Die Rolle der CCS-Technologie im globalen Klimaschutz. Kohle als "Klimaretter"?


Trabajo Escrito, 2008

26 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung in den Policy-Prozess

2. Hintergrund
2.1 Stellenwert des Energieträgers Kohle und klimapolitische Aspekte
2.2 Was ist die CCS-Technologie?

3. Akteure, Interessen und Instrumente der Policy
3.1 Akteure: Pro
3.1.1 Energiekonzerne: Vattenfall
3.1.1.1 Instrumente
3.1.2 Bundesregierung
3.1.2.1 Instrumente
3.1.3 Landesregierung von Brandenburg
3.1.3.1 Instrumente
3.1.4 EU und IEA
3.1.4.1 Instrumente
3.2 Akteure: Contra
3.2.1 NRO im Umwelt- und Naturschutzbereich, speziell Greenpeace, BUND‚ Die Grüne Liga
3.2.2 Lokale Bevölkerung und regionale Kommunen
3.2.2.1 Instrumente
3.2.3 Politische Akteure (Parteien: ‚Die Linke’, ‘Die Grünen‘, SPD-Umweltforum; BMU und Umweltministerium BB Landtag)

4. Ökonomischer Vergleich regenerativen Energien mit CCS

5. Fazit

6. Abkürzungsverzeichnis

7. Bildnachweise

8. Literaturverzeichnis

1. Einführung in den Policy-Prozess

Die ’Horrorszenarien’ einer ’Klimakatastrophe’ als Folge eines weiterhin ungehinderten Ausstoßes des ’Klimakillers’ CO2 dürften und sollten jedem Bewohner dieser Erde durch die intensivierte Debatte aller gesellschaftlichen Akteure bewusst geworden sein. Umso wichtiger erscheint es, dass geeignete Lösungsstrategien schnellstmöglich etabliert werden, wobei keinesfalls Konsens über die Wahl der richtigen Energieträger und entsprechender Technologien besteht. Das erneuerbare Energiequellen einen wesentlichen Anteil haben müssen steht außer Frage, aber wie sich ein akzeptabler Energiemix, auch in Abhängigkeit von europäischen Diversifizierungsvorhaben und geopolitischen Konflikten in Exportländern, gestalten muss, bedarf genauster Prüfung.

Aufgrund der drastisch notwendigen Reduzierung von CO2 - Emissionen scheint es, als wenn die veralteten uneffizienten Energieträger, wie bspw. Kohle, als umweltschädlichster von allen fossilen Brennstoffen, in den folgenden Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung verlieren werden. Doch zu aller Verwunderung und meinem großen Interesse scheint diese Prognose weit gefehlt, erlebt die Kohlenutzung doch gerade wieder eine Renaissance: Dank ambitionierter Energiekonzerne, auf deren Spitzenposition sich Vattenfall Europe befindet, könnte Kohle durch die neue CCS-Technologie (Carbon Capture and Sequestration) zum ’Klimaretter’ werden und den fossilen Energieträger ’grün’[1] machen. Denn durch diese CO2 -arme Kraftwerkstechnik wird das klimaschädigende Treibhausgas CO2, nicht mehr in die Atmosphäre ausgestoßen, sondern abgeschieden, verflüssigt und dann unterirdisch gespeichert – eine Methode, die in der Energiewirtschaft als große Hoffnung gilt, um künftig ’saubere’ Kohlekraftwerke bauen zu können.

Das Bundesland Brandenburg nimmt hierbei eine besondere Position ein, denn Vattenfall hat bereits im letzten Jahr (9.9.2008 Einweihung) begonnen am Kraftwerksstandort Schwarze Pumpe (nahe Cottbus) eine 30 MW Pilotanlage aufzubauen, welche die noch notwendigen Erkenntnisse für das 2015 geplante Demonstrationskraftwerk mit CCS-Technologie in Jänschwalde (500 MW Anlagenstärke) bringen soll. Vattenfall gibt sich optimistisch Brandenburg noch 2020 in eine „globale Marktnische“[2] führen zu können und die CCS-Technologie auf den Markt bringen zu können. Jedoch stehen der Realisierung dieser ehrgeizigen Ambitionen noch eine Vielzahl wissenschaftlich zu begründender und experimentell zu gewinnender Erkenntnisse hinsichtlich der ökologischen, ökonomischen, politischen und sozialen Akzeptanz bzw. Verträglichkeit entgegen und es kristallisiert sich klar heraus, dass längst nicht alle gesellschaftlichen Akteure die rein optimistischen Prognosen teilen. Auf kritische Resonanz trifft vor allem die durch Vattenfall geplante Erweiterung der Brandenburgischen Tagebaue (bis 2030 5 neue). Hier entstehen nicht nur Pläne zur Umsiedlung einheimischer Bewohner (9 Dörfer mit ca. 4000 Einwohnern), sondern es symbolisiert konsequent auch einen Strukturteil der regionalen (brandenburgischen), sowie auch nationalen Lösungsstrategien zum geeigneten Energiemix - Kohle wird in ihm als essentiell unerlässlich betrachtet und die CCS-Technologie scheint dafür die geeignete saubere Technik zu liefern. Rechtfertigt CCS also die Erschließung neuer Tagebaue in Brandenburg?

