Public-Private-Partnership im Bildungsbereich

Theoretische Grundlagen, Corporate Social Responsibility, Analyse eines Fallbeispiels aus der Gesundheitsförderung mit Schul- und Expertenbefragung


Doktorarbeit / Dissertation, 2015

286 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

Vorwort

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Stand der Diskussion
1.2 Zielsetzung dieser Arbeit
1.3 Aufbau dieser Arbeit

2 Projekt „Fit am Ball“
2.1 Ursprünge, Idee und Umsetzung
2.1.1 Initiierung des Projektes
2.1.2 Inhalte und Komponenten
2.1.2.1 Hintergründe und didaktische Vorüberlegungen
2.1.2.2 Freiwillige Schulsport-Arbeitsgemeinschaften
2.1.2.3 Umsetzung
2.1.2.4 Finanzielle und materielle Unterstützung
2.1.2.5 Fortbildungsveranstaltungen
2.1.2.6 Schulinterne Abschlussturniere
2.1.2.7 Abschlussturnier
2.1.2.8 Evaluation
2.2 Kooperationspartner
2.2.1 Deutsche Sporthochschule Köln
2.2.2 Intersack Knabbergebäck GmbH & Co. KG
2.2.3 Stoffels Media Consulting
2.2.4 a.i.d. infodienst e. V.
2.2.5 CMA – Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH
2.2.6 Bezirksregierung Köln
2.2.7 Freunde und Förderer
2.2.8 Schirmherr
2.3 Chronologische Entwicklung
2.3.1 Phase I (Pilotphase)
2.3.1.1 Projektinhalte und Unterstützung der Schulen
2.3.1.2 Durchführung und Organisation
2.3.1.3 Ergebnisse der Evaluation der Phase I
2.3.1.4 Ergebnisse der Öffentlichkeitsarbeit
2.3.1.5 Sonstige Ergebnisse und Zusammenfassung
2.3.2 Phase II
2.3.2.1 Projektinhalte und Unterstützung der Schulen
2.3.2.2 Durchführung und Organisation
2.3.2.3 Ergebnisse der Evaluation der Phase II
2.3.2.4 Ergebnisse der Öffentlichkeitsarbeit
2.3.2.5 Sonstige Ergebnisse und Zusammenfassung
2.3.3 Phase III
2.3.3.1 Projektinhalte und Unterstützung der Schulen
2.3.3.2 Durchführung und Organisation
2.3.3.3 Ergebnisse der Evaluation der Phase III
2.3.3.4 Auszeichnungen
2.3.3.5 Ergebnisse der Öffentlichkeitsarbeit
2.3.3.6 Sonstige Ergebnisse und Zusammenfassung
2.3.4 Phase IV
2.3.4.1 Projektinhalte und Unterstützung der Schulen
2.3.4.2 Durchführung und Organisation
2.3.4.3 Ergebnisse der Evaluation der Phase IV
2.3.4.4 Auszeichnungen
2.3.4.5 Ergebnisse der Öffentlichkeitsarbeit
2.3.4.6 Sonstige Ergebnisse und Zusammenfassung
2.3.5 Phase V und „Fit am Ball 3000“
2.3.5.1 Projektinhalte und Unterstützung der Schulen
2.3.5.2 Durchführung und Organisation
2.3.5.3 Ergebnisse der Evaluation der Phase V
2.3.5.4 Auszeichnungen
2.3.5.5 Ergebnisse der Öffentlichkeitsarbeit
2.3.5.6 Sonstige Ergebnisse und Zusammenfassung
2.3.6 Phase VI und „Fit am Ball Africa“
2.3.6.1 Projektinhalte und Unterstützung der Schulen
2.3.6.2 Durchführung und Organisation
2.3.6.3 Ergebnisse der Evaluation der Phasen VI
2.3.6.4 Ergebnisse der Öffentlichkeitsarbeit
2.3.6.5 Sonstige Ergebnisse und Zusammenfassung
2.3.7 Phase VII und „Die Spendenwanderung“
2.3.7.1 Projektinhalte und Unterstützung der Schulen
2.3.7.2 Durchführung und Organisation
2.3.7.3 Ergebnisse der Evaluation der Phasen VII
2.3.7.4 Ergebnisse der Öffentlichkeitsarbeit
2.3.7.5 Sonstige Ergebnisse und Zusammenfassung
2.3.8 Phase VIII und „Das längste Freundschaftsband der Welt“
2.3.8.1 Projektinhalte und Unterstützung der Schulen
2.3.8.2 Durchführung und Organisation
2.3.8.3 Ergebnisse der Evaluation der Phase VIII
2.3.8.4 Ergebnisse der Öffentlichkeitsarbeit
2.3.8.5 Sonstige Ergebnisse und Zusammenfassung
2.3.9 Phase IX
2.3.9.1 Projektinhalte und Unterstützung der Schulen
2.3.9.2 Durchführung und Organisation
2.3.9.3 Ergebnisse der Evaluation der Phase IX
2.3.9.4 Ergebnisse der Öffentlichkeitsarbeit
2.3.10 Zusammenfassung Phase X
2.4 Zusammenfassung und abgrenzende Strukturmerkmale

3 Begriffliche und konzeptionelle Grundlagen
3.1 Public-Private-Partnership
3.1.1 Definition und Abgrenzung von PPP
3.1.2 Chancen und Risiken von PPP
3.2 Corporate Social Responsibility
3.2.1 Definitionen und Abgrenzungen
3.2.2 CSR als Motivation für PPP
3.3 Projektmanagement
3.3.1 Definitionen und Abgrenzungen
3.3.2 PM als integraler Bestandteil von PPP
3.4 Principal-Agent-Theory
3.4.1 Definition und Erläuterung
3.4.2 Kritische Würdigung
3.4.3 Anwendung auf das PPP und das Projektmanagement
3.5 Anwendung des theoretischen Teils auf „Fit am Ball“

4 Forschungsfragen und Thesenbildung
4.1 Forschungsfragen zur qualitativen Untersuchung
4.2 Forschungsfragen und Thesen zur quantitativen Untersuchung

5 Methodik
5.1 Wissenschaftstheoretischer Hintergrund
5.2 Begründung und Aufbau des methodischen Vorgehens
5.3 Methodisches Vorgehen der qualitativen Befragung
5.3.1 Auswertungsverfahren
5.3.1.1 Erste Stufe: Festlegung des Materials
5.3.1.2 Zweite Stufe: Analyse der Entstehungssituation
5.3.1.3 Dritte Stufe: Formale Charakteristika des Materials
5.3.1.4 Vierte Stufe: Richtung der Analyse
5.3.1.5 Fünfte Stufe: Theoriegeleitete Differenzierung der Fragestellung
5.3.1.6 Sechste Stufe: Bestimmung der Analysetechnik
5.3.1.7 Siebte Stufe: Definition der Analyseeinheit
5.3.1.8 Achte Stufe: Analyse des Materials
5.3.1.9 Neunte Stufe: Interpretation
5.3.2 Vorstellung der Experten
5.3.2.1 Experte A
5.3.2.2 Experte B
5.3.2.3 Experte C
5.3.2.4 Experte D
5.3.2.5 Experte E
5.3.3 Darstellung des Fragebogens
5.4 Methodisches Vorgehen der quantitativ-statistischen Befragung
5.4.1 Auswertungsverfahren und statistische Verfahren
5.4.2 Darstellung des Fragebogens
5.4.3 Befragungsablauf
5.5 Methodenkritik

6 Auswertung der qualitativen Befragung
6.1 Einzelbeurteilungen der Fragebögen
6.4.1 Experte A
6.4.2 Experte B
6.4.3 Experte C
6.4.4 Experte D
6.4.5 Experte E
6.2 Zusammenfassende Bewertung/ Diskussion

7 Auswertung der quantitativ-statistischen Befragung
7.1 Deskriptive Auswertung
7.2 Korrelationen und Zusammenhänge
7.2.1 Filter nach Schulformen
7.2.2 Filter nach Funktion
7.2.3 Filter nach sozio-ökonomischen Umfeld
7.2.4 Sonstige Zusammenhänge
7.3 Zusammenfassende Bewertung/ Diskussion

8 Auswertung in Bezug auf die Thesen und konzeptionellen Grundlagen
8.1 Auswertung der qualitativen Expertenbefragung in Bezug auf die Forschungsfragen und Thesen
8.2 Auswertung der quantitativen Schulbefragung in Bezug auf die Forschungsfragen und Thesen
8.3 Implikationen durch den Ansatz der Principal-Agent-Theory
8.3.1 Induktion der Ergebnisse durch die Principal-Agent-Theory
8.3.2 Anwendbarkeit der Principal-Agent-Theory im Rahmen von PPPs

9 Abschlussbetrachtung und Fazit

10 Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Anhang
A. Events und Aktionen bei „Fit am Ball“
B. Personen bei „Fit am Ball“
C. Projekteigenen Veröffentlichungen und Veröffentlichungen über „Fit am Ball“ (Auszug)
D. Fragebogen der qualitativen Expertenbefragung
E. Fragebogen der quantitativen Befragung bei Schulen
F. Übersicht über Schulsportförderungsprojekte (Auswahl, Stand 2012)

Vorwort

Jede Zeit birgt ihre Herausforderungen für die Gesellschaft. Mit fortschreitender Globalisierung, zunehmender Digitalisierung und der multikulturellen Durchdringung von Lebensräumen stehen insbesondere Ökologie und Soziales im Fokus der heutigen Zeit. Diese beiden Bereiche – ergänzt durch die Ökonomie – werden auch als Themenfelder für Ansätze der Corporate Social Responsibility genannt, die in Unternehmen in Europa immer mehr an Bedeutung findet.

Hierzu sind alle Akteure in der Gesellschaft gefragt, um ihre Ressourcen und Potentiale effektiv und nutzenstiftend einzubringen, ob finanziell, materiell oder als inhaltliche Expertise und Durchführungskompetenz. Neben der Politik oder öffentlichen Verbänden und Einrichtungen gehören dazu auch die Wirtschaft, die Wissenschaft oder die Haushalte. Gemeinsam können liberale Koalitionen gebildet werden, die nach Möglichkeit für alle Beteiligten Win-Win-Situationen herstellen.

Viele der oben genannten Herausforderungen betreffen vor allem Kinder und Jugendliche, da veränderte Rahmenbedingungen ihrer Lebenswelten und Lebensräume Implikationen für die Gesundheitserziehung oder den Aufbau eines integrativen und inklusiven Gesellschaftsverständnisses innehaben.

Auf der anderen Seite muss bei möglichen lateralen Kooperationen aber hinterfragt werden, ob die unterschiedlichen Interessen und Absichten nicht auch Konflikte oder ineffiziente Strukturen und Projekte hervorbringen, wie es bei Akteuren aus dem privaten sowie öffentlichen Sektoren in einem Public-Private-Partnership allein aufgrund unterschiedlicher Zielsetzungen möglich erscheint.

Das Projekt zur Schulsportförderung „Fit am Ball“ (2003-2014) ist ein komplexes Beispiel für laterale Kooperationsformen mit vielen inhaltlichen Bestandteilen für die genannten Herausforderungen: Gesundheitsförderung und Prävention in Form von Bewegungsförderung, Ernährungsaufklärung und Stressbewältigung sowie darüber hinaus interkulturellem Lernen etc. als freiwilliges Angebot für Schulen. Dazu bildeten Universitäten und einige andere Ämter und Behörden als öffentliche Partner mit privaten Unternehmen, Vereinen oder Einzelpersonen eine kooperative Union als Garant finanzieller, materieller und inhaltlich-didaktischer Unterstützung.

