Gefahrenquelle Internet? Das Suchtpotential von Onlinemedien und sozialpädagogische Präventionsmaßnahmen


Seminararbeit, 2016

21 Seiten, Note: 1,00


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsbestimmungen
2.1. Jugend
2.2. Internet
2.3. Sucht

3. Aktuelle Ausgangslage – Das Konsumverhalten der Jugendlichen

4. Internetsucht
4.1. Definition
4.2. Arten der Internetsucht
4.3. Ursachen und Auswirkungen

5. Sozialpädagogische Präventionsarbeit

6. Resümee

Abbildungsverzeichnis

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Gegenwärtig gewinnt das Thema Internet mit seinen unterschiedlichen virtuellen Möglichkeiten zunehmend an Bedeutung. Es stellt eine neue Lebenswelterweiterung dar, die in immer mehr private, als auch berufliche Bereiche vordringt. Das Internet dient dabei nicht nur als reine Informations- und Wissensaustauschquelle, vielmehr werden die Grundbedürfnisse und Erwartungen der Jugendlichen nach Kommunikation, Spaß, Sozialisation und Spiel befriedigt.

Dennoch hat der Internetkonsum auch seine Schattenseiten. Das ständige und risikofreie Zugreifen auf eine Vielzahl von Seiten und Netzwerken birgt auch große Gefahren, sowohl für die einzelnen NutzerInnen, als auch nachträglich für die gesamte Gesellschaft. Die wohl größte Gefahr – das Abdriften in die Abhängigkeit!

Um der Internetsucht zu entkommen, bzw. gar nicht erst süchtig zu werden, ist es demzufolge essentiell, geeignete Präventionsansätze und –maßnahmen zu arrangieren und anzubieten. Aus diesem Kontext heraus lässt sich folgende Forschungsfrage für das Thema „Die Gefahrenquelle INTERNET! Wie der enorme Konsum von Onlinemedien unsere Jugendlichen in die Sucht treibt – eine Momentaufnahme“ ableiten:

Inwieweit kann man bei Jugendlichen von einer Internetsucht sprechen und welche Präventionsmaßnahmen werden von SozialpädagogInnen zur Suchtvermeidung angewandt?

Die Seminarfacharbeit baut auf vier wesentliche Bestandteile auf. Zu Beginn wird der Schwerpunkt auf die Begriffsbestimmungen der Jugend, des Internets und der Sucht gelegt. In weiterer Folge wird die aktuelle Ausgangslage beschrieben, die sich mit dem Konsumverhalten der Jugendlichen im Internet beschäftigt. Dieses Kapitel dient als Ausgangspunkt für das darauffolgende, in welchem es sich rund um das Thema Internetsucht dreht. Abschließend werden die sozialpädagogischen Präventionsansätze näher beleuchtet, um der Arbeit einen Rahmen zu geben.

2. Begriffsbestimmungen

Um einen Bezug zu diesem Thema erhalten zu können, ist es notwendig die einzelnen Begriffsbestimmungen zu kennen. Im folgenden Kapitel steht demzufolge die Klärung der wesentlichen Begriffe im Mittelpunkt. Demnach werden die Begriffe ‚Jugend‘, ‚Internet‘, ‚Sucht‘ als auch ‚Prävention‘ aufgeschlüsselt und deren differenzierte Ansichten näher betrachtet.

2.1. Jugend

Jugend gilt in unserer heutigen Gesellschaft als ein universell einsetzbares, nicht allgemeingültig definierbares Konstrukt. Durch die verschiedensten kulturellen Sichtweisen – sei es biologisch, sozial oder juristisch – wird der Zeitpunkt des Lebensabschnittes der Jugendphase jeweils anders festgelegt.