Ziel dieser Hausarbeit soll es daher (1.) sein, eine Identifizierung von positiven und negativen Begleiterscheinungen der CCS-Technologie vorzunehmen, die (2.) aus Sicht der Policy relevanten Akteure, deren Interessen und Instrumente, insbesondere (3.) im Bundesland Brandenburg dargestellt werden sollen. Hierbei soll (4.) die Problematik der Erschließung neuer Braunkohletagebaue in der Lausitz eingehend thematisiert werden. Weiterfolgend soll (5.) eine kurze Analyse des Beitrages von CCS zu nationalen Klimaschutzzielen ermöglichen, die Tatsache zu prüfen, ob CCS als bessere Alternative zum Klimaschutz im Vergleich zu erneuerbaren Energien bewertet werden kann. Resultierend ergibt sich für mich folgende Fragestellung: CCS–Technologie für die Zukunft? - Kann Vattenfall die Kohle in Brandenburg durch die CCS-Technologie ‚grün’ werden lassen?

Bei der Erschließung der hierfür relevanten Literatur, die methodisch durch die Dokumentenanalyse von Primär- und Sekundärdokumenten vollzogen wird, stellt eine rein kritikdominierende Literatur wie bspw. der Greenpeacebericht[3] eine nicht zu unterschätzende Schwierigkeit dar, da hier Informationen nur als negative Aspekte in normativer, wissenschaftlich unzureichender Weise vermittelt werden.

Um diesen Untersuchungsprozess realisieren zu können, soll weiterführend in diesem Einleitungsteil die Diskrepanz zwischen der heute intensiven Nutzung von Kohle und den, durch diverse Klimaschutzprogramme, zu erreichenden CO2-Emissionssenkungen, betont werden. Aus dieser scheinbaren Unvereinbarkeit ergibt sich als mögliche Lösungsstrategie die CCS-Technologie, die im Anschluss, auf die wichtigsten technischen und inhaltlichen Details begrenzt, dem Leser vorgestellt werden soll.

Im Hauptteil werden ausgehend von der Fragestellung die relevanten Akteure sowohl aus der Pro- und Contraperspektive ausgewählt und mit ihren spezifischen Interessen und Instrumenten vorgestellt. Dabei werden hier die Vor- bzw. Nachteile der CCS-Technologie eine wesentliche Argumentationsbasis bilden.

Im Schlussteil folgt die Synthese zentraler Argumente im Hinblick auf die Fragestellung, die es ermöglichen sollen, eine Beantwortung der Fragestellung erfolgen zu lassen. Es wird festzustellen sein, ob diese mit der eingangs formulieren Arbeitshypothese konform ist, welche in zugespitzter und provokanter Weise behauptet, dass die Untersuchung zu dem Ergebnis kommen wird, dass die Nachteile und Problematiken der CCS-Technologie überwiegen werden und daher die bereits erschlossenen Techniken der erneuerbaren Energien einen wesentlich effizienteren und kostengünstigeren Beitrag zum Klimaschutz leisten könnten. Vattenfall wird die Kohle in Brandenburg jedoch ‚grün’ lassen werden, da ihnen die Unterstützung nationaler und supranationaler Institutionen garantiert ist. Letzten Endes wird es der ungeschriebene Beweis für die Natur des Menschen sein, sich von seinen althergebrachten Sachzwängen schwer lösen zu können – daher wird Braunkohle mittel- und langfristig der wichtigste Energieträger in Brandenburg und Deutschland bleiben.