Die projektbegleitenden Evaluationsergebnisse geben Rückschlüsse auf eine gelungene inhaltliche Umsetzung und Zielerreichung. Es stellt sich jedoch die Frage, ob auch die Rahmenbedingungen dieser Konstellation optimal funktionierten und damit ein Angebot ergaben, das ein Akteur allein nicht hätte aufbauen oder in dieser Weise durchführen können.

Die Analyse dessen wird in der vorliegenden Arbeit auf zwei Wegen vorgenommen: die Befragung der Entscheider der beteiligten Projektakteure im Rahmen der Kooperation als qualitatives Experteninterview sowie eine quantitativ-statistisch angelegte Befragung von Schulen als herausragender Ort der Projektdurchführung. Ziel soll es sein, Erkenntnisse über den Nutzen solcher Public-Private-Partnerships zu gewinnen, die besonderen Strukturmerkmale zu identifizieren und zu analysieren und schließlich die Tauglichkeit dieses Projektes als exemplarisches Vorbild für weitere Projekte in dieser Konstellation für gleiche oder andere inhaltliche Themengebiete zu überprüfen. Denn schließlich können durch solche Projekte Potentiale erschlossen werden, die u. a. zum Aufbau und zur Entwicklung einer präventiven Gesundheitserhaltung, eines inklusiven Gesellschaftsverständnisses mit individueller Chancengleichheit und somit zur allgemeinen Verbesserung von Lebenswelten und Lebensräumen beitragen.

Das Projekt „Fit am Ball“ selbst war an der Deutschen Sporthochschule Köln beheimatet, unter Einbeziehung verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen und Personen. Im Laufe der Projektzeit sorgte „Fit am Ball“ mit seiner spezifischen Konstellation und stetig wachsendem Netzwerk und einer Größenordnung von knapp 2.000 Teilnehmerschulen auch an anderen Instituten für Interesse. Daher wird dieses Projekt aus dokumentarischen Gründen auch hier detaillierter vorgestellt. Professor Walter Tokarski (Rektor DSHS Köln a. D.) sowie Professor Volker Rittner (Lehrstuhls für Sportsoziologie a. D.) wiesen schon damals darauf hin, dass ein solches Projekt eine umfassende Dokumentation verlange, die als Grundlage für Analysen und Forschungen der Projektstruktur dienen soll. Daher liegt dieser Arbeit eine umfassende chronologische Aufarbeitung der Projektentwicklung zugrunde. Professor Jürgen Buschmann als Projektleiter und „Konzeptvater“ von „Fit am Ball“, begleitete diese Zusammenfassung über den gesamten Zeitraum.

Dieser hier vorliegende Text ist adaptiert von einer Promotionsarbeit an der Deutschen Sporthochschule Köln bei Rektor a. D. Prof. Dr. Walter Tokarski, die insbesondere in ursprünglich sehr umfassenden, deskriptiven Bereichen und der hermeneutischen Interviewanalyse gekürzt wurde. Transkribierten Interviews sind aufgrund der Länge ebenso nicht eingefügt. Jedoch sind die relevanten Stellen für diese Auswertung übernommen und können beim Autor eingesehen werden.

Mathias Bellinghausen,

Köln im Jahr 2016

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Grafische Darstellung des Aufbaus dieser Arbeit.

Abb. 2: Die verschiedenen Logos des Projektes „Fit am Ball“ in ihrer zeitlichen Abfolge.

Abb. 3: Aufbaustruktur einer AG-Stunde (Buschmann, 2003, S. 6).

Abb. 4: Übersicht über die Evaluationen- und Begleitforschungen zu „Fit am Ball“ (in Anlehnung an: Buschmann, 2010, S. 8).

Abb. 5: Bewertung des Stellenwertes der verschiedenen Aspekte durch die Lehrer bei „Fit am Ball“ 2005 von 1 (= „unwichtig“) bis 5 (= „sehr wichtig“). (Stollenwerk, 2005, S. 21).

Abb. 6: Angaben von Kindern bei „Fit am Ball“ über ihr Lieblingsgetränk im Vergleich 2004 (gelb) zu 2005 (rot). (Stollenwerk, 2005, S. 8).

Abb. 7: Siegerehrung beim „Fit am Ball“-Turnier am 5. Juni 2006. (Buschmann, 2008b, S. 22).

Abb. 8: Strecke der Dribbel-Staffel „Fit am Ball“ 3000. ( Stoffels 2008, S. 35).

Abb. 9: Effekte auf das Teambuilding durch „Fit am Ball 3000“. (Wolter, 2011, S. 135).

Abb. 10: Effekte auf das Bewegungsverhalten durch „Fit am Ball 3000“. (Wolter, 2011, S. 134).

Abb. 11: Interesse an weiteren Projektteilnahmen durch „Fit am Ball 3000“. (Wolter, 2011, S. 135).

Abb. 12: Vermehrtes Interesse der Kinder am Vereinssport durch „Fit am Ball 3000“. (Wolter, 2011, S. 135).

Abb. 13: Vereinfachte Darstellung des Netzwerkes von „Fit am Ball“ in der sechsten Phase. (Bellinghausen, 2007, S. 40).

Abb. 14: Einordnung von PPP zwischen Markt, Hierarchie und Kooperationen. (Budäus, 2004, S. 315).

Abb. 15: Dimensionen von PPP. (Budäus, 2004, S. 13).

Abb. 16: Darstellung der gesamtgesellschaftlichen Nachhaltigkeit mit Unternehmen im Zentrum der Stakeholder. (Schwalbach & Schwerk, 2008, S. 80).

Abb. 17: „Possible Benefits“ durch CSR. (Hovemann, Walzel & Breitbarth, 2011, S. 341).

Abb. 17: Modelltheoretische Verlaufskurve des Gewinns in Bezug auf Gemeinnützige Aktivitäten.

Abb. 18: Begriffsdimensionen von sozialem Engagement. (Schäfer, Beer, Zenker & Fernandes, 2006, S. 54).

Abb. 19: Teilbereiche des Projektmanagements. (Hagen, 2009, S. 84).

Abb. 20: Projektarten differenziert nach sozialer Komplexität und Aufgabenstellung. (Kuster et al., 2008, S. 6).

Abb. 21: Ausprägung von Kriterien innerhalb verschiedener Projektorganisationen. (Heinrich & Lehner, 2005, S. 201).

Abb. 22: Aufbau einer reinen Projektorganisation (oben), einer Ein- oder Mehrlinien-Projektorganisation mit Stabstelle (Mitte) und einer Matrixorganisation. (Heinrich & Lehner, 2005, S. 199-200).

Abb. 23: Elemente und Phasen der Projektablaufplanung. (In Anlehnung an Waszek, 2006, S. 6).

Abb. 24: Theorien der Neuen Institutionenökonomik. (In Anlehnung an Fischer et al., 1993, S. 446).

Abb. 25: Analysestruktur der Principal-Agent-Theory. (In Anlehnung an Erlei, Leschke & Sauerland, 2007).

Abb. 26: Ansatzpunkte der Prinzipal-Agenten-Beziehung und der Zielkonsolidierungen an den Elementen und Phasen der Projektablaufplanung. (In Anlehnung an Waszek, 2006, S. 6).

Abb. 27.: Abgrenzung von kurzfristigen Engagements gegenüber langfristig angelegten Maßnahmen in Bezug auf die Dimensionen Dauerhaftigkeit der Finanzierung, Know-How-Transfer, Involvement der beteiligten Kooperationspartner und der Evaluation.

Abb. 28: Verteilung der Aufgabengebiete zwischen den Projektpartnern Intersnack und DSHS Köln beim Projekt „Fit am Ball“.

Abb. 29: Grundlegende Aufbaustruktur von „Fit am Ball“ mit öffentlichen und privaten Bereichen.

Abb. 30: Netzwerk von „Fit am Ball“ mit den sich ergebenen Prinzipal-Agenten-Beziehungen (gelber Pfeil) zwischen den jeweils einzelnen Partnern (Institutionen) und deren Stakeholdern.

Abb. 31: Das Paradigma des Positivismus. (Twardy & Jongebloed, 1983, S. 48).

Abb. 32: Aufbau der Gesamtbefragung nach den Arbeitsschritten von Atteslander (2008).

Abb. 33: Aufbau der Befragung in Bezug auf Projektanbieter und Projektnachfrager.

Abb. 34: Aufbau des Fragebogens der qualitativen Expertenbefragung.

Abb. 35: Standardisierter Vergleich der Experteneinschätzungen von 1 (unwichtig) bis 5 (sehr wichtig) in Bezug auf Merkmale des Projektes „Fit am Ball“.

Abb. 36: Angaben der Schulen über die Zugehörigkeit ihrer Schüler zu verschiedenen sozio-ökonomischen Gruppen und den Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund.

Abb. 37: Angaben der Schulen zur Verantwortlichkeit für gesellschaftliche Probleme durch die Schulen selbst.

Abb. 38: Einschätzungen der Lehrer über die Reaktionszeit zwischen der Identifizierung eines gesellschaftlichen Problems und der Umsetzung konkreter Gegenmaßnahmen.

Abb. 39: Gründe für eine „Time-lag“ zwischen der Identifizierung eines gesellschaftlichen Problems und der Umsetzung von Gegenmaßnahmen (Mehrfachnennung möglich).

Abb. 40: Eignung von Projekten außerhalb des regulären Unterrichts, um Kompetenzen, Einstellungsveränderungen oder Lernziele zu erreichen.

Abb. 41: Angaben von Schulen, von wem sie sich bei der Bewältigung gesellschaftlicher Probleme (evtl. auch durch Umsetzung von Projekten) mehr Unterstützung wünschen würden (Mehrfachnennung möglich).

Abb. 42: Wichtige Eigenschaften der Unterstützung bei einer Teilnahme an einem Projekt für Schulen (Mehrfachnennung möglich).

Abb. 43: Gegenüberstellung der Angaben, mit wem die Schulen gern ein Projekt durchführen würden (Wunschpartner) oder mit wem sie ihre als wichtig erachteten Unterstützungsformen am besten umgesetzt sehen (Beste Umsetzungsmöglichkeit/ Mehrfachnennung möglich).

Abb. 44: Angaben der Schulen über die Bedeutung des Images eines Unternehmens, mit dem sie potentiell zusammenarbeiten würden.

Abb. 45: Angaben von Schulen, inwiefern sie die Konstellation eines Public-Private-Partnerships für Schulprojekte zur Beschäftigung mit einer Thematik aus gesellschaftspolitischen Problemen (bspw. Übergewicht, Integration etc.) für sinnvoll erachten (Mehrfachnennung möglich).

Abb. 46: Bedeutung der Einbeziehung des Know-hows einer Hochschule bei der Konzeptionierung und Umsetzung von Projekten für die Schulen.

Abb. 47: Angaben von Schulen, ob die Teilnahme an Projekten im Konflikt mit der Erreichung der Lehr-/Lernziele im regulären Unterricht (Unterricht der PISA-relevanten Fächer) steht.

