akteure im deutschen Nachwuchsfußball

Das Hauptaugenmerk gilt dabei der deutschen Nationalmannschaft und dem DFB, der federführend für die Entwicklung der Nachwuchsförderung ab der Jahrtausendwende ist.7 Die Neustrukturierung der Nachwuchsarbeit des DFB sowie die Gründung der DFL werden thematisiert, die entscheidend für die Ausgestaltung der Leistungszentren der Bundesligavereine war. Somit wird der Bogen zur Nachwuchskonzeption der Bundesligavereine gespannt. Die Lizenzierung und die Zertifizierung werden in ihrer Wichtigkeit für den heutigen Nachwuchsboom in der Bundesliga erläutert, so dass die Eckpfeiler der Entwicklung einer systematischen Nachwuchsförderung im deutschen Fußball deutlich werden und im weiteren Verlauf Bezug auf die Effektivität im Nachwuchsfußball genommen werden kann.

3.1 Deutscher Fußball-Bund

Der DFB ist mit mehr als 6,8 Millionen in 25.641 Vereinen und knapp 170.000 Mannschaften der weltweit größte Sportverband. Davon sind über 1,9 Millionen Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren in mehr als 96.000 Mannschaften vertreten.8 Fünf Regionalverbände, die sich wiederum in 21 Landesverbände unterteilen, stehen dem DFB direkt unter. Die Ausübung des Fußballsports, die Austragung von Meisterschaftsspielen und der Wettbewerb der unteren Spielklassen obliegt dem Aufgabenbereich des DFB.9 Ferner werden in § 4 Zweck und Aufgabe des DFB in der Satzung geregelt. Folgende Punkte betreffen die für diese Arbeit relevante Nachwuchsförderung:

1. Den Spielbetrieb nachhaltig zu führen und zu organisieren. Im Vordergrund steht dabei a) den Fußballsport und seine Entwicklung, vor allem in seinem Jugendbereich zu fördern und durch seine fußballspezifische sowie überfachliche Qualifikation zu sichern […],

b) die Infrastruktur seiner gemeinnützigen Mitgliedsverbände sowie Bildungsmaßnahmen für ihre Mitglieder direkt oder indirekt zu fördern […],
c) Auswahlmannschaften zu bilden, zu unterhalten und Länderspiele der Auswahlmannschaften sowie die zu ihrer Vorbereitung erforderlichen Spiele und Lehrgänge abzuhalten,
d) […] die Junioren Bundesliga (A- und B-Junioren)[…] als seine Vereinseinrichtung zu organisieren.10

3.1.1 DFB-Talentförderprogramm

Als die deutsche Fußball-Nationalmannschaft im Jahr 2000 bei der EM in Belgien und den Niederlanden sang- und klanglos in der Vorrunde ausscheidet, war der „Spott über den Dinosaurus Germanicus“11 groß. Die DFB-Verantwortlichen um Gerhard Meyer- Vorfelder nahmen dies zum Anlass, einen einschneidenden Schnitt in der deutschen Nachwuchsförderung vorzunehmen. Vom damaligen DFB-Präsidenten Gerhard Meyer- Vorfelder initiiert, verabschiedete der DFB-Bundestag am 03. Mai 2002 das DFB- Talentförderprogramm zur flächendeckenden Talentförderung in Deutschland. Dieses Nachwuchskonzept sah den Aufbau von 366 dezentralen Stützpunkten für eine flächendeckende Talentsichtung- und Förderung der elf bis vierzehnjährigen Spieler vor. Das dichte Netz der Stützpunkte stellte dabei eine flächendeckende Sichtung aller Talente sicher und bildete die erste Stufe der Talentförderung in Deutschland, die Meyer- Vorfelder als Förderung auf breiter Basis beschrieb. Die DFB-Stützpunkte sind bis heute ein fester Bestandteil der Fördermaßnahmen jährlich für 14.000 Junioren im Alter von elf bis vierzehn Jahren.12

3.1.2 Ligaspielbetrieb

Zweck und Aufgabe des DFB ist es laut §4 der Satzung, den Spielbetrieb Stand 2012, von mehr als 1,9 Millionen Jugendlichen bis 18 Jahre, in über 96.000 Mannschaften nachhaltig zu fördern und zu organisieren.13 Neben der Breitenförderung mithilfe der DFB-Stützpunkte wurde 2003 eine adäquate Spitzenförderung der besten, nationalen Talente in Form einer U19 Junioren-Bundesliga ins Leben gerufen. In drei Staffeln gegliedert - Nord/Nordost, West und Süd/Südwest - messen sich seit 2003 jeweils 14 Mannschaften. Die drei Gewinner sowie ein Staffelzweiter ermitteln anschließend den Deutschen U19 Meister. Der an der Deutschen Meisterschaft teilnehmende Staffelzweite wird aus dem Koeffizienten der vergangenen drei Spielzeiten ermittelt. Die Staffel mit dem höchsten Koeffizienten stellt somit den vierten Halbfinalisten für die folgende Deutsche U19 Meisterschaft.14 Es folgte 2007 die Einführung der U17 Junioren Bundesliga mit derselben Anzahl an Mannschaften je Staffel, wie in der U19 Junioren- Bundesliga. Der Deutsche U17 Meister wird durch den gleichen Modus ermittelt.15

3.1.3 DFB-Juniorenmannschaften

Ferner ist es Zweck und Aufgabe des DFB gemäß §4 der Satzung „Auswahlmannschaften zu bilden, zu unterhalten und Länderspiele der Auswahlmannschaften sowie die zu ihrer Vorbereitung erforderlichen Spiele und Lehrgänge durchzuführen.“16 Folgende Auswahlen bestreiten offizielle Länderspiele für Deutschland:

- U15
- U16
- U17
- U18
- U19
- U20
- U21

Die U15 Auswahl des DFB bildet somit die erste Juniorennationalmannschaft, deren Talente auf nationaler Ebene selektiert werden. Bis hin zur U21 erfolgt die Auswahl der Spieler gemäß des §5 Altersklasseneinteilung der DFB-Jugendordnung. „Der Stichtag für die Einteilung ist jeweils der 01. Januar eines jeden Jahres.“17

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: UEFA-Juniorentitel seit 1993. Quelle: UEFA, 2011, S. 48.

