Musikangebote im Internet - Eine Gegenüberstellung von Internet-Tauschbörsen und kommerziellen Musikdownloadportalen


Seminararbeit, 2004

23 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Musikangebote im Internet
2.1 Tauschbörsen
2.1.1 Napster
2.1.2 Kazaa
2.1.3 Zwischenergebnis
2.2 Kommerzielle Downloadportale
2.2.1 Einleitung
2.2.2 Apple iTunes Music Store
2.2.2.1 Geschichte und Vorbemerkungen
2.2.2.2 Software – iTunes
2.2.2.3 Soundformate und Qualität
2.2.2.4 Abspielgerät – der iPod

3 Verschiedene Vergütungsmodelle

4 Rechtliche Aspekte – Urheberrecht und digitale Privatkopie
4.1 Einleitung
4.2 Die digitale Privtkopie
4.3 Digital Rights Management-Systeme

5 Fazit

Anhang
I Literaturverzeichnis
II Abkürzungsverzeichnis
III Abbildungen

1 Einleitung

Seit der Einführung der Compact Disc (CD) und der ersten CD-Brenner ist es für jeden, der ein solches Gerät besitzt, möglich geworden, verlustfreie Kopien von Audio- oder Videomaterial zu erstellen. Dies war früher unmöglich, da nur analoge Speicher-methoden auf Magnetband oder Schallplatte gängig waren, die mit jeder Kopie einen Teil ihrer ursprünglichen Qualität verloren.

Die Audiodaten auf einer CD nehmen bei voller Spiellänge Speicherplatz von ca. 650-700 MB[1] ein. Zum Zeitpunkt der Einführung der Audi-CD war es zwar sehr wohl möglich, eine derartige Menge an Daten auf Personal Computern (PCs) zu speichern, allerdings erschien es als unmöglich bzw. sehr unwahrscheinlich, diese über das Internet zu verschieben. Mittlerweile haben sich mit der Entwicklung leistungsstarker Komprimierungsalgorithmen und erschwinglicher Breitband-Internetverbindungen Techniken entwickelt, die dies möglich machen.

Musik und Internet – diese beiden Worte stehen für einige der momentan meistdiskutierten Fragen: Kann der Online-Vertrieb digitaler Musikdateien den herkömmlichen Vertriebsweg ergänzen oder sogar ersetzen? Und gibt es praktikable Möglichkeiten, dabei die Urheberrechte zu wahren? Würde ein gutes und legales Online-Musikportal einen Großteil der Nutzer vom momentan rechtswidrigen Verbreiten urheberrechtlich geschützter Werke über Online-Tauschbörsen wie KaZaA[2] abhalten?

Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit diesen Fragen und stellt mit dem iTunes Music Store den momentan größten Online-Musikvertrieb und mit Kazaa die immer noch größte Internet-Tauschbörse gegeneinander.

Der zweite Schwerpunkt des Aufsatzes ist auf die rechtlichen Aspekte gelegt, auf Urheberrechtsschutzm die digitale Privatkopie und Digital Rights Management-Systeme (DRM-Systeme)[3].

Da es sich bei diesem Thema um einen relativ neuen Gegenstand handelt, – noch Ende der siebziger Jahre, ungefähr zur Einführung von ISDN[4], wollte Prof. Karlheinz Brandenburg ein Patent auf den digitalen Musikvertrieb anmelden, er wurde mit der Begründung abgewiesen, dass das bei der entstehenden Masse an zu übertragenden Daten über das Internet gar nicht möglich sei[5] – sei darauf hingewiesen, dass sehr wenige belegte Statistiken existieren und sich ein Großteil meiner Quellen aus seriösen Internetpublikationen zusammensetzt, bei denen eine – wenn auch geringe – Gefahr der Nichtwiederauffindbarkeit besteht.