Abb. 48: Angaben von Schulen zur Zielsetzung bei einer Beteiligung an einem Projekt (Mehrfachnennung möglich).

Abb. 49: Gesamteindruck des Projektes „Fit am Ball“ von Seiten der Schulen (Angabe in Schulnoten von „sehr gut“ bis „mangelhaft“).

Abb. 50: Einschätzungen über Komponenten/ Attribute von „Fit am Ball“ durch Schulnoten (von 1 = „sehr gut“, bis 5 = „mangelhaft“).

Abb. 51: Einschätzungen von Schulen, ob die in Frage 21 des Fragebogen genannten Komponenten/ Attribute durch die Hinzuziehung eines privaten Partners/ Sponsors besser umgesetzt werden können.

Abb. 52: Schätzungen der Schulen über die Höhe der Finanzierung durch den Drittmittelgeber in aufsteigender Reihenfolge.

Abb. 53: Einschätzungen von Schulen, ob die in Frage 21 des Fragebogen genannten Komponenten/ Attribute durch die Hinzuziehung einer Hochschule besser umgesetzt werden können.

Abb. 54: Einschätzungen von Schulen zur Relevanz von thematisch verschiedenen Bereichen von „Fit am Ball“ für die Schüler (Skala von „gering“ über „mittel“ bis „hoch“).

Abb. 55: Nennungen der beliebtesten Bestandteile von „Fit am Ball“ von Seiten der Schulen (Mehrfachnennung möglich).

Abb. 56: Gesamtziele als Kompromiss und mögliche zuordenbare Unterziele zwischen den Akteuren im vorliegenden PPP-Projekt „Fit am Ball“.

Abb. 57: Privat-soziales Engagement als Versorgungslücke oder Versorgungsüberhang in Relation zum Soll-Wert der Erfüllung hoheitlicher Aufgaben.

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Übersicht über die Auftakt- und Fortbildungsveranstaltungen von „Fit am Ball“.

Tab. 2: Übersicht über die Turniere von „Fit am Ball“.

Tab. 3: Übersicht über die reine Projektevaluation von „Fit am Ball“.

Tab. 4: Übersicht über universitäre Abschlussarbeiten zu „Fit am Ball“ im Zeitraum 2004 bis 2012.

Tab. 5: Übersicht der Projektphasen von „Fit am Ball“ mit räumlicher Ausdehnung und Anzahl der Projektteilnehmer nach Stipendien des Basisprojektes und Aufbauprojekten.

Tab. 6: Termine und Aktionen zum Start von „Fit am Ball“.

Tab. 7: „Highlights“ der zweiten Phase von „Fit am Ball“.

Tab. 8: Signifikanzunterschiede in verschiedenen Merkmalsfiltern (Ausländeranteil und sozio-ökonomisches Umfeld) in Bezug auf gleich bleibende (0) oder verbesserte (1) Einstellungsveränderungen bei Selbstwahrnehmung, Selbstwertgefühl und beim Sporttreiben. (Bellinghausen, 2007, S. 28).

Tab. 9: Signifikanzunterschiede im Merkmalsfilter „Geschlecht“ in Bezug auf gleich bleibende (0) oder verbesserte (1) Einstellungsveränderungen beim Fußballspielen und bei Selbsteinschätzungen. (Bellinghausen, 2007, S. 28).

Tab. 10: Chancen und Risiken von PPP.

Tab. 11: Vergleich zwischen „klassischen“ PPP zu PPP im Bildungssektor und dem Projekt PPP.

Tab. 12: Anzahl der gültigen und ungültigen Beteiligungen an der quantitativen Befragung der Schulen.

Tab. 13: Absolute und prozentuale Angaben der Schulen über ihre Schulform sowie der Angabe über einen Offenen Ganztag.

Tab. 14: Absolute und prozentuale Angaben der Befragten über ihre Position in der Schule.

Tab. 15: Angaben über die Zahl externer Projekte an den Schule und der Anteil derer mit Sport zum Inhalt.

Tab. 16: Unterschiedliche Antwortoptionen nach Wunsch und besserer Zielerreichung in Kooperationen mit privaten oder öffentlichen Partnern.

Tab. 17: Zusammenhang zwischen einer grundsätzlichen Ablehnung oder Befürwortung eines PPP mit der Einschätzung nach einer besseren Zielerreichung mit privaten oder öffentlichen Partnern.

„PPP ist weder eine wundertätige Zauberformel noch Kapitalisten-Voodoo. Stattdessen muss PPP zu einem demokratischen Finanzierungs-Instrument werden, wenn wir uns zukünftig noch Schulen, Straßen oder Verwaltung leisten wollen.“ (Driesen, 2006, S. 18)

1 Einleitung

Das Prinzip des Public-Private-Partnership (PPP) hat in den vergangenen Jahren die Hoffnung erweckt, private und öffentliche Akteure der Gesellschaft könnten sich allgemeinen Aufgaben und gesellschaftlichen Problemen gemeinsam stellen, und damit u. a. Finanzierungsproblemen der öffentlichen Hand[1]. Private Unternehmen oder andere private Institutionen arbeiten in PPP mit Vertretern der öffentlichen Hand zumeist in Projekten zusammen, mit dem Ziel, für beide Seiten positive Ergebnisse im Sinne einer Win-Win-Situation zu erzielen (vgl. u. a. Oppen, Sack & Wegener, 2003; Budäus, 2004). Doch stellen sich Inhalte und Ziele dieses Konzeptes uneinheitlich dar und haben in der Literatur (u. a. Scharping, Baumgärtner & Eßer, 2009) vornehmlich Investitionsprojekte in verschiedenen Bereichen zum Inhalt. PPP wird damit eine Frage von Investition, Amortisation und Gewinnerzielung - so auch im Bildungsbereich, bspw. mit dem Bau und Betrieb von Schulgebäuden oder Sportstätten (Gerstlberger & Schneider, 2008).

Gleichzeitig aber lassen sich in der heutigen Zeit auch vermehrt PPP beobachten, deren Return on Investment (ROI) oder sogar Social Return on Investment (SROI) nicht nur auf monetäre Zahlungsströme angelegt sind, sondern sich auf Seiten der Privaten primär in einer Imageverbesserung niederschlagen soll. Das kann als zielgerichtete Marketing-Aktion im Sinne eines bewusst eingesetzten sozialen Engagements (u. a. Scharf, Schubert & Hehn, 2009) geschehen oder in Form einer eher altruistischen oder philanthropisch angelegten Aktion, wie sie u. a. Konzepte der Corporate Social Responsibility (CSR) oder Corporate Citizenship (CC) erklären oder miteinander zu vereinen versuchen (u. a. Schwerk, 2008). Damit müssen nicht unbedingt nur Projekte zur Erfüllung von Aufgaben der öffentlichen Hand gemeint sein, sondern es können sich darunter bspw. auch Maßnahmen zur Lösung gesellschaftlicher Probleme subsumieren. Dazu zählen bspw. das Problem des zunehmenden Übergewichts und Adipositas mit seinen ganzen Folgen für diverse Parameter der Gesundheit, der Lebensqualität oder der Kosten der kurativen Behandlungen der mit Übergewicht verbundenen Erkrankungen wie Diabetes Typ II, kardiovaskuläre Erkrankungen, orthopädische Haltungsschäden oder Depressionen (Reilly et al., 2003).

In der hier vorliegenden Arbeit wird am Beispiel des Schulprojektes „Fit am Ball“ der Frage nachgegangen, ob und inwieweit ein PPP-Modell zur Lösung eines gesellschaftlichen Problems beitragen kann – wie hier beschrieben zur Prävention von Übergewicht.

1.1 Problemstellung und Stand der Diskussion

Die zunehmende Prävalenz von Übergewicht und Adipositas sowie die Abnahme körperlicher Leistungsfähigkeit insbesondere bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland ist durch zahlreiche Studien ausreichend und aktuell belegt (u. a. Weltgesundheitsorganisation, 2005; Kurth & Schaffrath-Rosario, 2007; Buschmann, Bellinghausen & Buschmann, 2009; Ng et al., 2014); dies gilt auch auf internationaler Ebene für zahlreiche Industrienationen (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 2012). Ferner gehen auch die aktuellen Studien (u. a. Müller & Plachta-Danielzik, 2009) davon aus, dass der Prävention in der Bekämpfung der Übergewichtsproblematik eine entscheidende Rolle zukommt. Das liegt zum einen an der Tatsache, dass die Erfolgsquoten von kurativen Maßnahmen auch schon bei Jugendlichen sehr gering ausfallen (Ahrens, Bammann & Pigeot, 2008), andererseits der Ursachenkomplex von Übergewicht multifaktoriell ist, d. h. von zahlreichen Umweltfaktoren des Individuums abhängig. Es lassen sich insbesondere frühkindlich festgelegte Einstellungen gegenüber Bewegung und Ernährung feststellen, die sich bei Eintreten von Übergewicht in einer interdependenten Negativspirale entwickeln (Reinehr, 2007). Zudem konnten signifikante Korrelationen zwischen der überdeutlichen Prävalenz von Übergewicht mit einem niedrigeren sozio-ökonomischen Status oder bei Kindern mit Migrationshintergrund festgestellt werden (u. a. Weltgesundheitsorganisation, 2005; Schumacher, 2010). Es liegt daher auf der Hand, dass flächendeckende Gegen­maßnahmen dort eingesetzt werden müssen, wo alle Kinder mit den Präventiv­maßnahmen erreicht, und wenn möglich positiv beeinflusst werden können: an den Schulen. Denn „die Schule ist die einzige Institution, die alle Mädchen und Jungen erreicht; sie ist zudem die Institution, die durchgängig hauptberuflich pädagogisch arbeitet“ (Neuber & Jordens, 2012, S. 292).

Damit kommt dieser Bildungsinstitution eine Schlüsselrolle als Ort der Umsetzung präventiver Maßnahmen für die Kinder zu, der im Wesentlichen durch zwei Voraus­setzungen skizziert werden kann: Erstens müssen sich die Schulen und die darin agierenden Personen mit Entscheidungsbefugnis dieser Rolle annehmen und sich für diese Problematik verantworltlich fühlen. Zweitens muss eine weitreichende Unterstützung erfolgen, da an den Schulen nicht nur neue, ganzheitliche Konzepte installiert werden müssen (Schaller & Pache, 1995), sondern besonders der Schulsport als Präventionsbaustein seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird. Der Sportunterricht ist in einem hohen Maße von Unterrichtsausfall und fach­fremder Unterrichtung betroffen (GEW, 2009). D.h. die Bewegungsförderung, Ernährungsaufkärung, Stressbewältigung etc. als Präventionsbausteine gegen Übergewicht müssen nach dem Ansatz einer ganzheitlichen Erziehung erfolgen, was in den gesamten Bildungsbereich einfließen muss (Gerber, 2008). Insgesamt kann für die gesamte Bildungslandschaft also resumiert werden, dass sie sich darstellen sollte als „langfristig, professionell gestaltetes, auf gemeinsames, Handeln abzielendes, kommunalpolitisch gewolltes Netzwerk“ (Bleckmann & Durdel, 2009, S. 12), in dem die Schule ihre Alleinstellung in Bildungsfragen aufweicht und sich neuen Partnern öffnet (Neuber & Jordens, 2012).