Die Deutschen Junioren- und Juniorinnen waren zwischen 1993 und 2011 mit elf Titeln die zweiterfolgreichste Landesauswahl in Europa nach Spanien. In Abbildung 1 müssen jedoch zwei entscheidende Aspekte erwähnt werden. Zum einen errangen die Juniorinnen acht der elf Titel für Deutschland, deren Nachwuchsarbeit in vorliegender Arbeit nicht weiter thematisiert wird. Zum anderen wurden die Juniorentitel allesamt im Jahr 2009 mit der U17, U19 und der U21 gewonnen, wofür Deutschland mit der Maurice Burlaz Trophäe ausgezeichnet wurde, welche die beste Nachwuchsarbeit eines Landes in Europa auszeichnet.18

3.2 Deutsche Fußball Liga

ÄDer Ligaverband [Die Liga - Fußballverband e. V.] ist der Zusammenschluss der lizenzierten Vereine und Kapitalgesellschaften der Fußball-Lizenzligen Bundesliga und 2. Bundesliga, die bis zum 28. April 2001 als außerordentliche Mitglieder dem Deutschen Fußball-Bund e. V. (DFB) unmittelbar angehörten.“19

Seit dem 01. Juli 2001 obliegt die Austragung der Wettkämpfe um den Deutschen Fußballmeistertitel der Tochtergesellschaft des Ligaverbandes, der Deutschen Fußball Liga GmbH. Darunter fällt die Organisation und Vermarktung des Spielbetriebs der Bundesliga und 2. Bundesliga mit insgesamt 612 Spielen sowie die Ausrichtung der Relegationsspiele beider Ligen. Das Kerngeschäft der DFL stellt die Lizenzierung der 36 Proficlubs der höchsten deutschen Spielklassen dar.20 Ferner bekennt sich die DFL dazu, „die Entwicklung von talentierten Nachwuchsspielern insbesondere durch eine qualitativ hohe Ausbildung in den Leistungszentren zu unterstützen und zu fördern.“21

3.2.1 Leistungszentren als Lizenzierungsvorschrift

Der Ligaverband beschloss am 28. Februar 2001 eine verpflichtende Einführung von Leistungszentren aller 18 Bundesligavereine. Die Unterhaltung eines Leistungszentrums für Nachwuchsspieler wurde zur Spielzeit 2001/2002 zu einer Voraussetzung zum Erhalt der Lizenz. Zur Saison 2002/2003 wurden die Leistungszentren ebenfalls zur Lizenzierungsvorschrift für alle Vereine der 2. Bundesliga.22

Die Erfüllung der sportlichen, rechtlichen, personellen und administrativen, infrastrukturellen und sicherheitstechnischen, medientechnischen und finanziellen Kriterien gelten gemäß der Lizenzierungsordnung (LO) der Deutschen Fußball Liga GmbH als Voraussetzung der Lizenzerteilung für die Erst- und Zweitligisten. Unter § 3 Sportliche Kriterien wird zweitens verlangt, dass der Lizenzverein eine Fördereinrichtung des Juniorenfußballs als Leistungszentrum führt. Der sportliche Unterbau hat den Anforderungen und Richtlinien für die Errichtung und Unterhaltung von Leistungszentren der Teilnehmer der Lizenzligen zu entsprechen.23 „Diese Lizenzierungsvoraussetzung gilt verbindlich für alle Bewerber der Bundesliga und 2. Bundesliga.“24

3.2.2 Richtlinien für die Errichtung und Unterhaltung von Leistungszentren

Nachfolgend werden in Anhang V der Lizenzierungsordnung (LO) die Richtlinien für die Errichtung und Unterhaltung von Leistungszentren der Teilnehmer der Lizenzligen dargelegt.

ÄZiel des Aufbaus von Leistungszentrum ist es, die Qualität der Juniorenausbildung im Lizenzbereich und oberen Amateurbereich zu optimieren.“25

Hierzu erfolgen in der Lizenzierungsordnung allgemeine strukturelle Voraussetzungen für alle Leistungszentren. Im Folgenden wird lediglich die Strukturierung der Leistungszentren erläutert, weil diese in Kapitel 5 von Relevanz ist.

In den Leistungszentren wird die Anzahl der Nachwuchsmannschaften dem Alter entsprechend in Grundlagen-, Aufbau- und Leistungsbereich unterteilt. Die Vereine müssen den Nachweis von mindestens sieben bis maximal neun Mannschaften im Aufbau- und Leistungsbereich erbringen.26

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 1: Anzahl der Nachwuchsmannschaften in den Leistungszentren. Quelle: Eigene Darstellung nach DFL, 2007, S. 2.

Da eine Juniorenmannschaft im Leistungszentrum erst ab den D-Junioren, respektive der U12 zu führen ist - siehe Tabelle 1 - wird ein Nachwuchsspieler im weiteren Verlauf und insbesondere bei der Vorstellung der Erhebungskriterien in Kapitel 5 ab der U12 betrachtet.

3.3 Lizenzvereine der Bundesliga und 2. Bundesliga

Seit der Jahrtausendwende und dem Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft bei der EM 2000 hat eine Zeit des Umdenkens im deutschen Fußball begonnen. War es den Vereinen bis dato selbst überlassen eine adäquate Nachwuchsförderung zu betreiben, unterstützten fortan DFB und DFL respektive der Ligaverband die Lizenzvereine.27 Die Ausgestaltung der Nachwuchsarbeit in den Vereinen wurde beispielsweise durch die Lizenzierungsordnung festgehalten:

ÄDie Errichtung, Unterhaltung sowie die Arbeitsinhalte der Leistungszentren sind inhaltlich, methodisch und organisatorisch von den Teilnehmern der Lizenzligen weiter auszugestalten, sofern dies nicht von den Grundsätzen, der Richtlinien abweicht.“28

Ferner „soll eine Harmonisierung mit den Projekten der Talentförderung des DFB angestrebt werden“29, die als Grundlage der Arbeitsinhalte in der Nachwuchsförderung diente und in Kapitel 3.1 bereits zusammengefasst wurde.

3.3.1 Ziele

Per Lizenzstatut sind die Erst- und Zweitligisten zum Aufbau und Unterhalt eines Leistungszentrums für Talente verpflichtet, woraus sich verschiedene Ziele in den Vereinen ableiten lassen:

- ÄIntegration möglichst vieler eigener Talente in den Lizenzspieler-Kader
- Refinanzierung durch diese Äablösefreie“, aber spielstarke Ergänzung des Lizenzspieler-Kaders sowie lukrative Transfers eigener Perspektivspieler  Perspektivischer Aufbau einer erfolgreichen, homogenen und attraktiven 1. Mannschaft auf Basis einer stabilen Spielphilosophie
- Größere Identifikation der Fans mit jungen Lizenzspielern aus der Region
- Positives Image des Vereins durch intensiv gepflegte Kooperationen mit Amateurvereinen aus der Region.“30

ÄDie vereinseigene Talent- und Eliteförderung kann für den Lizenzverein somit eine herausragende Ressource sein, die Wettbewerbsvorteile auf dem Fußballmarkt ermöglicht.“31

Die „Integration möglichst vieler eigener Talente in den Lizenzspieler-Kader ist als übergeordnetes Ziel der Lizenzvereine anzusehen. Anhand dessen können darüber hinaus etwaige Bundesligaeinsätze sowie gute Leistungen zur Refinanzierung beitragen, indem sich der Marktwert der Spieler um ein vielfaches steigert. Diese Art der Refinanzierung durch mögliche Transferlöse junger Spieler soll in vorliegender Arbeit jedoch - wie bereits anfangs erwähnt - vernachlässigt werden. Wie die Ausgestaltung der Nachwuchsförderung in den Lizenzvereinen in der Praxis umgesetzt wird, wird in folgendem Abschnitt erklärt.