2. Musikangebote im Internet

2.1 Tauschbörsen

Die Geschichte des Tauschens von Musikdateien übers Internet begann im Jahre 1998, die Internetanbindungen waren noch vergleichsweise langsam, einzig an Universitäten oder in Firmensitzen waren Breitbandverbindungen verfügbar. Studenten tauschten MP3-Dateien[6] über private Internetseiten, die meistens nur wenige Tage verfügbar waren – entweder, weil die Musikindustrie Druck ausübte, oder weil die Nutzer nicht bereit waren, Gigabytes an teurem Datendurchsatz in Musikdateien zu investieren. Die verbreitetsten Suchmaschinen waren zu träge, um die ständig wechselnden Anbieter in ihre Listen aufzunehmen.

Shawn Fanning, ein damals 18-jähriger Informatikstudent an der Bostoner Universität, kam auf die Idee, ein Netzwerk von privaten Benutzern zu erschaffen, damit sich diese die Musikdateien direkt, d.h., ohne einen zentralen Server, der die Dateien bereitstellt, von der Festplatte eines anderen Benutzers laden können. Ein zentraler Server würde dabei nur noch die Verwaltungsaufgaben übernehmen, er stellte Listen bereit, in denen verzeichnet wäre, auf welchem Computer eine gewünschte Datei zu finden sei. Mit einiger finanzieller und technischer Unterstützung (es war sein erstes selbst geschriebenes Programm) entwickelte er eine Software, die den Namen trug, unter dem er im IRC[7] bekannt war: Napster.

2.1.1 Napster

Im Mai 1999 gründete John Fanning[8] die Firma „Napster Inc.“. Mit der Hilfe einiger Freunde entwickelte sich Napster zu einem Netzwerk, welches von Millionen tauschwilliger Benutzer eingesetzt wurde.[9] Napster bot dabei nicht nur das kostenlose Herunterladen von Musikdateien, sondern auch die Möglichkeit, sich mit anderen Nutzern auszutauschen, um z.B. über die Musik zu diskutieren. Es bestand sogar – in Anlehnung an Instant Messaging-Programme[10] – die Möglichkeit, zu sehen, wann der eigene Freundeskreis online war.

Mit dem großen Erfolg von Napster wurde allerdings auch die Kritik seitens der Musikindustrie lauter – die Nutzer von Napster verletzten Urheberrechtsgesetze, das Kopieren von Dateien fremder Benutzer hatte mit der legalen digitalen Privatkopie nichts mehr zu tun. Der damalige Vizepräsident der RIAA[11], Cary Sherman, ließ in einer Presseerklärung, die zum Anlaß eine Klage der RIAA über ca. 20 Milliarden US-Dollar gegen Napster hatte, verlauten:

"Bei Napster geht es um Piraterie, darum, ein Geschäft auf Kosten von Musikern aufzubauen” [12]

Verschiedene Musiker, allen voran die Rockgruppe Metallica, unterstützten die RIAA und klagten ihrerseits gegen Napster bzw. übergaben Listen von Benutzern an Napster, die ihre Musikstücke illegal getauscht hatten, um diese vom Netzwerk „aussperren“ zu lassen.

Napsters größtes Problem lag in der Architektur des Systems: Jeder, der das Netzwerk nutzen wollte, musste sich zunächst beim firmeneigenen Server anmelden, die Software übermittelte dem Server dann, welche Dateien der Nutzer anbot. So hatte die Firma jederzeit Zugriff auf eine Liste aller freigegebenen Dateien und aller Nutzer, die mit dem System verbunden waren. Daher war es möglich, das komplette System auszuschalten, wenn man den Napster-Server ausschaltete.

Nach einigen erfolglosen Versuchen der Musikindustrie (vor allem des deutschen Konzerns Bertelsmann), die Firma für ihre Zwecke zu nutzen, musste Napster am 1. Juli 2001 seinen Betrieb bis auf weiteres einstellen.

2.1.2. Kazaa

Im Zuge der Konflikte um Napster stellten sich viele unahbhängige Programmierer die Aufgabe, ein Netzwerk zu erschaffen, welches ohne eine zentrale Verwaltung, also ohne die Schwachstelle Napsters, funktioniert. Das erste Modell eines solchen Netzwerks war Gnutella[13]. Wenn ein Nutzer hier eine bestimmte Datei sucht, sucht der Gnutella-Client zunächst in den im Netzwerk benachbarten Clients danach, diese suchen wiederum in benachbarten usw… Diese Methode funktionierte schnell und zuverlässig.