Zwar gehen Forderungen aus der Politik und verantwortlichen Verbänden in Bildungsfragen häufig in diese präventive Richtung des „früh investieren anstatt spät reparieren“ (Kluge, 2006, S. 126), doch noch sind keine umfangreichen und flächendeckenden Maßnahmen erfolgt, was vornehmlich auf finanzielle Engpässe der zuständigen Länder, Kommunen oder Gemeinden zurückzuführen ist (Müller & Plachta-Danielzik, 2009). „Erschwert wird die handlungsübergreifende Integration des Gesundheitsthemas auch durch unklare oft unverbindliche Finanzierungs­strukturen (…), d. h. die Träger sind auf eigenständige Akquise von Finanzmitteln angewiesen“ (Kilian, Brandes & Köster, 2008, S. 17-18). Reich ergänzt bereits 2002 für die Forschung auf internationaler Ebene: „Governments, international health organizations an non-governmental-organizations, once the central actors in public health initiatives, are looking to the private sector for help“ (Reich, 2002, S. 7). Ebenso forderte dies die Europäische Union in ihrem Weißbuch zu öffentlich-privaten Partnerschaften (WHO, 2005).

Es bleibt abzuwarten, ob diese Entwicklung der Prävention auch durch neue politische, und damit allgemein verbindliche und gesetzlich verpflichtende Vorhaben angegangen werden. FDP-Politiker Daniel Bahr (Bundesgesundheits-minister von Mai 2011 bis Dezember 2013) sprach sich bspw. gegen den Gesetzesentwurf der SPD-Bundesfraktion zur Verabschiedung eines vornehmlich betrieblich gesehenen aber richtungsweisenden Präventionsgesetzes aus und verlagert die Diskussion vielmehr in die Hinzuziehung und Selbstverpflichtung in der Gesellschaft agierender Akteure (u. a. Robertz-Grossmann & Prümel-Philippsen, 2005; Rosenbrock, 2005; Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e. V., 2010). Volker Wanek vom Spitzenverband gesetzlicher Kranken- und Pflegekassen (GKV) fasste dies zusammen: „Wenn sich alle abstimmen, unbürokratisch und ohne große Verwaltung, dann kann man am meisten erreichen“ (Flintrop, 2011) und gibt damit einen klaren Hinweis auf die angestrebten Strukturen in Zusammenarbeit der beteiligten Akteure von privater und öffentlicher Seite, wie sie bspw. durch den PPP-Ansatz beschrieben[2] werden. In der aktuellen Diskussion um diese Thematik präsentierte MdB Johannes Singhammer (2013) auf dem 3. Europäischen Präventionstag in Berlin die Be­schlüsse aus der Präventionsstrategie der Koalition, zu denen u. a. die Zusammen­führung und Förderung bestehender Initiativen mit einer heraus­ragenden Rolle für die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die Einführung einer Ständigen Präventionskonferenz im Bundesministerium für Gesundheit mit Empfehlungen für den Bundestag sowie eine Anhebung des vorgeschriebenen Richtwertes des Versicherungsanteils für Präventions­maßnahmen von 2,86 Euro auf mindestens sechs Euro. Diese Anhebung gilt auch für den Richtwert der betrieblichen Gesundheitsvorsorge auf über zwei Euro. Die durch die Versicherungen durch­geführten Maßnahmen müssen zudem durch den Bund der Krankenkassen zertifiziert sein.

In dieser Form agiert bspw. auch die im Jahr 2006 vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gegündete und bundesweit zuständige „Plattform Ernährung und Bewegung“ (peb) mit Sitz in Berlin. Sie versucht, „vor Ort“ Projekte durch kommunale Netzwerke und Regionalverbünde zu unterstützen (Plattform Ernährung und Bewegung, 2012). Jedoch wird in Publikationen zu diesem Thema und der hier genannten Struktur häufig bemängelt, dass in Deutschland keine verbindliche und koordinierende Struktur für Finanzierungen präventiver oder gesundheitsförderlichen Maßnahmen existiert und die Rahmenbedingungen für PPP auf kommunaler Ebene noch unklar und hinderlich sind (Loss, Böhme & Nagel, 2009).

Den Schulen werden demnach kaum flächendeckende und verbindliche Programme aus öffentlichen Strukturen angeboten. Eine eigentliche Option bietet sich ihnen daher lediglich in Form einer freiwilligen Beteiligung an diversen Projekten[3] an, die einerseits von Behörden (bspw. „Klasse 2000“, „Gesunde Schule“) oder Verbänden (bspw. Schulsportförderung durch den Deutschen Fußball-Bund), andererseits von privaten Einrichtungen oder Unternehmen angeboten werden. Wenige Beispiele von Projekten zeigen auf der Anbieterseite eine Zusammenarbeit zwischen privaten und öffentlichen Einrichtungen wie bspw. „Fit am Ball“[4]. Diese größtenteils unsystematisierte Projektlandschaft könnte sich aber eben genau der Forderung von Wanek und des ehemaligen Bundes­gesundheitsministers Bahr beziehen, sowie der Forderung der Europäischen Union zur Zusammenarbeit der privaten und öffentlichen Akteure nachkommen, wie in ihrer Stellungnahme zu PPPs beschrieben (EU Kommission, 2001). D. h., die Prävention von Übergewicht soll nicht in einer flächendeckenden Maßnahme angegangen werden. Die breite Erreichbarkeit der Adressaten von Präventions­maßnahmen in Deutschland soll daraus folgernd vielmehr durch die Summe von einzelnen Projekten erzielt werden.

Damit kommt diesen angebotenen Projekten im Rahmen der Gesundheitsförderung eine besondere Rolle zu, in der sie sich einer Diskussion um Qualitäts­management und der Frage nach der Kostenwirksamkeit stellen müssen. Diese sind zwar noch sehr lückenhaft, aber nur damit können sie ihren volkswirt­schaftlichen Nutzen beweisen (Walter, Plaumann, Dubben, Nöcker & Kliche, 2011). In der Praxis müssen sich die freiwillig angebotenen, privat beteiligten Projekte zudem eigenen Überprüfungen unterziehen, da sie auf der einen Seite keiner öffentlichen Kontrolle und Rechenschaftslegung unterliegen und andererseits der Zielkatalog sich nicht ausschließlich an den Wirkungsgrad der Präventions­maßnahme richtet, sondern bspw. auch an Messinstrumenten des Marketings[5]. Für öffentliche Einrichtungen hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2010) lediglich Qualitätskriterien für Maßnahmen der Primärprävention entwickelt, wenngleich sich die derzeit durchgeführten Präventionsprojekte eher durch eigene Evaluationen nach außen darstellen.

Das Projekt „Fit am Ball“ mit dem originären Ziel der Schulsportförderung als Prävention gegen Übergewicht und motorischer Entwicklungsstörung kann als ein solches Projekt im Sinne eines PPP bezeichnet werden. Seit 2003 hat „Fit am Ball“ Teilnehmerplätze für knapp 2.000 Schulen angeboten. Der pädagogische Ansatz soll dabei dem Anspruch einer ganzheitlichen Erziehung gerecht werden. Die dafür notwendige Finanzierung stellte von Beginn an die private Unternehmung Inter­snack Knabbergebäck GmbH & Co. KG, die Konzeptionierung, Durchführung und wissenschaftliche Begleitforschung übernahm die öffentliche Einrichtung Deutsche Sporthochschule Köln und die Umsetzung vor Ort fand schließlich in den öffentlichen Schulen statt[6].

1.2 Zielsetzung dieser Arbeit

Den skizzierten Rahmenbedingungen des gesellschaftlichen Problems Über­gewicht, die damit verbundene Forderung nach Präventivmaßnahmen bei gleichzeitigem Ausbleiben flächendeckender Maßnahmen durch die öffentliche Hand steht die konkrete Maßnahme „Fit am Ball“ als eine von wenigen Aktivitäten gegenüber, die privat finanziert und initiiert wurde, über ein großes Netzwerk aus weiteren privaten und öffentlichen Akteuren verfügt, in der Teilnehmerzahl und der Durchführungszeit sich von anderen Projekten erheblich unterscheidet und dabei inhaltlich einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt[7]. Die sich dieser Beobachtung anschließende Frage ist, ob sich PPP-Projekte wie „Fit am Ball“ tatsächlich dazu eignen, einem gesellschaftlichen Problem wie Übergewicht entgegenzuwirken.

Aufbauend auf der Feststellung, dass die Einzigartigkeit ein besonderes Merkmal der PPP ist (Budäus D. , 2004), muss hier zunächst die Feststellung erfolgen, wie das Projekt „Fit am Ball“ genau strukturiert ist, welche Ziele es verfolgt und welche Ergebnisse es liefert. Aufgrund der Zusammenarbeit von privaten und öffentlichen Institutionen auf Seiten der Projekt-Anbieter stellen sich zudem die Fragen nach der Motivation zur Zusammenarbeit, der (vertraglichen) Ausgestaltung und Kontrollmechanismen sowie Verteilung der Zuständigkeitsbereiche (vgl. Abb. 1).

Auf der anderen Seite stehen dem kleinen Kreis von Projektanbietern zahlreiche potentielle Projektrezipienten - hier Schulen - gegenüber. Hierbei stellt sich die Frage, ob sich die Schulen als verantwortlich für Gegenmaßnahmen zu gesellschaftlichen Problemen sehen und welche Schwierigkeiten sie haben, solche Maßnahmen durchzuführen. Daran schließt sich die Frage an, ob die Schulen auf das Angebot „Fit am Ball“ zurückgreifen, und wenn ja, warum? Führt man diese Analyse des Projektes und die Einschätzung der potentiellen Projektrezipienten zusammen, kann sich der Frage angenähert werden, ob Projekte wie „Fit am Ball“ als geeignete Maßnahme anerkannt werden können. Darüber hinaus kann davon abgeleitet werden, welche Kriterien zur Durchführung sich herauskristallisieren, um solche Maßnahmen in dieser Konstellation generell durchzuführen.

1.3 Aufbau dieser Arbeit

Um den oben genannten Fragestellungen nachgehen zu können, wird zunächst in Kapitel 2 das Projekt „Fit am Ball“ detailliert dargestellt (vgl. Abb. 1). Zuerst wird dabei auf die wesentlichen Projektmacher, Inhalte und projekteigene Module eingegangen, wobei die Implementierungsphase 2003/2004 im Vordergrund steht. Des Weiteren folgt eine chronologische Darstellung der einzelnen aufeinander­folgenden bislang zehn Projektphasen, um die Veränderungsprozesse und Dynamik sowohl in den Strukturen und Netzwerken, wie auch bei den Zielen und Inhalten im Laufe der Zeit zu dokumentieren. Dazu werden in jeder Projektphase die Inhalte und Unterstützungen für die Schulen aufgezeigt, die Durchführung und Organisation skizziert sowie relevante Ergebnisse der Evaluation und Begleit­forschung und Ergebnisse der Öffentlichkeitsarbeit dargestellt.