2. Hintergrund

2.1 Stellenwert des Energieträgers Kohle und klimapolitische Aspekte

Gegenwärtige Betrachtungen lassen den Rohstoff Kohle als den wichtigsten deutschen Energieträger glänzen. National (51,1%, 2003) als auch global (38%, 2003) ist Kohle Hauptbestandteil bei der Stromerzeugung – deutsche Braunkohle wird sogar zu ca. 90% verstromt und positioniert Deutschland, durch seinen Anteil von 20% an der globalen Produktion, als weltgrößten Braunkohleproduzent.[4] Für Daniel Reiche scheint sich dieser Trend auch in den folgenden Jahrzehnten fortzusetzen, obwohl der Fakt, dass die Kohleverstromung ¼ zum globalen CO2-Ausstoß beisteuern wird, dieser Tatsache die Logik nimmt.

Längst hat die Menschheit durch ihre ungezügelten CO2-Emissionen den Klimawandel eingeleitet, der mit seinen katastrophalen Auswirkungen zwar nicht mehr verhindert aber doch und unbedingt durch die drastische Reduzierung von CO2 erheblich gebremst werden kann. IEA und OECD bezeichnen es in ihrem ‚World Energy Outlook 2008’ passend als Scheideweg im Weltenergiesystem, denn die „globalen Trends von Energieversorgung und –verbrauch“ bedürfen nichts Geringerem als einer „Energierevolution“ hin zu einem „CO2-arme[n], leistungsfähige[m] und umweltschonende[m] Energieversorgungssystem“[5]. Einen ehr theoretischen Maßnahmenkatalog mit durchaus ehrgeizigen Ambitionen veröffentlichte die EU-Kommission 2007 mit ihrem Energie- und Klimapaket, das Deutschland eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 14 % bis 2020 (unter den Wert von 2005) und einen Anteil von 18% an erneuerbaren Energien bis 2020 vorschreibt[6]. Insgesamt will die EU eine Senkung der Treibhausgasemissionen um 20 % bis 2020 (gegenüber 1990) und bis 2050 sogar eine Reduzierung um 60-80% erreichen. Angesichts dieser Erfordernisse scheint es umso verwunderlicher, dass die IEA/OECD dennoch eine Deckung des Weltenergiebedarfs durch fossile Energieträger von 70% im Jahr 2050 prognostizieren und noch paradoxer, dass die Kohle-CO²-Emissionen in Deutschland bis 2030 um 60% ansteigen werden, wenn aktuelle Investitionspläne in Kohlekraftwerke realisiert werden.

Es zeigt sich hier ganz klar eine scheinbar nicht zu überwindende Diskrepanz, die den Energieträger Kohle mit seiner spezifisch hohen CO2-Emissionsrate bei Verbrennungsvorgängen nicht in Einklang mit regionalen, nationalen und globalen Klimaschutzinitiativen, bringen kann. Während Umweltschützer deshalb den baldigen Ausstieg aus der Braunkohleverstromung fordern, beantworten innovative Kraftwerksbetreiber wie Vattenfall Europe die dringliche Frage, wie Kohle zukünftig klimaverträglicher eingesetzt werden kann mit einer neuartigen Technologielinie der CO2-Abtrennung und Speicherung (CCS). Entgegen den aufgezeigten pessimistischen Zukunftsaussichten haben „Kohlekraftwerksbetreiber [...] den Klimaschutz entdeckt“[7] und präsentieren die Lösung in einer Technologie, die den CO2-Ausstoß in die Atmosphäre verhindern soll.

Aber was genau verbirgt sich wirklich hinter dieser Technologie? Um diese Frage zu beantworten und um im Weiteren die optimistischen CCS-Prognosen anhand des vorgestellten Policy-Prozesses prüfen zu können soll im nächsten Abschnitt die CCS-Technologie, auf kurze technische Details beschränkt, skizziert werden.

2.2 Was ist die CCS-Technologie?

Die CCS- Technologie definiert sich als dreistufiger Prozess: Dieser beinhaltet die CO2 - Abtrennung aus dem Rauchgas der Kraftwerke bzw. Industrieanlagen, der die Verflüssigung des CO2 folgt (=80%ige Verringerung der CO²-Emissionen möglich) den anknüpfenden Transport und die anschließende Speicherung bzw. Einlagerung (ausgebeutete Erdgaslagerstätten, saline Aquifere) im tiefen geologischen Untergrund. Für die Abtrennung des CO2 aus dem Kraftwerksprozess gilt es ebenfalls drei verschiedene Verfahren zu unterscheiden:

1. Bei der CO2-Abscheidung vor der Verbrennung (Pre Combustion: IGCC-Technologie) reagiert der Brennstoff mit O2 zu einem Synthesegas, bestehend aus Wasserdampf und CO. Das CO wird in Reaktion mit Wasserdampf gebracht, um CO2 und Wasserstoff entstehen zu lassen, wobei ersteres abgesondert und der Wasserstoff einer kombinierten Gas- und Dampfturbinenanlagen (IGCC = Integrated Gasification Combined Cycle) als Brennstoff dient.