3.3.2 Ausgestaltung der Nachwuchsförderung

Die Ausgestaltung der Nachwuchsarbeit obliegt jedem Verein selbst, wie in Kapitel 3.2 beschrieben wurde. Merkliche Unterschiede sind in der Zielformulierungen der Vereine nicht zu erkennen, wenn beim 1. FSV Mainz 05 von einem „professionellen Leistungsaufbau von der Basis bis zur Spitze“ die Rede ist, wohingegen die SpVgg Greuther Fürth von „Nachwuchs und Talente ausbilden und fördern“32 spricht. Ebenso plakativ formuliert der VfB Stuttgart seine Ziele mit den „jungen Wilden“ wie folgt, „ Wer die Jugend hat, hat die Zukunft“ und bedient sich dabei den Worten Napoleon Bonapartes.33 Das Primärziel aller 36 Bundesligavereine ist es somit, eine hohe Anzahl an eigenen Nachwuchsspielern in den eigenen Lizenzspielerkader zu integrieren.

Die Vereine postulieren z. B. einen ganzheitlichen Ausbildungsansatz auf dem Weg in den eigenen Lizenzspielerkader. Die Talente sollen nicht nur eine sportliche Ausbildung erfahren, sondern auch eine schulische Ausbildung erhalten sowie in ihrer Persönlichkeit gefördert werden.34 Dieser Ansatz wird mittlerweile deutschlandweit in den Leistungszentren umgesetzt.

3.4 Double PASS

Das belgische Unternehmen Double PASS (Spezialisierung auf Qualitätsmanagement im Sport) befasst sich seit 2006 mit der Analyse, Bewertung und Zertifizierung der Nachwuchsleistungszentren im deutschen Profifußball. Das Ziel von DFB und DFL war es, Kriterien zur Bewertung der Nachwuchsleistungszentren zu entwickeln, um die Leistungszentren bewerten und vergleichen zu können. Dabei entschloss sich ein Komitee von DFB und DFL für ein unabhängiges Unternehmen, um eine eventuelle Vorteilnahme einzelner Vereine auszuschließen. Die beiden Schwerpunkte von Double PASS lagen fortan auf der Zertifizierung der Nachwuchsleistungszentren der Lizenzligen sowie einer fachlichen Unterstützung bei der Bewältigung standortspezifischer Probleme. Dadurch sollte eine nachhaltige Qualitätsverbesserung und Effektivitätssteigerung erreicht werden. Double PASS gab außerdem der Zertifizierungssoftware den Namen Foot PASS.35

3.4.1 Die Zertifizierung der Nachwuchsleistungszentren

Zur weiteren Optimierung der Ausbildung in den Leistungszentren entschlossen sich DFB und DFL das sportartspezifische Zertifizierungsinstrument Foot PASS von der Firma Double PASS GmbH in Deutschland zu implementieren, um die Qualität der Nachwuchsarbeit nachhaltig zu verbessern.36 Seit 2007 sind alle Vereine der Bundesliga und 2. Bundesliga verpflichtet an der Zertifizierung teilzunehmen, die ein Leistungszentrum nach § 3 Nr. 2 der Lizenzspielerordnung (LO) unterhalten.37 Das primäre Ziel der Zertifizierung ist das systematische Verbessern der Ausbildung und Bedingungen in den Leistungszentren.38

In der Zertifizierung der Nachwuchsleistungszentren werden folgende acht Qualitätsdimensionen für eine objektive Bewertung herangezogen:

- Strategie & Finanzen
- Organisation & Verfahren
- Fußballausbildung & Bewertung  Unterstützung & Bildung  Personal
- Kommunikation & Kooperation  Infrastruktur & Ausstattung  Effektivität & Durchlässigkeit

Für die acht Qualitätsdimensionen werden insgesamt 5000 Punkte vergeben. Für mindestens 50 Prozent der Gesamtpunktzahl erhält das jeweilige Leistungszentrum einen Zertifizierungsstern. Ab 57,5 Prozent erhält ein Leistungszentrum zwei Sterne und ab mindestens 65 Prozent, ergo 3.250 Punkte sogar den dritten Stern.39

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Klassifizierung der Kriterien von Foot PASS. Quelle: Double PASS, DFB & DFL, 2010, S. 12.

Der Wettkampf um die höchstmögliche Sternanzahl hat neben dem sportlichen auch einen finanziellen Anreiz für die Proficlubs. Die DFL erhält jährlich rund 7,5 Mio. Euro von der UEFA aus dem Champions-League-Solidaritätsfonds. Dieses Geld wird mithilfe des Drei-Sterne-Bewertungssystems an die Leistungszentren verteilt. Die Gelder aus dem Champions-League-Solidaritätsfonds werden für die Clubs entsprechend der Wertigkeit der Zertifizierungsergebnisse ausgeschüttet. Für jeden Stern erhalten die Clubs jährliche Zusatzeinnahmen in Höhe von 100.000 Euro. Die Höchstbewertung von drei Sternen wird somit mit einer jährlichen Summe von 300.000 Euro vergütet.40

3.4.2 Nachwuchsleistungszentren

Die 36 Profivereine der Bundesliga und 2. Bundesliga haben dank der Zertifizierung die Möglichkeit auf ein zertifiziertes Nachwuchsleistungszentrum, sofern die Jugendabteilung des bewerteten Clubs mindestens 50 Prozent des Gesamtergebnisses von 5.000 Punkte erreicht. Erhält ein Bundesligaverein einen Stern, darf sich der Verein für die vorliegende Zertifizierungsphase, respektive für die folgenden drei Jahre Nachwuchsleistungszentrum nennen. Das hat für den Verein höhere Ausbildungsentschädigungen gemäß der Sternevergabe zur Folge. Für einen Spieler eines Drei Sterne zertifizierten Nachwuchswuchsleistungszentrums ist dementsprechend eine höhere Ausbildungsentschädigung an den abgegebenen Verein zu zahlen. Diese beträgt maximal 42.000 Euro, wenn das vorliegende Talent seit der U12 im Verein gespielt hat.41

4 Aktueller Forschungsstand

Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit der in Kapitel 3.4.1 beschriebenen Zertifizierung und bei genauerer Betrachtung mit der Effektivitätsmessung nach Foot PASS, die gleichzeitig als aktueller Forschungsstand der vorliegenden Arbeit dient.