In Kapitel 3 erfolgt eine Darstellung der für diese Arbeit relevanten begrifflichen und konzeptionellen Grundlagen. Zunächst wird das Konzept von PPP hergeleitet und in bestehende Verständniszusammenhänge eingeordnet. Dies erfolgt anschließend ebenfalls mit dem Begriff der CSR, wobei sich hier ein Erklärungsversuch anschließt, wie und warum CSR als Motivation zur Beteiligung an einem PPP angesehen werden kann. Da sich eine Zusammenarbeit im Rahmen von PPP meist durch die Durchführung eines gemeinsamen Projektes ausdrückt, wird im folgenden Kapitel auf das Projektmanagement und seine Implikationen für PPP eingegangen. Schließlich erfolgt die Darstellung der Principal-Agent-Theory, die im Wesentlichen das Verhalten von Akteuren auf Märkten mit institutionen­ökonomischem Ansatz erklärt. Diese Theorie wird dazu verwendet, um ins­besondere bei der projektbasierten Zusammenwirkung von privaten und öffentlichen Institutionen mit ihren eigenen Zielen und Umsetzungsstrategien implizite Chancen und Risiken sowie Probleme und irrationales Verhalten durch Informationsasymmetrien zu erklären. Auf dieser Grundlage wird die Thesenbildung für den empirischen Teil der Arbeit in Kapitel 4 ff. durchgeführt.

Der empirische Teil der Arbeit beginnt mit der Skizzierung des wissenschafts­theoretischen Hintergrunds und des methodischen Vorgehens. Dem folgt eine genaue Darstellung der Durchführung der verwendeten Befragungsmethoden. Zunächst wird die qualitative Expertenbefragung der Projektmacher im engeren Sinn erläutert. Anschließend wird das Vorgehen der hier ebenfalls durchgeführten quantitativ-statistischen Befragung der Schulen dargelegt.

In Kapitel 6 erfolgt die Darstellung und Interpretation der Ergebnisse der qualitativen Expertenbefragung, auch im Hinblick auf die Fragen der quantitativen Befragung der Schulen (Lehrer[8] ). Deren Ergebnisdarstellung folgt in Kapitel 7, ehe sich eine Zusammenführung der Ergebnisse und ein Bezug zu den Thesen im darauf folgenden Kapitel anschließt. In Kapitel 9 wird das Fazit dieser Untersuchung gezogen, ehe im letzten Kapitel die gesamte Arbeit zusammengefasst wird.

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Abb. 1: Grafische Darstellung des Aufbaus dieser Arbeit.

2 Projekt „Fit am Ball“

In diesem Kapitel soll „Fit am Ball“ ausführlich dokumentiert werden. Zunächst wird dabei auf die Aufbaustruktur eingegangen, mit dem Fokus auf der ersten Phase. Anschließend wird eine chronologische Erläuterung der Projektgenese erläutert. Damit soll die hier erfolgte Dokumentation dem realen Ablauf des Projektes gerecht werden, da „Fit am Ball“ von Jahr zu Jahr vertraglich zwischen der Deutschen Sporthochschule Köln und dem Partner Intersnack („funny-frisch“) neu aus­gehandelt, strategisch ausgerichtet und fortgeführt wurde, um sich den dynamisch wandelnden Rahmenbedingungen anzupassen.

Von 2003 an existiert das Projekt zur Förderung des Schulsports „Fit am Ball“ bis zum Jahr 2013 und stellte sich in der Wort- und Bildmarke mit einer Graffiti-Schreibweise grundlegend einheitlich dar (vgl. Abb. 2). Ebenso ist das Logo des Partners „funny-frisch“ stets integraler Bestandteil. Lediglich die sogenannte Unterzeile (claim) variierte gemeinsam mit einem Zusatz, der ab 2008 auf den thematischen Schwerpunkt des jeweiligen Aufbauprojektes hinwies[9]. Ab der Projektphase 2012 wandelte sich die Farbwahl von roter Schrift auf weißem Grund in eine weiße Schrift auf grünem Grund. Damit passte sich das „Fit am Ball“-Logo den neuen Corprate Design-Richtlinien von „funny-frisch“ an.

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Abb. 2: Die verschiedenen Logos des Projektes „Fit am Ball“ in ihrer zeitlichen Abfolge.

2.1 Ursprünge, Idee und Umsetzung

Im Jahr 2003 engagierte sich das Kölner Unternehmen Intersnack Knabbergebäck GmbH & Co. KG (Intersnack) als Trikot- und Hauptsponsor des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln. Neben dieser Sponsoring-Aktivität im Leistungssport wollte sich Intersnack im Rahmen seiner Corporate Social Responsibility (CSR) auch für den Breitensport engagieren (Wolf, 2004). Durch die beratende PR-Agentur Stoffels Media Consulting wurde der Vorschlag unterbreitet, an die Deutsche Sporthochschule Köln (DSHS Köln) heranzutreten, um ein ent­sprechendes Projekt aufzubauen. Die Idee wurde somit der DSHS Köln vorgestellt, die daraufhin ein inhaltliches Konzept zur Förderung des Schulsports erarbeitete, das im Rahmen einer möglichen Kooperation umgesetzt werden sollte (Tokarski, 2003). Nach internen Absprachen in beiden Häusern, der DSHS und Intersnack, wurde im Oktober 2003 eine Zusammenarbeit beschlossen: Das Projekt „Fit am Ball“ begann.

Im Jahr 2013 existierte das Projekt seit zehn Jahren und führte demnach zehn jährlich aufeinanderfolgende, einzelne Projektphasen durch. In diesem Zeitraum wurden Ziele, Inhalte, Konzepte oder PR-Ideen stets optimiert, modifiziert, erweitert oder variiert[10]. Ferner veränderten sich der Kreis der beteiligten Personen und Institutionen sowie der Kreis der Freunde und Förderer stetig.

Im folgenden Kapitel wird die Entwicklung des Projektes bis zu seiner Beendigung im Jahr 2013 chronologisch aufgearbeitet. Dafür wird zunächst auf die Ideen, Grundkonzepte und Umsetzungen des Projektes eingegangen, ehe die beteiligten Institutionen und Personen vorgestellt werden. Anschließend werden sämtliche Projektphasen in ihrer chronologischen Abfolge einzeln und mit ihren jeweils eigenen Inhalten, organisatorischen Strukturen und relevanten Ergebnissen vorgestellt. Damit soll zudem erkennbar werden, wie sich das Projekt im Laufe der Zeit an die neuen Ziele, Bedürfnisse und Rahmenbedingungen angepasst hat.

2.1.1 Initiierung des Projektes

Im Jahr 2003 wurde die Agentur für Presse und Public Relations Stoffels Media Consulting in Köln von der Firma Intersnack mit der Gestaltung einer neuen PR-Ausrichtung für die Bereiche Sport und Soziales beauftragt (Stoffels, 2005). Da der ortsansässige Fußball-Bundesligist 1. FC Köln zu diesem Zeitpunkt noch keinen Trikot- und Hauptsponsor für die bevorstehende Saison 2003/2004 hatte, kam kurzfristig ein Sponsoring-Verhältnis zustande. Um ergänzend dazu ein soziales, nachhaltiges und fundiertes Projekt im Bereich des Breitensports zu initiieren, wurde eine Zusammenarbeit mit der Deutschen Sporthochschule Köln angestrebt. Im August 2003 kam es daher zu einem Erstkontakt zwischen Vertretern der Agentur und Buschmann, der zu diesem Zeitpunkt Leiter des Carl und Liselott Diem-Archivs und Dozent im Bereich Fußballsport im Institut für Sportspiele war. Innerhalb kurzer Zeit stellte Buschmann ein schulpädagogisches Konzept vor, das erstmalig den Fokus auf den Zusammenhang zwischen Ernährung und Bewegung legte (Buschmann, 2004a). Dieses Konzept und die damit verbundene Um­setzungsplanung fand sofort Anklang bei der Firma Intersnack (Wolf, 2004).

Hintergrund dieses themenbezogenen Engagements war die politische Diskussion um die Meldung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahre 2003 (Weltgesundheitsorganisation, 2005). Darin wurde erstmals öffentlichkeitsstark darauf hingewiesen, dass Übergewicht und Fettleibigkeit die größte gesundheitliche Herausforderung für die westlichen Industrienationen darstellt, mitsamt seiner Folgeerkrankungen. Während auf Seiten der Firma Intersnack eine Zusammen­arbeit mit der DSHS daraufhin kurzfristig angestrebt wurde, stand einer möglichen Kooperation mit einem Unternehmen, das primär Kartoffelchips herstellt, an der DSHS eine weitreichende Diskussion ins Haus. Die Ressentiments gegenüber einer Zusammenarbeit mit einem Hersteller potentiell fetthaltiger Nahrungsmittel lagen auf der Hand (Buschmann, 2011a).

Der wissenschaftliche Standpunkt an der DSHS Köln war allerdings zu diesem Zeitpunkt schon, dass die Bewegung einen dominanten Faktor im Zusammenhang mit der Prävention von Übergewicht darstellt (vgl. u. a. Graf et all., 2004; Reinehr, 2007; Jahn & Senf, 2010). Die Ernährungsaufklärung für Kinder avancierte somit eher zu einer pädagogischen Herausforderung. Schon damals war bekannt, dass Kinder schon im frühen Alter wissen, welche Lebensmittel gesünder sind und daher in größeren Mengen konsumiert werden können (Buschmann, 2004a). Die Kenntnisse der Kinder führten allerdings nicht dazu, dass sich ein ausgewogenes Ernährungsverhalten einstellte. Ferner sollte die Bewegungsförderung dazu genutzt werden, neben der körperlichen, auch emotionale oder soziale Dimensionen anzusprechen.

Im September 2003 wurde daraufhin die Zusammenarbeit auf Grundlage eines Drittmittel-Vertrages ausgehandelt, so dass bereits im November 2003 mit Unterstützung der Bezirksregierung Köln eine Ausschreibung für Kölner Schulen veröffentlicht wurde. Das Projekt erhielt dafür den Namen „Fit am Ball“ und wurde in der Öffentlichkeit als ein offizielles Projekt der DSHS Köln in Partnerschaft mit Intersnack vorgestellt (Buschmann, 2004a).

In der Außendarstellung wurde „Fit am Ball“ fortan als ein „Drei-Säulen-Modell“ (Stoffels, 2005) beschrieben. Mit der „Direkt-Hilfe“ für Schulen wurde die unmittelbare finanzielle, materielle und inhaltlich-didaktische Unterstützung der Schulen angesprochen. Die „Wissenschaftliche Begleitforschung“ bezog sich auf die Projektevaluationen und die Kooperationen mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen zur Grundlagenforschung von Übergewicht oder motorischen Entwicklungsstörungen. Unter dem dritten Standbein, der „Verbreitung der ,Fit am Ball‘-Idee“, subsumierten sich alle Anstrengungen der Öffentlichkeitsarbeit. Dazu zählten auf der einen Seite die grundlegende Aufmerksamkeitsmachung der Übergewichtsproblematik und des Postulats eines „gesunden Lebensstils“, auf der anderen Seite diente dieser Bereich auch der Steigerung des Bekanntheitsgrades und damit eines positiven Imagetransfers für die beteiligten Projektpartner.

2.1.2 Inhalte und Komponenten

Obwohl der Name „Fit am Ball“ den Fußball und die Bewegungsförderung vorrangig suggeriert und damit auch an der Lebenswelt der Kinder anschließen soll, war von Beginn an ein ganzheitlicher pädagogischer Ansatz angestrebt (Buschmann, 2003), der in den folgenden Kapiteln dargestellt wird.

