Sicherheit und Verbrechenskontrolle in Gated Communities. Exklusion und ausschließende Handlungen


Seminararbeit, 2015

13 Seiten, Note: 1-2


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Exklusion und ausschließende Handlungen
2.1 Exklusion in der Systemtheorie
2.2 Ausschluss in den Wirtschaftswissenschaften: Das Ausschließbarkeitsprinzip
2.3 Soziale Schließung
2.4 Ausschließende Handlungen

3. Ausschluss und Exklusion in der Literatur überGated communities
3.1 Definitiongated community
3.2 Subjekte der Ausschlüsse - Handelnde Akteure
3.3 Objekte der Ausschlüsse - Wer wird wovon ausgeschlossen?
3.4 Effekte der Ausschlüsse

4.Gated communitiesim Kontext von Devianz und sozialer Kontrolle

5. Synopsis

1. Einleitung

Beschäftigt man sich mit dem Phänomen der sogenannten gated communities, stößt man unweigerlich auf zwei Worte: „Exklusion“ und „ausschließen“. Ziel dieser Arbeit ist es, sich mit diesen beiden Begriffen auseinanderzusetzen und sie im Kontext der gated communities näher zu beleuchten. Dabei wird ein kurzer Abriss verschiedener theoretischer Zugänge zu „Exklusion“ und „ausschließen“ präsentiert, die als Grundlage für das hier vorgestellte Konzept der „ausschließenden Handlungen“ dienen sollen. Der Anspruch an dieses Konzept soll es nicht sein, die soziale Wirklichkeit im Lichte einer neuen Theorie darzustellen, sondern lediglich den Fokus für diese Auseinandersetzung mit dem Phänomen der gated communties zu definieren. Etwas abseits davon soll auch auf einen weiteren Aspekt eingegangen werden, der gated communities oftmals zugeordnet wird, nämlich dem der Sicherheit und Verbrechenskontrolle.

2. Exklusion und ausschließende Handlungen

Im allgemeinen Wortsinn bedeutet Exklusion „Ausschließung“. Der Begriff „ausschließen“ wiederum wird vielfältig verwendet und ist als solcher an sich wertfrei. (vgl. Duden 1996: S. 267 Stichwort: Exklusion)

Über die allgemeine Bedeutung des Ausschließens hinaus wird der Begriff Exklusion sowohl in der Soziologie als auch in der sozialpolitischen Debatte verwendet, wo allerdings unterschiedliche Bedeutungen an ihn geknüpft werden (vgl. Gertenbach 2008: S. 308 - 310) Wird in der Soziologie von Exklusion gesprochen, ist üblicherweise die soziale Exklusion gemeint. Der ansonsten synonyme Begriff des Ausschlusses oder der Ausschließung wird getrennt vom speziellen Phänomen der sozialen Exklusion genutzt und entspricht am ehesten der wert- und kontextneutralen Bedeutung. Der Begriff des Ausschlusses wird vor allem dann angewendet, wenn es darum geht, in welchen Fällen des Ausschlusses man von (sozialer) Exklusion spricht, zu der es eben entsprechende theoretische Konzepte und Definitionen gibt. (vgl. Luhmann 2002: S. 427, Mayrhofer 2009, Kuhm 2000) Dies ist beispielsweise der Fall beim systemtheoretischen Zugang zu Exklusion.

2.1 Exklusion in der Systemtheorie

Nach Niklas Luhmann kann man von Exklusion sprechen, wenn die Ausschließung aus einem Funktionssystem zur Ausschließung aus anderen Funktionssystemen führt. (vgl. Luhmann 2002: S. 427). Diese Exklusion kann allerdings nicht durch das jeweilige Funktionssytem selbst erfolgen, sondern wird durch Organisationen durchgesetzt. Die Wirtschaft als System lehnt demnach niemanden ab, sondern Unternehmen entscheiden über die Mitgliedschaft von bestimmten Personen. (vgl. Mayrhofer 2009: S. 7)

Diese recht allgemeine Definition engt den Exklusionsbegriff tatsächlich aber stark ein. Exklusion wird immer auf den Ausschluss aus mehreren Funkionssystemen bezogen, wenn nicht als ein gesamtgesellschaftliches Außen gesehen. Es handelt sich um eine logische Kategorie, die sich aus dem Gegensatzpaar von Inklusion und Exklusion ergibt. Um Exklusion festzustellen, bedarf es nach Luhmann gar keiner empirischer Untersuchung, er nennt die Favelas in Brasilien und die Stilllegung des Kohlebergbaus in Wales als Beispiel. (vgl. Luhmann 1996: S.227) Für solche Extremfälle lassen sich im Alltag allerdings oft nur schwer Fallbeispiele finden. Aus einer phänomenologischen Perspektive, die den Fokus auf den Exkludierten legt, wird der Systemtheorie hier Blindheit gegenüber dem Phänomen vorgeworfen. (vgl. Gertenbach 2008: S. 312) Auf die Problematik in Bezug auf gated communities wird im Laufe dieser Arbeit noch eingegangen werden.