Aus biologischer Betrachtungsweise kann der Begriff der „Jugend“ als Zeitraum zwischen Kindheit und dem Eintreten des Erwachsenenalters beschrieben werden. Somit beginnt die Jugendphase mit der Entwicklung der Sexualreife (vgl. Richter 2011, S.28). Jedoch muss der Begriff auch aus Sicht einer soziologischen Perspektive vervollständigt werden. Winfried Böhm (2005) verdeutlicht dies in seinem Wörterbuch der Pädagogik folgendermaßen:

„Danach tritt Jugend als besonderer sozialer Status erst in entwickelteren Gesellschaften auf, wenn zur Familie neue Sozialisationsinstanzen hinzukommen, eine Art zweiten sozialen Horizont schaffen, der Übergang von der Kindheit zum Erwachsenenleben immer mehr ausgedehnt wird und so allmählich eine jugendliche Teilkultur entsteht (Böhm 2005, S.327).

Heute ist Jugendlichkeit zu einem Ideal geworden, welchem nachgeeifert wird und in welchem die Personen möglichst lange verbleiben wollen. „Die Jugendphase ist [dementsprechend] eine Periode des Ausprobierens verschiedener Identitäten“ (Richter 2011, S.28).

Richtet man den Blickwinkel allerdings auf die österreichische Rechtsordnung, so lassen sich verschiedene Altersdefinitionen für Jugendliche finden. Im österreichischen Jugendschutzrecht ist der Jugendbegriff unterschiedlich verankert. „Die Jugendschutzgesetze der Bundesländer Burgenland, Niederösterreich und Wien sind in für den Jugendschutz relevanten Bestimmungen aufeinander abgestimmt und verwenden nur noch den Begriff ‚junger Mensch‘“ (Bundeskanzleramt 2015, o.S.).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1:Überblick Begriff Jugend Bundesland spezifisch (Bundeskanzleramt 2015, S.4)

In Abbildung 1 werden diese Unterschiede noch einmal deutlich. Grundsätzlich werden Personen ab dem vollendeten 14. Lebensjahr bis zum vollendeten 18. Lebensjahr als Jugendliche bzw. junge Menschen bezeichnet, mit Ausnahme von Salzburg, in dem das Jugendalter schon mit dem vollendeten 12. Lebensjahr beginnt. „Die UNO definiert Jugendliche als Personen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren“ (Vereinte Nationen 2010, S. 4). In dieser Altersspanne wird aber weiterhin von Teenagern (13 bis 19 Jahre) und jungen Erwachsenen (20 bis 24 Jahre) unterschieden.

Jugend ist ein breit gefächertes und universelles Konstrukt, welches aus den verschiedensten Perspektiven zu erfassen ist. Zusammenfassend verdeutlichen Sander und Witte (2011) den Begriff Jugend noch einmal folgendermaßen:

„Jugend kann als Erziehungsaufgabe, als gesellschaftliches Problem, als historisch entstandenes Phänomen oder auch entwicklungspsychologisch als Reifephase mit spezifischen psychosozialen Entwicklungsaufgabe verstanden werden, und schließlich ist Jugend auch ein juristischer Terminus“ (Sander/ Witte 2011, S.658).

2.2. Internet

Als Internet bezeichnet man die Gesamtheit aller weltweit zusammengeschlossenen Netzwerke, welches auf ein Netzwerkprotokoll, das sogenannte TCP/IP basiert (vgl. Schmidbauer 2013, o.S.). Zu diesen Netzwerken gehören „[…] die dauernd über Standleitungen verbundenen Knotenrechner und Server, von denen diejenigen, die die ‚Hauptverkehrsstrecken‘ und überregionalen Verbindungen darstellen, auch Backbones […] genannt werden“ (Gabler Wirtschaftslexikon o.J., o.S.).

Dienste, wie der Austausch von E-Mails, das World Wide Web, Spiele oder auch soziale Netzwerke gehören heute zum Alltag vieler Menschen und bilden somit die Hauptkomponenten des Internets.

Lenkt man den Blickwinkel auf die Zahlen und Fakten, so lässt sich vermerken, dass Ende 2000 etwa 94 Millionen Webserver miteinander verbunden und knapp 400 Millionen Computer, inklusive Internetzugängen, angeschlossen waren. „2011 waren es bereits 2,1 Milliarden Internetuser weltweit, 2012 2,4 Milliarden. Asien liegt mittlerweile an erster Stelle vor Europa, Amerika, Lateinamerika und Afrika. Die Zahl der Websites lag 2011 bei 555 Millionen, 2012 bei 634 Millionen“ (Schmidbauer 2013, o.S.).