2.1.2.1 Hintergründe und didaktische Vorüberlegungen

Im Rahmen des entwickelten Konzepts (Buschmann, 2003) stand erstmals ausdrücklich die Vermittlung von Bewegung und Ernährung im unmittelbaren Zusammenhang im Fokus, ergänzt mit Übungen zur Stressbewältigung. Kindern sollten dabei nicht nur Kenntnisse über die Ernährung vermittelt werden und dazu eine breite motorische Förderung zuteilwerden, sondern bspw. der unmittelbare Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Kalorien durch verschiedene Lebensmittel und des Energieverbrauch durch Bewegung nachvollziehbar erläutert werden. Die Vermittlung dieser Lehr- und Lernziele sollte im Rahmen freiwilliger Schulsport-Arbeitsgemeinschaften stattfinden. Im Vordergrund stand die Vermittlung von Spaß am Sport und der Bewegung mit leicht erreichbaren Zielen und ohne Zensuren.

Als Zielgruppe wurden Schulen mit Kindern der Jahrgangsstufen drei bis sechs definiert, wodurch nahezu alle Schulformen die Möglichkeit hatten, an „Fit am Ball" teilzunehmen. Den Schulen wurde damit das Angebot gemacht, u. a. Ausfälle des Sportunterrichts zu kompensieren, für förderungsbedürftige Kinder zusätzliche Arbeitsgemeinschaften einzurichten und fachfremd unterrichtendes Personal fortzu­bilden (Buschmann, 2004a).

Inhaltlich wurde ein sportartübergreifendes Bewegungskonzept mit integrierter Ernährungsaufklärung und Stressbewältigung für Kinder entwickelt (Buschmann, 2003), mit den Zielen, dass Schüler…

- sich mehr bewegen
- ihren Körper und seine Reaktionen kennen lernen
- Geschicklichkeit und Fitness erwerben
- an Eigenaktivität und Spaß gewinnen
- ihr Ernährungsverhalten reflektieren
- lernen, sich selbst zu coachen.

Das sportdidaktisch, gesundheitsorientierte Umsetzungskonzept sah vor, durch finanzielle und materielle Hilfe (Übungsleiterhonorare, Koordinationsmaterialien, Bälle etc.) freiwillige Schulsport-Arbeitsgemeinschaften in heterogen besetzten Gruppen an Schulen zu installieren. Auf verpflichtenden zentralen Lehrer­fortbildungsveranstaltungen wurden die Inhalte einer pädagogischen Handreichung von „Fit am Ball“ praxisnah vorgestellt[11].

2.1.2.2 Freiwillige Schulsport-Arbeitsgemeinschaften

Die teilnehmenden Schulen sollten zur Durchführung des Projektes „Fit am Ball“ freiwillige Schulsport-Arbeitsgemeinschaften (AGs) gründen. Was die Inhalte und Durchführung sowie die Besetzung der teilnehmenden Kinder angeht, konnten diese AGs mit zusätzlichen Bewegungseinheiten organisatorisch flexibel gehand­habt werden. Um die Durchführung dieser freiwilligen AGs zu gewährleisten, wurden den Schulen Übungsleiterhonorare zur Verfügung gestellt. Die AGs konnten damit unabhängig von der Finanzlage der jeweiligen Schule oder des Stundenkontingents der jeweiligen Sportlehrer sichergestellt werden.

Da diese AGs nicht dem obligatorischen Fächerkanon angehörten, mussten hier weder Schulnoten vergeben werden, noch bestimmte Inhalte laut Lehrplan verfolgt werden. Die Auswahl des Übungsleiters erfolgte durch die Schule. Angestrebt wurde die Durchführung durch einen Lehrer der jeweiligen Schule, da dieser die Kinder schon aus der täglichen Arbeit kennt und bestenfalls weiß, welche individuelle Förderung bei einzelnen Kindern notwendig ist (Buschmann, 2003).

Sofern dies aus dem Stundenkontingent des Kollegiums der jeweiligen Schulen nicht möglich war, konnte ein externer Übungsleiter eingesetzt werden. Als Voraussetzung wurde seitens „Fit am Ball“ jedoch eingefordert, dass dieser verpflichtend an einer Lehrerfortbildung teilzunehmen hatte. Der an der Schule eingesetzte Projekt- bzw. Übungsleiter sollte auch in Absprache mit den Lehrerkollegen die Teilnehmer bis zu einer maximalen Anzahl von 35 Kindern festlegen. Es wurde dabei seitens der Organisatoren angeraten, diese AGs möglichst heterogen zu besetzen. Leistungsschwächere Kinder sollten dadurch einen kompensatorischen bzw. fördernden Unterricht erhalten und sich gleichzeitig an leistungsstärkeren Kindern orientieren können. Die leistungsstärkeren Kinder erhielten hierdurch ebenfalls zusätzliche Bewegungseinheiten und sollten die sportlich faire und teamorientierte Zusammenarbeit mit anderen Kindern erlernen. Damit sollte auch eine mögliche Stigmatisierung der Kinder, die an „Fit am Ball“ teilnahmen, vermieden werden (Buschmann, 2004a).

2.1.2.3 Umsetzung

Zur Umsetzung der Projektinhalte innerhalb der AGs wurde von Buschmann eine Lehrerhandreichung entwickelt (Buschmann, 2003). Diese enthielt neben einer Darstellung der didaktischen Hintergründe und Lernziele, organisatorischen Hilfestellungen und Stundenverlaufsplänen, insbesondere viele einzelne Übungen und Übungs- und Spielformen zur motorischen Entwicklungsförderung.

Jede einzelne AG-Stunde sollte sich an einer gleichen Aufbaustruktur mit Auftakt, Hauptteil und Ausklang orientieren (vgl. Abb. 3):

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Abb. 3: Aufbaustruktur einer AG-Stunde (Buschmann, 2003, S. 6).

Der differenzierte, inhaltliche Aufbau sowie die stetigen Konzepterweiterungen werden in Kapitel 2.3 zu jeder Projektphase detaillierter dargestellt.

2.1.2.4 Finanzielle und materielle Unterstützung

Die „Fit am Ball“-AGs sollten finanziell unabhängig vom Schulbudget sein. Da die Projektphasen stets von Beginn der zweiten Schuljahreshälfte bis zu den Sommerferien liefen, konnte von elf wöchentlichen AGs plus eines schulinternen Abschlussturniers ausgegangen werden. Die Honorare für die Übungsleiter variierten zwischen den verschiedenen Projektphasen. In der ersten Projektphase erhielten die Schulen 330,00 Euro, was einer Honorierung von 30,00 Euro pro Doppelstunde entsprach. Sofern die Schulen dieses Honorar nicht benötigten, da die AGs bspw. durch das Stundenkontingent eines Sportlehrers oder durch einen kostenlos agierenden Übungsleiter durchgeführt wurden, konnten die Schulen dieses Geld alternativ für die Anschaffung von Sportmaterialien einsetzen (Buschmann, 2006).

Viele Übungs- und Spielformen aus der Handreichung sahen den Einsatz von Koordinations-Materialien vor. Dafür wurde den Schulen ein Materialienpaket zur Verfügung gestellt, das im Wesentlichen aus Bällen, Mini-Bällen, Hütchen und Stangen bestand. Zudem wurden den Schulen sog. Incentives (T-Shirts, Trinkflaschen, Mini-Bälle etc.) und Organisationshilfen (u. a. Turnierpläne) sowie Sachpreise zur Durchführung schulinterner Abschlusswettkämpfe mit der ganzen Schule bereitgestellt. Am Ende der jeweiligen Projektphasen wurde ein zentrales Abschlussturnier ausgetragen, an dem sämtliche Schulkinder – in der Regel 500 bis 2.000 Schüler - der Jahrgangsstufen drei bis sechs teilnehmen konnten (Buschmann, 2003).

Mit den T-Shirts für die AG-Kinder wurden zwei Ziele verfolgt. Zum einen sollten sich die Kinder durch das Tragen einheitlicher T-Shirts als Team begreifen, zum anderen war so eine Möglichkeit gegeben, den Projektnamen bekannt zu machen (Buschmann, 2006).

2.1.2.5 Fortbildungsveranstaltungen

Den Übungsleitern der AGs sollten die theoretischen Inhalte und Übungs­anleitungen aus der Handreichung im Vorfeld der jeweiligen Projektphase praxisnah vorgestellt werden. Daher werden für die Teilnehmer obligatorische Fortbildungsveranstaltungen durchgeführt. Während sich in den ersten beiden Projektphasen diese Fortbildungen über zwei Tage erstreckten, dauerten sie ab der dritten Phase jeweils einen Tag. Damit dadurch kein Unterrichtsausfall entstand, wurden diese stets auf einen Samstag zwischen Mitte Januar und Mitte März terminiert. Während für den Großraum Köln diese Veranstaltungen - mit zwei Ausnahmen an der Sportschule Hennef in den Jahren 2003 und 2004 - stets in den Räumlichkeiten der DSHS Köln stattfanden, wurden die Austragungsorte für Schulen aus anderen Regionen Deutschlands in deren Einzugsgebiet durchgeführt (vgl. Tab. 1). Insgesamt nahmen über 4.500 Teilnehmer an den Fortbildungs­veranstaltungen teil.

Als Referenten wurden die Experten aus den jeweiligen Fachgebieten eingesetzt. Die Fortbildung, inkl. möglicher Übernachtung und Verpflegung, war stets kostenlos. Die Anreise wurde bis zur vierten Projektphase finanziell bezuschusst (Buschmann, 2006).

Neben Einführungsreferaten zu „Fit am Ball“ allgemein und den organisatorischen Rahmenbedingungen sowie eines Vortrages über Ernährung standen besonders Praxiseinheiten zu den Themen „Bewegung, Ernährung und Entspannung“ sowie ein spezieller Schwerpunkt „Fußballspielen und Koordination“ auf dem Tagungs­programm.

Tab. 1: Übersicht über die Auftakt- und Fortbildungsveranstaltungen von „Fit am Ball“.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.1.2.6 Schulinterne Abschlussturniere

Das Konzept sah vor, dass am Ende der jeweiligen Projektphase ein schulinternes Abschlussturnier durchgeführt werden sollte. Die Anleitung dazu, insbesondere der Einsatz einer neuartigen Turnierform – das sog. „Croky-System“ - wurde in der Handreichung umfangreich dargestellt. Durch das schulinterne Turnier sollten die Kinder einerseits auf das zentrale Abschlussturnier von „Fit am Ball“ vorbereitet werden und andererseits im gewohnten Umfeld neuartige Wettbewerbs­bedingungen kennenlernen (Buschmann, 2003). Das Turnier war so angelegt, dass die Kinder der kompletten Jahrgangsstufen daran teilnehmen konnten. Damit kamen nicht nur die Kinder der AG in Kontakt mit den Inhalten von „Fit am Ball“, sondern auch alle anderen Schüler. Für die Teilnehmer wurden Urkunden und für die Siegermannschaften kleine Sachpreise bereitgestellt.

Inhaltlich sah das schulinterne Abschlussturnier - analog des zentralen Abschluss­turniers – neben Fußballspielen (4 gegen 4 auf Kleinfeldern) auch Vielseitigkeits­wettkämpfe vor (Buschmann, 2003):

- Zielschießen - Zielstoßen
- Zielwerfen - Zeit-Schätz-Lauf
- Pass-Timing - Standweitsprung.