Kuhm definiert Exklusion als „Vorgang eines kumulativen Ausschlusses von Personen aus einer Mehrzahl unterschiedlicher, für die Lebensführung relevanter Funktionsbereiche der Gesellschaft“ (Kuhm 2000: S. 60) Exklusion als Verwehrung von Teilnahmechancen in der Gesellschaft, ist demnach gewissermaßen zusammengesetzt aus vielen speziellen Ausschlüssen in spezifischen Situationen. Durch die Häufung beziehungsweise Gleichzeitigkeit dieser situationsspezifischen Ausschlüsse entsteht die Exklusion dann als dauerhaftes soziales Phänomen.

Rudolf Stichweh legt deshalb auch das Interesse darauf, „'wie und durch wen' Exklusion vollzogen wird und wie sie über Einzelereignisse hinaus stabilisiert wird“ (Kuhm 2000: S.68) Vom systemtheoretischen Zugang ausgehend verlagert sich der Fokus auch zunehmend auf die Bedeutung des Raums in der Exklusion, der in Bezug auf die gated communities besonders zum Tragen kommt. Will man die Exklusion als gesellschaftliches Phänomen betrachten, wird man sich auch gewissermaßen die Basis - den Begriff des Ausschlusses und seine realen Formen des Auftretens - näher betrachten müssen. Eine wesentliche Rolle spielt der Begriff des Ausschlusses unter anderem in den Wirtschaftswissenschaften.

2.2 Ausschluss in den Wirtschaftswissenschaften: Das Ausschließbarkeitsprinzip

In der Volkswirtschaftslehre bedeutet Ausschließbarkeit die „Eigenschaft eines Gutes, nach der ein Eigentümer oder Besitzer andere von einer Nutzung ausschließen kann.“ (Wildmann 2007: S.59) Können Personen nicht von der Nutzung ausgeschlossen werden, führt dies nach Auffassung der Volkswirtschaftslehre zum Marktversagen - sprich für privatwirtschaftliche Anbieter macht es keinen Sinn, da Personen das Angebot auch Nutzen können ohne zu bezahlen. In diesem Fall spricht man auch vom Problem des „Trittbrettfahrerverhaltens“. Zusätzlich zur Ausschließbarkeit werden die Güter noch dahingehend unterschieden, ob Rivalität im Konsum besteht - sprich, ob der Konsum des Gutes die Nutzungsmöglichkeiten anderer beeinträchtigt. Hieraus ergibt sich ein Schema, das Güter in privat und öffentliche, sowie quasi-private und quasi-öffentliche einteilt. (vgl. Wildmann 2007: S.60-61)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(aus Wildmann 2007: S. 61)

Bei dieser Form von Ausschlüssen handelt es sich natürlich nicht in jedem Fall um soziale Exklusion. Sie sind in vielen Gesellschaften ganz alltäglich und gehen mit der Auffassung von Eigentum einher.

Genauso soll der Begriff des Ausschlusses auch in den weiteren Ausführungen gehandhabt werden. Für eine Betrachtung tatsächlicher Ausschlüsse wird in dieser Arbeit allerdings ein handlungstheoretischer Zugang dienen. Ein sehr ähnliches Modell finden wir angewandt im Begriff der „sozialen Schließung“.

2.3 Soziale Schließung

Der Begriff der sozialen Schließung geht auf Webers Konzept der Offenheit und Geschlossenheit sozialer Beziehungen zurück und bezieht sich auf ein der sozialen Exklusion ähnlich geartetes Phänomen. Als geschlossene soziale Beziehung bezeichnet Weber ein „aufeinander gegenseitig eingestelltes und dadurch orientiertes Sichverhalten“ (Weber 2013: S.177), an dessen Teilnahme Bedingungen geknüpft sind oder dessen Sinngehalt oder geltende Ordnung die Teilnahme ausschließen beziehungsweise beschränken. (vgl. Weber 2013: S. 198)

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Sicherheit und Verbrechenskontrolle in Gated Communities. Exklusion und ausschließende Handlungen
Hochschule
Universität Wien  (Soziologie)
Veranstaltung
VO+SE Devianz und soziale Kontrolle
Note
1-2
Autor
Jahr
2015
Seiten
13
Katalognummer
V316488
ISBN (eBook)
9783668159136
ISBN (Buch)
9783668159143
Dateigröße
1117 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Gesamtnote 1, die Note auf die Seminararbeit wurde nicht bekannt gegeben. Vermutlich aber 1 oder zumindest 2.
Schlagworte
Gated Communities, Exklusion, sozialer Ausschluss, Segregation, new criminology
Arbeit zitieren
Fritz Lindengrün (Autor:in), 2015, Sicherheit und Verbrechenskontrolle in Gated Communities. Exklusion und ausschließende Handlungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/316488

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