2. CO2-Abscheidung nach der Verbrennung (Post Combustion: CO2-Abtrennung aus dem Rauchgasstrom (CO2-Rauchgaswäsche)): Bei dieser Variante wird das Abgas in einer Absorptionseinheit in direktem Kontakt mit bspw. alkalischen Lösungen gebracht, die es in eine flüssige Phase überführen. Anschließend wird das CO2 durch thermische Desorptionsprozesse separat herausgelöst und abgeleitet. Germanwatch, sowie BMWi, BMU und BMB stimmen darin überein, dass diese Variante den Platz- und Energieeigenbedarf, sowie die Stromentstehungskosten und den Brennstoffverbrauch signifikant erhöhen, sie somit die teuerste und aufwendigste darstellt.

3. Wichtig für diesen Policy-Prozess (Kraftwerksstandorten Schwarze Pumpe/ Jänschwalde) ist ausschließlich das Oxyfuel-Verfahren (Sauerstoffverbrennung), da Vattenfall hier nur diese Variante erprobt, bei der die Kohleverbrennung mit reinem O2 (statt Luft) durchgeführt wird (Luftzerlegungsanlage trennt Stickstoff ab), was zu einem um ca. 75% verringerten Verbrennungsgasstrom führt, der großteilig (70%) nur aus CO2 und Wasserdampf besteht. Dieser wird durch Kühlung auskondensiert, so dass letztenendes nur noch hochkonzentriertes CO2 vorliegt. Germanwatch klassifiziert diese Version im Vergleich als ökonomisch rentabelste, bezüglich der zu erreichenden Gesamtwirkungsgrade und der entstehenden Kosten.

Die Speicherung des CO2 kann in tiefen Kohleflözen, leeren Öl- und Gasspeichern und tiefen salinaren Aquiferen (poröse Gesteine Onshore/Offshore, die sehr salzhaltiges Wasser enthalten) erfolgen, sowie durch die ‚Enhanced-Oil-Recovery-Methode’ in geologische Formationen verpresst werden, um die Ölförderung zu steigern, wobei für Deutschland eine geologische Speicherung aus ökologischen, kapazitären sowie ökonomischen Gründen nur in leeren Gasfeldern und tiefliegenden Aquiferen in Frage kommt.

3. Akteure, Interessen und Instrumente der Policy

3.1 Pro

3.1.1 Energiekonzerne: Vattenfall

Die Vattenfall Europe AG, als Europas Nr. 5 und Deutschlands Nr. 3 auf dem Strommarkt präsentiert sich derzeit mit einem hohem Anteil (> 60%) von Braunkohleverstromung am Portfolio als führend auf dem Milieu der CCS-Technologieentwicklung und ist sich der Notwenigkeit einer klimafreundlichen Braunkohleverstromung zweifelsfrei sicher: " (...) ’Kohle hat Zukunft, die Emission von Kohlendioxid nicht. (...)’“[8] gibt Tuomo Hatakka, Vorstandsvorsitzender von Vattenfall Europe, treffend bekannt. Neben europaweit vorangetriebenen Forschungsinitiativen, hat Vattenfall als Technologieführer am Standort Schwarze Pumpe (Investition: 70 Mio. €), die „weltweit erste CCS-Pilotanlage gebaut, in der das Oxyfuel-Verfahren zum Einsatz kommt“ – nach Unternehmensaussagen glorifiziert „als weltweit einzigartig und alternativlos“[9]. „Wir sind Technologieführer bei der Entwicklung von CCS und wir wollen diesen Weg konsequent weiter gehen."[10] – eine Aussage, die Vattenfalls Ambitionen verdeutlicht, sich durch konsequente Perfektionierung der CCS-Technologie, die im Bau kommerzieller Kraftwerke ab 2020 und danach in europa- und weltweiten Exporten ihr Ende finden soll, eine vorerst konkurrenzfreie Weltmarktführungsposition zu sichern, die „Vattenfall’s vision (...) to be a leading European energy company“[11] garantieren würde.

