Im 10. Kapitel des III. Buchs der "Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio" lenkt Macchiavelli seinen Blick auf die Feldherren als handelnde Individuen. Um die Gedankengänge Machiavellis in dieser Abhandlung verstehen zu können, gilt es zunächst zwei Fragen zu klären: Erstens, was zeichnet einen Feldherrn nach dem Verständnis Machiavellis wohl am ehesten aus und zweitens, wie sollte ein Feldherr ausgestattet sein hinsichtlich seiner Befugnisse.
Eine Antwort auf den Idealtypus eines Feldherrn lässt sich wohl am ehesten am Beispiel Theodosius I. (347 – 395) finden, den der Historiker Theodor Mommsen so darstellt, wie ihn auch Machiavelli vermutlich nicht anders dargestellt hätte. Nach ihm zeichnet sich ein Feldherr nämlich durch einen strategischen Blick, meisterhafte Kriegspläne mit höchster Tätigkeit in der Ausführung und blitzschnelle Entschlossenheit aus.
Mommsen führt in seinem Werk weiter aus, dass Theodosius aufgrund seiner militärischen Erfolge die absolute Befehlsgewalt über eine Provinz auf dem Balkan übertragen wurde. Feldherren sollen also quasi die Herren im Felde sein, die dem Status eines Herrschers entsprechend die volle Entscheidungs- und Befehlsgewalt nicht nur über die ihnen unterstellten Truppen innehaben, sondern auch grundsätzlich darüber zu entscheiden haben, ob überhaupt und mit welcher Strategie sie dann eine Schlacht führen.
Machiavelli untersucht anhand von historischen Beispielen, ob es gewissermaßen Regeln im Sinne von erkennbaren Mustern und Prinzipien des militärischen Entscheidens und Handelns gibt. Er stellt bereits in der Überschrift seines 10. Kapitels fest, dass ein Feldherr der Schlacht nicht ausweichen kann, wenn sein Gegner durchaus eine Schlacht liefern will.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Zwei Strategien, sich nicht in eine Schlacht einzulassen
- Fabius Maximus und die befestigten Feldlager
- Die Verteidigungsstrategie und ihre Grenzen
- Der Angriffskrieg und die Notwendigkeit zur Schlacht
- Tapferkeit und Ehre im Krieg
- Kritik am italienischen Heereswesen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel des Essays ist es, Machiavellis Gedanken zum Feldherrn und zur Kriegsführung im 10. Kapitel des III. Buches seiner Discorsi zu analysieren. Der Fokus liegt insbesondere auf der Frage, ob ein Feldherr einer Schlacht ausweichen kann, wenn der Gegner diese wünscht.
- Die Rolle des Feldherrn in Machiavellis Denken
- Die Gefahren des Ausweichens vor einer Schlacht
- Die Bedeutung von Tapferkeit und Ehre im Krieg
- Kritik an der italienischen Kriegsführung und dem Einsatz von Söldnern
- Die Notwendigkeit einer aktiven Kriegsführung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Der Essay führt in Machiavellis Analyse des Feldherrn im 10. Kapitel des III. Buches der Discorsi ein. Er stellt die Frage nach den Eigenschaften eines idealen Feldherrn und dessen Befugnissen. Theodosius I. wird als Beispiel für einen erfolgreichen Feldherrn mit strategischem Blick, meisterhaften Kriegsplänen und Entschlossenheit vorgestellt.
Hauptteil
Der Hauptteil untersucht Machiavellis Argumentation, warum ein Feldherr einer Schlacht nicht ausweichen kann, wenn der Gegner diese wünscht. Es werden verschiedene Strategien des Ausweichens und ihre Nachteile analysiert. Machiavelli kritisiert die Strategie des Ausweichens und plädiert für eine aktive Kriegsführung. Er argumentiert, dass Tapferkeit und Ehre für einen erfolgreichen Feldherrn essenziell sind und die italienische Kriegsführung, die auf Söldnerheere baut, unzureichend ist.
Fazit
Der Essay fasst Machiavellis Kritik an der Kriegführung der italienischen Republiken und Fürstentümer zusammen. Er betont die Gefahren von Söldnerheeren und die Notwendigkeit, dass Herrscher selbst die Verantwortung für die Kriegsführung übernehmen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Feldherr, Schlacht, Kriegsführung, Strategie, Tapferkeit, Ehre, Söldner, italienische Republiken, Machiavelli, Discorsi, Theodosius I., Fabius Maximus, Philipp von Mazedonien, Hannibal.
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- Eckhard Janiesch (Author), 2014, "Ein Feldherr kann der Schlacht nicht ausweichen, wenn sein Gegner durchaus eine Schlacht liefern will." Zu Machiavellis "Discorsi", III. Buch, 10. Kapitel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/317797