4.1 Messung der Effektivität & Durchlässigkeit in der Zertifizierung

Double PASS nimmt in seiner Zertifizierungssoftware Foot PASS Deutschland eine Messung der Effektivität & Durchlässigkeit der Leistungszentren vor. Im Folgenden werden die Kriterien erläutert, die als Bewertungsgrundlage der achten Dimension Effektivität & Durchlässigkeit dienen. Die übergeordnete Zielstellung lautet:

ÄSportliche Erfolge und Titel sind primär in höheren Altersklassen ein direkter Nachweis der Leistungsstärke. Am Ende muss sich ein Leistungszentrum aber vor allem daran messen lassen, wie viele spielstarke Perspektivspieler den Sprung in den Lizenzfußball schaffen.“42

Die Zertifizierung überprüft und beurteilt den nachweisbaren Anteil junger Spieler, die über einen vorgegebenen Mindestzeitraum im Leistungszentrum ausgebildet wurden und in der gerade abgelaufenen Saison43

- die Local-Player-Regelung44 erfüllten
- vorgegebene Spieleinsätze (Einwechslungen) in der eigenen Lizenzmannschaft erreichten
- sogar für die Startelf der eigenen Lizenzmannschaft nominiert waren
- nach einem Transfer bereits im Kader bzw. in der Startelf einer anderen Lizenzmannschaft wiederzufinden waren
- für ein Länderspiel einer Nationalmannschaft ab der U17 nominiert waren.45

Wie folgt werden Effektivität und Durchlässigkeit in Foot PASS anhand vier SubDimensionen bewertet. Diese unterteilen sich wiederum in 14 einzelne Kriterien der jeweiligen Sub-Dimensionen.

4.1.1 Durchlässigkeit in den Nachwuchsteams

Die Durchlässigkeit in den Nachwuchsteams wird in Foot PASS anhand der „Anzahl der Spieler des U15-, U16- und U17-Jahrgangs gemessen, die mindestens drei Jahre im eigenen Leistungszentrum des Vereins ausgebildet wurden.“46

4.1.2 Durchlässigkeit zur Lizenz- und U23 Mannschaft

Die Durchlässigkeit zur Lizenz- und U23 Mannschaft wird anhand fünf Kriterien bewertet. Dabei wird der grundlegende Prozess der Übernahme in die nächsthöheren Mannschaften eines Vereins, der Lizenz- und U23-Mannschaft beschrieben:

- Anzahl der ‚Local Player‘, die mindestens drei Jahre zwischen 15 und 21 Jahren vom Verein / Leistungszentrum ausgebildet wurden
- Anzahl der Spieler des Lizenzkaders, die mindestens vier Jahre bis zum Jahrgang U22 vom Verein / Leistungszentrum ausgebildet wurden; mit der Unterscheidung nach Ausbildungsjahren (bis acht Jahre) im LZ / Verein
- Anzahl (%) der Spieler des Lizenz- und U23-Kaders, die mindestens vier Jahre bis zum Jahrgang U22 vom eigenen Verein / Leistungszentrum ausgebildet wurden; mit der Unterscheidung nach Ausbildungsjahren (bis acht Jahre) im LZ / Verein  Anzahl der Lizenzspieler in den Bundesligen, die mindestens vier Jahre bis zum Jahrgang U22 vom eigenen Verein / Leistungszentrum ausgebildet wurden; mit der Unterscheidung nach Ausbildungsjahren (bis acht Jahre) im LZ / Verein  Anzahl der U20-Spieler des aktuellen Lizenz- oder U23-Kaders, die mindestens drei Jahre im eigenen Leistungszentrum (Verein) ausgebildet wurden (Übernahme) 47

Lediglich ein Kriterium untersucht die Spieler anderer Bundesligisten, die jedoch mindestens vier Jahre im eigenen Verein ausgebildet sein müssen, um bewertet zu werden. Ansonsten steht die Ausbildung für die eigene Lizenz- oder U23 Mannschaft im Vordergrund. Dazu werden die Spieler des Jahrgangs U22 rückwirkend für die zurückliegenden acht Jahre betrachtet.

4.1.3 Einsätze in der Lizenz- und U23 Mannschaft

Weitere fünf Kriterien beschreiben die Messung der Effektivität und Durchlässigkeit in Bezug auf die Einsätze in der Lizenz- und U23 Mannschaft.

- Anzahl der Spieler bis zum Jahrgang U22, die mindestens 4 Jahre vom Verein ausgebildet wurden und in der aktuellen Saison bei mindestens drei offiziellen Wettbewerbsspielen der eigenen Lizenzmannschaft eingesetzt wurden.

- Anzahl der Spieler bis zum Jahrgang U22, die mindestens 4 Jahre vom Verein ausgebildet wurden und in der aktuellen Saison bei mindestens drei offiziellen Wettbewerbsspielen der eigenen Lizenzmannschaft in der Startelf standen.

- Anzahl der Spieler bis zum Jahrgang U22, die mindestens 4 Jahre vom Verein ausgebildet wurden und in der aktuellen Saison bei mindestens drei offiziellen Wettbewerbsspielen bei einem Bundesligisten eingesetzt wurden.

- Anzahl der Spieler bis zum Jahrgang U22, die mindestens 4 Jahre vom Verein ausgebildet wurden und in der aktuellen Saison bei mindestens drei offiziellen Wettbewerbsspielen bei einem Bundesligisten in der Startelf standen.

- Anzahl der Spieler aus dem eigenen Leistungszentrum, die während der vergangenen 5 Saisons an den eigenen Lizenzkader herangeführt wurden und das erste Wettbewerbsspiel in der Bundesliga (BL und 2.BL) bestritten haben.48

Aus den fünf vorliegenden Kriterien wird ersichtlich, dass eine Vereinszugehörigkeit der U22 Spieler von mindestens vier Jahren gegeben sein muss. Ferner wird unterschieden, ob ein ausgebildeter Spieler im eigenen Lizenzspieler-Kader oder im Kader eines Bundesligisten eingesetzt, respektive eingewechselt wurde. Darüber hinaus wird ermittelt, ob ein Spieler bis zum Jahrgang U22 sogar in der Startelf der eigenen Lizenzmannschaft oder eines anderen Bundesligisten stand. Das fünfte Kriterium klärt die Frage nach der Durchlässigkeit von Spielern aus dem eigenen Leistungszentrum, die in den zurückliegenden fünf Spielzeiten Bundesligaspiele in der Bundesliga oder 2. Bundesliga bestritten haben.

