Einführung und Abgrenzung
1.1 Einführung in die Problematik
In den vergangenen beiden Jahrzehnten kam es in 125 Staaten mehrerer Weltregionen zu mindestens einer schwerwiegenden Währungs- und Finanzkrise(3). Einiges spricht dafür, dass diese zuvor nicht gekannte Krisenhäufigkeit erst durch die weitgehende Liberalisierung der Finanzmärkte ermöglicht wurde. Hingegen divergieren die Meinungen, inwieweit es sich um eine systemimmanente Instabilität
der liberalisierten Weltfinanzmärkte handelt. Das Spektrum reicht von Befürwortern einer grundsätzlichen Beibehaltung des Status Quo bis hin zu Totalkritikern des kapitalistischen Systems.
Banken, institutionelle Anleger, Spekulanten, private Finanzmarktakteure oder die Regierungen der westlichen Industrieländer (G7) halten am System flexibler Wechselkurse fest. Als Verfechter freien Kapitalverkehrs sprechen sie sich darüber hinaus gegen jegliche Einmischung von staatlicher Seite
aus, um die Effizienz der Märkte nicht zu beeinträchtigen.
Auf der anderen Seite des Spektrums stehen als Kritiker des Neoliberalismus einige weltweit operierende
Nichtregierungsorganisationen wie Attac(4) sowie Gewerkschaften und linke Parteien. Diese Gruppierungen sprechen sich in der Mehrzahl für die Einführung einer Devisentransaktionssteuer (im folgenden mit ‚DT-Steuer’ abgekürzt) nach James Tobin aus, um eine größere Stabilität der internationalen Finanzmärkten zu erreichen. Sie erhoffen sich von dieser Maßnahme außerdem die Begrenzung
der Macht großer Finanzakteure und eine Stärkung der nationale Autonomie der Staaten(5).
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einführung und Abgrenzung
- Einführung in die Problematik
- Zielsetzung und thematische Abgrenzung
- Finanzwissenschaftliche Grundlagen
- Stabile und effiziente Devisenmärkte?
- Hohe Handelsvolumen – Zeichen einer Abkopplung?
- Der Aufbau der Devisenmärkte
- ,Gute' Spekulation -,schlechte' Spekulation
- Arbitragegeschäfte
- Tobins Konzept einer Devisentransaktionssteuer
- James Tobins Konzept
- Die Renaissance der Tobin-Steuer
- Fiskalische Ziele einer Tobin-Steuer
- Variationen des Steuersatzes
- Variationen der Bemessungsgrundlage
- Ausnahmeregelungen
- Umgang mit Ausweichreaktionen des Marktes
- Grundsätzliche Wirksamkeit der Tobin-Steuer
- Wirksamkeit der Tobin-Steuer bei Währungskrisen
- Politische Durchsetzbarkeit und internationale Koordinierung
- Zwei alternative Konzepte einer Devisentransaktionssteuer
- Zweistufige Devisentransaktionssteuer nach Spahn
- Mindestreservepflicht nach dem chilenischen Vorbild
- Fazit und Ausblick
- Eignung und Umsetzbarkeit einer Devisentransaktionssteuer nach Tobin
- Mögliche Alternativen
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Devisentransaktionssteuer nach Tobin (DT-Steuer) und untersucht ihre Eignung und Umsetzbarkeit. Der Fokus liegt dabei auf der Bewertung der Wirksamkeit und der Auswirkungen der DT-Steuer auf die Finanzmärkte. Darüber hinaus werden alternative Konzepte zur Stabilisierung der Finanzmärkte betrachtet.
- Die DT-Steuer als Instrument zur Stabilisierung der internationalen Finanzmärkte
- Die Auswirkungen der DT-Steuer auf die Finanzmärkte
- Die politische Durchsetzbarkeit und internationale Koordinierung der DT-Steuer
- Alternative Konzepte zur Stabilisierung der Finanzmärkte
- Die unterschiedlichen Perspektiven auf die DT-Steuer zwischen Befürwortern und Kritikern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Problematik der Finanzmarktstabilität, die im Kontext der zunehmenden Liberalisierung der Finanzmärkte und der daraus resultierenden Krisenhäufigkeit diskutiert wird. Anschließend werden die finanzwissenschaftlichen Grundlagen der Devisenmärkte erläutert, um die Funktionsweise der DT-Steuer besser verstehen zu können. Im dritten Kapitel wird Tobins Konzept der DT-Steuer vorgestellt und die unterschiedlichen Varianten sowie deren fiskalische Ziele analysiert. Kapitel vier befasst sich mit den möglichen Ausweichreaktionen des Marktes auf die Einführung einer DT-Steuer und der Frage nach ihrer Wirksamkeit. Im fünften Kapitel werden zwei alternative Konzepte zur DT-Steuer diskutiert: die zweistufige DT-Steuer nach Spahn und die Mindestreservepflicht nach dem chilenischen Vorbild. Die Arbeit endet mit einem Fazit und einem Ausblick, in dem die Eignung und Umsetzbarkeit der DT-Steuer sowie mögliche Alternativen zusammengefasst werden.
Schlüsselwörter
Devisentransaktionssteuer, Tobin-Steuer, Finanzmarktstabilität, Währungskrisen, Spekulation, Arbitragegeschäfte, internationale Finanzmärkte, Neoliberalismus, Finanzmarktregulation, Politikberatung, wirtschaftswissenschaftliche Grundlagen, Finanzwissenschaft.
- Citar trabajo
- Bernd Oliver Sünderhauf (Autor), Sebastian Dittus (Autor), 2002, Eignung und Umsetzbarkeit einer Devisentransaktionssteuer nach Tobin (Tobin-Steuer), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3175