2.3. Sucht

Der Suchtbegriff leidet sich aus dem mittelhochdeutschen, als auch althochdeutschen „Suht“ bzw. „Siechtum“ ab und wird als das Leiden einer Krankheit verstanden (vgl. Längle/ Probst 1997, S.71). Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) existierte der Suchtbegriff von 1957-1964 im offiziellen Sprachgebrauch. Allerdings wurde dieser nach einiger Zeit durch die Begriffsbestimmungen ‚Missbrauch‘ und ‚Abhängigkeit‘ ersetzt, welche sich bis heute in wissenschaftlichen Arbeiten und Studien etablierten (vgl. Stangl 2015, o.S.).

Grundsätzlich wird die Sucht in sogenannte „substanzbezogene und verhaltensbezogene Abhängigkeiten“ unterschieden (Deutscher Caritasverband e. V. 2015, o.S.). Substanzbezogene Abhängigkeiten kann man als fremde Macht wahrnehmen, in dem man von ihnen angezogen wird, ohne selbstständig widerstehen zu können. Dazu gehören Süchte, wie beispielweise die Sucht nach Alkohol oder der Konsum von Cannabis, Heroin oder andere Betäubungsmittel. Nicht substanzbezogene Abhängigkeiten treten als Verhaltenssucht, Zwangsstörung oder Impulskontrollstörungen auf (körperlich, psychisch und gemischt), welche auch als innere Macht wahrgenommen werden (vgl. Längle/ Probst 1997, S.72). Längle und Probst (1997) verdeutlichen diese innere Macht wie folgt:

„Es ist doppelt gepolt: Das subjektive Erleben eines Mangels an Widerstandskraft und das objektbezogene Erleben eines Mangels, wenn der Suchtgegenstand längere Zeit fehlt. Es entsteht die Angst, daß dem Leben substantielle Qualität verlorengehen könnte. Dies führt zu einer zwanghaften Wiederholung der Suchthandlung: Sucht als das Erleben einer inneren Macht, die die Person von innen her entthront – Sucht als Ohnmachterleben“(Längle/ Probst 1997, S.72).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich eine Sucht erst dann herauskristallisiert, wenn das Individuum, in diesem Fall der Jugendliche, ein spezifisches und starkes (Konsum-) Verhalten entwickelt und dies immer mehr ins Zentrum dessen Leben rückt. Demzufolge ist Sucht eine Verhaltensstörung, die sowohl nicht mehr zu steuern, als auch zu kontrollieren ist.

3. Aktuelle Ausgangslage – Das Konsumverhalten der Jugendlichen

Immer häufiger wird berichtet, dass der Internetkonsum von Jugendlichen weltweit stetig steigt und sie somit in einen Sog der rasanten Entwicklung elektronischer Medien gezogen werden. Um einen genauen Einblick zu erhalten, inwieweit die Jugendlichen gefährdet oder bereits schon internetsüchtig sind, wird im folgenden Kapitel kurz auf das Konsumverhalten der Jugendlichen eingegangen.

Da es für Österreich noch keine expliziten Studien zum Thema Internetsucht gibt, handelt es sich bei diesen Forschungsergebnissen ausschließlich um internationale deutschsprachige Erhebungen, die herangezogen worden, um einen Richtwert bezüglich der heutigen Problematik in Österreich zu erhalten (vgl. Anton Proksch Institut 2010, o.S.). Demzufolge ist es essentiell, vorerst allgemeingültige Aussagen über den Internetkonsum der Gesamtbevölkerung zu treffen, wie folgendes Zitat vom Anton Proksch Institut belegt:

„Studien der vergangenen Jahre haben für den deutschsprachigen Raum ergeben, dass ca. 1-3% der UserInnen eine Verhaltensstörung im Gebrauch des Mediums Internet entwickeln. Diese Ergebnisse können für Schätzungen bzw. Hochrechnungen des Anteils an der internetnutzenden Gesamtbevölkerung herangezogen werden. […] In Österreich nutzen [im Jahre 2009] 5,11 Millionen Menschen ab 14 Jahren (= 74% der Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren) das Internet, davon gehen 4,4 Millionen (63%) regelmäßig online“ (Anton Proksch Institut 2010, o.S., zit.n. Austrian Internet Monitor 2009).

