In Anbetracht der Doppelbelastung Beruf und Familie, der Frauen heute oft ausgesetzt sind, stellen sich die Fragen, inwiefern Produktions- und Reproduktionsarbeit zusammenhängen und welche Zusammenhänge zwischen den Produktions- und Geschlechterverhältnissen bestehen. Diese Arbeit widmet sich diesen Fragen.
Immer wieder wird deutlich, dass es Diskrepanzen zwischen dem neoliberalen Narrativ und der privaten Realität gibt. Dies zeigt sich vor allem in der Emanzipation von Frauen, denn während sie sich auf der einen Seite nun, wie bisher die Männer, durch eigene Erwerbsarbeit unterhalten sollen, müssen sie gleichzeitig weiterhin die Verantwortung für die Hausarbeit und Kindererziehung übernehmen.
Im Folgenden soll daher zunächst anhand Karin Hausens Theorie der Polarisierung der Geschlechter als Spiegelung der Dissoziation von Erwerbs- und Familienleben ein Überblick über den Zusammenhang zwischen der Trennung von Erwerbs- und Hausarbeit und der Konstituierung moderner Geschlechterrollen gegeben werden. Im Anschluss daran werden wesentliche Positionen der Hausarbeitsdebatte erläutert, in welcher erstmals eben dieser Zusammenhang und die völlig unsichtbare und nicht beachtete Rolle der Frauen innerhalb der kapitalistischen Wirtschaftsform und in der marxistischen Auseinandersetzung mit dieser, problematisiert wurde.
Aus diesen beiden Kapiteln wird sich die Frage ergeben, inwiefern die gegenwärtigen Geschlechterverhältnisse mit der kapitalistischen Wirtschaftsform verwoben sind und wie tief die soziale Ungleichheit der Geschlechter im Kapitalismus verwurzelt ist. Deshalb soll darauf folgend zunächst der marxistische Ansatz von Frigga Haug erläutert und untersucht werden, welcher Geschlechterverhältnisse als Produktionsverhältnisse begreift. Aus einigen Kritikpunkten an diesem Ansatz wird sich zeigen, dass es, um den Zusammenhang zwischen Geschlechter- und Produktionsverhältnissen zu verstehen, nicht reicht, Patriarchat und Kapitalismus als zwei Herrschaftssysteme einander gegenüberzustellen. Deshalb soll im letzten Kapitel in Bezug auf die zunehmende Neoliberalisierung des kapitalistischen Systems und den damit einhergehenden Herausforderung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Polarisierung der Geschlechtscharaktere
- Die Hausarbeitsdebatte
- Geschlechterverhältnisse als Produktionsverhältnisse bei Frigga Haug
- Intersektionaler Anschluss an die marxistische Theorie durch Gabriele Winker
- Intersektionalität
- Veränderte Verwertungs- und Reproduktionsbedingungen der Arbeitskraft im Neoliberalismus
- Verdeutlichung der vielschichtigen Beziehungen zwischen Produktion und Reproduktion anhand drei unterschiedlicher idealtypischer Familienmodelle
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Zusammenhängen zwischen Produktions- und Reproduktionsarbeit sowie den Geschlechterverhältnissen im Kontext des Neoliberalismus. Sie analysiert, wie die Trennung von Erwerbs- und Hausarbeit die Konstituierung moderner Geschlechterrollen beeinflusst hat und welche Rolle die Hausarbeitsdebatte in diesem Zusammenhang spielt. Die Arbeit untersucht den marxistischen Ansatz von Frigga Haug, der Geschlechterverhältnisse als Produktionsverhältnisse begreift, sowie die intersektionale Perspektive von Gabriele Winker, die an Haugs Ansatz anknüpft und die Analyse von Herrschaftsverhältnissen auf eine Ableitung von Klasse oder Geschlecht erweitert.
