Digitaler Musikvertrieb


Seminar Paper, 2004

25 Pages, Grade: 1,0


Excerpt


Inhalt

1 Einleitung

2 Hauptteil
2.1 Situation der Musikindustrie
2.1.1 Marktentwicklung
2.1.2 Filesharing und die Gegenmaßnahmen
2.2 Musikvertrieb im Internet
2.2.1 Vorbemerkungen
2.2.2 Digital Rights Management (DRM)
2.2.3 Aktuelle Online Music Stores
2.2.3.1 eMusic
2.2.3.2 iTunes Music Store
2.2.3.3 Popfile
2.2.3.4 MSN Music Store
2.2.3.5 Finetunes
2.2.3.6 On Demand Distribution (OD2)
2.2.3.7 Phonoline
2.2.4 Zwischenbilanz – Aktuelle Online Music Stores
2.2.5 Wirtschaftlichkeit

3 Zusammenfassung & Fazit

Literatur

1 Einleitung

„Neue Technologien, wie das Filesharing oder das CD-Brennen, verändern das Bild der globalen Musikindustrie – und beeinflussen leider auch die Umsätze.“[1]

Seit dem Jahr 1999 beklagt die deutsche Phonoindustrie kontinuierlich Umsatzrückgänge. Laut der deutschen Landesgruppe der IFPI (International Federation of the Phonographic Industry) fielen die Umsätze des Musikmarktes 2003 im Vergleich zum Vorjahr um 19,8%.[2] Seit 1999 fielen sie insgesamt um mehr als 30%.[3] Ein ähnliches Bild zeigt sich auch auf anderen großen Musikmärkten. So verzeichnete z.B. die RIAA (Recording Industry Association of America) im wichtigsten Geschäftssektor, dem Verkauf von CD Alben, Ende 2003 einen Umsatzrückgang von 15,7% seit Ende 2000[4].

Die Ursache dieser Umsatzrückgänge sehen die meisten Betroffenen in der illegalen Verbreitung von Musik – besonders im Internet über Tauschbörsen, so genanntes „Filesharing“. Raubkopien gab es schon vor dem Internet, aber erst die Möglichkeit Musik im World Wide Web theoretisch jedem Menschen auf der Welt kostenlos zur Verfügung zu stellen machte aus der illegalen Verbreitung von Urhebergeschütztem Material eine kaum zu kontrollierende Problematik. Es gab und gibt aber auch Stimmen, die die Krise der Musikindustrie als selbstverschuldet ansehen. Stimmen, die Investitionen in kurzlebige Künstler, zu späte Nutzung des Internets seitens der Plattenfirmen, allgemeine Misswirtschaft und weitere Gründe als Ursache für sinkende Umsätze ansehen. Christof Ellinghaus z.B., Chef des Independent-Labels City-Slang, formuliert es so:

„Da wird weltweit Geld aus dem Fenster geworfen, weil irgendein Mensch […] beschlossen hat, irgendwas sei das nächste große Ding. Und wenn es nicht funktioniert […]hört man nicht auf, sondern schmeißt noch mehr Geld hinterher. Für das Ego.“[5]

Wiederum andere weisen darauf hin, die Nutzer von Tauschbörsen würden zum großen Teil Musik herunterladen, die sie im Geschäft ohnehin nicht kaufen würden, es würde also demnach kein Verlust für die Musikindustrie resultieren. Eine Studie der amerikanischen Wissenschaftler Oberholzer und Strumpf kam zu dem Ergebnis, die Nutzung von Tauschbörsen hätte statistisch keinen Einfluss auf die Verkaufszahlen von Tonträgern.[6] Das Marktforschungsinstitut Forrester kam in einer Studie zu dem Ergebnis, illegale Verbreitung von Musik (über Tauschbörsen und Raubkopierte CDs) würde zwar die Umsätze der Musikindustrie negativ beeinflussen, Hauptgrund der Umsatzverluste seien jedoch Konkurrenzprodukte wie DVDs und Videospiele.[7]

Welche Meinung man zu diesen Fragen auch vertreten mag, eines ist klar. Die illegale Verbreitung von Musik im Internet eine neue Situation geschaffen und dazu geführt, dass sich die Musikindustrie nach Wegen umgesehen hat diese Verbreitung zu unterbinden – und auch nach einem Weg das Internet für ihre eigenen Zwecke zu nutzen. Dieser Weg ist die Distribution von Musik im Internet über so genannte Online Music Stores.

„Der Musikvertrieb im Internet wird ein wichtiger Teil des zukünftigen Musikmarktes und ein Motor zukünftigen Wachstums für uns werden.“[8]

Online Music Stores sind Plattformen im Internet, über die Kunden Musik in Form digitaler Musikformate suchen, auswählen, bezahlen und herunterladen können. Die Begriffe Digitaler Musikvertrieb und Musikvertrieb im Internet, meinen im Folgenden ausschließlich die Vertriebsform über solche Online Music Stores und nicht den Verkauf von physikalischen Tonträgern über das Internet.