4.1.4 Auswahlen - gestellte und herangeführte Spieler

„Anzahl der Spieler, die mindestens fünf Jahre im Verein/Leistungszentrum ausgebildet wurden und in der aktuellen Saison für ein Wettkampfspiel der Nationalmannschaft (ab U17) nominiert wurden.“49

4.2 Kritische Betrachtung

Die Zertifizierung gestaltet seit 2007 eine erstmalige Bewertung deutscher Leistungszentren der Bundesliga und 2. Bundesliga, worunter die achte Qualitätsdimension der Effektivität und Durchlässigkeit für vorliegende Arbeit von Relevanz ist.

Die Begrifflichkeit der Effektivität erschließt sich in der Zertifizierung aus den Sub- Dimensionen, die in Kapitel 4.1.1 bis 4.1.4 vorgestellt wurden. Demnach werden die Kadernominierungen sowie die Einsätze in der eigenen Lizenzmannschaft oder bei einem Bundesligisten bewertet. Die Mindestanzahl ist mit drei Nominierungen oder Spielen festgelegt. Bei näherem Betrachten erweist sich diese Vorgehensweise in zwei Punkten als schwierig. Zum einen anhand der Tatsache, dass zwischen Kadernominierungen und Pflichtspieleinsätzen unterschieden wird. Eine Kadernominierung ist der Logik folgend, eine Grundvoraussetzung eines Einsatzes in der Lizenzmannschaft. Insofern sind Kadernominierungen häufiger in der Vita eines Spielers anzutreffen, als die Anzahl der absolvierten Spiele. Dies wird anhand der zurückliegenden Spielzeit eines Frankfurter Nachwuchstalents deutlich:

Der 20-jährige Sonny Kittel war insgesamt 18 Mal für Bundesligaspiele nominiert. Lediglich sechs Einwechslungen mit einer Gesamtspielzeit von 39 Minuten stehen zwölf Nominierungen ohne einen Einsatz gegenüber.50 Im Gegensatz dazu absolvierte der ebenfalls 20-jährige Shawn Parker vom 1. FSV Mainz 05 in derselben Spielzeit 2012/2013 16 Bundesligaspiele, davon zehn von Beginn an, bei sechs Einwechslungen. Insgesamt stehen bei Parker 23 Kadernominierungen für die Lizenzmannschaft bei einer Gesamtspieldauer von 820 Minuten gegenüber.51

Anhand der beiden Nachwuchstalente Kittel und Parker wird deutlich, warum eine Unterscheidung in Kadernominierungen und Einsätzen - die wiederum in Startelfeinsätzen und Einwechslungen unterschieden werden - nicht zielführend im Hinblick der Effektivitätsmessung ist. Kittel, der mit 18 Kadernominierungen Parker mit 23 Nominierungen kaum nachsteht, weist jedoch eine bedeutend geringere Spieldauer in der Bundesliga auf. Nimmt man die Torhüter außen vor, die sogar 34 Kadernominierungen erhalten können und dabei keinen Einsatz zwischen den Pfosten bestreiten, so wird eines deutlich. Die Kadernominierungen spiegeln nicht die Realität wieder, ob ein Nachwuchstalent aus der eigenen Jugend den Sprung in die Bundesliga bewältigt hat.

Zum anderen hat eine Mindestanzahl von drei Nominierungen oder Spielen eine Abwertung der Spieler zur Folge, die beispielsweise mit 19 Jahren bereits 100 Pflichtspiele für ihren Verein absolviert haben, wie es bei Julian Draxler der Fall war.52 Die Kluft zwischen drei absolvierten Spielen und einer Vielzahl von Einsätzen, wie bei Julian Draxler, ist demnach zu groß und lässt eine qualitative Messung der Effektivität nicht zu.

ÄDie Effizienz eines Leistungszentrums lässt sich quantitativ exakt daran festmachen, wie viele hier ausgebildete Talente sich im Spitzenfußball etablieren!“53

Der aktuelle Forschungsstand, der durch die Zertifizierung und die vorliegende Effektivitätsmessung beschrieben wird, ist demzufolge eine quantitative Messung der vorliegenden 14 Einzelkriterien der Qualitätsdimension Effektivität & Durchlässigkeit. Wenn sich ein Leistungszentrum daran messen lässt, wie viele spielstarke Perspektivspieler schlussendlich den Sprung in den Lizenzfußball schaffen,54 dann sind die Bewertungen der Nominierungen für die U-Nationalmannschaften sowie die Durchlässigkeit in den Nachwuchsmannschaften hinfällig. Denn beide Kriterien sind nicht zielführend im Hinblick der definierten Effektivität im Nachwuchsfußball. Die Ableitung der Effektivität nach Nufer und Bühler aus Kapitel 2.2 sieht die Integration in den Lizenzkader als erwünschten Output für eine effektive Nachwuchsförderung an, wohingegen die tatsächlichen Bundesligaeinsätze eines Spielers, als aktueller Output definiert werden. Im folgenden Kapitel wird demnach eine Begriffsverschiebung der Effektivität im Nachwuchsfußball abgeleitet nach Nufer und Bühler vorgenommen. Im Vordergrund steht die qualitative Bewertung der Effektivität, so dass eine eigenständige Methodik der Messung ausgearbeitet wird, die sich grundlegend von der in diesem Kapitel vorgestellten Methodik unterscheidet. Untersuchungskriterien, Daten sowie deren Erhebung werden im nächsten Kapitel vorgestellt.

5 Forschungsdesign

In diesem Kapitel erfolgt die Darstellung des Forschungsdesigns mit Blick auf die eigenständige Effektivitätsmessung. Im Folgenden werden das Erhebungsverfahren, der -zeitraum sowie die Untersuchungskriterien näher vorgestellt. Außerdem wird eine unterschiedliche Gewichtung der Untersuchungskriterien vorgenommen. Zusammengefasst wird das folgende Kapitel im 6-Punkte-Scoring-Modell.

5.1 Erhebungsverfahren und Herkunft der Daten

Um den „Deutschen Nachwuchs Meister im Fußball“ empirisch ermitteln zu können, ist eine empirische Analyse ausgewählter Untersuchungskriterien in einem definierten Erhebungszeitraum notwendig. Aufgrund der Betrachtung der Nachwuchsarbeit sind die Spieler als Untersuchungsobjekte bis hin zu einem definierten Alter zu betrachten. Aus diesem Grund ist das Erhebungsverfahren eine Teilerhebung, da mit dem Alter eine Auswahlmöglichkeit der Spieler gegeben ist. Die Herkunft der Daten erfolgte anhand einer Sekundärerhebung. Dabei dienten an erster Stelle die Onlinedatenbanken von dfb.de, kicker.de und transfermarkt.de zur Erhebung der Spielerdaten. Ebenso wurden die Kicker-Sonderhefte 2010/2011, 2011/2012 und 2012/2013 als Quellen gesichtet, um die relevanten Kriterien für die Untersuchung zu akquirieren. Die vorhandenen Originaldaten waren anhand eben genannter Quellen dargestellt. Dabei wurden lediglich die Spielerdaten aufgegriffen, wie sie in den vorliegenden Quellen zu finden sind. Das Erhebungsverfahren entspricht somit einer empirischen Analyse von Sekundärdaten.