Die Kommerzialisierung CCS-fähiger Kraftwerke würde Vattenfall den Segen beträchtlicher Profitgenerierung durch die Möglichkeit der weiterhin intensiven Ressourcenauslastung von den in der Lausitz regional vorhandenen enormen Braunkohlevorkommen (Lausitzer Revier, eines der 3 größten Deutschlands) bescheren – dank CCS emissionsarm und klimafreundlich! Als unglaublich kristallisiert sich hier die Tatsache heraus, dass ein Unternehmen, welches 2007 noch 47.6% seiner Energiekapazität aus fossilen Energieträgern und 30.6% aus Nuklearenergie bezog, dem Klimaschutz höchste Priorität verleiht: „‚Mit diesem Schritt (Pilotanlage) leisten wir perspektivisch einen entscheidenden Beitrag zum globalen Klimaschutz’, so Vattenfall-Chef Lars G. Josefsson (...)“[12]. „’Unsere Vision ist, auf Null zu kommen.’", verkündet Josefsson utopisch – bis 2030 will Vattenfall seinen CO2-Ausstoß (2007 84,5 Mio. Tonnen) halbieren (Basisjahr 1990). Neben der fieberhaften Fortentwicklung der CCS-Technologie, setzt das Unternehmen auch konsequent auf Energieeffizienzsteigerungen und den Ausbau von Erneuerbaren Energien (2007 nur 1.4% an der Energieproduktion) - ein dringend notweniger Schritt! Die Braunkohle in Verbindung mit CCS nimmt aus dieser Akteursperspektive eine klar zukunftsorientierte Position ein: „’Die Braunkohle ist langfristig ein stabiler Faktor des Energiemarktes’“[13] betont Vattenfall-Vorstandsvorsitzender Reinhardt Hassa und erklärt zielstrebig: „’Wir sollten den eigenen Kohlekeller für die wirtschaftliche Entwicklung nutzen’“[14]. Doch wenn CCS als die Wunderwaffe im Kampf gegen klimaschädigende Energiegewinnung aus Kohleverbrennung gepriesen wird, lässt die Aussage Vattenfall-Vorstandschef Tuomo Hatakka doch Zweifel aufkommen: "’Die CCS-Technik kann aber nur eine Brückentechnologie sein" (...) Sie gibt uns die Zeit, bis wir eines Tages mehr Strom aus regenerativen Energien erzeugen können.’"[15] – rechtfertigt dies die intensiven Forschungsanstrengungen in fast 1 Mrd. € Höhe oder verhindert es nicht die dringend notwendige Forcierung und Investition in den noch intensiveren Ausbau erneuerbarer Energien? Reinhardt Hassa verdeutlicht hierzu konsequenterweise: „’In CCS investiertes Geld ist Kapital für unsere Zukunft’“[16].

3.1.1.1. Instrumente

Rund 215 Mio. € Investitions- und Forschungsmittel[17] gibt Vattenfall aktuell für die CCS-Entwicklung in der Lausitz aus zu denen sich durch das geplante Demonstrationskraftwerk rund 1 weitere Mrd. summiert. Eine weitere Anreizstruktur schafft Vattenfall durch die großzügig versprochenen finanziellen Entschädigungszahlungen für Bewohner der geplanten Tagebaue. Diese und alle anderen gesellschaftlichen Akteure versucht das Unternehmen, durch Werbekampagnen und geschickte Öffentlichkeitsarbeit mit dem Instrument der Überzeugung, zu Befürwortern und Unterstützern des CCS-Projektes werden zu lassen.

[...]


[1] Gammelin, Cerstin (2008): Klimaretter Kohle? Online im Internet: URL: http://www.zeit.de/ online/2007/10/ kohle−als−klimaretter (Stand: 17.11.2008).

[2] Märkische Allgemeine (2008): Schellnhuber im Kabinett. Globale Marktnische für Brandenburg. Online in Internet: URL:http://www.maerkischeallgemeine.de/cms /beitrag /11132844/62249/Schellnhuber_im_Kabinett _Globale_Marktnische_ fuer_Brandenburg_KlimASCHUTZ.html (Stand: 28.11.2008).

[3] Vgl. Greenpeace International (2008): Falsche Hoffnung. Warum CO2-Abscheidung und –Lagerung das Klima nicht retten werden. Online in Internet: URL: http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/ klima/CCS_Studie_False_Hope_2008_d.pdf (Stand 12.03.2009).

[4] Reiche, Danyel (Hrsg.) (2005): Grundlagen der Energiepolitik; Peter Lang; Frankfurt am Main, S.90.