2.1.2.7 Abschlussturnier

Um für die jeweilige Projektphase einen (erlebnispädagogischen) Abschluss durchzuführen, wurden zentrale Finalturniere durchgeführt. Mit einer Ausnahme im Juni 2007 in Magdeburg, fanden diese Turniere stets in Köln statt. In einigen Projektphasen wurden auch kleinere Vorrundenturniere ausgespielt (vgl. Tab. 2).

Die Kinder, vor allem diejenigen, die keinen regelmäßigen Wettbewerb oder Ligabetrieb gewohnt waren, konnten sich hier mit Schülern von anderen Schulen aus ganz Deutschland messen. Dies sollte positive Effekte auf den Team­zusammenhalt und auf die Erlebniskomponente im sportlichen Wettbewerb herbeiführen. Inhaltlich bestanden die Finalturniere ebenso aus Fußballspielen und Vielseitigkeitswettkämpfen wie die schulinternen Abschlussturniere (Buschmann, 2008b). Insgesamt nahmen über 28.000 Kinder an den Turnieren teil.

Tab. 2: Übersicht über die Turniere von „Fit am Ball“.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.1.2.8 Evaluation

Die Evaluation und wissenschaftliche Begleitforschung von „Fit am Ball“ lässt sich grundsätzlich in quantitative und qualitative Untersuchungen unterteilen (vgl. Abb. 4).

Jede Phase von „Fit am Ball“ wurde durch das Projektbüro selbst oder durch weitere Institute der DSHS oder quantitativ-statistisch auf Wirkungsgrade und Einstellungsveränderungen, u. a. in Bezug auf Bewegungs-, Freizeit- und Ernährungsverhalten sowie Selbstwertgefühl und Selbsteinschätzung untersucht.[12] Hintergrund dieser inhaltlichen Gestaltung war, dass das pädagogische Konzept auf positive Einflüsse bei den Einstellungen der Kinder abzielte, nämlich durch Spaß an Spiel und Bewegung ein positives und möglichst „life-time“-bezogenes Bewegungsverhalten zu vermitteln. Da die Intensität von „Fit am Ball“ in Bezug auf Häufigkeit und Dauer der AG-Stunden sowie eben das pädagogische Ziel nicht in erster Linie (Leistungs-)Trainingscharakter aufwiesen, sah man von leistungs­bezogenen Tests zur Ermittlung von Verbesserungen konditioneller Parameter ab.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Übersicht über die Evaluationen- und Begleitforschungen zu „Fit am Ball“ (in Anlehnung an: Buschmann, 2010, S. 8).

Zudem wurden Feedbacks, Befragungen und Bewertungen von den teilnehmenden Schulleitern und Lehrern über die jeweilige Projektphase und deren Module eingeholt. Diese Evaluation des Projektes wurde durch Nachbefragungen, bzw. Vor- und Nachbefragungen bei Kindern oder Lehrern durchgeführt (vgl. Tab. 3).

Tab. 3: Übersicht über die reine Projektevaluation von „Fit am Ball“.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Befragungen der ersten und zweiten Phase wurden durch das Institut für Freizeitforschung an der DSHS Köln unter der Leitung von Dr. Hans Stollenwerk durchgeführt. Ab der dritten Phase übernahm das Projektbüro selbst die Durch­führung der Befragung, wobei diese teilweise durch Diplomanden mit ausgewertet und für universitäre Abschlussarbeiten zur Verfügung gestellt wurden. Eine Ausnahme stellt die Evaluation der vierten Phase dar, die durch die Universität Wien unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Kolb durchgeführt wurde. Sämtliche Ergebnisse wurden zudem im Rahmen der Jahresabschlusskonferenzen von „Fit am Ball“ der jeweiligen Projektphasen für die beteiligten Institutionen dargestellt (Buschmann, 2007).

Die universitären Arbeiten mit vornehmlich quantitativ-statistischen Untersuchungs­methoden an der DSHS Köln rund um „Fit am Ball“ (vgl. Tab. 3) wurden größtenteils durch das Projektbüro betreut, wenngleich die Vorlage derer auch an anderen Instituten oder Universitäten erfolgt ist - bspw. Arbeiten zum zweiten Staatsexamen oder Hausarbeiten (vgl. Tab. 4).

Tab. 4: Übersicht über universitäre Abschlussarbeiten zu „Fit am Ball“ im Zeitraum 2004 bis 2012.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die qualitativ-hermeneutischen Untersuchungen wurden im Rahmen eines Forschungsauftrages durch das Institut für Hermeneutische Sozial- und Kultur­forschung in Frankfurt am Main (IHSK) durchgeführt. Ein Team von Soziologen unter Leitung von Professor Ulrich Oevermann (2008) hat im Rahmen eines Forschungsauftrags von 2006 bis 2011 sozialpsychologische, kulturelle und schichtenspezifische Ursachen der Übergewichtsproblematik beleuchtet und dazu empirisch-qualitative Fallanalysen bei übergewichtigen „Fit am Ball“-Kindern und deren Familien durchgeführt[13].

2.2 Kooperationspartner

Im Laufe der zehn Projektphasen von „Fit am Ball“ änderten sich die beteiligten Institutionen nur unwesentlich. Daher wird hier vorrangig auf die beteiligten Institutionen während der Pilot- und Gründungsphase sowie die wesentlichen Veränderungen im Laufe des Projektes eingegangen. Auf diese Veränderungs­prozesse wird genauer in der chronologischen Entwicklung des Projektes in Kapitel 2.3 eingegangen.

Durchführendes Organ (Projektleitung) blieb stets die Deutsche Sporthochschule Köln. Drittmittelgeber und Partner blieb die Firma Intersnack mit der Marke „funny-frisch“, die bis zum Ende der achten Phase die Agentur Stoffels Media Consulting mit der strategischen und operativen Betreuung beauftragt hatte. Die Bezirks­regierung Köln fungierte innerhalb der ersten beiden Projektphasen als Vermittler zu den zuständigen Behörden und den Schulen.

Der Kreis der Freunde und Förderer hingegen, wozu sich einzelne Persönlichkeiten zumeist aus dem Sport als auch Vereine oder andere Organisationen zählen, wuchs von Jahr zu Jahr stetig (vgl. Anhang B).

2.2.1 Deutsche Sporthochschule Köln

Die Deutsche Sporthochschule Köln (DSHS Köln) wurde im Jahr 1947 von Carl Diem (1882-1962) in Köln als Fortführung der Hochschule für Leibesübungen von 1920 in Berlin gegründet und durch den Staatsvertrag im Jahr 1962 vom Bundesland Nordrhein-Westfalen übernommen. Im Jahr 1966 überschritt die Zahl der Studierenden die Marke von 1.000, nachdem ein Jahr zuvor die offizielle Namensgebung zur „Deutschen Sporthochschule Köln“ und die Einrichtung von Lehrstühlen vollzogen wurde. Mittlerweile verfügt die Universität über einen Campus von 187.000 Quadratmetern inklusive 40.300 Quadratmetern Außen­sportanlagen (DSHS Köln, 2012).

Im Jahr 2004 waren dort 5.742 Studierende gemeldet, die in verschiedenen Schwerpunkten aus den drei Fachbereichen „Angewandte Trainingswissenschaft“, „Geistes- und Sozialwissenschaften“ und „Medizin- und Naturwissenschaften“ den Abschluss zum Diplom-Sportwissenschaftler erreichen konnten. Dazu gehört zur DSHS Köln auch die Sportlehrer-Ausbildung und weitere zentrale Forschungs­einrichtungen wie das Zentrum für präventive Dopingforschung oder das Zentrum für Gesundheit. Zum Ende des Wintersemesters 2011/2012 lief der Diplom­studiengang aus und wurde von den im Jahr 2007 eingeführten Abschlüssen Bachelor und Master abgelöst. Die zuletzt vermeldete Zahl der Studierenden aus dem Jahr 2011 belief sich auf 5.500 (DSHS Köln, 2012).

Seit Beginn des Projektes „Fit am Ball“ lagen die Durchführung, die inhaltliche Gestaltung und die Kommunikationsschnittstelle zu den Schulen bei der DSHS Köln. In den ersten beiden Phasen übernahm das operative Geschäft das Carl- und Liselott Diem-Archiv unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Buschmann. Ab der dritten Phase wurde an der DSHS aufgrund der zunehmenden Größe des Projektes schließlich ein Projektbüro eingerichtet, in dem ständig ein Wissen­schaftlicher Mitarbeiter sowie eine Studentische Hilfskraft die operativen Aufgaben übernahmen (Buschmann, 2006). Groß-Events wie Abschlussturniere oder Lehrerfortbildungen wurden mit Hilfe von Studierenden im Rahmen von Seminaren (bspw. „Spielsport – Projektmanagement“) oder weiteren studentischen Hilfskräften durchgeführt (Buschmann, 2007). Das Carl- und Liselott Diem-Archiv ist mittler­weile in das Zentrum für Olympische Studien eingegliedert (DSHS Köln, 2012).

2.2.2 Intersack Knabbergebäck GmbH & Co. KG

Die Intersnack Knabbergebäck GmbH & Co. KG (Intersnack) entstand 1995 aus einem Zusammenschluss der Firmen Convent und Wolf Bergstraße mit Sitz in Köln und vier weiteren Produktionsstandorten in Deutschland. Die Geschichte der Vorgängerunternehmen lassen sich auf die Gründung der Firma „Chipsfrisch“ durch Pfeifer & Langen im Jahr 1968 zurückführen. Intersnack fungiert heute im Wesentlichen als Dachmarke für einzelne Marken. Mit einigen davon ist Intersnack Marktführer im Nahrungsmittelsegment der salzigen Knabberartikel (Intersnack, 2012).

2.2.3 Stoffels Media Consulting

Die Medien- und PR-Agentur Stoffels Media Consulting wurde 1996 in Köln gegründet und gehört zu den Initiatoren von „Fit am Ball“. Bis einschließlich der achten Phase wurde die Agentur von Intersnack für die strategische Planung, Beratung und Öffentlichkeitsarbeit von „Fit am Ball“ beauftragt (Stoffels, 2005). Am 31. Dezember 2011 endete die Zusammenarbeit zwischen Intersnack und Stoffels Media Consulting (SMC Koeln, 2012). Ab dem 1. Januar 2005 fungierte Harald Stoffels für zwei Jahre als fest eingestellter Leiter der Unternehmens-PR bei Intersnack (Kress, 2012). Nach dieser Einstellung kehrte Stoffels in seine Agentur zurück, behielt aber den Auftrag zur Betreuung von „Fit am Ball“ von Intersnack. Projektbezogen greift die Agentur auf ein Netzwerk von Grafikern, Fotografen, Filmern, Journalisten oder anderen medienbezogenen freien Mitarbeitern zurück (SMC Koeln, 2012).

Während der gesamten Zeit der Mitarbeit an „Fit am Ball“ zeichnete sich Stoffels Media Consulting für die Gestaltung, Produktion von PR-Tools wie Flyer, Broschüren, Aufkleber, Poster etc. für das Projekt verantwortlich (vgl. Anhang C). Die Veröffentlichung dieser Tools fand in enger Absprache bzw. Mitarbeit mit Intersnack und der DSHS Köln statt.

2.2.4 a.i.d. infodienst e. V.