5.2 Erhebungszeitraum

Der Erhebungszeitraum der vorliegenden Untersuchung erstreckt sich über die drei zurückliegenden Spielzeiten von 2010 bis 2013. Dieser Erhebungs- und Bewertungszeitraum entspricht dem Bewertungszyklus der Firma Double PASS, welche die Leistungszentren der Lizenzvereine mit ihrer entwickelten Software Foot PASS bewerten. Die Messung der Effektivität und Durchlässigkeit unterliegt somit der Objektivität des erhobenen Zeitraums von drei Jahren und kann unabhängig in jedem Verein unternommen werden. Außerdem stellt der vorliegende Erhebungszeitraum von 2010 bis 2013 sicher, dass die Aktualität der Ausbildung in den deutschen Leistungszentren untersucht wird, indem die drei zurückliegenden Spielzeiten betrachtet werden.

5.3 Untersuchungsobjekte

Die Untersuchungsobjekte gliedern sich nach Spieler, Ligen und Vereine auf, die im weiteren Verlauf des methodischen Vorgehens erläutert werden.

5.3.1 Spieler

Der Hauptuntersuchungsgestand der Analyse sind die Nachwuchsspieler der Bundesligavereine, die mindestens ein Pflichtspiel in den beiden höchsten Spielklassen im deutschen Fußball bestritten haben und dabei nicht älter als 21 Jahre sind. Da im Nachwuchsfußball eine Altersklasseneinteilung auf Nationalverbandsebene bis hin zur U21 besteht - wie in Kapitel 3.1.3 geschildert - wurde der Spieler als Untersuchungsobjekt lediglich bis 21 Jahre untersucht.

5.3.2 Ligen

Die insgesamt 36 Vereine der Bundesliga und 2. Bundesliga sind wie in Kapitel 3.2 beschrieben, der Deutschen-Fußball-Liga GmbH zugeordnet. Die Organisation des Spielbetriebs sowie die Lizenzvorgaben sind von allen 36 Bundesligisten einzuhalten, worunter auch die Bestimmungen der Lizenzordnung (LO) für die Nachwuchsförderung in Anhang V (siehe Kapitel 3.2.2) für die Vereine der Bundesliga und 2. Bundesliga festgehalten sind. Somit grenzen sich die beiden höchsten Spielklassen im deutschen Profifußball von der 3. Liga ab, deren Organisation dem DFB obliegt und die Lizenzvoraussetzungen für den Nachwuchsbereich weitaus weniger straff geregelt sind. Außerdem erfolgt die Zertifizierung der Nachwuchsleistungszentren verbindlich im ersten Jahr nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga, so dass eine Übernahme der beiden höchsten Ligen für die Untersuchung gerechtfertigt ist und die 3. Liga damit nicht untersucht wird.

5.3.3 Vereine

Konkret wurden die Vereine der Bundesliga und der 2. Bundesliga seit 2010 in den Fokus der Untersuchung gerückt. Die Anzahl der untersuchten Vereine beträgt 42, da die Auf- und Absteiger in die beiden höchsten deutsche Fußball-Ligen der drei Spielzeiten 2010 bis 2013 berücksichtigt werden mussten, so dass einige Vereine sowohl in der Bundesliga, als auch in der 2. Bundesliga zum Gegenstand der Untersuchung wurden.

Folgende 22 Vereine der Bundesliga wurden im vorliegenden Erhebungszeitraum 2010 bis 2013 untersucht:

- FC Bayern München
- Borussia Dortmund
- Bayer 04 Leverkusen
- FC Schalke 04
- SC Freiburg
- Eintracht Frankfurt
- Hamburger SV
- Borussia Mönchengladbach
- Hannover 96
- 1. FC Nürnberg
- VfL Wolfsburg
- VfB Stuttgart
- 1. FSV Mainz 05
- Werder Bremen
- FC Augsburg
- 1899 Hoffenheim
- Fortuna Düsseldorf
- SpVgg Greuther Fürth
- Hertha BSC
- 1. FC Köln
- 1. FC Kaiserslautern
- FC St. Pauli

Folgende 28 Vereine der 2. Bundesliga wurden im Erhebungszeitraum 2010 bis 2013 untersucht:

- Hertha BSC
- Eintracht Braunschweig
- 1. FC Kaiserslautern
- FSV Frankfurt
- 1. FC Köln
- 1860 München
- 1. FC Union Berlin
- Energie Cottbus
- VfR Aalen
- FC St. Pauli
- MSV Duisburg
- SC Paderborn 07
- FC Ingolstadt 04
- VfL Bochum
- FC Erzgebirge Aue
- Dynamo Dresden
- SV Sandhausen
- Jahn Regensburg
- SpVgg Greuther Fürth
- Eintracht Frankfurt
- Fortuna Düsseldorf
- FC Augsburg
- Karlsruher SC
- Alemannia Aachen
- Hansa Rostock
- VfL Osnabrück
- Arminia Bielefeld
- RW Oberhausen

Aufgrund der Auf- und Abstiege einiger Vereine wurden diese sowohl in der Bundesliga, als auch in der 2. Bundesliga einzeln betrachtet so dass schlussendlich 42 Vereine aus den zwei höchsten deutschen Spielklassen in dem vorliegenden Bewertungszeitraum von 2010 bis 2013 untersucht wurden.

Für eine genaue Betrachtung ist in folgender Tabelle die jeweilige Ligazugehörigkeit der 42 untersuchten Vereine aufgelistet. Daraus ist ersichtlich, dass der Karlsruher SC z. B. in der zurückliegenden Spielzeit 2012/2013 nicht untersucht wurde, da eine Ligazugehörigkeit in der Bundesliga oder 2. Bundesliga nicht gegeben war.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 2: Ligazugehörigkeit der Clubs von 2010 bis 2013. Quelle: Eigene Darstellung nach Kicker Sonderheft, 2010-2012.

5.4 Untersuchungskriterien

Um die Effektivität der deutschen Leistungszentren der Erst- und Zweitligisten messbar zu gestalten, mussten zunächst spezifische Kriterien definiert werden. Als Grundlage diente die Definition der Effektivität im Nachwuchsfußball aus Kapitel 2.2.