[5] IEA (2008): World Energy Outlook 2008. Online Im Internet: URL: http://www.worldenergyoutlook.org/ docs/weo2008/WEO2008_es_german.pdf (Stand: 21.03.2009).

[6] Spiegel (2008): KAMPF GEGEN ERDERWÄRMUNG. EU macht Deutschland harte Klimaschutzvorgaben. Online im Internet: URL: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,530476,00.html (Stand: 21.03.2009).

[7] Goerne, Gabriela von (2006): Das „CO2-freie Kraftwerk“: Der untaugliche Versuch, Kohle grün zu waschen. Online in Internet: URL: http://www.eurosolar.de/de/index .php?option=com _content&task=view&id=410&Itemid=60 (Stand: 22.02.2009).

[8] Innovations Report (2008): Das CCS-Projekt von Vattenfall. Online in Internet: URL: http://www.innovations report.de/html/berichte /unternehmensmeldung /bericht-117810.html (Stand: 22.03.2009).

[9] Verivox (2008): Hoffnung und Skepsis: Vattenfall mit Pilotanlage für Kohlekraftwerk. Online in Internet: URL: http://www.verivox.de/nachrichten/hoffnung-und-skepsis-vattenfall-mit-pilotanlage-fuer-kohlekraftwerk-27899.aspx (Stand: 23.03.2009).

[10] Innovations Report (2008): Das CCS-Projekt von Vattenfall. Online in Internet: URL: http://www.innovations report.de/html/berichte /unternehmensmeldung /bericht-117810.html (Stand: 22.03.2009).

[11] Liljemark, Stefan (2008): Vattenfall CCS demonstration projects in Denmark and Germany – What happens?. Online in Internet: URL: http://www.energyinst.org.uk/content/files/vattenfall.pdf (Stand: 21.03.2009).

[12] Innovations Report (2008): Das CCS-Projekt von Vattenfall. Online in Internet: URL: http://www.innovations report.de/html/berichte /unternehmensmeldung /bericht-117810.html (Stand: 22.03.2009).

[13] Weser, Kathleen (2009): „Schatz und Fluch des Lausitzer Kohlekellers. Expertenrunde zu Stromerzeugung und Klimaschutz“. In: Lausitzer Rundschau 69, 23.03.2009, S. 16.

[14] Ebd.

[15] Verivox (2008): Hoffnung und Skepsis: Vattenfall mit Pilotanlage für Kohlekraftwerk. Online in Internet: URL: http://www.verivox.de/nachrichten/hoffnung-und-skepsis-vattenfall-mit-pilotanlage-fuer-kohlekraftwerk-27899.aspx (Stand: 23.03.2009).

[16] LausitzEcho (2008): Vattenfall investiert 215 Millionen Euro für sauberen Kohlestrom. Investition in CCS ist Kapital für die Zukunft. Online im Internet: URL: http://www.lausitzecho.de/de/wirtschaft/2009/vattenfall-investiert-215-millionen-euro-fuer-sauberen-kohlestrom.htmlb (Stand: 23.03.2009).

[17] Dies beinhaltet 70 Mio. € für die Pilotanlage + 40 Mio. für deren 5-jährigen Forschungsbetrieb, sowie 50 Mio. € an Planungsmitteln für das Demonstrationskraftwerk in Jänschwalde und 55 Mio. € für die Erkundung möglicher CO2-Speicher in der Lausitz. Vgl. LausitzEcho (2008): Vattenfall investiert 215 Millionen Euro für sauberen Kohlestrom. Investition in CCS ist Kapital für die Zukunft. Online im Internet: URL: http://www.lausitzecho.de/de/wirtschaft/2009/vattenfall-investiert-215-millionen-euro-fuer-sauberen-kohlestrom.htmlb (Stand: 23.03.2009).

Final del extracto de 26 páginas

Detalles

Título
Die Rolle der CCS-Technologie im globalen Klimaschutz. Kohle als "Klimaretter"?
Universidad
Free University of Berlin  (Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft)
Curso
PS – Einführung in die Energiepolitik Analyse
Calificación
1,0
Autor
Año
2008
Páginas
26
No. de catálogo
V316961
ISBN (Ebook)
9783668159518
ISBN (Libro)
9783668159525
Tamaño de fichero
796 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Politikfeldananalyse, Brandenburg, Vattenfall, CCS, Brückentechnologie, Energiewende, grüne Technologie, Energiepolitik, Deutschland
Citar trabajo
Saskia Helm (Autor), 2008, Die Rolle der CCS-Technologie im globalen Klimaschutz. Kohle als "Klimaretter"?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/316961

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