- Die Polarisierung der Geschlechtercharaktere als Spiegelung der Dissoziation von Erwerbs- und Familienleben
- Die Rolle der Hausarbeitsdebatte in der Kritik an der unsichtbaren und nicht beachteten Rolle der Frauen im Kapitalismus
- Der marxistische Ansatz von Frigga Haug und die Einordnung von Geschlechterverhältnissen als Produktionsverhältnisse
- Die intersektionale Perspektive von Gabriele Winker und die Analyse der veränderten Verwertungs- und Reproduktionsbedingungen der Arbeitskraft im Neoliberalismus
- Die vielschichtigen Beziehungen zwischen Produktion und Reproduktion anhand unterschiedlicher Familienmodelle
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt die Problematik der Doppelbelastung von Frauen im Neoliberalismus dar, die sich durch die Notwendigkeit der Erwerbsarbeit bei gleichzeitiger Verantwortung für Hausarbeit und Kindererziehung ergibt. Die Arbeit soll die Zusammenhänge zwischen Produktions- und Reproduktionsarbeit sowie den Geschlechterverhältnissen untersuchen.
2. Die Polarisierung der Geschlechtscharaktere
Dieses Kapitel erläutert die Theorie von Karin Hausen zur Entstehung und Verwendung des Begriffs "Geschlechtscharakter". Hausen zeigt, wie die Trennung von Erwerbs- und Familienleben die Herausbildung von Geschlechterrollen beeinflusst hat und wie die Zuschreibung von Eigenschaften wie Aktivität und Rationalität für Männer und Passivität und Emotionalität für Frauen die Geschlechterbilder prägen.
3. Die Hausarbeitsdebatte
Dieses Kapitel beleuchtet die Hausarbeitsdebatte, in der die unsichtbare und nicht beachtete Rolle der Frauen innerhalb der kapitalistischen Wirtschaftsform erstmals problematisiert wurde. Die Debatte hebt die Bedeutung der Hausarbeit für die Reproduktion der Arbeitskraft hervor und kritisiert die Ungleichheit in der Arbeitsteilung zwischen Männern und Frauen.
4. Geschlechterverhältnisse als Produktionsverhältnisse bei Frigga Haug
Dieses Kapitel stellt den marxistischen Ansatz von Frigga Haug vor, der Geschlechterverhältnisse als Produktionsverhältnisse begreift. Haug analysiert, wie die kapitalistische Wirtschaftsform die Geschlechterverhältnisse prägt und wie die Unterdrückung von Frauen in der Reproduktionsarbeit die Akkumulation von Kapital ermöglicht.
5. Intersektionaler Anschluss an die marxistische Theorie durch Gabriele Winker
Dieses Kapitel behandelt die intersektionale Perspektive von Gabriele Winker, die an Haugs Ansatz anknüpft und die Analyse von Herrschaftsverhältnissen auf eine Ableitung von Klasse oder Geschlecht erweitert. Winker untersucht, wie die veränderten Verwertungs- und Reproduktionsbedingungen der Arbeitskraft im Neoliberalismus die Geschlechterverhältnisse weiter beeinflussen und die Beziehungen zwischen Produktion und Reproduktion komplexer gestalten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Geschlechterverhältnisse, Produktionsverhältnisse, Reproduktionsarbeit, Hausarbeit, Neoliberalismus, Intersektionalität, Kapitalismus, Patriarchat, Arbeitsteilung und Familienmodelle. Die Analyse greift auf theoretische Ansätze von Karin Hausen, Frigga Haug und Gabriele Winker zurück und untersucht die Auswirkungen der kapitalistischen Wirtschaftsform auf die Geschlechterrollen und die Bedeutung der Hausarbeit für die Reproduktion der Arbeitskraft.
- Arbeit zitieren
- Melissa Bottich (Autor:in), 2015, Die Frau zwischen Beruf und Familie. Produktion, Reproduktion und Geschlechterverhältnisse bei Frigga Haug und Gabriele Winker, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/316940