Der a.i.d. infodienst – Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V. (a.i.d.) wurde 1950 in Frankfurt am Main aus Mitteln des Marshall-Plans gegründet und hat seinen Sitz seit 2010 in Bonn. Finanziert wird der gemeinnützige Verein heute durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher­schutz. Im Fokus der Aktivitäten steht die Aufklärungsarbeit für Verbraucher rund um die Herstellung, Verarbeitung und Vertrieb von Lebensmitteln sowie die Erkenntnisse über Ernährung. Dazu unterhält der a.i.d. mit 68 Mitarbeitern mehrere Fachreferate, die seit Gründung bereits über 600 Publikationen herausgebracht hat (a.i.d. infodienst, 2012).

Der a.i.d war zu Beginn von „Fit am Ball“ Projektpartner für den Bereich Ernährung. Dazu stellte er Informations- und Unterrichtsmaterial für die Teilnehmerschulen zur Verfügung. Nach der ersten Projektphase wurde diese Partnerschaft beendet, ohne dass dazu eine offizielle Meldung abgegeben wurde. Ersichtlich wurde dies nur daran, dass ab der zweiten Phase die CMA den Bereich Ernährung bei „Fit am Ball“ übernahm und der a.i.d. aus der Darstellung ausschied.[14]

2.2.5 CMA – Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH

Die Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH (CMA) wurde 1950 mit Sitz in Bonn gegründet. Ziel war es, Marketing und Informationen für und über die Verbandsmitglieder aus der Landwirtschaft und Lebensmittel­wirtschaft zu betreiben. Darüber hinaus publizierte die CMA auch Informations­materialien zum Thema Ernährung. Finanziert wurde die Gesellschaft mit rund 150 Mitarbeitern aus Geldern eines gesetzlich geregelten Absatzfonds in den die Verbandsmitglieder einzahlen mussten. Nach Beschluss des Bundesverfassungs­gerichtes vom 3. Februar 2009, der diese Abgabe als verfassungswidrig und damit nichtig erklärt, wurde im gleichen Jahr die Liquidation der Gesellschaft beschlossen (CMA, 2012).

Für „Fit am Ball“ übernahm die CMA ab der zweiten Projektphase den Bereich Ernährung, indem sie Unterrichtsmaterialien bereitstellte (Stoffels, 2005). Ab der fünften Projektphase im Jahr 2008 trat die CMA aus o. g. Gründen aus der Partner­schaft aus. Fortan blieb der Part einer Partnerschaft für den Ernährungsbereich bei „Fit am Ball“ unbesetzt.

2.2.6 Bezirksregierung Köln

Die Bezirksregierung Köln (BR Köln) ist eine von fünf Bezirksregierungen in Nordrhein-Westfalen und sieht sich als Bündelungs- und Mittelbehörde durch Aufsicht, Beratung und Entscheidung für die Bevölkerung von 4,2 Millionen Menschen. Dazu ist die BR Köln organisatorisch in sieben Abteilungen unterteilt, wobei Abteilung 4 den Verantwortungsbereich „Schule“ darstellt. Die Betreuung und Beratung des Projektes „Fit am Ball“ wurde durch die zuständige Stelle „48: Schulrecht und Schulverwaltung, Schulbau, Kirchensachen, Ersatzschulen, Sport, Sportstättenbau, Weiterbildung, Kunst und Kulturpflege, öffentliche Bibliotheken“ betreut (Bezirksregierung Köln, 2012). Regierungspräsident zum Zeitpunkt der Gründung von „Fit am Ball“ war Jürgen Roters, der seit 2009 das Amt des Kölner Oberbürgermeisters bekleidet.

2.2.7 Freunde und Förderer

Von Beginn des Projektes „Fit am Ball“ bis zum aktuellen Zeitpunkt stieg die Zahl der Freunde und Förderer[15] von „Fit am Ball“ stetig an und hat mittlerweile die Zahl von 200 übertroffen (Fit am Ball, 2012). Dabei können hier drei Gruppen unterteilt werden. Zum einen zählen einige Vereine aus dem Sport, vornehmlich Fußball, dazu. Daneben andere Institutionen, Medien oder private Unternehmen wie die „Plattform Ernährung und Bewegung“, das Fußball-Magazin „11 Freunde“ oder verschiedene Zoos und Freizeitparks, in denen Events stattgefunden haben. Zusätzlich gibt es eine große Anzahl von einzelnen Persönlichkeiten aus den Bereichen Sport, Politik oder Unterhaltung[16].

Hierbei ist jedoch anzumerken, dass einige Partnerschaften dauerhaft eingerichtet waren, andere hingegen durch die Beteiligung an einem speziellen Event zustande kamen. So ist Fußball-Bundesligist 1. FC Köln seit 2003 immer wieder an Aktionen und Terminen rund um „Fit am Ball“ beteiligt gewesen, andere Vereine wie Borussia Dortmund haben sich bspw. einmalig beim Dribbel-Weltrekord „Fit am Ball 3000“ beteiligt. Dies kann nicht für alle „Freunde und Förderer“ im Einzelnen nachvollzogen werden. Ebenso ist unklar, inwiefern eine Zusammenarbeit zustande kam und welche Gegenleistungen – insbesondere ob monetär oder nicht – zugrunde lagen. Dazu gibt es keine offiziellen Angaben von Seiten des Projektes. Es kann allerdings erschlossen werden, dass der 1. FC Köln bspw. durch das Sponsoring-Verhältnis mit der Firma Intersnack in die Partnerschaft kam, während andere Vereine keinerlei Verbindungen mit Intersnack oder anderen Beteiligten an „Fit am Ball“ aufweisen, wie bspw. der MSV Duisburg.

Die Einbindung von prominenten Freunden und Förderern zeigt sich für zwei Seiten als wichtig für „Fit am Ball“. Einerseits zieht die Einbindung der Prominenten eine höhere Aufmerksamkeit bei Medien und Öffentlichkeit nach sich, andererseits lassen sich auch unsportliche Kinder für „Fit am Ball“ begeistern, bspw. mit der Aussicht auf ein belohnendes Training mit einem Fußball-Profi (Buschmann, 2008b).

2.2.8 Schirmherr

Bundesminister a. D. Dr. Heiner Geißler bekleidete seit Beginn der dritten Projekt­phase im November 2005 das Amt des Schirmherren und nahm in der Folgezeit einige Schulbesuche in Berlin wahr. Geißler war von 1967 bis 1977 Minister für Soziales, Jugend, Gesundheit und Sport des Landes Rheinland-Pfalz. Von 1982 bis 1985 übernahm er das Amt des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit und fungierte als Generalsekretär der CDU (1977 bis 1989). Nach dem Rücktritt von seinen Staatsämtern ist Geißler als Redner und Autor tätig und fungiert als Schlichter (bspw. „Stuttgart 21“). Selbst hat sich Geißler stets als aktiver Sportler dargestellt und ist bis heute als Funktionär oder ehrenamtliches Mitglied in einigen Verbänden und Kuratorien tätig (Geißler, 2012).

2.3 Chronologische Entwicklung

"Fit am Ball" kann bezogen auf die kontinuierlich eingesetzten Basismodule im Laufe der zehn Projektphasen übergeordnet als Kampagne bezeichnet werden, da die inhaltlichen Ziele der Schulsportförderung zwar im Laufe der Zeit erweitert, jedoch nicht im Wesentlichen verändert wurden. Da allerdings jede Projektphase auch mit neuen Zielen versehen wurde oder neuartige und komplexe Aufbau­projekte durchgeführt wurden, kann auch jede einzelne Phase für sich als ein eigenes Projekt gewertet werden (Bellinghausen, 2007). Nach den bislang abgeschlossenen Projektphasen stellt sich "Fit am Ball" somit als im Kern konstant dar, in seinen vielen Ausgestaltungen jedoch auch als vielseitig und umfangreich – und somit als projektartig.[17]

Die jeweils zusätzlich neu formulierten Ziele für die Aufbauprojekte bedurften einer eigenen Evaluation. Die daraus gewonnenen Ergebnisse stellten meistens die Ausgangssituation der neuen strategischen Ziele für das kommende Projektjahr dar. Dies begründet sich zudem darin, dass die Verträge zwischen Intersnack und der DSHS Köln immer nur für ein Jahr geschlossen wurden (Buschmann, 2006). Die Initiierung der neuartigen und öffentlichkeitsstarken Aufbauprojekte könnte demnach auch dahingehend interpretiert werden, dass so versucht wurde, das Interesse bei den Netzwerkpartnern aufrechtzuerhalten.

Um einen detaillierten Überblick über „Fit am Ball“ zu erhalten und insbesondere die Entwicklung nachvollziehen zu können, sollen in diesem Kapitel die einzelnen Projektphasen mit ihren wesentlichen Zielen, Umsetzungen und Ergebnissen chronologisch dargestellt werden. Einen Überblick dazu liefert Tabelle 5, die die jährlich aufeinanderfolgenden Projektphasen darstellt und jeweils die räumliche Ausdehnung sowie die Quantität der Projektteilnehmer beschreibt. Die zahlreichen Events im Rahmen der jeweiligen Projektphasen sind im Anhang A chronologisch aufgeführt.

Tab. 5: Übersicht der Projektphasen von „Fit am Ball“ mit räumlicher Ausdehnung und Anzahl der Projektteilnehmer nach Stipendien des Basisprojektes und Aufbauprojekten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


[1] Vgl. Zitat oben.

[2] Vgl. Kapitel 3.1

[3] Vgl. Anlage G

[4] Vgl. Kapitel 2

[5] Vgl. Kapitel 3.1

[6] Vgl. Kapitel 2 ff.

[7] Vgl. Anlage G

[8] Zugunsten der Leserlichkeit wird in dieser Arbeit lediglich die maskuline Version verwendet.

[9] Vgl. Kapitel 2.3 ff.

[10] Vgl. Kapitel 2.3

[11] Vgl. Kapitel 2.1.2.5

[12] Detailliertere Ergebnisse liefern die Kapitel zu den Ergebnissen der Evaluation zu der jeweiligen Projektphase in Kapitel 2.3.

[13] Vgl. dazu Kapitel 2.3.3.3

[14] Vgl. Kapitel 2.2.5

[15] Die Freunde und Förderer von „Fit am Ball“ sind im Anhang E sowohl mit jeweils eigenem Profil als auch deren jeweilige Beteiligung im Event-Katalog aufgeführt.

[16] Vgl. u. a. Anhang C

[17] Vgl. Kapitel 3.3 ff.

Ende der Leseprobe aus 286 Seiten

Details

Titel
Public-Private-Partnership im Bildungsbereich
Untertitel
Theoretische Grundlagen, Corporate Social Responsibility, Analyse eines Fallbeispiels aus der Gesundheitsförderung mit Schul- und Expertenbefragung
Hochschule
Deutsche Sporthochschule Köln
Note
1,7
Autor
Jahr
2015
Seiten
286
Katalognummer
V317393
ISBN (eBook)
9783668169821
ISBN (Buch)
9783668169838
Dateigröße
6317 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
CSR, public private partnership, gesundheit, pädagogik, gesundheitsökonomie, bildung, sportförderung, schulsport, prinzipal agent theorie, sportwissenschaft, sportökonomie
Arbeit zitieren
Dr. Mathias Bellinghausen (Autor:in), 2015, Public-Private-Partnership im Bildungsbereich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/317393

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