5.4.1 Bundesligaeinsätze bis 21 Jahre

Die Bundesligaeinsätze werden im vorliegenden Erhebungszeitraum als notwendiges Kriterium angesehen. Aus diesem Grund wurden nur Spieler analysiert, die Einsätze in der Bundesliga oder 2. Bundesliga bis zum Alter von 21 Jahren absolviert haben.

Mit dem Ende der Juniorenzeit in der U19 wechselt der Nachwuchsspieler in den aktiven Herrenbereich. Dies bildet die Grundlage für das erste Kriterium der Einsätze eines Spielers in der Bundesliga bis 21 Jahre. Vom Austritt aus dem Juniorenbereich, bis hin zum 21. Lebensjahr sind es exakt zwei Bundesligaspielzeiten, die für eine Bewertung untersucht werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 3: Erklärung der Bundesligaeinsätze bis 21 Jahre. Quelle: Eigene Darstellung.

Der Austritt aus dem Juniorenbereich für den Jahrgang 1991 erfolgte z. B. zur Saison 2009/2010, so dass die darauffolgende Spielzeit 2010/2011, als erste Saison für einen Spieles des Jahrgangs 1991 im aktiven Herrenbereich zu werten ist. Diese ist durch die Farbe Gelb ersichtlich. Gemäß der Bewertungsgrundlage ist die Saison 2011/2012 die letzte Spielzeit des Jahrgangs 1991, bevor der Spieler 21 Jahre alt ist. Diese Spielzeit des Jahrgangs 1991 wird mit der Farbe Rot markiert. Somit entfällt die Saison 2012/2013 eines Spielers des Jahrgangs 1991 aus der Untersuchung, da er bereits das 21. Lebensjahr überschritten hat. Die Saison 2012/2013 ist hingegen für den Jahrgang 1993 die erste Spielzeit im aktiven Herrenbereich. Ein Spieler des Jahrgangs 1993, der in der Saison 2010/2011 in der Bundesliga eingesetzt wird, also zwei Jahre vor Austritt aus dem Juniorenbereich, wird mit der Farbe Dunkelgrün gekennzeichnet. Erhält derselbe Spieler ebenfalls Bundesligaeinsätze in der Spielzeit 2011/2012, wird er mit der Farbe Hellgrün versehen.

Aus den Jahrgängen der untersuchten Spieler ergibt sich das jeweilige Alter bei den Bundesligaeinsätzen in einer der drei Spielzeiten von 2010 bis 2013. Das Alter des eingesetzten Spielers korreliert mit der Saison des Profieinsatzes für die Lizenzmannschaft des Vereins, die wiederum an den Juniorenaustritt mit 19 Jahren ausgelegt ist. Dies wird in folgender Tabelle ersichtlich:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 4: Definition des Alters in Bezug auf die Saison des Profieinsatzes. Quelle: Eigene Darstellung.

5.4.2 Vereinszugehörigkeit nach im Leistungszentrum

Als hinreichendes Kriterium wurde die Vereinszugehörigkeit im Leistungszentrum definiert. Neben den Bundesligaeinsätzen der Nachwuchsspieler bis 21 Jahre wurden die Talente im zweiten Kriterium hinsichtlich ihrer Vereinszugehörigkeit im Leistungszentrum untersucht. Jeder Spieler, der sein Profidebüt in der Bundesliga oder 2. Bundesliga gegeben hat, wird in der Untersuchung analysiert, für welchen Verein er in der Jugend aktiv war. Insgesamt werden acht Ausbildungsjahre von der U12 bis hin zur U19 betrachtet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 5: Erklärung der Vereinszugehörigkeit im Leistungszentrum. Quelle: Eigene Darstellung.

Zum Verständnis der Methodik des zweiten Kriteriums wird jeder Spieler nach seinem Jahrgang betrachtet. Der Erhebungszeitraum der Untersuchung von 2010 bis 2013 ist nach wie vor den entsprechenden farblichen Markierungen zugeordnet. Die schwarze, dick markierte und stufenförmige Kennzeichnung beschreibt den Austritt aus dem Juniorenbereichs eines jeden Spielers der Jahrgänge 1990 bis 1995. Für den Jahrgang 1990 wird somit sofort ersichtlich, dass die Spielzeit 2008/2009 die letzte Saison im Juniorenbereich darstellt. Dahingehend werden die acht Ausbildungsjahre bis hin zur U12 dargestellt. Jeder Spieler kann demnach seinem Jahrgang entsprechend untersucht werden, in welchem Alter er sich dem Leistungszentrum eines Erst- oder Zweitligisten angeschlossen hat.

5.5 Gewichtung der einzelnen Kriterien

Um eine Vergleichbarkeit der Bewertungsgrundlagen zu gewährleisten, wurde eine unterschiedliche Gewichtung für Bundesligaeinsätze bis 21 Jahre sowie der Vereinszugehörigkeit im Leistungszentrum eingeführt. Dieses Vorgehen ist in Hinsicht der Effektivität und der Durchlässigkeit zwingend notwendig, um die übergeordnete Frage zu beantworten, wer die effektivste Nachwuchsförderung im deutschen Profifußball besitzt.

5.5.1 Bundesligaeinsätze bis 21 Jahre

Dazu werden die farblichen Markierungen aus Kapitel 5.4.1 übernommen und mit einer Gewichtung versehen. Diese Gewichtung spiegelt den Faktor der jeweiligen Spielzeit wider, in welcher der Nachwuchsspieler ein Bundesligaeinsatz absolviert hat. Das Alter des Spielers, welches in Tabelle 3 einer Spielzeit vor oder nach Beendigung der Juniorenzeit zugeordnet wurde, dient dabei als Grundlage für die Gewichtung. Ein Spieler, der zwei Spielzeiten vor dem Juniorenaustritt Spieleinsätze in der Bundesliga oder 2. Bundesliga erhalten hat, wurde mit dem Faktor 4 gewichtet. Ein Spieler, der eine Spielzeit vor dem Juniorenaustritt in einer der beiden höchsten Spielklassen Pflichtspiele bestritten hat, wurde mit dem Faktor 3 gewertet. Ein Spieler, der eine Spielzeit nach dem Juniorenaustritt für die Profis debütiert hat, wurde mit dem Faktor 2 versehen. Ein Spieler, der zwei Spielzeiten nach dem Juniorenaustritt Bundesligaspiele bestritten und gleichzeitig die Altersobergrenze der Untersuchung mit 21 erreicht hat, wurde mit dem Faktor 1 gewichtet. Das Kriterium der Bundesligaeinsätze bis 21 Jahre spaltet sich damit in vier Sub-Kriterien auf. In folgender Tabelle dienen die bisherigen farblichen Markierungen zur Übersicht der Gewichtung.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 6: Gewichtungsfaktoren der Sub-Kriterien nach dem Alter des Spielers. Quelle: Eigene Darstellung.

