Für die Untersuchung des Monströsen im Mittelalter wurde die "Melusine" Thürings von Ringoltingen ausgewählt, anhand derer ein beispielhafter Überblick über unterschiedliche Interpretationen von Monstern und Monströsem gegeben werden soll. Es soll dabei untersucht werden, inwiefern ein Kontakt zwischen Menschen und "andersartigen" Wesen zustande kommen kann und ob es unmittelbar zu einem Konflikt innerhalb dieser Kombination kommen muss.
Im Mittelpunkt der Analyse soll zudem die Herangehensweise des Autors stehen, der mit Wortwahl und Dynamik in der Erzählung genau bestimmen kann, wie und wann sich das dargestellte Wesen als Monster herausstellt und wie dieses dabei beschrieben wird. Da Monster oft mit dem Bösen gleichgesetzt werden, gilt es auch zu untersuchen, ob das Andersartige als hässlich wahrgenommen wird und in diesem Zusammenhang sogar ethisch verurteilt wird. Thürings "Melusine" bietet auch ohne das Vorkommen von Riesen, Drachen oder anderen animalischen Wesen einen sehr guten Einblick in das Verständnis von Monstern im Mittelalter. Die geschickte Wandlung von der schönen Melusine zu einer bösen Schlange, einem schändlichen Wurm steht dabei exemplarisch für die unterschiedlichen Auffassungen von Übernatürlichkeit und Andersartigkeit.
Die Frage nach dem Monströsen in dem Werk Thürings versucht diese Ausarbeitung zu beantworten. Vor der Analyse einiger in diesem Zusammenhang elementarer Textstellen, soll zunächst der beschriebene Überblick über Monster im Mittelalter in das Thema einführen, um ein besseres Verständnis der später folgenden Textstellen zu gewährleisten. Im Anschluss daran, soll ein kurzer Exkurs zur Historie der sogenannten Melusinensage in die Thematik von Thürings Werk einführen. Ein kurzer Überblick über die Entstehungsgeschichte soll diesen Exkurs zusätzlich bekräftigen. Darauf folgend soll das Hauptaugenmerk dieser Arbeit auf der Analyse des Textes und für das Thema Monster relevante Textpassagen liegen. Diese sollen die unterschiedlichen Ansätze zur Findung eines Monstrositätskonzeptes verdeutlichen und zeigen, mit welcher Vielfalt man dem Monströsen in mittelalterlichen Texten begegnen kann. Abschließend wird in der Schlussbetrachtung bewertet, ob und inwieweit die "Melusine" tatsächlich als Beispiel für mittelalterliche Monstrosität dient.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einführung Monstrosität im Mittelalter
- Entstehung der Melusinensage...
- Entwicklung vom Schönen zum Monströsen in der Melusine.....
- Begegnung Reymunds mit der schönen Melusine
- Das Versprechen
- Wer ist die Melusine?
- Die missgestaltenen Söhne
- Die Entdeckung der Melusine
- Reymunds Reue und die Melusine als „Tiermensch“
- Schlussbetrachtung..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Ausarbeitung befasst sich mit dem Konzept der Monstrosität im Mittelalter anhand der Melusine Thürings von Ringoltingen. Sie soll einen Überblick über die unterschiedlichen Interpretationen von Monstern und Monströsem geben und den Kontakt zwischen Menschen und „andersartigen“ Wesen untersuchen. Dabei wird der Fokus auf die Herangehensweise des Autors liegen, der durch Wortwahl und Dynamik in der Erzählung das Wesen der Melusine als Monster darstellt. Die Analyse untersucht auch, ob das Andersartige als hässlich wahrgenommen wird und in diesem Zusammenhang ethisch verurteilt werden kann.
- Das Konzept der Monstrosität im Mittelalter
- Die Melusine Thürings von Ringoltingen als Beispiel für mittelalterliche Monstrosität
- Der Kontakt zwischen Menschen und „andersartigen“ Wesen
- Die Darstellung des Monströsen durch den Autor
- Die Wahrnehmung des Andersartigen als hässlich und ethisch verurteilbar
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Monstrosität im Mittelalter ein und stellt die Melusine Thürings von Ringoltingen als Fallbeispiel vor. Sie beleuchtet die Bedeutung des Konzepts der Monstrosität für die mittelalterliche Vorstellungskraft. Das zweite Kapitel beleuchtet die Definition des Monsters im Mittelalter und geht auf verschiedene Ansätze ein, die sich auf die Schriften von Plinius, Augustinus und Isidors stützen. Es beleuchtet auch die Bedeutung des Monsters als Zeichen oder Wunderzeichen, das sowohl physische Missbildungen als auch mythologische Kreaturen umfasst.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Entstehung der Melusinensage und ihrer Entwicklung vom Schönen zum Monströsen. Es analysiert die Begegnung Reymunds mit der schönen Melusine, das Versprechen, das sie ihm gibt, und die Frage nach ihrer wahren Identität. Schließlich wird auch die Entdeckung ihrer wahren Natur und die Reaktion Reymunds auf diese Offenbarung beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Begriffen Monstrosität, Mittelalter, Melusine, Andersartigkeit, Schönes und Monströses, Schlange, Wurm, Übernatürlichkeit, Wunderzeichen, Gottesstaat, Missgeburt, Wundervölker, Symbolik.
- Quote paper
- Janine Simon (Author), 2015, Monstrosität im Mittelalter. Die "Melusine" Thürings von Ringoltingen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/318045