„Der Konsument hat bei Apple und Popfile zum Ausdruck gebracht, was er will. […] Die Zukunft neben dem physischen Produkt kann beginnen.“[9]

Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick über die Situation der Musikindustrie in Bezug auf das Internet zu geben und ferner das momentane Angebot an Online Music Stores zu umreißen. Weiterhin widmet sie sich der Frage ob der Vertrieb von digitaler Musik im Internet in der näheren Zukunft die dominierende Verkaufsform darstellen könnte, und sich der Verkauf von Tonträgern wie der CD damit auf lange Sicht zu einer Nische entwickeln könnte. Dabei werde ich im Hauptteil - exemplarisch anhand von Zahlen des deutschen Tonträgermarktes - auf die Situation der Phonoindustrie in den letzten Jahren eingehen. Ferner wird ein Blick auf das Phänomen Filesharing geworfen - und auf die Versuche der Musikindustrie gegen die illegale Verbreitung von Musik vorzugehen. Der zweite Abschnitt des Hauptteils widmet sich konkret dem Musikvertrieb im Internet, betrachtet einige aktuelle Online Music Stores und wirft in einer Zwischenbilanz einen Blick auf die Situation, die sich potentiellen Kunden momentan bietet. Ferner wird die momentane wirtschaftliche Bedeutung des Vertriebsmodells Online Music Store betrachtet.

2 Hauptteil

2.1 Situation der Musikindustrie

2.1.1 Marktentwicklung

„Im Grunde ist die Musikindustrie eine Versagerwirtschaft […] Okay, die CD hat sie einige Zeit gerettet. Aber das ist doch, als wenn man sagt, die Autobranche hatte ein Hoch, weil der Katalysator eingeführt wurde.“[10]

Bevor die Umsätze im Tonträgermarkt in den letzten fünf Jahren einen deutlichen Rückgang verzeichneten, befand sich die Musikindustrie in einer Phase anhaltenden Wachstums. Zu Beginn der achtziger Jahre wurde die CD als neues Tonträgermedium eingeführt. Mit diesem Medium war es möglich viel der schon einmal verkauften Musik erneut an den Kunden zu bringen – die Umsätze stiegen. Eine weitere positive Entwicklung für den deutschen Tonträgermarkt brachte Ende der achtziger Jahre die Öffnung der deutsch-deutschen Grenze: ohne eigenes Zutun gewann die Musikindustrie neue Kunden.

In den folgenden Jahren konnte die Musikindustrie ihre Umsätze mit dem steigern, für das sie heute oft kritisiert wird, mit den so genannten Eintagsfliegen: mit hohem Marketingaufwand wurden Bands bekannt gemacht, Bands die dann schnell wieder in der Versenkung verschwanden. Die Zielgruppe für diese Musik waren die Gelegenheitshörer, die sonst wenig Musik kauften. Eine Gruppe, die man mittels Marketing zu neuen Konsumenten machen wollte.[11]

Es folgten die Jahre in denen rückläufige Umsätze vermerkt wurden. Als Messlatte ziehen die Betroffenen in den meisten Texten das Rekordjahr 1997 heran, so auch auf der Jahrespressekonferenz 2003 des Bundesverbands der Phonographischen Wirtschaft und der deutschen Landesgruppe der IFPI.[12] In diesem Jahr lag der Gesamtumsatz der Tonträgerwirtschaft in Deutschland bei über 2,7 Mrd. Euro. Fünf Jahre später, 2002, lag der Gesamtumsatz nur noch bei ca. 2,2 Mrd. Euro. Im Jahr 2003 musste die Tonträgerwirtschaft dann den bis dato stärksten Verlust hinnehmen, der Umsatz fiel im Vergleich zum Vorjahr nominal um 19,8%. Der Gesamtumsatz lag nun bei 1,8 Mrd. Euro.[13]

Die jüngsten Zahlen des Bundesverbandes der Phonographischen Wirtschaft weckten bei der Musikindustrie ein wenig Hoffnung. Demnach ist der Absatz von Tonträgern im ersten Halbjahr 2004 nur um knapp drei Prozent gesunken.[14]

2.1.2 Filesharing und die Gegenmaßnahmen

Ob Filesharing nun die Ursache, oder zumindest eine Teilursache für die Probleme der Musikindustrie ist, ist nicht Frage dieser Arbeit. Jedoch kommt man, wenn man über Musik im Allgemeinen – und die Situation der Musikindustrie im Speziellen – redet, am Phänomen Filesharing und den Gegenmaßnahmen der Musikindustrie nicht vorbei. Diesen Themen widmet sich dieses Unterkapitel.