5.5.2 Vereinszugehörigkeit nach Ausbildungsjahren im Leistungszentrum

Ein Ausbildungsjahr in der Jugend wird mit dem Faktor 1 verrechnet, wodurch sich eine maximale Punktzahl eines Spielers von acht ergibt, wenn er bereits seit der U12 in den Nachwuchsmannschaft des jeweiligen Vereins spielt, wie folgender Tabelle zu entnehmen ist.

Ausbildungsjahr Gewichtungsfaktor

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 7: Vereinszugehörigkeit nach Ausbildungsjahren im LZ. Quelle: Eigene Darstellung.

Des Weiteren erfolgt eine Unterscheidung, ob ein Spieler im Leistungszentrum des aktuellen Clubs für den er seine Bundesligaeinsätze bestritten hat oder ob er in einem anderen Leistungszentrum in Deutschland ausgebildet wurde. Der Gewichtungsfaktor 1 bleibt in beiden Fällen bestehen. Ein untersuchter Spieler erhält dementsprechend einen Maximalwert von acht Ausbildungspunkten, wenn er von der U12 bis zur U19 im Leistungszentrum ausgebildet wurde.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 8: Gewichtungsfaktoren der Vereinszugehörigkeit im Leistungszentrum. Quelle: Eigene Darstellung.

Die Unterscheidung des zweiten Kriteriums ist für die Bewertungsgrundlage der Punktevergabe von Bedeutung, die im nächsten Abschnitt ausführlich erklärt wird.

5.6 6-Punkte-Scoring-Modell

Die vorgestellten Kriterien wurden in einem 6-Punkte-Scoring-Modell zusammengefasst, anhand dessen die empirische Analyse aller Vereine der Bundesliga und 2. Bundesliga und jedes Spielers vereinfacht dargestellt wird.

Das 6-Punkte-Scoring-Modell erschließt sich aus der Gewichtung der einzelnen Kriterien. Der Name rührt aus der Aufspaltung der Bundesligaeinsätze bis 21 Jahre, so dass die vier vorgestellten Sub-Kriterien, zusammen mit den beiden Sub-Kriterien der Vereinszugehörigkeit im Leistungszentrum ein 6-Punkte-Scoring-Modell darstellen. Dies dient im weiteren Verlauf zur Untersuchung aller erhobenen Spieler und ist in abgewandelter Form den Anlagen zu entnehmen.

[...]


1 Nufer & Bühler, 2012, S. 130, zit. nach Malik, 2006, S. 312.

2 Vgl. DFL, 2013, S. 14.

3 Vgl. Lochmann, 2008, S. 42.

4 Harttgen, Milles & Struck, 2010, S. 18.

5 Joch, 1990, S. 55, zit. nach Gabler & Mergner, 1990, S. 8.

6 Nufer & Bühler, 2008, S. 54.

7 Vgl. DFB, 2010d, S. 5.

8 Vgl. DFB, 2012, S. 2ff.

9 Vgl. DFB, 2010a, S. 4.

10 DFB, 2010a, S. 4f.

11 Welt, 1998.

12 Vgl. DFB, 2010d, S. 5.

13 Vgl. DFB, 2010a, S. 4ff.

14 Vgl. DFB, 2009.

15 Vgl. DFB, 2007, S.67.

16 DFB, 2010a, S. 5.

17 DFB, 2010b, S. 8f.

18 Vgl. DFB & Ligaverband/DFL, 2011, S. VI. Einleitung.

19 DFB, 2010c, S. 3.

20 Vgl. Bundesliga.

21 DFB, 2010c, S. 3.

22 Vgl. DFL, 2011, S. 8.

23 Vgl. DFL, 2012a, S. 4.

24 Ebd. S. 4.

25 DFL, 2007, S. 1.

26 Vgl. Ebd., S. 2.

27 Vgl. Schott, 2010, S. 57.

28 DFL, 2007, S. 1.

29 Vgl. Ebd., S. 1.

30 DFB & Ligaverband/DFL, 2011, S. XIIf. Einleitung.

31 Ebd., S. 12. Dimension 1.

32 DFB & Ligaverband/DFL, 2011, S. 10f. Dimension 1.

33 Vgl. Albeck & Schrof zit. nach Fußballtraining 7/07, S. 8.

34 Vgl. Ebd., S. 6.

35 Vgl. Lochmann, 2008, S. 42.

36 Vgl. Double PASS.

37 Vgl. DFL 2007, S. 1.

38 Vgl. Double PASS, DFB & DFL, 2010, S. 2.

39 Vgl. Ebd., S. 8.

40 Vgl. DFL, 2011, S. 9.

41 Vgl. DFL, 2012b, S. 7.

42 DFB & Ligaverband/DFL, 2011, S. 2. Dimension 8.

43 Vgl. Ebd., S. 2.

44 Clubs müssen im Rahmen der Förderung der Nachwuchsarbeit im deutschen Fußball eine Mindestanzahl von vier lokal ausgebildeter Talente als Lizenzspieler unter Vertrag haben.

45 DFB & Ligaverband/DFL, 2011, S. 3. Dimension 8.

46 Double PASS, 2007-2013.

47 Ebd.

48 Double PASS, 2007-2013.

49 Ebd.

50 Transfermarkt, 2013a.

51 Transfermarkt, 2013b.

52 Vgl. Müller, 2013.

53 DFB/Ligaverband/DFL, Dimension 8, 2011, S. 12. Dimension 8.

54 Vgl. Ebd., S. 2.

Ende der Leseprobe aus 178 Seiten

Details

Titel
Professionalisierung in der Fußball-Talentförderung. Effektivität der Clubs der 1. und 2. Bundesliga in der Nachwuchsarbeit seit 2010
Hochschule
Macromedia Fachhochschule der Medien Stuttgart
Note
1,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
178
Katalognummer
V316407
ISBN (eBook)
9783668156364
ISBN (Buch)
9783668156371
Dateigröße
2620 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Auszüge dieser Arbeit wurden 2014 im kicker Sportmagazin in einer vierteiligen Serie über den Nachwuchsfußball in Deutschland veröffentlicht.
Schlagworte
Fußball, Bachelorarbeit, Nachwuchsarbeit, DFB, DFL, Zertifizierung, Bundesliga, Leistungszentren, Deutscher Meister, Sportmanagement, Scoring Modell, 2. Bundesliga
Arbeit zitieren
Christian Stricker (Autor:in), 2013, Professionalisierung in der Fußball-Talentförderung. Effektivität der Clubs der 1. und 2. Bundesliga in der Nachwuchsarbeit seit 2010, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/316407

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