Das zweite – und mittlerweile weitaus erfolgreichere – dezentral organisierte Netzwerk war Kazaa[14]. Es wurde von den Internet-Unternehmern Niklas Zennstrom und Janus Friis in Zusammenarbeit mit dem Programmierer Edwin Medselaar im Frühjahr 2000 entwickelt. Durch das einfach zu handhabende Interface der Software und die Möglichkeit, gleichzeitig Daten von verschiedenen anderen Benutzern herunterzuladen, verbreitete sich die Software sehr schnell und bietet bis heute schnelle Downloads von Musik, Filmen und Software.

Legal ist dies allerdings nicht. Immer noch wird – wie bei Napster – gegen das Urheberrecht verstoßen. Deshalb versuchten die Gründer von Kazaa im Anfangsstadium ihrer Tauschbörse sogar, eine zentrale Vergütung für die Künstler abzuführen, sozusagen eine Musik-Flatrate einzuführen, bei der jeder Nutzer eine Pauschalvergütung an die jeweilige Verwertungsgesellschaft zahlen würde. Diese Idee wurde aber verworfen, weil sich die Musikindustrie, vor allem die RIAA ausdrücklich dagegen ausgesprochen hat.

Mittlerweile bewegt sich Kazaa im relativ rechtsfreien Raum, da den Betreibern frühzeitig klar wurde, dass die RIAA gegen sie genau die gleichen rechtlichen Methoden wie gegen Napster anwenden würde. So erklärten sie im Jahre 2002, Kazaa verkauft zu haben, der neue Besitzer war die in Vanuatu[15] beheimatete Firma „Sharman Networks“. Sharman Networks besitzt eine für das Tagesgeschäft zuständige Firma in Sydney, „LEF Interactive“, die Entwickler meldeten drei Monate nach dem Verkauf von Kazaa mit ihrer Firma „Fasttrack“ Konkurs an, um mit den übrig gebliebenen Vermögenswerten eine neue Firma namens „Joltid“ bzw. „Blastoid“, beheimatet in Großbritannien, zu gründen.[16]

Kazaa ist bis heute mit im Durchschnitt ca. 3,8 Millionen[17] gleichzeitig angeschlossenen Benutzern die erfolgreichste Tauschbörse der Welt.

Noch 2003 war die Zahl allerdings signifikant höher (5,6 Millionen gleichzeitig angeschlossene Benutzer). Diese Wandlung in der Haltung der Nutzer liegt allerdings höchstwahrscheinlich nicht an einem etwa gestiegenen Unrechtsbewusstsein, sondern ist mit den Aktionen der Musikindustrie zu erklären, die – neben der immer noch andauernden Klagewelle – Dienstleister (z.B. die New Yorker Firma „Overpeer“) dafür einsetzt, qualitativ minderwertige Musikstücke in Tauschbörsen als die Originale anzupreisen, bzw. sogar Musikdateien, die Lautsprecher und Verstärker bei normaler Lautstärke empfindlich beschädigen können, in die Tauschbörsen einstellen.[18] Neben dem Verbreiten von minderwertigen Musikdateien beschäftigt die Musikindustrie auch Mitarbeiter, die sich zu Tauschbörsen verbinden und Daten über die Anbieter von urheberrechtlich geschütztem Material sammeln. So wurden bisher in den USA 1400 peer-to-peer-Nutzer verklagt, die RIAA bittet den Internetprovider des Kunden um die Herausgabe der zu seiner IP-Adresse[19] gehörigen persönlichen Daten, um dann einen Schadensersatzprozeß gegen den Nutzer anzustrengen. Diese Klagen sollen Symbolcharakter haben und andere Nutzer vom Filesharing abhalten.

Aus den oben genannten Gründen bewegen sich die Kunden immer mehr zu neu entstehenden Netzwerken wie eDonkey und Overnet, die angeblich eine höhere Sicherheit gewährleisten.

[...]


[1] s. Abkürzungsverzeichnis – Speichergrößen

[2] Kazaa von Sharman Networks, ist die größte Tauschbörse der Welt. Kazaa basiert auf einem Peer-to-Peer-Netzwerk, bei dem temporäre Server nur dafür zuständig sind, Dateiinformationen zu verwalten, die Dateien werden direkt von Client zu Client verschickt und müssen nicht zentral bereitgestellt werden.