2013 waren es bereits 5,32 Millionen Menschen in Österreich, die regelmäßig (mehrmals die Woche) das Internet benutzten (vgl. Austrian Internet Monitor 2013, S.3). Der Computer, der Laptop, als auch das Internet gehören heutzutage zum Alltag vieler Jugendlicher. Nach der JIM-Studie von 2014 besitzen demzufolge mindestens 98% aller Haushalte diese neuen Medien (vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2014, S. 23). „Drei Viertel (Computer/Laptop netto: 76%) aller Jugendlichen haben einen eigenen Computer (32%) oder Laptop (57%), wobei in manchen Jugendzimmern auch beide Geräte zur Verfügung stehen“ (ebd. 2014, S.23).

Abbildung 2: Internetzugang: Geräte

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Doch nicht nur über den Computer steigen viele Jugendliche in das World Wide Web ein. Laut der Jugend-Medien Studie von 2015 erobert mittlerweile das Smartphone die Medienlandschaft der 11 bis 18 Jährigen (vgl. Herndl/ Rachbauer 2015, S.24). Waren es 2011 nur 23%, so sind es jetzt bereits 76% der Jungen und Mädchen, die mit dem Smartphone im Internet surfen (vgl. Education Group GmbH 2015, Chart 41).

Auch die tägliche Nutzungsdauer des Internets hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Dies verdeutlichen die Aussagen der Jim-Studie wie folgt:

„Insgesamt nutzen 81 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen das Internet täglich, weitere 13 Prozent mehrmals pro Woche […].Weiter ausgedehnt hat sich die zeitliche Zuwendung zum Internet. Nach eigener Einschätzung sind die Zwölf-bis 19-Jährigen an einem durchschnittlichen Tag (Mo-Fr) 192 Minutenonline (2013: 179 Minuten)“ ( Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2014, S.23-24).

Bezugnehmend auf das Thema „Internetsucht bei Jugendlichen“ und die dazugehörige Forschungsfrage, lässt es sich durch den hohen Internetkonsum der Jugendlichen von einer Suchtgefährdung sprechen. Auch die Prävalenzstudie der Internetabhängigkeit (PINTA) von Rumpf, Meyer, Kreuzer und John von 2011 lässt auf sich schließen, dass der enorme Internetkonsum zu einem Risikoverhalten der Jugendlichen bis hin zur Sucht führen kann. Bei dieser Studie wurde erhoben, dass etwa 4% der 14 bis 16 jährigen Jugendlichen internetabhängig sind und weitere 15,4% ein hohes Risiko zur Suchtgefährdung aufweisen (vgl. Riesenhuber 2015, S.29-30).

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Gefahrenquelle Internet? Das Suchtpotential von Onlinemedien und sozialpädagogische Präventionsmaßnahmen
Hochschule
Karl-Franzens-Universität Graz  (Institut der Erziehungswissenschaften der Umwelt-, Regional- und Bildungswissenschaftlichen Fakultät)
Veranstaltung
Theorien und Konzeptionen der Sozialpädagogik II
Note
1,00
Autor
Jahr
2016
Seiten
21
Katalognummer
V317515
ISBN (eBook)
9783668168565
ISBN (Buch)
9783668168572
Dateigröße
856 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sozialpädagogik, Internet, Sucht, Jugendlliche, Online, Onlinemedien, Neue Medien, Medien, Facebook, Games, Gefahr, Jugend, Konsum, Internetsucht, Prävention, Definition, Auswirkungen
Arbeit zitieren
Nadine Saal (Autor:in), 2016, Gefahrenquelle Internet? Das Suchtpotential von Onlinemedien und sozialpädagogische Präventionsmaßnahmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/317515

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