Filesharing – wörtlich übersetzt das Teilen von Dateien – findet in so genannten Tauschbörsen statt. Dies sind Computernetzwerke in denen die Nutzer Dateien anbieten und/oder herunterladen können. Dies geschah in den Anfängen über zentrale Netzwerke, z.B. bei der Tauschbörse Napster. Im Fall eines zentralen Servers war es möglich den Tauschbörsenbetreiber direkt für illegale Handlungen verantwortlich zu machen. Daher überwiegen heute die so genannten P2P (Peer-to-Peer) Tauschbörsen, die dezentral arbeiten und bei denen jeder Nutzer prinzipiell Client und Server ist. Bei diesen dezentralen Tauschbörsen ist es kaum mehr möglich einen Betreiber direkt zur Verantwortung zu ziehen.[15]

Die Versuche der Musikindustrie gegen dieses Tauschen von Urhebergeschütztem Material vorzugehen waren vielfältig – jedoch recht erfolglos. Einen Teil ihrer Energie steckte die Musikindustrie in den letzten Jahren in die „Hoffnung“ Kopierschutz. CDs wurden mit Kopierschutz versehen um zum einen die direkte Kopie, zum anderen das Einlesen in den Computer zu verhindern. Schnell zeigten sich jedoch zwei Probleme. Zum einen waren die entwickelten Kopierschutzsysteme kein sicherer Schutz. Selbst Nutzer mit wenig Fachwissen konnten diese leicht umgehen, unterstützt von Artikeln in Zeitschriften mit Titeln wie „So kopieren Sie jede Audio-CD“[16] oder „So knacken Sie jeden Kopierschutz!“[17]. Zum anderen tauchen erhebliche Kompatibilitätsprobleme auf: die mit Kopierschutz versehenen CDs werden von vielen Abspielgeräten nicht erkannt. Besonders häufig tritt dies bei modernen DVD-Playern und bei Autoradios mit CD-Player auf. Diese Abspielprobleme sorgten für Ärger an vielen Stellen. Nicht nur von Kundenseite häuften sich die Beschwerden, ebenso der Einzelhandel klagte, da ihn die Kundensorgen trafen.[18] Auch einer der Erfinder der CD, die Firma Philips, hält wenig von kopiergeschützten CDs. Schließlich hatte man sich mit Erfindung der CD auf einen Standard geeinigt, diesen gilt es einzuhalten.[19] Auf die Probleme, die der Kopierschutz mit sich brachte, reagierte Universal Music nun als erster: Der Konzern schafft für CDs deutscher Interpreten den Kopierschutz ab.[20]

Ein anderer Versuch gegen Filesharing zu agieren war das Einschleusen so genannter „Fake-MP3s“. Die Musikindustrie verbreitete in den bekanntesten Tauschbörsen MP3s ihrer Künstler, bei denen jedoch nach zehn bis zwanzig Sekunden nur Stille zu hören ist. Damit hoffte man, den Nutzern den Spaß an den Tauschbörsen zu nehmen.[21] Auch dieser Versuch zeigte jedoch wenig Erfolg, und so versuchte und versucht die Musikindustrie den Weg über rechtliche Maßnahmen zu gehen.

[...]


[1] Stein, Thomas M. (2001),ohne Seite

[2] Vgl.: Deutsche Landesgruppe der IFPI E.V (2004), S.7

[3] Vgl.: IFPI (2004), ohne Seite

[4] Vgl.: RIAA (2004), S.1

[5] Zitiert nach: Lau, Peter (2002-2), S.38

[6] Vgl.: Oberholzer, Strumpf (2004), S.24

[7] Vgl.: Röttgers, Janko (2004-1),ohne Seite

[8] Antippas, Victor (2004), ohne Seite

[9] Renner, Tim (2004), ohne Seite

[10] Bergmann, Achim, zitiert nach Lau, Peter (2002-1), S.44

[11] Vgl.: Lau, Peter (2002-1),S.44

[12] Online unter: http://www.ifpi.de/news/253/phono2003.pdf [Stand 24.09.04]

[13] Vgl.: Deutsche Landesgruppe der IFPI E.V (2004), S.8f

[14] Ohler, Arndt (2004), ohne Seite

[15] Vgl.: http://www.lexikon-definition.de/Tauschboerse.html [Stand 24.09.04]

[16] Titelschlagzeile der Zeitschrift PC Shopping 02/2002.

[17] Titelschlagzeile der Zeitschrift Computer easy 15/2001.

[18] Vgl.: Röttgers, Janko (2003), S.97

[19] Vgl.: Röttgers, Janko (2003), S.96

[20] Theurer, Marcus (2004), ohne Seite

[21] Moritz, Alexander (2002), ohne Seite

Excerpt out of 25 pages

Details

Title
Digitaler Musikvertrieb
College
Free University of Berlin  (Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaften)
Course
Seminar
Grade
1,0
Author
Year
2004
Pages
25
Catalog Number
V31691
ISBN (eBook)
9783638326148
File size
556 KB
Language
German
Keywords
Digitaler, Musikvertrieb, Seminar, Musik Online, Onlinestores
Quote paper
Julius Stucke (Author), 2004, Digitaler Musikvertrieb, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31691

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