[3] s. Abkürzungsverzeichnis – DRM

[4] s. Abkürzungsverzeichnis – ISDN

[5] Quelle: Tonspion.de, http://www.tonspion.de/pdf/Interview-Brandenburg.pdf

[6] s. Abkürzungsverzeichnis – Digitale Musikformate: MP3

[7] s. Abkürzungsverzeichnis – IRC

[8] John Fanning ist der Onkel von Shawn Fanning, „Napster, Inc“ gehörte zu 70% John, zu 30% Shawn Fanning, Anm. d. Autors

[9] Janko Röttgers, „ Mix, Burn & R.I.P – Das Ende der Musikindustrie“, Netzausgabe unter den Bestimmungen der Creative Commons Public License, Heise Verlag, S. 20

[10] s. Abkürzungsverzeichnis – IM-Programme

[11] s. Abkürzungsverzeichnis – RIAA

[12] Quelle: Rich Menta, RIAA sues Music Startup Napster for 20 Billion, MP3Newswire.net vom 9.12.1999, online unter: http://www.mp3newswire.net//stories/napster.html

[13] der Name Gnutella basiert auf der Abkürzung GNU (Gnu is not Unix), welche für ein frei entwickeltes Unix-Derivat steht, und dem Namen des Brotaufstrichs, Anm. d. Autors

[14] Kazaa funktioniert nicht komplett dezentral: Rechner mit einer sehr guten Netzanbindung übernehmen die Rolle eines Servers, sie werden Supernodes (engl. node – Knoten) genannt. Dieser setzt sich mit weiteren Supernodes in Verbindung, zusammen wird eine Art Meta-Netzwerk gebildet, über die Suchanfragen effektiver bearbeitet werden können. Diese Art der Netzwerkverwaltung ist heute als Fasttrack-Technologie bekannt.

[15] Vanuatu ist eine Inselgruppe im Südpazifik und ein souveräner Staat, vormals Neue Hebriden. Sie bilden den gleichnamigen Inselstaat. Quelle: Wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/Vanuatu

[16] Janko Röttgers, „ Mix, Burn & R.I.P – Das Ende der Musikindustrie“, Netzausgabe unter den Bestimmungen der Creative Commons Public License, Heise Verlag, S. 53

[17] Quelle: BigChampagne, ein US-Dienstleister, der die Aktivitäten in Tauschbörsen statistisch erfasst, http://www.bigchampagne.com

[18] Janko Röttgers, „ Mix, Burn & R.I.P – Das Ende der Musikindustrie“, Netzausgabe unter den Bestimmungen der Creative Commons Public License, Heise Verlag, S. 73

[19] IP-Adressen erlauben eine logische Adressierung von Computern in IP-Netzwerken (z. B. dem Internet). Ein Host besitzt dabei mindestens eine eindeutige IP-Adresse pro Netzwerkschnittstelle. IP-Adressen der IP Version 4 erscheinen normalerweise als Folgen von vier Zahlen, die durch einen Punkt getrennt werden, z. B. 192.168.0.34 oder 127.0.0.1,

Quelle: Wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/IP-Adresse

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Musikangebote im Internet - Eine Gegenüberstellung von Internet-Tauschbörsen und kommerziellen Musikdownloadportalen
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Institut für Publizistik u. Kommunikationswissenschaft)
Veranstaltung
PS Online-Dienste
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
23
Katalognummer
V31758
ISBN (eBook)
9783638326674
Dateigröße
712 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Tauschbörsen, kommerzielle Downloadportale (Gewichtung auf Apple iTunes Music Store, Vergütungsmodelle, rechtliche Aspekte)
Schlagworte
Musikangebote, Internet, Eine, Gegenüberstellung, Internet-Tauschbörsen, Musikdownloadportalen, Online-Dienste
Arbeit zitieren
Armin Hempel (Autor:in), 2004, Musikangebote im Internet - Eine Gegenüberstellung von Internet-Tauschbörsen und kommerziellen Musikdownloadportalen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31758

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